Meningitis, auch Hirnhautentzündung genannt, ist eine Entzündung der Schutzschichten (Hirnhäute) um Gehirn und Rückenmark. Sie wird meist durch eine Infektion mit Bakterien oder Viren verursacht. Seltener können auch Pilze oder Parasiten die Ursache sein. Die Erkrankung kann in seltenen Fällen auch durch Autoimmunerkrankungen, bestimmte Medikamente oder Krebserkrankungen ausgelöst werden.
Ursachen und Symptome der Meningitis
Die Erreger einer Hirnhautentzündung gelangen meist über das Blut in die Hirnhäute. Daher können entsprechende Erreger auch in einer Blutprobe nachgewiesen werden. Die Symptome einer Meningitis können je nach Alter und Erreger variieren. Zu den allgemeinen Symptomen gehören:
- Heftige Kopfschmerzen
- Fieber (hohes Fieber, aber bei Kleinkindern ist auch eine zu niedrige Körpertemperatur möglich)
- Steifer Nacken (Entzündungsbedingte Schmerzen machen es Betroffenen oft unmöglich, den Kopf auf die Brust zu legen. Bei Neugeborenen ist die Nackensteifigkeit oft nicht erkennbar.)
- Übelkeit und Erbrechen
- Lichtempfindlichkeit
- Abgeschlagenheit und Müdigkeit
- Veränderungen des Hautbildes durch punktförmige Blutungen (bei einer Infektion mit Meningokokken)
- Verwirrung und Bewusstseinsausfälle (bei älteren Personen)
- Veränderungen des Verhaltens, der Befindlichkeit und des Ess- und Trinkverhaltens (bei Kleinkindern)
Es ist wichtig zu beachten, dass Meningitis in einigen Fällen auch ohne Fieber auftreten kann.
Diagnose und Behandlung
Bei Verdacht auf Meningitis ist eine schnelle Diagnostik und Therapieeinleitung entscheidend. Die Diagnose basiert auf der klinischen Symptomatik, der Liquordiagnostik, der zerebralen Bildgebung und dem Erregernachweis aus Liquor oder Blut.
Bei einer Lumbalpunktion entnimmt eine Ärztin / ein Arzt mit einer speziellen Nadel Flüssigkeit (Liquor) aus dem Rückenmarkskanal. Der Liquor wird anschließend im Labor auf Entzündungszeichen und Krankheitserreger untersucht. Wichtige Erreger können unter dem Mikroskop identifiziert werden. Insbesondere bei Bewusstseinsstörungen ist eine Untersuchung des Gehirns über MRT (Magnetresonanztomografie) oder CT (Computertomografie) erforderlich. Andernfalls kann keine Lumbalpunktion durchgeführt werden. Aber auch bei Betroffenen ohne Bewusstseinsstörungen werden bildgebende Verfahren zur Differentialdiagnose eingesetzt.
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Die Behandlung von Meningitis hängt von der Ursache der Erkrankung ab. Bei bakterieller Meningitis werden sofort hochdosierte Antibiotika verabreicht, um das Risiko von Komplikationen oder Tod zu minimieren. Die genaue Wahl des Antibiotikums hängt von dem vermuteten oder nachgewiesenen Erreger ab. Zusätzlich können Kortikosteroide zur Linderung der Schwellung des Gehirns und Analgetika zur Linderung der Symptome eingesetzt werden.
Virale Meningitis ist in der Regel selbstlimitierend und erfordert nur unterstützende Pflege, einschließlich Schmerzmanagement und Hydratation. Trotzdem wird immer aufgrund der Gefährlichkeit und relativen Häufigkeit einer HSV- oder VZV-Meningitis mindestens bis zum Nachweis des Erregers mit Aciclovir, einem Virostatikum, intravenös behandelt.
Mögliche Folgen und Komplikationen der Meningitis
Meningitis kann eine Reihe von langfristigen Folgen und Komplikationen haben, darunter:
- Hirnödem: Schwellung des Gehirns
- Sepsis: Blutvergiftung
- ARDS: Akutes Atemnotsyndrom
- Waterhouse-Friderichsen-Syndrom: Eine besonders schwer verlaufende Form der Sepsis mit starken Blutungen in Haut, Schleimhäuten und Organen
- Hörverlust: Schädigung des Innenohrs mit resultierender Taubheit
- Gedächtnisprobleme: Einschränkungen des Intellekts
- Lernschwierigkeiten: Entwicklungsstörungen, Intelligenzminderung
- Epilepsie: Krampfanfälle
- Nierenversagen: Nierenversagen oder eine Entzündung der Herzinnenhaut (Endokarditis)
- Hirnnervenlähmungen
- Einschränkungen des Intellekts
- Gewebeschädigungen bis hin zum Absterben einzelner Gliedmaßen (bei Sepsis)
- Tod
Einige dieser Komplikationen können dauerhaft sein, auch nach erfolgreicher Behandlung der Krankheit. Trotz aller intensivmedizinischen Möglichkeiten versterben in Deutschland ca. 10% aller Patienten, die an einer Meningokokken-Infektion erkrankt sind. Bei 10 bis 20% bleiben Folgeschäden zurück.
