Meningitis durch Enteroviren: Ursachen, Symptome und Therapie

Enteroviren sind eine vielfältige Gruppe von Viren aus der Familie der Picornaviridae. Infektionen mit diesen Viren können verschiedene Krankheitsbilder verursachen, darunter auch Meningitis. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Therapiemöglichkeiten der durch Enteroviren verursachten Meningitis.

Was sind Enteroviren?

Enteroviren sind eine heterogene Gruppe verschiedener Viren aus der Familie der Picornaviridae. Neben zahlreichen weiteren Enterovirus-Serotypen wie z. B. Coxsackie- und Echoviren. Mit zunehmender Anwendung von molekularbiologischen Sequenzierungsverfahren sind weitere Veränderungen bzw. neue Erkenntnisse zu erwarten.

Verbreitung und Übertragung

Enteroviren kommen weltweit vor. Infektionen mit Enteroviren können das ganze Jahr über auftreten, zeigen aber in den gemäßigten Klimazonen eine saisonale Häufung in den Sommer- und Herbstmonaten. Die Übertragung der Enteroviren erfolgt fäkal-oral von Mensch zu Mensch oder über mit Stuhl oder Speichel kontaminierte Gegenstände bzw. Lebensmittel und Trinkwasser. Enteroviren werden von den Erkrankten vor allem mit dem Stuhl und je nach Virustyp auch über den Rachen ausgeschieden. Enteroviren lassen sich im Stuhl bis zu mehreren Wochen nachweisen, auch wenn die akute Erkrankung schon abgeklungen ist.

Ursachen der Meningitis durch Enteroviren

Enteroviren sind häufig als Erreger einer aseptischen Meningitis (auch als seröse Meningitis bezeichnet) bzw. Enzephalitis zu finden, wobei nicht selten in Verbindung mit der Sommergrippe ein epidemisches Auftreten zu beobachten ist. Aseptische Meningitiden durch Enteroviren sind meist durch Coxsackie- und Echoviren verursacht und heilen ohne bleibende Schäden aus.

Symptome der Meningitis durch Enteroviren

Die meisten Infektionen durch Enteroviren verlaufen ohne Symptome und werden deshalb nicht bemerkt. Die Enteroviren können unspezifische fieberhafte Erkrankungen verursachen, zum Teil mit Exanthem (Hautausschlag). Durch Enteroviren verursachte Atemwegserkrankungen können milde verlaufen, aber auch als schwerer grippaler Infekt. Gelegentlich sind dabei gastroenteritische Begleitsymptome wie Durchfall zu beobachten, besonders bei Erkrankungen durch Echoviren. Verläufe mit Pneumonie sind ebenfalls möglich. Typische Symptome einer durch Enteroviren verursachten Meningitis sind:

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  • Kopfschmerzen
  • Lichtscheu
  • Nackensteife
  • Übelkeit
  • Fieber
  • Allgemeinsymptome wie Abgeschlagenheit, Muskelschmerzen, Bauchschmerzen, Durchfall oder Exanthem

Diagnose der Meningitis durch Enteroviren

Beweisend für die Ätiologie der Meningitis ist der Nachweis von Enteroviren im Liquor. Da Enteroviren regelmäßig mit dem Stuhl in großen Mengen ausgeschieden werden, sollte in jedem Fall ergänzend Stuhl eingesandt werden. Je nach klinischer Symptomatik lassen sich Enteroviren in Liquor, Rachenspülwasser bzw. Rachenabstrich und im Stuhl nachweisen. Bei Verdacht auf Virusmeningitis können Enteroviren in den ersten Krankheitstagen im Liquor nachgewiesen werden. Die gleichzeitig zu beobachtende Virusausscheidung im Stuhl kann länger als 2 Wochen festgestellt werden.

Bei milden Krankheitsverläufen ist im Einzelfall der gezielte Nachweis von Enteroviren im Allgemeinen nicht erforderlich. Bei schweren Erkrankungen wie z. B. Virusmeningitis sowie bei gehäuften Erkrankungsfällen in Gemeinschaftseinrichtungen wie z. B. Kindergärten und Schulen kann Material zum Nachweis von Enteroviren zum LGL gesandt werden.

Die Wahrscheinlichkeit, Enteroviren als ursächliche Erreger einer Erkrankung zu finden, ist in Stuhlproben am höchsten. Rachenabstriche sollten mit einem Probenahmeset für virologische Untersuchungen (z. B. Virocult, Mastaswab o. ä.) entnommen und im dem Set beigefügten Röhrchen mit Transportmedium versandt werden.

