Mediainfarkt des Gehirns: Ursachen, Symptome und Therapie

Ein Mediainfarkt, auch bekannt als ischämischer Schlaganfall, entsteht durch den Verschluss oder die Minderdurchblutung der Arteria cerebri media (ACM), einer zentralen Arterie für die Blutversorgung des Gehirns. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome, Diagnose und Therapieoptionen des Mediainfarkts, um ein umfassendes Verständnis dieser schwerwiegenden Erkrankung zu ermöglichen.

Was ist ein Mediainfarkt?

Der Mediainfarkt ist eine Form des Hirninfarkts, bei dem die Arteria cerebri media (ACM) betroffen ist. Die ACM ist ein wichtiges Blutgefäß, das große Teile der Großhirnrinde, die Basalganglien und Teile der Capsula interna versorgt. Ein Verschluss dieser Arterie führt zu einer Unterversorgung der betroffenen Hirnareale mit Sauerstoff, was zu neurologischen Ausfällen führen kann.

Versorgungsgebiet der ACM

Die Arteria cerebri media versorgt wichtige Hirnregionen, darunter:

  • Laterale Großhirnrinde (Frontal-, Parietal- und Temporallappen)
  • Basalganglien
  • Teile der Capsula interna (Pyramidenbahn)
  • Sprachzentren (Broca- und Wernicke-Areal, meist linkshemisphärisch)

Ursachen eines Mediainfarkts

Ein Mediainfarkt entsteht, wenn die Blutversorgung eines Teils des Gehirns unterbrochen wird. Dies kann verschiedene Ursachen haben:

  • Thromboembolische Ereignisse: Ein Blutgerinnsel (Thrombus), das sich an anderer Stelle im Körper gebildet hat (z. B. im Herzen bei Vorhofflimmern), kann sich lösen (Embolus) und über die Blutbahn in die Arteria cerebri media gelangen, wo es das Gefäß verstopft.
  • Arteriosklerose: Ablagerungen von Cholesterin und anderen Fetten (Plaques) an den Innenwänden der Arterien können zu einer Verengung (Stenose) führen. Diese Plaques können aufbrechen, wodurch sich Blutgerinnsel bilden, die das Gefäß verschließen oder als Embolie in nachfolgende Gefäße treiben.
  • Makroangiopathie: Verengung oder Verschluss großer arterieller Blutgefäße. Typischerweise bilden sich zunächst atherosklerotische Plaques.
  • Mikroangiopathie: Betrifft kleine arterielle Blutgefäße. Eine häufige erworbene Ursache ist die subkortikale arteriosklerotische Enzephalopathie (SAE).
  • Seltene Ursachen: In seltenen Fällen können auch andere Erkrankungen wie Vaskulitiden oder das Moya-Moya-Syndrom zu einem Mediainfarkt führen. Das Moya-Moya-Syndrom ist eine nicht-entzündliche und nicht-artherosklerotische Wandverdickung der zerebralen Gefäße, die zu einer Minderdurchblutung und zu Hirninfarkten führt.

Risikofaktoren, die die Entstehung von Blutgerinnseln und Arteriosklerose begünstigen, sind:

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  • Hohes Alter
  • Genetische Veranlagung
  • Rauchen
  • Hoher Blutdruck (Hypertonie)
  • Starkes Übergewicht
  • Bewegungsmangel
  • Fettstoffwechselstörungen
  • Diabetes mellitus
  • Herzrhythmusstörungen

Symptome eines Mediainfarkts

Die Symptome eines Mediainfarkts hängen davon ab, welche Hirnregionen betroffen sind und welche Hirnhälfte betroffen ist. Da die ACM ein großes Gebiet des Gehirns versorgt, können die Symptome vielfältig und schwerwiegend sein.