Waterhouse-Friderichsen-Syndrom
Eine besonders schwer verlaufende Form der Sepsis mit starken Blutungen in Haut, Schleimhäuten und Organen ist das Waterhouse-Friderichsen-Syndrom. Es führt über plötzliche Durchblutungsstörungen der Nebennieren zu einem Multiorganversagen und ist auch bei sofortiger intensivmedizinischer Behandlung in bis zu 95% der Fälle tödlich.
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Septischer Schock
Unter einem Schock versteht man ein akut einsetzendes generalisiertes Kreislaufversagen, das infolge der Minderdurchblutung und -Versorgung zu einer zunehmenden Schädigung von Geweben und Organen führt. Ein septischer Schock kann unheilbare Organ- und Bewusstseinsbeeinträchtigungen verursachen und ist selbst bei sofortiger intensivmedizinischer Behandlung mit einer hohen Todesrate behaftet.
Meningokokken-Sepsis
Bei einer Meningokokken-Sepsis werden die Bakterien mit dem Blut im gesamten Körper verbreitet. Dabei wird die Blutgerinnung gestört. In der Folge entstehen flächenhafte Einblutungen der Haut. Bei einer besonders schweren Form der Sepsis kommt es infolge von lebensbedrohlichen Einblutungen in die Nebennieren zu einem Kreislaufschock. Eine Sepsis kann bis zum Versagen mehrerer Organe fortschreiten. Es handelt sich um einen medizinischen Notfall, der sofort behandelt werden muss. Warnzeichen können neben Fieber und starkem Krankheitsgefühl auch ein beschleunigter Puls, Kurzatmigkeit und Verwirrtheit sein.
Prävention
Impfstoffe sind gegen einige der häufigsten bakteriellen Ursachen von Meningitis verfügbar, einschließlich Streptococcus pneumoniae, Neisseria meningitidis und Haemophilus influenzae Typ b (Hib). Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt in Deutschland folgende Impfungen:
- Impfung gegen Meningokokken B für alle Kinder mit je einer Impfstoffdose im Alter von 2, 4 und 12 Monaten; fehlende Impfstoffdosen sollen so bald wie möglich und spätestens bis zum 5. Geburtstag nachgeholt werden.
- Impfung gegen Meningokokken C für alle Kinder mit einer Impfstoffdose im Alter von 12 Monaten; wurde die Impfung versäumt, sollte sie baldmöglichst und spätestens bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden.
- Für Risikogruppen die Impfung mit Meningokokken-ACWY-Kombinationsimpfstoff sowie MeningokokkenB-Impfstoff; dazu zählen Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung aufgrund einer angeborenen oder erworbenen Immunschwäche (zum Beispiel bei fehlender Milz) sowie gefährdetes Laborpersonal.
- Für Reisende in Länder mit vielen Meningokokken-Erkrankungen, vor allem bei engem Kontakt zur Bevölkerung, sowie vor Pilgerreisen nach Mekka die Meningokokken-ACWY-Impfung.
- Für Mitarbeitende im Katastrophendienst und je nach Gefährdung für Mitarbeitende in der Entwicklungshilfe und für medizinisches Personal zusätzlich zur Meningokokken-ACWY-Impfung auch die Impfung gegen Meningokokken B.
- Vor Langzeitaufenthalten insbesondere für Kinder und Jugendliche sowie für Personen in Studium oder Ausbildung die Impfung gegen Meningokokken ACWY und/oder Meningokokken B entsprechend den Empfehlungen der Zielländer.
In Situationen, in denen eine Person einem hohen Risiko ausgesetzt war, mit Meningitis infiziert zu werden, wie z.B. nach engem Kontakt mit einer Person, die an bakterieller Meningitis erkrankt ist, kann eine prophylaktische Antibiotikabehandlung verabreicht werden.
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