Eine pathologisch gesteigerte Mastzellaktivität kann sich in verschiedenen Erkrankungen und gesundheitlichen Störungen äußern. Oft können mehrere Begleiterkrankungen parallel bestehen. Mastzellen sind an vielen Pathomechanismen beteiligt, jedoch muss bei den hier genannten Erkrankungen nicht zwingend eine Mastzellaktivierungsstörung vorliegen.
Disclaimer: Die Inhalte dieses Beitrags dienen lediglich zur Information und Aufklärung und stellen keine therapeutische Empfehlung oder eine Diagnose dar. Änderungen einer Therapie sind mit dem behandelnden Arzt oder Therapeuten zu besprechen.
Was sind Mastzellen und was tun sie?
Mastzellen sind wichtige Zellen des Immunsystems, die seit über 500 Millionen Jahren existieren und ursprünglich das Immunsystem der ersten Urtierchen darstellten. Sie bilden die erste Linie der Verteidigung gegen Bakterien, Viren, Pilze und andere Erreger. Mastzellen sind großartige Kommunikatoren im Körper und produzieren oder speichern über 1000 verschiedene Botenstoffe (Mediatoren), mit denen sie mit anderen Zellen und Geweben im Körper "sprechen" können.
Mastzellen kommen prinzipiell überall im Körper vor, besonders an den Schnittstellen des Körpers mit der Umwelt: Atemwege, Haut, Magen-Darm-Trakt und Schleimhäute. Aber auch in den Blutgefäßen und den Genitalien sind die Mastzellen verstärkt vertreten.
Was passiert, wenn Mastzellen überaktiviert sind?
Überaktivierte oder fehlregulierte Mastzellen reagieren auf zu viele Reize. Während gesunde Mastzellen die richtige Menge und Art von Mediatoren in die richtige Richtung, zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Dauer entsenden, sind überaktivierte Mastzellen zu aktiv. Sie reagieren auch auf Stoffe, die eigentlich keine Bedrohungen für den Körper sind, z.B. die Mastzellen erkennen fälschlicherweise diese als Bedrohung an und reagieren dann wie auf einen Krankheitserreger - mit der Produktion einer Entzündung. Daher kommt es auch, dass die Symptome, die überaktivierte Mastzellen hervorrufen, im Allgemeinen allergischer oder entzündlicher Natur sind.
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In der Absicht, den Körper vor den vermeintlichen Bedrohungen zu schützen, senden die Mastzellen Botenstoffe, wie z.B. Histamin, aus. Dies veranlasst dann andere Zellen zu einer Reaktion, beispielsweise um Anschwellen der Schleimhäute.
Ursachen für erhöhte Mastzellaktivität
Verschiedenste Ursachen können die Mastzellaktivität erhöhen. Zu den häufigsten Auslösern gehören:
- IgE-Allergene
- Duftstoffe
- Histaminose
- Leaky Gut
- Schwermetallbelastung
- Stresshormone
- Entzündungsmediatoren
- Xenobiotika
Symptome überaktivierter Mastzellen
Die Symptome, die überaktivierte Mastzellen produzieren können, sind in der Regel unspezifisch. Das bedeutet, dass die Symptome nicht nur bei MCAS, sondern auch bei einer ganzen Reihe anderer Erkrankungen auftreten können. Es gibt bei MCAS auch kein „wegweisendes Leitsymptom“, welches immer vorhanden ist.
Das macht es schwierig, MCAS anhand von Symptomen zu identifizieren. Aus diesem Grund wird für die Diagnose das klinische Gesamtbild benötigt: Symptome, Verlauf und Laboruntersuchungen. Denn auch wenn kein einzelnes Symptom entscheidend für MCAS ist, gibt es dennoch ein sehr typisches Gesamtbild. Aus diesem ergibt sich in der Regel der erste Verdacht, der dann mit Hilfe von Laboruntersuchungen bestätigt werden kann.
Mögliche Ausprägungen von Mastzellerkrankungen sind im Folgenden aufgelistet. Die meisten davon treten chronisch und in geringer Ausprägung auf, einige aber auch dauerhaft. Viele sind entweder episodisch oder wechselhaft. Es ist für MCAS ganz typisch, dass viele Symptome unspezifisch sind, kommen und gehen, und sich abwechseln. Zwischen den verschiedenen Menschen können die Ausprägungen sehr unterschiedlich sein (z.B. bei dem einen Verstopfung, bei dem anderen Durchfall), aber es können sich auch innerhalb einer Person gegensätzliche Symptome abwechseln (z.B. erst Verstopfung, dann Durchfall).
