Feindiagnostik bei Auffälligkeiten im Gehirn: Ursachen und Bedeutung

Die Feindiagnostik ist eine detaillierte Ultraschalluntersuchung, die in der Schwangerschaft durchgeführt wird, um Informationen über den Zustand des ungeborenen Kindes zu erhalten. Sie dient dazu, mögliche Fehlbildungen oder Entwicklungsstörungen frühzeitig zu erkennen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Untersuchung des Gehirns, da Auffälligkeiten in diesem Bereich schwerwiegende Folgen für das Kind haben können.

Was ist Feindiagnostik?

Die Feindiagnostik, auch Organscreening oder Fehlbildungsultraschall genannt, ist eine systematische Untersuchung aller einsehbaren Organsysteme des Feten. Sie wird in der Regel zwischen der 20. und 24. Schwangerschaftswoche durchgeführt. Zu diesem Zeitpunkt sind die meisten Organe des Kindes bereits ausreichend entwickelt, um детаilliert dargestellt und beurteilt werden zu können.

Während des Ultraschalls werden nahezu alle mit Ultraschallbildern darstellbaren Teile des fetalen Körpers untersucht. Hierzu gehören insbesondere Gehirn, Herz, Nieren und ableitende Harnwege, Wirbelsäule und Extremitäten. Die Untersuchung ist deutlich umfangreicher als die gemäß den Mutterschafts Richtlinien vorgesehene Ultraschalluntersuchung in diesem Zeitraum.

Warum ist die Feindiagnostik wichtig?

Die Entwicklung des ungeborenen Kindes verläuft in über 90% der Schwangerschaften unauffällig. Bei ca. 6% aller Neugeborenen liegt jedoch eine Organfehlbildung vor. Das Erkennen einer Organfehlbildung vor der Geburt kann die Behandlung des betroffenen Neugeborenen entscheidend erleichtern und diesen Kindern eine bessere Kurz- und Langzeitentwicklung ermöglichen. Durch die Kenntnis der fetalen Erkrankung können die Überwachung der Schwangerschaft, die Planung der Geburt, die Wahl des Geburtszentrums, der Geburtszeitpunkt und die nachgeburtliche Versorgung sinnvoll angepasst werden.

Auffälligkeiten im Gehirn: Mögliche Ursachen

Auffälligkeiten im Gehirn des Feten können verschiedene Ursachen haben. Einige der häufigsten Ursachen sind:

Lesen Sie auch: Kleinhirn: Diagnostische Schritte

  • Genetische Ursachen: Chromosomenstörungen wie Trisomie 21 (Down-Syndrom), Trisomie 18 (Edwards-Syndrom) oder Trisomie 13 (Pätau-Syndrom) können mit Fehlbildungen des Gehirns einhergehen. Auch andere genetische Syndrome können Ursache für Auffälligkeiten im Gehirn sein.
  • Infektionen: Infektionen der Mutter während der Schwangerschaft, wie z.B. Toxoplasmose, Cytomegalie oder Röteln, können das Gehirn des Feten schädigen und zu Entwicklungsstörungen führen.
  • Umwelteinflüsse: Bestimmte Medikamente, Alkohol oder Drogenkonsum während der Schwangerschaft können ebenfalls zu Fehlbildungen des Gehirns führen.
  • Neuralrohrdefekte: Während der Entwicklung des Embryos entsteht das Gehirn und Rückenmark aus dem sogenannten Neuralrohr. Störungen bei der Schließung des Neuralrohrs können zu schweren Fehlbildungen wie Spina bifida (offener Rücken) oder Anenzephalie (Fehlen von Teilen des Gehirns und Schädels) führen.
  • Hirnblutungen: Blutungen im Gehirn des Feten können zu Schädigungen des Hirngewebes und zu Entwicklungsstörungen führen.
  • Zysten: Zysten im Gehirn des Feten sind oft harmlos und bilden sich von selbst zurück. In einigen Fällen können sie jedoch auf eine Infektion oder eine andere Erkrankung hindeuten.
  • Fehlbildungen der Hirnstrukturen: Es können auch isolierte Fehlbildungen einzelner Hirnstrukturen auftreten, deren Ursache oft unklar ist.

