Melatonin bei Parkinson: Studien, Auswirkungen und therapeutische Ansätze

Einführung

Schlafstörungen sind ein häufiges Problem bei Menschen mit Parkinson. Sie können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und sogar ein frühes Anzeichen der Krankheit sein. Melatonin, ein natürlich vorkommendes Hormon, das den Schlaf-Wach-Zyklus reguliert, wird zunehmend als mögliche Behandlung für Schlafstörungen im Zusammenhang mit Parkinson untersucht. Dieser Artikel beleuchtet die Rolle von Melatonin bei Parkinson, basierend auf aktuellen Studien und Forschungsergebnissen.

Schlafstörungen bei Parkinson

Schlafstörungen sind ein integraler Bestandteil der Parkinson-Krankheit, die durch den Dopaminmangel bedingt sind, welcher den zirkadianen Rhythmus stört. Die Hauptformen von Schlafstörungen bei Parkinson sind:

  • REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD)
  • Hypersomnie (übermäßige Tagesschläfrigkeit)
  • Schlafapnoesyndrome
  • Insomnie (Schlafstörungen)

Diese Schlafstörungen können die Lebensqualität von Patienten und ihren Betreuern erheblich beeinträchtigen. Studien zeigen, dass bis zu 60-98 % der Parkinson-Patienten von Schlafapnoe, RBD oder Insomnie/Hypersomnie betroffen sind.

REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD)

Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD) ist eine Parasomnie, die durch den Verlust der normalen Muskelatonie während des REM-Schlafs gekennzeichnet ist. Dies führt dazu, dass Betroffene ihre Träume ausleben, was zu potenziell gefährlichen Bewegungen und Verhaltensweisen im Schlaf führen kann.

  • Symptome: Ausagieren von Träumen im Schlaf wie Sprechen, Schreien, Boxen, Schlagen, Treten oder aggressives Kämpfen oder aus-dem-Bett-Fallen.

Die RBD kann ein Frühsymptom für die Entwicklung von Alpha-Synukleinopathien wie Parkinson oder Lewy-Körper-Demenz sein. Studien haben gezeigt, dass ein erheblicher Prozentsatz der Menschen mit RBD innerhalb von 10 bis 15 Jahren nach der Diagnose eine neurodegenerative Erkrankung entwickelt.

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Insomnie

Insomnie, definiert als Ein- und/oder Durchschlafstörung mit Beeinträchtigung der Befindlichkeit untertags, die zumindest 3x pro Woche auftritt, ist mit einer durchschnittlichen Prävalenz von ca. 30 % besonders häufig bei Parkinsonpatienten. Daten einer 5-Jahres-Studie belegen, dass depressive Symptome, die Schwere der motorischen Fluktuation und höhere Dosen von Dopaminagonisten mit der Entwicklung einer Insomnie assoziiert sind.

Melatonin: Ein potenzieller Therapieansatz

Melatonin ist ein natürlich vorkommendes Hormon, das eine Schlüsselrolle bei der Regulierung des Schlaf-Wach-Zyklus spielt. Es wird hauptsächlich in der Zirbeldrüse produziert und seine Freisetzung wird durch Dunkelheit stimuliert und durch Licht gehemmt. Melatonin kann auch künstlich zugeführt werden.

Wirkung von Melatonin

  • Synchronisierung der inneren Uhr: Melatonin hilft, die innere Uhr zu synchronisieren und den Schlaf-Wach-Rhythmus zu verbessern.
  • Verbesserung der Schlafqualität: Studien haben gezeigt, dass Melatonin die Schlafqualität verbessern und das Einschlafen erleichtern kann.
  • Antioxidative und neuroprotektive Eigenschaften: Melatonin besitzt antioxidative Eigenschaften und kann Nervenzellen vor Schäden schützen.
  • Reduktion von RBD-Symptomen: Melatonin kann die Symptome der REM-Schlaf-Verhaltensstörung reduzieren und das Ausagieren von Träumen im Schlaf verringern.

Studien zur Anwendung von Melatonin bei Parkinson

Mehrere Studien haben die Auswirkungen von Melatonin auf Schlafstörungen bei Parkinson untersucht.