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Die im Folgenden aufgelistete Symptome können im Rahmen von MCAS auftreten. Das heißt nicht, dass alle Symptome tatsächlich in einem Menschen auftreten. Auch die Intensität der Symptome kann sich stark zwischen den Betroffenen oder zwischen verschiedenen Zeitpunkten innerhalb eines Betroffenen unterscheiden.
Allgemeine Symptome:
- Müdigkeit, Unwohlsein, Kraftlosigkeit (Asthenie)
- „Chronisches Müdigkeitssyndrom“ (chronic fatigue)
- Subjektive und/oder objektive Überwärmung (Hyperthermie) und/oder Unterkühlung des Körpers (Hypothermie)
- „Kältegefühl die meiste Zeit“
- Schweißausbrüche/Schwitzen (nicht immer nachtaktiv)
- Hitzewallungen, Erröten oder Blässe
- Erhöhter oder verminderter Appetit, frühe Sättigung
- Gewichtszunahme oder Abnahme
- Juckreiz
- Empfindlichkeit gegenüber chemischen und/oder physikalischen Umweltreizen (oft ungewöhnlicher Natur)
Augen:
- Gereizte Augen
- Vermehrte oder verminderte Tränensekretion
- Bluterguss (Suffusion)
- Bindehautentzündung
- Episodische Fokussierungsschwierigkeiten
- Lidzittern/Tic (Blepharospasmus)
- Sonnenempfindlichkeit
- Infektiöse oder sterile Entzündung
Blase und Genitalien:
- Entzündung (oft wandernd) in einem oder mehreren Segmenten der Blase und Harnröhre, z.B. Harnleiterentzündung (Ureteritis, Urethritis), Blasenentzündung (Cystitis), Scheidenentzündung (Vaginitis)
- Schmerzen im Schambereich (Vestibulitis)
- Und/oder Nierenentzündung (Nephritis)
- Prostataentzündung (Prostatitis)
- Chronische Nierenerkrankung
- Gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutter, oft schmerzhaft (Endometriose)
- Chronische Rücken- oder Flankenschmerzen oder Bauchschmerzen
- Wassersackniere (Hydronephrose; wahrscheinlich aufgrund einer Schwellung im Harnleiter (Ureterangiödem))
- Unfruchtbarkeit
- Erektionsstörungen (erektile Dysfunktion)
- Verminderter Sexualtrieb; bei einer geeigneten Einstellung der Multisystemerkrankung sollten Fehlgeburten dazu veranlassen, das Antiphospholipid-Antikörper-Syndrom, das möglicherweise auf Mastzellerkrankungen zurückzuführen ist, in Erwägung zu ziehen.
Haut:
- Ausschläge und Gewebeschädigungen (Läsionen) verschiedenster Art (klassische Urticaria pigmentosa, „Sommersprossen“, sichtbare erweiterte kleine Blutgefäße (Kapillargefäße) der Haut oder Gefäßfehlbindungen (teleangiektatische/angiomatöse Läsionen))
- Trockene Haut (Xerose)
- Warzen, Hautanhängsel, Haarfollikelentzündung (Follikulitis)
- Geschwüre
- Juckende Bläschen und Blasen an Fingern, Händen oder Füßen (dyshidrotisches Ekzem)
- Diffus wandernde, aber manchmal an einzelnen Stellen dauerhaft existierende Pigmentflecken (fleckiges Makulaerythem)
- Juckreiz (oft diffus wandernd, manchmal durch Wasserkontakt hervorgerufen (aquagen))
- Hitzewallungen
- Schwellung von Haut oder Schleimhaut (Angioödem)
- Dehnungsstreifen der Haut (Striae)
- Auf der Haut „schreiben“ können (Dermatographismus)
- Haarausdünnung und Haarausfall (Alopezie)
- Wachstumsstörungen der Fingernägel (Onychodystrophie; brüchige Nägel, Längsrillen)
- Schlechte Heilung
Blut und Blutgerinnung:
- Vermehrung (Polyzythämie) oder Verminderung (Anämie) der roten Blutkörperchen (Erythrozyten), dies kann bei großen (makrozytär), normalen (normozytär) oder kleinen (mikrozytär) Erythrozyten auftreten
- Vermehrung (Leukozytose) oder Verminderung (Leukopenie) der weißen Blutkörperchen (Leukozyten)
- Chronischer (meist leichter) Anstieg der Monozyten (Monozytose) oder Eosinophilen (Eosinophilie) oder Basophilen (Basophilie)
- Vermehrung (Thrombozytose) oder Verminderung (Thrombozytopenie) der Blutplättchen (Thrombozyten)
- Verstopfung eines Blutgefäßes (arterielle und/oder venöse thromboembolische Erkrankung)
- Neigung zu Blutergüssen/Blutungen; beim Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS) zeigt das Knochenmark gewöhnlich keine vermehrten (oder sogar veränderten) Mastzellen; das Gewebe des Knochenmarks wird oft als normal oder als nicht spezifiziertes Syndrom mit Bildung von zu wenigen (myelodysplastisch) oder zu vielen (myeloproliferatives) Blutzellen gesehen; standardmäßige Analyse der Chromosomen (zytogenetische Untersuchungen) sind fast immer normal oder zeigen ein Kulturversagen.
