Die Neurologie ist ein komplexes medizinisches Fachgebiet, das sich mit Erkrankungen des Nervensystems befasst. Für Patienten und Angehörige ist es oft schwierig, die vielen Fachbegriffe zu verstehen. Dieser Artikel bietet eine verständliche Erklärung wichtiger neurologischer Fachausdrücke, um die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten zu erleichtern und das Verständnis für neurologische Erkrankungen zu verbessern.
A
Adhärenz: Bezeichnung für die langfristige Befolgung therapeutischer Anweisungen, beispielsweise der Einnahme eines Medikaments. Adhärenz betont im Unterschied zu Compliance das partnerschaftliche Verhältnis zwischen Behandelndem und Patient.
Affektinkontinenz: Verminderung der Steuerfähigkeit von Gefühlsäußerungen. Diese springen stark an und sind in ihrem Ausmaß nicht oder nur teilweise von der Person kontrollierbar. Kleinere Auslöser (z. B. eine unangenehme Vorstellung) führen zu einer überschießenden bzw. unangemessenen Reaktion (z. B. heftiges Weinen oder Lachen). Die übermäßige Reaktion wird von der betreffenden Person als solche erkannt und vor allem zu Beginn der Erkrankung als peinlich empfunden.
Akathisie: Sitz- oder Stehunruhe, das heißt, der Patient ist nicht in der Lage, längere Zeit still zu sitzen oder zu stehen. Die Bewegungsstörung kann als Nebenwirkung von Medikamenten auftreten.
Akut: Plötzlich auftretend, schnell, heftig verlaufend (Gegenteil: chronisch).
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Akutphase: Phase, in welcher die Symptome einer Erkrankung erstmals (oder nach vorangegangener Besserung wieder) auftreten und rasch zunehmen.
Alzheimer: Fortschreitende, unheilbare Erkrankung des Gehirns, die zu Gedächtnis- und Orientierungsstörungen, Sprachstörungen, Störungen des Denk- und Urteilsvermögens sowie Veränderungen der Persönlichkeit führen kann.
Amnesie: Gedächtnisstörung, die sich auf das Kurzzeit- oder Langzeitgedächtnis beziehen kann.
Anosognosie: Das mit einer Hirnschädigung einhergehende Nichterkennen von Krankheit. Patienten mit Anosognosie verhalten sich so, als ob sie von der eingetretenen Schädigung nichts wüssten.
Antikoagulation: Hemmung der Blutgerinnung durch Medikamente. Dies wird angewendet, wenn das Blut ohne Verletzung in den Blutgefäßen verklumpt.
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Aphasie: Sprachstörung, die durch Schädigung von Sprachzentren im Gehirn verursacht wird. Das Wort „Aphasie“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie „Sprachlosigkeit“, jedoch kommt es in der Regel nicht zum vollständigen Sprachverlust.
Apoplex: Schlaganfall. Lateinisch: insultare = taumeln; plötzlich auftretende Störung, z. B.
Apraxie: Motorische Planungsstörung. Unfähigkeit, trotz erhaltener Funktionstüchtigkeit von Sinnesorganen, Gelenken und Muskeln Bewegungen auszuführen oder sinnvolle, Handlungsabsichten umzusetzen. Apraxien können Bewegungen der Gliedmaßen, des Gesichts oder des Sprechens betreffen. Unfähigkeit, komplizierte Handlungsfolgen in der richtigen Reihenfolge oder mit richtigem Benutzen verschiedener Dinge auszuführen, z. B. mit einem Zeigefinger zuerst auf die Nasenspitze, dann an ein Ohrläppchen und schließlich an die andere Hand zu fassen; dies macht sich auch im Alltag durch ein zunehmendes Unvermögen bemerkbar, Gegenstände entsprechend ihrer Bedeutung zu benutzen, z. B.
Arterie: Blutgefäß, auch Schlagader genannt.
