Taubheit bei Migräne: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Migräne ist eine weit verbreitete neurologische Erkrankung, von der etwa 7 % der Männer und 13 % der Frauen betroffen sind. Die Anfälle treten am häufigsten zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr auf, können aber auch schon im Kindesalter beginnen. Migräne ist mehr als nur ein starker Kopfschmerz. Sie ist ein komplexes Syndrom mit einer Vielzahl von Symptomen, darunter Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Lärmempfindlichkeit sowie neurologische Ausfälle wie Taubheit.

Was ist Migräne?

Migräne ist eine anfallsartige Kopfschmerzerkrankung, die sich durch einen pulsierenden, pochenden oder stechenden Schmerz äußert, der meist einseitig auftritt. Die Schmerzseite kann von Attacke zu Attacke wechseln. Die Migräneattacken dauern in der Regel zwischen 4 und 72 Stunden.

Ursachen von Migräne

Die genauen Ursachen der Migräne sind noch nicht vollständig erforscht. Es wird angenommen, dass ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren eine Rolle spielt, darunter:

  • Genetische Veranlagung: Migräne tritt häufig familiär gehäuft auf.
  • Neurologische Veränderungen im Gehirn: Störungen der nervlichen Signalwege, die die Schmerzempfindungen regulieren, können eine Rolle spielen.
  • Ungleichgewicht von Botenstoffen im Gehirn: Insbesondere Serotonin, Noradrenalin und CGRP (Calcitonin-Gene-Related-Peptide) scheinen fehlreguliert zu sein. Diese beeinflussen unter anderem die Schmerzempfindlichkeit der Blutgefäße.
  • Entzündliche Veränderungen der kleinen Blutgefäße im Gehirn (Arteriolen): Diese können ebenfalls zu Migräne beitragen.

Migräne mit Aura und Taubheit

Bei etwa 10 bis 15 % der Migränepatienten geht dem Kopfschmerz eine sogenannte Aura voraus. Eine Aura ist eine vorübergehende neurologische Störung, die sich durch verschiedene Symptome äußern kann, darunter:

  • Sehstörungen: Flimmern, Flackern, Zackenmuster, wandernde Skotome (Gesichtsfeldausfälle), verzerrtes Sehen, Lichtblitze oder Farben.
  • Sensible Störungen: Kribbelmißempfindungen, Taubheit, meist in den Händen, Armen oder im Gesicht.
  • Motorische Störungen: Lähmungen (selten).
  • Sprachstörungen: Schwierigkeiten, Worte zu finden oder die Sprache flüssig zu formulieren.
  • Schwindel: Kann im Rahmen einer Basilarismigräne auftreten.

Die Aura-Symptome entwickeln sich meist über einen Zeitraum von 5 bis 20 Minuten und halten typischerweise 15 bis 60 Minuten an. Meistens setzt der Kopfschmerz erst nach dem Ende der Aura ein, kann sich aber auch mit ihr überschneiden. In manchen Fällen tritt auch nur eine Aura ohne nachfolgenden Kopfschmerz auf (Migraine sans Migraine).

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Migräne mit Hirnstammaura

Die Migräne mit Hirnstammaura (früher Basilarismigräne genannt) ist eine seltene Form der Migräne mit Aura, bei der die Aura-Symptome vom Hirnstamm ausgehen. Zu den möglichen Symptomen gehören:

  • Doppeltsehen
  • Sprachstörung
  • Schwindel (vestibuläre Migräne)
  • Tinnitus (Ohrgeräusche)
  • Hörminderung
  • Ataxie (Koordinationsstörung)
  • Bewusstseinsstörung
  • Beidseitiges Taubheitsgefühl

Die Symptome treten beidseitig auf. Kopfschmerzen stehen bei dieser Form der Migräne nicht immer im Mittelpunkt. Die Symptome können beängstigend sein, da sie Parallelen zu einem Schlaganfall aufweisen.

Auslöser von Migräne

Es gibt zahlreiche Triggerfaktoren, die Migräneattacken auslösen können. Diese Trigger sind individuell verschieden und können von Person zu Person variieren. Zu den häufigsten Triggern gehören:

  • Stress: Übermäßiger Stress ist ein häufiger Auslöser.
  • Ernährung: Bestimmte Lebensmittel und Getränke wie Käse, Schokolade, Rotwein und koffeinhaltige Getränke können Migräne auslösen.
  • Schlaf: Unregelmäßiger Schlaf oder Schlafmangel können Migräneattacken provozieren.
  • Hormone: Hormonelle Veränderungen, insbesondere bei Frauen im Zusammenhang mit der Menstruation, können Migräne auslösen.
  • Wetter: Starke Temperaturschwankungen, Luftfeuchtigkeit oder Druckveränderungen (sog. Migräne-Wetter) können bei empfindlichen Personen Migräneanfälle auslösen.
  • Umweltfaktoren: Starke Gerüche, Lärm, Chemikalien oder Parfums können Migräne verursachen.
  • Körperliche Anstrengung: Intensive körperliche Anstrengung kann ebenfalls ein Auslöser sein.