Herz und Blutgefäße:
- Kreislaufinstabilität mit Benommenheit, Schwäche, Gleichgewichtsstörungen, Schwindel (Präsynkope) und/oder kurzzeitiger Bewusstlosigkeit (Synkope)
- Bei den Patienten wurde möglicherweise ein postural-orthostatisches Tachykardie-Syndrom (POTS) oder eine neurokardiogene Synkope diagnostiziert
- Hoher (Hypertonie) und/oder niedriger Blutdruck (Hypotonie)
- Herzklopfen, Rhythmusstörungen
- Beschwerden oder Schmerzen im Brustkorb (in der Regel nicht mit einer Angina zusammenhängend)
- Ablagerungen in den Arterien (arterielle Atherosklerose)
- Krämpfe der Gefäße, Infarkte
- Akute oder chronische Herzschwäche unklarer Ursache (Herzinsuffizienz, z.B. Takotsubo-Kardiomyopathie)
- Ausstülpung der Blutgefäße (Aneurysma)
- Ausstülpungen am After (Hämorrhoiden)
- Krampfadern (Varizen)
- Anomales Wachstum von Blutgefäßen (gutartige Geschwulste der Blutgefäße (Hämangiome), arteriovenöse Missbildungen, erweiterte Äderchen (Teleangiektasien))
- Wandernde Schwellung (Migrationsödem; oft nicht abhängig und mit normaler Herz- und Nierenfunktion)
Hormone und Stoffwechsel:
- Abnorme Elektrolyte (einschließlich Magnesium) und Leberfunktionstests
- Verzögerte Pubertät
- Schmerzhafte Regelblutung (Dysmenorrhoe)
- Gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutter, oft schmerzhaft (Endometriose)
- Verhärtung (Osteosklerose) und/oder Brüchigkeit (Osteoporose) der Knochen
- Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
- Fettstoffwechselstörung (Dyslipidämie)
- Erhöhtes Eisen im Blut (Hyperferritinämie)
- Selektive Vitamin- und/oder andere Mikronährstoffdefizite
- Gewichtsveränderung
- Möglicherweise Diabetes mellitus
Immunsystem:
- IgE- (Typ-I-), IgG/IgM- (Typ II-), Antikörperüberschuss- (Typ III-), erhöhtes Risiko für bösartige Krebserkrankungen, Autoimmunität, Spättyp-Immunreaktion- (Typ IV-) Überempfindlichkeitsreaktionen
- Beeinträchtigte Heilung
- Erhöhte Infektanfälligkeit
- Erhöhte oder verminderte Spiegel eines oder mehrerer Isotypen von Immunglobulin (IgA, IgD, IgE, IgG, IgM); eine geringgradige Vermehrung normaler oder fragmentierter Immunglobuline (monoklonale Gammopathie) von unbestimmter Signifikanz ist nicht ungewöhnlich.