Virusnachweis

Bei akuten Erkrankungen erfolgt die Diagnose vorzugsweise durch Erregernachweis mittels Nukleinsäureamplifikationstechniken wie z. B. die PCR. Im LGL wird derzeit eine nestedPCR eingesetzt, d. h. es werden nacheinander zwei PCR-Ansätze durchgeführt. Ergänzend zur PCR wird im LGL die Virusanzucht in verschiedenen Zellkulturen mit anschließender Serotypisierung der für die Erkrankung ursächlichen Enteroviren durchgeführt. Ein gehäuftes Auftreten einer durch Enteroviren bedingten Erkrankung kann auf diese Weise infektionsepidemiologisch geklärt werden.

Antikörpernachweis

Serologische Untersuchungen zum Antikörpernachweis bezüglich Enteroviren sind speziellen Fragestellungen vorbehalten. Antikörper gegen Enteroviren lassen sich mit Hilfe eines typspezifischen Serumneutralisationstests nachweisen. Zur Feststellung einer frischen Infektion ist grundsätzlich die Untersuchung eines Serumpaares erforderlich. Einschränkend ist darauf hinzuweisen, dass bei dieser aufwändigen Methode eine eindeutige Befundinterpretation aufgrund häufig auftretender Durchseuchungstiter und Kreuzreaktionen nicht immer möglich ist. Bei akuten Infektionen durch Enteroviren ist daher grundsätzlich der Erregernachweis vorzuziehen.

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Labornetzwerk Enterovirus-Diagnostik (LaNED)

Zur Überwachung der Poliofreiheit in Deutschland besteht seit 2005 das Labornetzwerk Enterovirus-Diagnostik (LaNED). Die Koordination des LaNED erfolgt derzeit durch das Robert-Koch-Institut in Berlin. Das LGL verfügt über eines der im LaNED eingebundenen Fachlabore und führt bei Proben, die von Kliniken aus dem Raum Bayern eingesandt werden, Untersuchungen zur Bestimmung der zirkulierenden Enterovirus-Stämme durch. Die Bewertung der epidemiologischen Situation hängt eng zusammen mit der Bereitschaft der Kliniken, Proben von Patienten mit aseptischer Meningitis oder akut aufgetretenen schlaffen Lähmungen in einem Fachlabor des LaNED unentgeltlich untersuchen lassen.

Das LGL führt regelmäßig Untersuchungen zum Nachweis und Typisierung von Enteroviren durch, wobei saisonal bedingt die Zahl der Untersuchungen vor allem in den Sommermonaten steigt. In der Mehrzahl der Fälle gelingt der Nachweis von Enteroviren mit Hilfe der PCR. Zur Bestimmung des für die jeweilige Erkrankung ursächlichen Enterovirus-Serotyps sind jedoch weiterführende Untersuchungen erforderlich.

Therapie der Meningitis durch Enteroviren

Eine spezifische antivirale Therapie gegen Enteroviren ist nicht verfügbar. Die Behandlung der Meningitis durch Enteroviren erfolgt daher symptomatisch. Das bedeutet, dass die Beschwerden wie Kopfschmerzen, Fieber und Übelkeit gelindert werden. In den meisten Fällen heilt die Erkrankung ohne bleibende Schäden aus.

Symptomatische Behandlung

  • Schmerzlinderung: Kopfschmerzen können mit Schmerzmitteln wie Paracetamol oder Ibuprofen behandelt werden.
  • Fiebersenkung: Bei hohem Fieber können fiebersenkende Mittel wie Paracetamol oder Ibuprofen eingesetzt werden.
  • Flüssigkeitszufuhr: Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig, um den Körper hydriert zu halten.
  • Bettruhe: Körperliche Schonung unterstützt die Genesung.

Komplikationen und spezifische Fälle

In seltenen Fällen kann es bei einer Meningitis durch Enteroviren zu Komplikationen kommen, wie z. B. einer Enzephalitis (Gehirnentzündung). In solchen Fällen ist eine intensivmedizinische Behandlung erforderlich.

Enterovirus 71

Im Frühjahr 2008 kam es in China zu einer Epidemie mit ca. 20.000 Erkrankungsfällen durch Enterovirus 71. Mehr als 20 Kinder sind an den Komplikationen verstorben. In Deutschland wurden im Zusammenhang mit Enterovirus 71 bisher keine schwer verlaufenden Erkrankungen mit tödlichem Ausgang beobachtet.