Diagnose von Migräne

Die Diagnose der Migräne erfolgt in erster Linie durch die Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) und eine unauffällige neurologische Untersuchung. Ein Kopfschmerztagebuch kann hilfreich sein, um die Häufigkeit, Dauer und Art der Kopfschmerzen sowie mögliche Auslöser zu dokumentieren. In manchen Fällen können weitere Untersuchungen wie eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns durchgeführt werden, um andere Ursachen für die Kopfschmerzen auszuschließen.

Behandlung von Migräne

Die Behandlung der Migräne umfasst zwei Hauptansätze:

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  • Akuttherapie: Behandlung der akuten Migräneattacke.
  • Prophylaxe: Vorbeugung von Migräneattacken.

Akuttherapie

Bei leichten bis mittelschweren Migräneattacken können verschiedene Schmerzmittel eingesetzt werden, z.B. Ibuprofen, Paracetamol, ASS, Naproxen, Novalgin oder Diclofenac. Die Wirksamkeit ist am besten, wenn das Medikament frühzeitig und in ausreichender Dosierung eingenommen wird. Kau- oder Brausetabletten werden am schnellsten vom Körper aufgenommen, während Paracetamol als Zäpfchen am besten wirkt, insbesondere bei Übelkeit.

Zusätzlich zu Schmerzmitteln können Medikamente gegen Übelkeit (Antiemetika) eingesetzt werden, um die Begleitsymptome zu lindern und die Aufnahme der Schmerzmittel zu verbessern.

Bei schwereren Migräneattacken können Triptane eingesetzt werden. Triptane sind spezifische Migränemittel, die die Blutgefäße im Gehirn verengen und die Entzündung hemmen. Sie sind in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich, z.B. als Tabletten, Zäpfchen, Schmelztabletten oder Nasenspray.

Während der Attacke hilft es den Betroffenen meist, sich in einen dunklen und ruhigen Raum zurückzuziehen. Schlaf wirkt häufig erleichternd.

Prophylaxe

Eine Migräneprophylaxe ist ratsam, wenn die Migräneattacken häufig (mehr als 3 Attacken pro Monat) und/oder schwer sind. Es stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, z.B. Betablocker, Flunarizin oder Topiramat. Auch bestimmte Antidepressiva wie Amitriptylin, Botox (bei schwerer chronischer Migräne) oder monoklonale Antikörper können eingesetzt werden. Eine fertige Kombination von Magnesium, Vitamin B2 und Coenzym Q10 wird ebenfalls als Migräneprophylaxe empfohlen.

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Neben der medikamentösen Prophylaxe gibt es auch verschiedene nicht-medikamentöse Therapien, die zur Vorbeugung einer Migräne beitragen können:

  • Entspannungstechniken: Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, Biofeedback-Verfahren, autogenes Training oder Yoga können helfen, Stress abzubauen und die Schmerzen zu reduzieren.
  • Akupunktur: Kann bei manchen Betroffenen die Häufigkeit und Intensität der Migräneattacken reduzieren.
  • Verhaltenstherapie: Kann helfen, ungünstige Verhaltensweisen zu ändern und besser mit der Migräne umzugehen.
  • Regelmäßiger Ausdauersport: Kann die Häufigkeit von Migräneattacken reduzieren.
  • Stressbewältigung: Erlernen von Stressbewältigungsstrategien.
  • Ergotherapie: Kann helfen, mit den Beschwerden im Alltag besser umzugehen.

Spezielle Aspekte

  • Menstruelle Migräne: Bei Frauen, die unter menstrueller Migräne leiden, können langwirksame Schmerzmittel wie Naproxen während der Regelblutung eingesetzt werden.
  • Vestibuläre Migräne: Bei Patienten mit vestibulärer Migräne (Schwindelattacken) kann eine spezifische Therapie erforderlich sein.
  • Schwangerschaft: Schwangere Frauen sollten Migräneauslöser meiden. In Absprache mit dem Arzt können Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen bis zur 28. Schwangerschaftswoche eingenommen werden. Triptane sind in der Schwangerschaft nicht zugelassen, aber Sumatriptan ist hier im Off-Lable-Use unter ärztlicher Aufsicht sehr gut erprobt.

Was hilft bei akuter Migräne?

  • Ruhe und Dunkelheit: Ziehen Sie sich in einen abgedunkelten, stillen Raum zurück.
  • Kühlung: Legen Sie ein feuchtes Tuch oder eine kühle Auflage auf die Stirn oder den Nacken.
  • Stimulation des Nervus trigeminus: Mithilfe eines speziellen Geräts, das auf die Stirn geklebt wird, kann der für Schmerz verantwortliche Nerv des Gesichts stimuliert werden, was die Schmerzen lindert.
  • Einnahme von Schmerzmedikamenten: Die schnellste Linderung von Migränekopfschmerzen ist durch die gezielte Einnahme von Schmerzmedikamenten zu erreichen.

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