Lunge und Atemwege:
- Entzündung der Nase (Rhinitis), der Nebenhöhlen (Sinusitis), das Rachens (Pharyngitis), des Kehlkopfes (Laryngitis), der Bronchien (Bronchitis), oder der Lunge (Pneumonitis; leicht mit infektiöser Lungenentzündung zu verwechseln)
- Husten
- Atemnot/Kurzatmigkeit (Dyspnoe; oft geringgradig, unbeständig, „ich kann einfach nicht tief einatmen“ trotz normaler Lungenfunktionstests)
- Keuchen/Giemen
- Obstruktive Schlafapnoe
- Bluthochdruck im Lungenkreislauf (pulmonale Hypertonie)
Lymphsystem:
- Erkrankungen der Lymphknoten (Adenopathie), meist noch nicht krankhaft (subpathologisch) und oft variierend (kommend und gehend), manchmal symptomlos, aber häufig auch empfindlich, manchmal auf eine Stelle konzentriert, manchmal wandernd
- Pathologie zeigt meist eine Vermehrung von weißen Blutkörperchen als Reaktion (reaktive Lymphozytose) oder manchmal eine unspezifische Vermehrung von weißen Blutkörperchen (atypische unspezifische lymphoproliferative Störung)
- Beschwerden im linken oberen Quadranten (wahrscheinlich durch Freisetzung von Botenstoffen (Mediatoren) aus Mastzellen in der Milz mit oder ohne nachweisbare Milzvergrößerung (Splenomegalie))
Magen und Darm:
- Luftschlucken (Aerophagie)
- Schwellung (Angioödem) in einem beliebigen Segment des Darms
- Schluckstörung (Dysphagie, oft eher oben in Rachen/Speiseröhre, möglicherweise aufgrund einer Rachenschwellung (pharyngeales Angioödem))
- Blähungen
- Schmerzen/Entzündungen (oft wan-dernd) in einem oder mehreren Segmenten des Darms (von Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis) bis Enddarmentzündung (Proktitis)) und/oder einem oder mehreren Organen (z.B. Entzündung der Leber (Hepatitis) oder der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis))
- Übelkeit, Brechreiz, Erbrechen (manchmal „zyklisch“)
- Durchfall und/oder Verstopfung (oft abwechselnd)
- Schlechte Verwertung von Nährstoffen (Malabsorption; häufiger selektive Mikronährstoff-Malabsorption als allgemeine Eiweiß-Kalorien-Malabsorption)
- Flüssigkeitsansammlung in der Bauchhöhle (Aszites) entweder aufgrund von Pfortader-Bluthochdruck (portale Hypertonie) und/oder Bauchfellentzündung (peritoneale Serositis)
- Reflux (gastroösophageale Refluxkrankheit; oft „behandlungsresistent“) und entzündliches/ irritierbares Reizdarmsyndrom (IBS) sind häufige Vordiagnosen.
Mund und Rachen:
- Schmerz oder Reizung (manchmal „brennend“)
- Weiße Flecken an der Schleimhaut (Leukoplakie)
- Vermehrtes Bindegewebe (Fibrose)
- Knötchenflechte (Lichen planus)
- Geschwüre, Wunden, Schwellungen der Schleimhaut (Angioödem)
- Karies
- Schmeckstörung (Dysgeusie)
- Kitzeln im Rachen/Unbequemlichkeit/Reizung/Schmerz
- Nasensekret läuft in den Rachen (Postnasal-Drip-Syndrom)
Muskeln und Skelett:
- Klinisch relevante Entzündung der Skelettmuskulatur (Myositis; oft diffus wandernd (Fibromyalgie ist eine häufige Vordiagnose))
- Subklinische Myositis (d.h. keine Symptome, aber erhöhte Kreatinkinase, die nicht anderweitig erklärt werden kann)
- Gelenkentzündung (Arthritis; typischerweise wandernd)
- Gelenklaxheit/Hypermobilität (bei den Patienten wurde möglicher-weise das Ehlers-Danlos-Syndrom Typ III diagnostiziert)
- Brüchige Knochen/verminderte Knochendichte (Osteoporose/Osteopenie)
- Verhärtung des Knochengewebes (Osteosklerose)
- Manchmal Osteoporose/Osteopenie
MCAS und neurologische Symptome
Die vielfältigen Botenstoffe, die von Mastzellen freigesetzt werden, können auch das Nervensystem beeinflussen und neurologische Symptome verursachen. Dazu gehören:
- Reizbarkeit
- Konzentrationsprobleme
- „Brain-Fog“
- Depressive Verstimmung
- Restless Leg Syndrom
- Tremor
- Migräne
- Angststörung
- Schwindel
- Synkopen und/oder Präsynkopen
Es liegen Studienergebnisse vor, dass Mastzellen, die u.a. in der äußeren Hirnhaut (Dura mater) sitzen, an der Pathogenese von Migräne beteiligt sind. Durch ihre Degranulation und den daraus resultierenden hohen Leveln an pro-entzündlichen Botenstoffen kommt es zur Schmerzaktivierung über den Trigeminus-Nerv. Bei den Botenstoffen spielen u.a. die entzündlichen Eicosanoide aus Arachidonsäure eine große Rolle.