Symptome je nach betroffener Hirnhälfte

  • Linksseitiger Mediainfarkt:
    • Aphasie (Sprachstörung): Schwierigkeiten, Worte zu finden, zu formulieren oder zu verstehen. Globale Aphasie betrifft sowohl Sprachverständnis als auch Sprachproduktion massiv.
    • Rechtsseitige Hemiparese/-plegie (Lähmung): Schwäche oder vollständige Lähmung der rechten Körperhälfte.
    • Rechtsseitige Sensibilitätsstörung: Verlust oder Veränderung der Empfindungen auf der rechten Körperseite.
    • Blickwendung zur Läsionsseite: Unwillkürliche Bewegung der Augen zur betroffenen Seite des Gehirns.
    • Rechen-, Lese- oder Schreibstörungen (z. B. Alexie, Agraphie).
  • Rechtsseitiger Mediainfarkt:
    • Linksseitige Hemiparese/-plegie: Schwäche oder vollständige Lähmung der linken Körperhälfte.
    • Linksseitige Vernachlässigung (Neglect): Unfähigkeit, die linke Körperseite oder den Raum links davon wahrzunehmen.
    • Orientierungsstörungen: Schwierigkeiten, sich im Raum oder in der Zeit zurechtzufinden.
    • Unaufmerksamkeit, Verhaltensauffälligkeiten.

Weitere mögliche Symptome

  • Plötzliche Sprach- und Sprechstörungen
  • Plötzlicher Schwindel
  • Gangunsicherheit, Fallneigung, Stürze
  • Halbseitige Gesichtslähmung (hängender Mundwinkel, hängendes Augenlid)
  • Missempfindungen und Gefühlsstörungen (Wärme, Kälte, Druck)
  • Sehstörungen bis hin zu plötzlicher einseitiger Erblindung
  • Schluckstörungen
  • Unfähigkeit, einfache Handlungen auszuführen
  • Bewusstlosigkeit

Es ist wichtig zu beachten, dass ein Hirninfarkt immer ein medizinischer Notfall ist. Bei Auftreten eines oder mehrerer dieser Symptome sollte sofort der Notruf (112) gewählt werden.

Diagnostik

Eine schnelle und präzise Diagnose ist entscheidend für die Behandlung eines Mediainfarkts. Folgende diagnostische Verfahren werden eingesetzt:

  • CCT/MRT: Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns ermöglichen die Darstellung der Ischämie oder Blutung. Das CT wird oft zuerst durchgeführt, um eine Blutung auszuschließen. Die MRT ist empfindlicher für frühe Anzeichen eines Infarkts.
  • CT-Angiografie: Diese spezielle CT-Untersuchung stellt die Gefäße im Gehirn dar und kann den Verschluss der Arteria cerebri media oder anderer Gefäße zeigen.
  • Dopplersonografie: Mit dieser Ultraschalluntersuchung kann der Blutfluss in den hirnversorgenden Gefäßen gemessen werden.
  • Blutwerte: Blutuntersuchungen werden durchgeführt, um Gerinnungsstörungen, Risikofaktoren (z. B. erhöhte Cholesterinwerte) und andere mögliche Ursachen des Schlaganfalls zu identifizieren.
  • Neurologische Untersuchung: Eine umfassende neurologische Untersuchung hilft, die Art und das Ausmaß der neurologischen Ausfälle zu bestimmen.

Infarktfrühzeichen im CT

Das Dens media sign kann im CT als Hyperdensität festgestellt werden und ist ein Frühzeichen für einen zerebralen Infarkt.

Therapie des Mediainfarkts

Ziel der Therapie ist es, die Durchblutung des betroffenen Hirnareals so schnell wie möglich wiederherzustellen und weitere Schäden zu minimieren. Die Behandlungsmöglichkeiten hängen vom Zeitpunkt des Auftretens der Symptome, der Größe des Infarkts und dem Zustand des Patienten ab.

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Akuttherapie

  • Thrombolyse (Lyse-Therapie): Bei einem ischämischen Schlaganfall kann eine Thrombolyse durchgeführt werden, um das Blutgerinnsel aufzulösen, das die Arterie verschließt. Dabei wird ein Medikament (z. B. Alteplase) intravenös verabreicht. Die Thrombolyse muss so schnell wie möglich nach dem Auftreten der Symptome begonnen werden (idealerweise innerhalb von 4,5 Stunden).
  • Thrombektomie: Bei einem Verschluss großer Gefäße (z. B. der Arteria cerebri media) kann eine mechanische Thrombektomie durchgeführt werden. Dabei wird ein Katheter über die Leistenarterie bis zum Gehirn vorgeschoben, um das Blutgerinnsel zu entfernen. Die Thrombektomie kann auch in einem größeren Zeitfenster als die Thrombolyse wirksam sein (bis zu 6-24 Stunden nach Symptombeginn, abhängig von der individuellen Situation des Patienten).
  • Medikamentöse Therapie:
    • Blutdruckmanagement: Der Blutdruck muss sorgfältig kontrolliert werden. Hohe Blutdruckwerte müssen vorsichtig gesenkt werden, um die zerebrale Ischämie nicht zu verstärken. Zielwert ist < 180/100 mmHg für die ersten 24 Stunden.
    • Antikoagulation: Nach der Akuttherapie kann eine Antikoagulation (Blutverdünnung) mit Medikamenten wie Heparin oder oralen Antikoagulanzien erfolgen, um weitere Blutgerinnsel zu verhindern.
    • Weitere Maßnahmen: Dazu gehören die Aufrechterhaltung einer ausreichenden Sauerstoffversorgung, die Senkung erhöhter Körpertemperaturen und die Behandlung von Begleiterkrankungen.