  • Kunz (2010): Eine Studie von Dieter Kunz zeigte, dass Melatonin bei RBD-Patienten wirksam ist. Die Patienten sprangen seltener aus dem Bett und die Partner hatten einen besseren Schlaf, da sie nachts keine Sorge vor Verletzungen mehr haben mussten. Nebenwirkungen wie Albträume, Schwindel oder Kopfschmerzen traten bei Melatonin im Vergleich zu Clonazepam deutlich seltener auf.
  • Nordafrikanische Forscher (2025): Eine Übersichtsarbeit nordafrikanischer Forscher aus dem Jahr 2025 zeigt, dass Melatonin bei Parkinson die subjektive Schlafqualität sowie nicht-motorische Symptome verbessert.
  • Weitere Studien: Es gibt Hinweise darauf, dass Melatonin auch bei anderen Schlafstörungen im Zusammenhang mit Parkinson, wie z.B. Insomnie, hilfreich sein kann. Einige Studien deuten darauf hin, dass Melatonin die Schlafqualität verbessern und die Tagesschläfrigkeit reduzieren kann.

Dosierung und Anwendung

Die empfohlene Dosierung von Melatonin zur Behandlung von Schlafstörungen bei Parkinson variiert. In Studien wurden Dosierungen von 3 bis 12 mg etwa 2 Stunden vor dem Zubettgehen verwendet. Dieter Kunz empfiehlt, das Mittel immer zur gleichen Uhrzeit einzunehmen, unabhängig davon, wann man schlafen geht, da Melatonin als Taktgeber für die innere Uhr dient.

Sicherheit und Nebenwirkungen

Melatonin gilt im Allgemeinen als sicher, aber es können Nebenwirkungen auftreten, wie z.B.:

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  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Übelkeit
  • Müdigkeit am Tag

Es ist wichtig, vor der Einnahme von Melatonin einen Arzt zu konsultieren, insbesondere wenn andere Medikamente eingenommen werden.

Weitere Therapieansätze

Neben Melatonin gibt es weitere Therapieansätze zur Behandlung von Schlafstörungen bei Parkinson:

  • Medikamentöse Therapie: Clonazepam, Rivastigmin, Imipramin, Gabapentin, Carbamazepin, Clonidin, Clozapin, Quetiapin, Pramipexol.
  • Lichttherapie: Helles Licht am Morgen kann helfen, den Schlaf-Wach-Rhythmus zu regulieren.
  • Kognitive Verhaltenstherapie: CBTi kann bei Insomnie hilfreich sein.
  • Anpassung der Parkinson-Medikation: Die Optimierung der oralen Parkinson-Therapie kann Schlafstörungen verbessern. Retard-Präparate können bei nächtlicher Unterbeweglichkeit hilfreich sein.
  • CPAP-Therapie: Bei obstruktiver Schlafapnoe kann eine CPAP-Maskenbeatmung die Schlafqualität verbessern.
  • Akustische Stimulation: Eine akustische Stimulation während des Schlafs kann die Tiefschlafphasen verbessern.
  • Adaptogene: Natürliche Stoffe, z. B. Ashwagandha, Rhodiola Rosea oder Heilpilze, können helfen, Stress besser zu bewältigen und die Schlafqualität zu verbessern.
  • Schlafhygiene: Regelmäßige Schlafzeiten, eine dunkle und ruhige Schlafumgebung sowie der Verzicht auf Koffein und Alkohol vor dem Schlafengehen können den Schlaf verbessern.

Schlafstörungen als Marker der Krankheitsprogression

Schlafstörungen werden zunehmend als Marker für die Progression neurodegenerativer Erkrankungen wie Parkinson untersucht. Studien haben gezeigt, dass sich bestimmte Schlafparameter, wie z.B. die Scores der Epworth Sleepiness Scale (ESS) und des RBD Screening Questionnaire sowie die Prävalenz der RBD in der Polysomnografie (PSG), mit der Krankheitsprogression verschlechtern. Diese Erkenntnisse könnten in Zukunft dazu beitragen, den Krankheitsverlauf besser zu überwachen und frühzeitig therapeutische Maßnahmen einzuleiten.

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