Stress stimuliert Mastzellen. Über Neurotransmitter und Neuropeptide können diese Immunzellen angeregt werden ihre, zahlreichen Botenstoffe auszuschütten, die wiederum eine Vielzahl von gesundheitlichen Beschwerden auslösen können. Zu diesen Beschwerden zählen u.a. auch viele der oben genannten Symptome einer Angst- oder Panikstörung.
Diagnose von MCAS
Die Diagnostik orientiert sich an der Diagnostik zur systemischen Mastozytose. Sollten die in der Grafik aufgeführten Erkrankungen nicht die Symptomatik erklären, die bei einem Patienten vorliegt, so können in den nächsten Schritten folgende Untersuchungen veranlasst werden:
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- Blutuntersuchungen: Tryptase, Prostaglandin (FET), Leukotriene, Chromogranin A, Heparin, sowie Blutbild, Elektrolyte, Leberwerte, alkalische Phosphatase
- 24-Stunden-Sammelurin zur Messung der Histaminmetabolite
- Biopsien: Stufenbiopsien bei Magen- und Darmspiegelung, Knochenmarkspunktion (eine KMP erfolgt nicht routinemäßig). Wichtig ist vor allem, dass die Biopsien in einem Labor untersucht werden, welches sich mit der besonderen Färbemethodik für Mastzellenerkrankungen auskennt.
MCAS ist gekennzeichnet durch:
- Typische Symptome
- Tryptaseanstieg innerhalb <4 Stunden bei Symptomen
- Besserung unter Antihistaminika und/oder Chromoglycinat
Die Symptome des MCAS sind mit denen der Mastozytose vergleichbar.
Man kennt das Primäre MCAS, was durch die Erfüllung der WHO-Kriterien 2012 gekennzeichnet ist. Das Sekundäre MCAS wird durch Allergien, bakterielle und virale Infektionen, sowie durch Nebenwirkungen von Medikamenten ausgelöst. Die dritte Variante ist nach wie vor die Variante mit der größten Herausforderung für Patienten, Ärzte und Wissenschaft, nämlich das Idiopathische MCAS, also das MCAS unbekannter (= idiopathisch) Ursache.
Therapie von MCAS
Eine Heilung des MCAS ist bisher nicht möglich. Doch die Symptome lassen sich in der Regel gut behandeln. Die Therapie besteht vor allem darin, die Auslöser der Mastzellen-Aktivierung zu meiden. Versuchsweise sollten MCAS-Erkrankte histaminreiche Lebensmittel und Zusatzstoffe meiden und dabei einige Wochen lang ein Ernährungs- und Symptomtagebuch führen. Das hilft, Auslöser herauszufiltern.
Medikamente können zusätzlich helfen, die Mastzellen zu stabilisieren, die Produktion der Mediatoren zu hemmen und freigesetzte Mediatoren zu blockieren.
Weitere Therapieansätze:
- Mastzellstabilisatoren: Quercetin, Cromoglicinsäure
- Antihistaminika: H1- und H2-Blocker
- Ernährungsumstellung: Histaminarme Ernährung, Meidung von Triggern
- Nahrungsergänzungsmittel: Vitamin C, Omega-3-Fettsäuren, MSM
MCAS und Begleiterkrankungen
Eine pathologisch gesteigerte Mastzellaktivität kann sich in verschiedenen Erkrankungen und gesundheitlichen Störungen äußern. Oft können mehrere Begleiterkrankungen parallel bestehen. Mastzellen sind an vielen Pathomechanismen beteiligt, jedoch muss bei den hier genannten Erkrankungen nicht zwingend eine Mastzellaktivierungsstörung vorliegen.
Einige der häufigsten Begleiterkrankungen bei MCAS sind:
- Atopische Dermatitis (Neurodermitis)
- Rosacea
- Urtikaria (Nesselsucht)
- Allergisches Asthma
- Endometriose
- Migräne
- Posturales orthostatisches Tachykardie-Syndrom (POTS)
- Fibromyalgie
- Reizdarmsyndrom (RDS)
- Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED)
- Prämenstruelles Syndrom (PMS)
- Multiple Chemikaliensensitivität (MCS)
- Interstitielle Cystitis (IC)
- Angststörung
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