Alzheimer-Krankheit: Symptome, Diagnose und Behandlungsansätze

Die Alzheimer-Krankheit ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung des Gehirns, die in erster Linie das Gedächtnis, das Denkvermögen und das Verhalten beeinträchtigt. Sie ist die häufigste Ursache für Demenz, einem Oberbegriff für Erkrankungen, die mit einem fortschreitenden Verlust der kognitiven Fähigkeiten einhergehen. Obwohl es derzeit keine Heilung für Alzheimer gibt, können verschiedene Behandlungsansätze und Strategien dazu beitragen, die Symptome zu lindern, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen sowie ihrer Familien zu verbessern.

Was ist die Alzheimer-Krankheit?

Die Alzheimer-Krankheit, auch als Demenz vom Alzheimer-Typ oder Morbus Alzheimer bezeichnet, ist durch den allmählichen Untergang von Nervenzellen und Nervenzellkontakten im Gehirn gekennzeichnet. Dieser Abbau führt zu einer Schrumpfung bestimmter Hirnbereiche, was sich in zunehmenden Einschränkungen der kognitiven Fähigkeiten äußert. Im Gehirn von Alzheimer-Patienten finden sich typische Eiweißablagerungen, sogenannte Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen, die zur Zerstörung der Nervenzellen beitragen. Die Alzheimer-Krankheit ist nicht direkt mit Demenz gleichzusetzen, sondern eine von etwa 50 verschiedenen Erkrankungen, die unter den Begriff Demenz fallen.

Unterscheidung zwischen Alzheimer und Demenz

Demenz ist ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen des Gehirns, die mit einem Verlust der kognitiven Funktionen einhergehen. Alzheimer ist die häufigste Ursache für Demenz, aber nicht jede Demenz ist Alzheimer. Andere Ursachen für Demenz können vaskuläre Demenz, Lewy-Körperchen-Demenz oder frontotemporale Demenz sein.

Symptome der Alzheimer-Krankheit

Die Symptome der Alzheimer-Krankheit entwickeln sich in der Regel langsam und verschlechtern sich über mehrere Jahre. Der Verlauf kann jedoch von Person zu Person unterschiedlich sein. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Gedächtnisverlust: Dies ist oft das erste und auffälligste Anzeichen der Alzheimer-Krankheit. Betroffene vergessen zeitnahe Ereignisse, haben Schwierigkeiten, sich an neue Informationen zu erinnern, und verlegen häufig Gegenstände.
  • Veränderungen im Denkvermögen: Die Fähigkeit zu denken, zu planen und zu urteilen nimmt ab. Es fällt schwer, Probleme zu lösen oder Entscheidungen zu treffen.
  • Sprachstörungen: Es kommt zu Wortfindungsstörungen (Aphasie), bei denen es schwerfällt, Worte zu finden oder sich flüssig auszudrücken. Betroffene verwenden möglicherweise unpassende Füllwörter oder Phrasen, die nicht in den Zusammenhang passen.
  • Desorientierung: Menschen mit Alzheimer können sowohl zeitlich als auch räumlich desorientiert sein. Sie vergessen, wo sie sind, wie sie dorthin gekommen sind, und haben Schwierigkeiten mit der Uhrzeit oder dem Datum.
  • Probleme bei Alltagsaufgaben: Alltägliche Aktivitäten wie Anziehen, Körperpflege, Kochen oder die Bedienung von Haushaltsgeräten können plötzlich schwerfallen.
  • Veränderungen im Verhalten und der Persönlichkeit: Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Aggressivität, sozialer Rückzug und ein vermindertes Urteilsvermögen können auftreten. Betroffene können ängstlich, misstrauisch oder passiv werden.

Frühstadium

Im Frühstadium der Alzheimer-Krankheit sind die Einschränkungen oft noch gering und beeinträchtigen den Alltag nur wenig. Betroffene können jedoch Schwierigkeiten haben, sich an den Inhalt von Gesprächen zu erinnern, abgelegte Gegenstände wiederzufinden oder komplizierte Tätigkeiten auszuführen. Dieser Zustand wird oft als "Leichte Kognitive Beeinträchtigung" (MCI) bezeichnet.

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Mittleres Stadium

Im mittleren Stadium nehmen die Einschränkungen zu und die Betroffenen benötigen zunehmend Hilfe bei alltäglichen Aufgaben. Sie können sich verlaufen, Schwierigkeiten haben, vollständige Sätze zu bilden, und sich an lang zurückliegende Ereignisse nicht mehr erinnern. Verhaltensauffälligkeiten wie Unruhe, Reizbarkeit oder Aggressivität können ebenfalls auftreten.

Fortgeschrittenes Stadium

Im fortgeschrittenen Stadium besteht ein hochgradiger geistiger Abbau. Die Sprache beschränkt sich auf wenige Wörter oder versiegt ganz. Die Betroffenen sind bei allen Verrichtungen des täglichen Lebens auf Hilfe angewiesen. Die Kontrolle über Blase und Darm sowie über die Körperhaltung kann verloren gehen. Es können Versteifungen in den Gliedmaßen, Schluckstörungen und Krampfanfälle auftreten.

Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen der Alzheimer-Krankheit sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischen, umweltbedingten und lebensstilbedingten Faktoren eine Rolle spielt. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören:

  • Alter: Das Alter ist der größte Risikofaktor für die Entwicklung der Alzheimer-Krankheit. Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter, insbesondere nach dem 65. Lebensjahr.
  • Genetische Faktoren: In seltenen Fällen (weniger als 3 %) wird die Alzheimer-Krankheit durch bestimmte Genmutationen verursacht, die von den Eltern vererbt werden (familiäre Alzheimer-Krankheit). Eine Genvariante, die das Risiko für Alzheimer erhöht, ist der sogenannte ApoE4-Genotyp.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie hoher Blutdruck, hohe Cholesterinwerte, Diabetes und Durchblutungsstörungen erhöhen auch das Risiko für Alzheimer.
  • Umwelt und Lebensweise: Eine ungesunde Lebensweise mit unausgewogener Ernährung, mangelnder körperlicher Aktivität und fehlender geistiger Stimulation kann das Risiko für Alzheimer erhöhen.

Die Rolle von Amyloid und Tau

Zwei Proteine spielen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung der Alzheimer-Krankheit: Beta-Amyloid und Tau-Protein.

  • Beta-Amyloid: Bei Alzheimer wird dieses Protein fehlerhaft verarbeitet und bildet Klumpen oder Ablagerungen (Plaques) zwischen den Nervenzellen. Diese Plaques stören die Kommunikation zwischen den Nervenzellen und schädigen sie.
  • Tau-Protein: Im Inneren der Nervenzellen stabilisiert das Tau-Protein Strukturen, die für den Transport von Nährstoffen und anderen Substanzen verantwortlich sind. Bei Alzheimer verändert sich das Tau-Protein und bildet knäuelartige Fasern (Fibrillen), die die Zellen absterben lassen und Nervenverbindungen zerstören.

Diagnose der Alzheimer-Krankheit

Die Diagnose der Alzheimer-Krankheit ist ein mehrstufiger Prozess, der verschiedene Untersuchungen und Tests umfasst. Dazu gehören:

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  • Krankengeschichte und körperliche Untersuchung: Der Arzt erfragt die Krankengeschichte des Patienten, einschließlich der Symptome, Vorerkrankungen und Medikamente. Eine körperliche Untersuchung wird durchgeführt, um andere mögliche Ursachen für die Symptome auszuschließen.
  • Kognitive Tests und psychometrische Tests: Verschiedene Demenz-Tests werden eingesetzt, um die geistige Leistungsfähigkeit des Patienten zu beurteilen. Dazu gehören der Mini-Mental-Status-Test (MMST), der Uhrentest und der DemTect.
  • Bildgebende Verfahren: Mittels Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) des Gehirns können Veränderungen in der Hirnstruktur festgestellt und andere Erkrankungen wie Hirntumore ausgeschlossen werden. In einigen Fällen kann eine Positronen-Emissions-Tomografie (PET) durchgeführt werden, um die Aktivität bestimmter Hirnbereiche zu messen.
  • Labortests: Blut- und Urinproben werden untersucht, um andere mögliche Ursachen für die Symptome auszuschließen, wie z. B. Vitaminmangel oder Schilddrüsenerkrankungen.
  • Liquordiagnostik: Eine Analyse der Hirn-Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) kann helfen, die Konzentrationen von Amyloid-Protein und Tau-Protein zu bestimmen. Veränderungen dieser Werte können auf eine Alzheimer-Erkrankung hinweisen.
  • Gentest: Bei Verdacht auf die seltene vererbbare Form der Alzheimer-Krankheit kann ein Gentest durchgeführt werden.

Frühe Diagnose

Eine frühzeitige Diagnose der Alzheimer-Krankheit ist wichtig, um Betroffenen und ihren Familien Zeit zu geben, sich auf die Zukunft vorzubereiten, Behandlungsoptionen zu prüfen und Unterstützung zu suchen. Zudem können neue Medikamente, die den Krankheitsverlauf möglicherweise verlangsamen, in einem frühen Stadium der Erkrankung am wirksamsten sein.

Behandlung der Alzheimer-Krankheit

Obwohl es derzeit keine Heilung für die Alzheimer-Krankheit gibt, können verschiedene Behandlungsansätze dazu beitragen, die Symptome zu lindern, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die Behandlung umfasst in der Regel eine Kombination aus medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapien.