Arteriitis temporalis: Auch Morbus Horton oder Riesenzellarteriitis genannt, ist eine Entzündung großer und mittelgroßer Gefäße. Sie tritt gehäuft bei Frauen im höheren Alter auf. Oft sind Äste der Arteria carotis (Halsschlagader) betroffen, wie die A. Temporalis superficialis oder die A.
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Aspiration: Einatmen, Einsaugen von flüssigen oder festen Stoffen in die Luftröhre und somit in die Atemwege; meist durch Verschlucken beim Trinken oder Essen. Mit Aspiration wird das Eindringen von Fremdkörpern / Nahrung in die Atemwege / Lunge bezeichnet.
Ataxie: Bewegungs-Störung. Dabei können Bewegungen nicht normal koordiniert werden. Bei der Ataxie kann man zum Beispiel nicht normal stehen und gehen.
B
Benzodiazepine: Psychopharmaka aus der Gruppe der Tranquilizer mit angstlösender, beruhigender, muskelentspannender und krampflösender Wirkung.
Bipolare Störung: Kurzbezeichnung für bipolare affektive Störung, früher auch manisch-depressive-Erkrankung genannt. Kennzeichnend ist das abwechselnde Auftreten von depressiven und manischen Phasen.
Bobath-Konzept: Wird bei der Therapie neurologischer Erkrankungen eingesetzt.
Borderline: Englisch: Grenzlinie oder Grenzgebiet, da ursprünglich als seelische Störung im Grenzgebiet zwischen Psychose und Neurose angesiedelt.
C
Carotisstenose: Verengung der Halsschlagader bzw. der hirnversorgenden Gefäße.
Chronisch: Sich langsam entwickelnd, schleichend, von langer Dauer.
Compliance: Wie gut ein Patient eine Behandlung mitmacht. Damit kann gemeint sein, dass die Tabletten regelmäßig eingenommen werden.
D
Dekubitus: Druckgeschwür/Wunde infolge einer Minderdurchblutung der Haut (z.B.
Delirium/Delir: Akute organische Psychose mit Bewusstseinsstörung, Desorientiertheit, Halluzinationen, affektiven (Angst, Reizbarkeit) und vegetativen Störungen (Schwitzen, Herzrasen) und motorischer Unruhe.
Demenz: Oberbegriff für eine Vielzahl von Krankheitsbildern, bei denen es zu chronisch fortschreitenden degenerativen (funktionsmindernden) Veränderungen des Gehirns mit Verlust geistiger Fähigkeiten kommt.
Denkstörung: Bei einer formalen Denkstörung ist der Denkprozess in der Geschwindigkeit (beschleunigt, verlangsamt), im Ablauf (umständlich, eingeengt) oder in der logischen Struktur (Ideenflucht, Zerfahrenheit) gestört. Inhaltliche Denkstörungen betreffen den Inhalt des Denkens, zum Beispiel fehlender Realitätsbezug bei Wahn.
Depressive Episode: Vorübergehende Krankheitsphase mit gedrückter Stimmung, Interessenverlust, Freudlosigkeit und Verminderung des Antriebs.
Desorientiertheit: Störung der zeitlichen, räumlichen oder situativen Orientierung.
Dissektion: Bedeutet "Aufspaltung". Mit Dissektion bezeichnet man eine bestimmte Gefäßerkrankung. Einblutung in die Gefäßwand, meist schmerzhaft, führt zu Schmerzen am Hals, Nacken, Hinterkopf und Gesicht, verursacht aber vor allem eine zunehmende Verengung der Gefäße. In vielen Fällen kommt es sogar zu einem Verschluss der Arterie im befallenen Segment.
Disposition: Krankheitsbereitschaft; die angeborene oder erworbene Anfälligkeit einer Person für Erkrankungen.
Dopamin: Botenstoff (Neurotransmitter) des Gehirns, dessen gestörte Aktivität nachweislich mit Schizophrenie zusammenhängt.