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Hand-Fuß-Mund-Krankheit (HFMK)

Die Symptomatik dieser hoch ansteckenden Erkrankung ist typisch und wird häufig durch Coxsackievirus A 16 verursacht. Aber auch andere Enteroviren wie z. B. Coxsackievirus A9, B2 und B5 sowie Enterovirus 71 können in Frage kommen. Es kommt typischerweise zum Auftreten von hohem Fieber und einem Exanthem mit Bläschenbildung an den Händen und Füßen sowie einem Enanthem in der Mundhöhle mit Bläschen im Bereich von Zunge, Wandschleimhaut und Gaumen. Diese Bläschen verändern sich später zu schmerzhaften Erosionen (Aphthen). Lippen, weicher Gaumen, Tonsillen und Rachen sind meist nicht betroffen. Die Erkrankung heilt im Allgemeinen nach 8-14 Tagen spontan aus. Betroffen sind meist Kinder im Vorschul- und Schulalter.

Andere durch Enteroviren verursachte Erkrankungen

Neben der Meningitis können Enteroviren auch andere Erkrankungen verursachen:

  • Poliomyelitis: Erkrankungen an Poliomyelitis haben aufgrund der seit den 1950er Jahren durchgeführten Impfkampagnen drastisch abgenommen. Die Polioviren können gegenwärtig allerdings noch nicht als weltweit ausgerottet gelten. Polioviren werden von Infizierten in sehr großen Mengen ausgeschieden und sind sehr umweltresistent. Die Erreger werden oral aufgenommen. Der größte Teil der Poliovirus-Infektionen verläuft ohne Symptome. Gegenüber Infektionen mit Polioviren ist eine Impfprophylaxe möglich. Die Polio-Schutzimpfung gehört zu den von der STIKO generell empfohlenen Impfungen für Kinder.
  • Myokarditis: Die virale Myokarditis ist die häufigste Form der Myokarditis in industrialisierten Ländern und kann durch zahlreiche Viren verursacht sein. Von besonderer Bedeutung sind dabei auch Enteroviren. Die Myokarditis kann dabei im Zusammenhang mit einer Atemwegsinfektion oder der Hand-Fuß-Mundkrankheit auftreten. Die klinische Symptomatik einer Myokarditis kann sehr variabel sein mit geringen Beschwerden bis hin zu Herzrhythmusstörungen und dilatativer Kardiomyopathie mit Pumpversagen der linken Herzkammer. Diese Erkrankung wird hauptsächlich durch Coxsackie B-Viren verursacht.
  • Pleurodynie (Bornholmer Krankheit): Die Symptomatik ist bedingt durch eine Entzündung der Brust- und Abdomenmuskulatur und eine trockene Rippenfellentzündung. Die Patienten leiden unter heftigen Schmerzen beim Atmen. Die Erkrankung ist ansteckend. Ein gehäuftes Auftreten kann dabei vor allem in den Sommermonaten beobachtet werden.
  • Herpangina: Die Herpangina ist eine fieberhafte Erkrankung mit Schmerzen beim Schlucken und typischer Bläschenbildung am Gaumen.
  • Akute hämorrhagische Konjunktivitis: Diese Erkrankung tritt vor allem in den Tropen und Subtropen auf.
  • Neuritis und Polyradikulitis: Die Neuritis ist gekennzeichnet durch Lähmungserscheinungen und Empfindungsstörungen im Bereich der betroffenen Nervenbahnen. Eine Polyneuritis kann sich z. B. durch Kraftlosigkeit beim Treppensteigen oder schnellem Laufen, abgeschwächte Muskeleigenreflexe bis hin zu schlaffen Lähmungen bemerkbar machen. Die Polyradikulitis ist eine neurologische Erkrankung, die durch entzündliche Veränderungen der Nervenwurzeln bedingt ist. Die Polyradikulitis kann als Guillain-Barre-Syndrom verlaufen. Polyneuritis und die Polyradikulitis verlaufen bei den meisten Menschen gutartig. Bei zwei Dritteln der Patienten lässt sich eine vorausgegangene Infektion mit viralen (z. B. Enteroviren) oder bakteriellen Erregern nachweisen.

Prävention

Da die Übertragung der Enteroviren fäkal-oral erfolgt, sind Hygienemaßnahmen wichtig, um einer Infektion vorzubeugen. Dazu gehören:

  • Regelmäßiges Händewaschen mit Seife
  • Vermeidung des Teilens von Besteck, Gläsern und Handtüchern
  • Sorgfältige Reinigung von Oberflächen, die mit Stuhl oder Speichel kontaminiert sein könnten

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