Medikamentöse Behandlung

  • Cholinesterasehemmer: Diese Medikamente (z. B. Donepezil, Galantamin, Rivastigmin) erhöhen die Konzentration des Nervenbotenstoffs Acetylcholin im Gehirn, der für die Kommunikation zwischen Nervenzellen wichtig ist. Cholinesterasehemmer können die kognitiven Fähigkeiten verbessern und den Alltag erleichtern, insbesondere im frühen bis mittleren Stadium der Erkrankung.
  • Glutamat-Antagonisten: Memantin ist ein Glutamat-Antagonist, der bei mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Demenz eingesetzt wird. Er verhindert, dass ein Überschuss des Nervenbotenstoffs Glutamat die Gehirnzellen schädigt.
  • Amyloid-Antikörper-Therapie: Neue Medikamente wie Lecanemab (seit September 2025 in Deutschland auf dem Markt) und Donanemab (Zulassungsempfehlung der EMA im Juli 2025) sind Antikörper, die sich gegen die Amyloid-Plaques im Gehirn richten und diese beseitigen sollen. Studien haben gezeigt, dass Donanemab das Fortschreiten der Alzheimer-Erkrankung um bis zu 35 Prozent verlangsamen kann. Diese Therapie ist jedoch aufwendig, teuer und kann erhebliche Nebenwirkungen wie Blutungen und Schwellungen im Gehirn verursachen. Zudem ist sie nur für Patienten mit einer Frühform der Alzheimer-Krankheit geeignet, bei denen Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn nachgewiesen wurden und bestimmte genetische Voraussetzungen erfüllt sind.
  • Weitere Medikamente: Bei psychischen Beschwerden und Verhaltensänderungen wie Aggressivität, Unruhe oder Depressionen können Neuroleptika oder Antidepressiva eingesetzt werden. Diese Medikamente sollten jedoch nur unter strenger ärztlicher Überwachung und in möglichst niedriger Dosierung eingenommen werden, da sie erhebliche Nebenwirkungen haben können.

Nicht-medikamentöse Behandlung

  • Kognitive Förderung: Strukturierte Trainings und alltagsnahe Aufgaben können helfen, die geistige Leistungsfähigkeit und Alltagsfähigkeiten zu fördern.
  • Ergotherapie: Ergotherapeuten helfen den Betroffenen, alltägliche Fähigkeiten zu erhalten und zu verbessern, wie z. B. Ankleiden, Kochen oder Körperpflege.
  • Musik-, Kunst- oder Tanztherapie: Diese Therapien können das Wohlbefinden verbessern, die Stimmung aufhellen und soziale Interaktion fördern.
  • Biografiearbeit: Durch die Aktivierung von Erinnerungen an frühere Lebensabschnitte kann die Biografiearbeit dieIdentität und das Selbstwertgefühl der Betroffenen stärken.
  • Realitäts-Orientierungs-Training: Dieses Training hilft den Patienten, sich räumlich und zeitlich zurechtzufinden, z. B. durch farbige Markierungen in der Wohnung, Uhren, Kalender und Bilder der aktuellen Jahreszeit.
  • Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Ein Psychologe oder Psychotherapeut hilft den Patienten, mit psychischen Beschwerden wie Depressionen besser umzugehen.
  • Bewegung und soziale Kontakte: Regelmäßige körperliche Aktivität und soziale Interaktion können die Stimmung verbessern, Ängste abbauen und den Kopf fit halten.

Unterstützung für Angehörige

Die Pflege von Menschen mit Alzheimer erfordert viel Geduld, Verständnis und spezialisierte medizinische Betreuung. Angehörige spielen eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung und Betreuung von Alzheimer-Patienten. Es ist wichtig, dass sie sich über die Krankheit informieren, Entlastungsangebote nutzen und sich selbst nicht überfordern.

Prävention der Alzheimer-Krankheit

Obwohl es keine Garantie dafür gibt, dass man nicht an Alzheimer erkrankt, können bestimmte Lebensstilfaktoren das Risiko möglicherweise verringern:

  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten kann das Gehirn schützen.
  • Körperliche Aktivität: Regelmäßige Bewegung fördert die Durchblutung des Gehirns und kann das Risiko für Alzheimer senken.
  • Geistige Stimulation: Aktivitäten, die das Gehirn fordern, wie z. B. Lesen, Kreuzworträtsel lösen oder ein neues Hobby erlernen, können den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.
  • Soziale Kontakte: Ein aktives soziales Leben und die Teilnahme an gesellschaftlichen Aktivitäten können das Gehirn fit halten und das Risiko für Demenz verringern.
  • Kontrolle von Risikofaktoren: Die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und hohen Cholesterinwerten kann das Risiko für Alzheimer senken.
  • Impfungen: Einige Studien deuten darauf hin, dass bestimmte Impfungen, wie z. B. die Impfung gegen Herpes Zoster (Gürtelrose), das Demenz-Risiko verringern können.

Verlauf und Prognose

Die Alzheimer-Krankheit ist eine fortschreitende Erkrankung, die über einen Zeitraum von mehreren Jahren zum Tod führt. Die Krankheitsdauer bis zum Tod beträgt im Durchschnitt etwa acht Jahre, kann aber auch deutlich kürzer oder länger sein. Der Verlauf der Krankheit ist bei jedem Menschen unterschiedlich.

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