Operative Dekompression

Bei einem malignen Mediainfarkt mit ausgeprägter Hirnschwellung kann eine operative Dekompression (Hemikraniektomie) erforderlich sein, um den Hirndruck zu senken und eine Einklemmung des Gehirns zu verhindern. Dabei wird ein Teil der Schädeldecke entfernt, um dem Gehirn mehr Raum zu geben.

Rehabilitation

Nach der Akuttherapie ist eine umfassende Rehabilitation wichtig, um die neurologischen Ausfälle zu verbessern und die Lebensqualität des Patienten zu erhöhen. Die Rehabilitation kann folgende Bereiche umfassen:

  • Physiotherapie: zur Verbesserung der Beweglichkeit, Kraft und Koordination.
  • Ergotherapie: zur Verbesserung der Selbstständigkeit im Alltag.
  • Logopädie: zur Behandlung von Sprach- und Schluckstörungen.
  • Neuropsychologie: zur Behandlung von kognitiven Störungen.

Die Rehabilitation findet zunächst in einer Rehabilitationsklinik statt. Bei starker Beeinträchtigung der Mobilität sowie Schluck-, Sprach- oder Atemstörungen wird eine Frührehabilitation in Spezialabteilungen durchgeführt.

Prophylaxe

Die Vorbeugung eines Mediainfarkts ist von entscheidender Bedeutung, insbesondere für Menschen mit einem erhöhten Risiko. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören:

  • Kontrolle der Risikofaktoren:
    • Blutdruck: Regelmäßige Kontrolle und Behandlung von Bluthochdruck.
    • Cholesterin: Senkung erhöhter Cholesterinwerte durch Ernährungsumstellung und Medikamente (Statine).
    • Diabetes: Gute Blutzuckereinstellung bei Diabetes mellitus.
    • Rauchen: Verzicht auf das Rauchen.
    • Übergewicht: Gewichtsreduktion bei Übergewicht.
    • Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und wenig gesättigten Fetten.
  • Regelmäßige ärztliche Untersuchung: zur frühzeitigen Erkennung von Risikofaktoren.
  • Schlaganfall-Risiko-Test: Die Deutsche Schlaganfall Gesellschaft bietet einen Selbsttest an, um das persönliche Schlaganfall-Risiko einzuschätzen. Bei einem auffälligen Ergebnis sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Prognose

Die Prognose nach einem Mediainfarkt hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Größe und Lokalisation des Infarkts, der Zeitpunkt der Behandlung und der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten. Einige Patienten erholen sich vollständig, während andere dauerhafte neurologische Schäden davontragen.

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Mögliche Folgen eines Mediainfarkts

  • Lähmungen: Halbseitenlähmungen (Hemiparese oder Hemiplegie) sind häufige Folgen eines Mediainfarkts.
  • Sprachstörungen: Aphasie kann die Kommunikation erheblich beeinträchtigen.
  • Sensibilitätsstörungen: Verlust oder Veränderung der Empfindungen.
  • Kognitive Störungen: Gedächtnis-, Aufmerksamkeits- oder Konzentrationsstörungen.
  • Verhaltensänderungen: Depressionen, Angstzustände oder andere psychische Probleme.
  • Pflegebedürftigkeit: In schweren Fällen kann ein Mediainfarkt zu dauerhafter Pflegebedürftigkeit führen.

Die Mortalität von Patienten nach einem ersten Schlaganfall liegt bei 25 bis 30 Prozent, betrifft aber hauptsächlich schwere Schlaganfälle.

Rezidivrisiko

Es besteht ein Risiko für weitere Schlaganfälle (Rezidiv). Nach einem ersten Schlaganfall ist es wichtig, die Ursachen zu erforschen und eine gute Sekundärprävention aufzubauen.

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