Dopaminagonist: Wirkstoff, der wie Dopamin wirkt und Dopamin-Rezeptoren stimuliert (auch Dopaminrezeptoragonist).
Dopplersonografie: Spezielle Form des Ultraschalls zur Untersuchung von Blutgefäßen. Der Blutfluss kann farblich dargestellt oder als Geräusch hörbar gemacht werden.
Drainage: Ableitungssystem z.B.
DSM-5: Abkürzung für „Diagnostisches und Statistisches Manual psychischer Störungen“ in der 5. Auflage.
Dysarthrie: Sprechstörung aufgrund neurologischer Ursachen. Dysarthrien sind die häufigsten neurologisch bedingten Kommunikationsstörungen.
Dysdiadochokinese: Beschreibt, dass gegenläufige Bewegungen nicht mehr so schnell ausgeführt werden können wie normal. Dafür können verschiedene Erkrankungen verantwortlich sein.
E
EEG (Elektroenzephalographie): Untersuchungsmethode zur Aufzeichnung der elektrischen Aktivitäten des Gehirns - in der Regel mit Hilfe von auf die Kopfhaut aufgesetzten Elektroden. Häufig - aber nicht immer - ist das EEG bei Epilepsien verändert. Die Elektroenzephalographie, auch als Messung der Hirnströme bezeichnet, ist eine Untersuchungsmethode zur Registrierung und Auswertung von Potentialschwankungen des Gehirns, sog.
Ejakulat: Samenerguss. Das Ejakulat ist eine Mischung aus Sekreten unterschiedlicher Geschlechtsdrüsen wie der Prostata oder den Nebenhoden. Es enthält auch Samenfäden.
Embolie: Verschluss einer Schlagader durch ein Blutgerinnsel, z.B.
Embolus: Material, das mit dem Blut angeschwemmt wird und dann im Blutgefäß stecken bleibt ("Gefäßpfropf"). Meist handelt es sich um ein Blutgerinnsel, das zu einer Verstopfung des betroffenen Blutgefäßes führen kann.
EMG (Elektromyographie): Untersuchungsmethode zum Aufzeichnen und Auswerten der spontanen bzw. willkürlichen Muskelaktivität.
Endoskopie: Ausleuchten und Inspektion von Hohlräumen und Hohlorganen mit Hilfe eines beweglichen Schlauches, in dem ein optisches System (Endoskop) steckt. Gleichzeitig kann während einer Endoskopie eine Gewebeprobe entnommen (Biopsie) oder sogar eine endoskopische Operation durchgeführt werden.
Epilepsie: Erkrankung des Gehirns, bei welcher es zu unkontrollierten elektrischen Entladungen von Nervenzellen im Gehirn kommt. Äußerlich sichtbare Symptome sind z.B. Wegen ihrer Anfälle müssen viele Epilepsiekranke auf die Fahrerlaubnis verzichten.
Epileptischer Anfall: Ausdruck einer Funktionsstörung des Gehirns. Man unterscheidet einfach-fokale Anfälle, bei denen es nicht zu einer Bewusstseinsstörung kommt, von komplex-fokalen Anfällen, bei denen eine Bewusstseinsstörung als Anfallssymptom auftritt. Ein Übergang in einen generalisierten Anfall ist möglich.
F
Foramen Ovale: Loch zwischen den beiden Vorhöfen des Herzens, das jeder menschliche Embryo hat.
G
GABA: Abkürzung für Gamma-Aminobuttersäure, wichtigster hemmender (inhibitorischer) Botenstoff (Neurotransmitter) im Zentralnervensystem.
Generalisiert: Auf den gesamten Körper oder ein Organsystem ausgebreitet, das Gegenteil von örtlich begrenzt (lokal).
Generalisierte Angststörung: Angst, die sich verselbständigt hat und nicht auf bestimmte Situationen beschränkt ist.
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