Welche Auffälligkeiten können in der Feindiagnostik erkannt werden?

Mit der Feindiagnostik können verschiedene Auffälligkeiten im Gehirn des Feten erkannt werden, darunter:

  • Anenzephalie: Das Fehlen von großen Teilen des Gehirns und des Schädels. Diese Fehlbildung ist nicht mit dem Leben vereinbar.
  • Hydrozephalus (Wasserkopf): Eine Erweiterung der Hirnventrikel durch eine Störung des Abflusses von Hirnwasser.
  • Spina bifida (offener Rücken): Eine Fehlbildung des Rückenmarks, bei der das Neuralrohr sich nicht vollständig schließt.
  • Zysten im Gehirn: Flüssigkeitsgefüllte Hohlräume im Gehirn.
  • Fehlbildungen des Kleinhirns: Das Kleinhirn spielt eine wichtige Rolle für die Koordination von Bewegungen. Fehlbildungen des Kleinhirns können zu motorischen Störungen führen.
  • Agenesis des Corpus callosum: Das Fehlen des Balkens (Corpus callosum), der die beiden Hirnhälften miteinander verbindet.
  • Holoprosenzephalie: Eine Fehlbildung, bei der sich das Vorderhirn nicht vollständig teilt.

Was passiert bei einer auffälligen Feindiagnostik?

Wenn bei der Feindiagnostik eine Auffälligkeit im Gehirn des Feten festgestellt wird, sind weitere diagnostische Maßnahmen erforderlich. Je nach Art der Auffälligkeit können dies sein:

  • Wiederholte Ultraschalluntersuchung: Um den Befund zu bestätigen und den Verlauf zu beobachten.
  • Fetale Magnetresonanztomographie (MRT): Eine MRT kann детаilliertere Bilder des fetalen Gehirns liefern und zusätzliche Informationen liefern.
  • Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese): Zur Untersuchung der Chromosomen des Kindes und zum Ausschluss genetischer Ursachen.
  • Blutuntersuchung der Mutter: Zum Ausschluss von Infektionen.
  • Genetische Beratung: Um die Wahrscheinlichkeit für genetische Ursachen der Auffälligkeit zu beurteilen und die Eltern über mögliche Konsequenzen zu informieren.

Konsequenzen einer auffälligen Feindiagnostik

Die Konsequenzen einer auffälligen Feindiagnostik hängen von der Art und Schwere der festgestellten Auffälligkeit ab. In einigen Fällen ist eine Behandlung bereits während der Schwangerschaft möglich, z.B. bei einem Hydrozephalus. In anderen Fällen ist eine Operation nach der Geburt erforderlich, z.B. bei einem offenen Rücken.

In manchen Fällen ist die Prognose für das Kind jedoch sehr schlecht, z.B. bei Anenzephalie oder schweren Hirnschädigungen. In diesen Fällen müssen die Eltern eine schwierige Entscheidung treffen, ob sie die Schwangerschaft fortsetzen oder abbrechen möchten. Auch in Konfliktsituationen stehen psychosoziale Beratungsstellen den Schwangeren zur Seite, wie beispielsweise Donum vitae im Gartenhaus des Kurfürstendamms 199.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Feindiagnostik nicht alle Fehlbildungen erkennen kann. Trotz größter Sorgfalt und hoher Expertise des Untersuchers können nicht alle Fehlbildungen erkannt werden. Ursache dafür können zum Beispiel eingeschränkte Untersuchungsbedingungen durch eine ungünstige Kindslage oder einen erhöhten Body Mass Index der Schwangeren sein. Ebenso kann sich eine Fehlbildung auch erst zu einem späteren Zeitpunkt entwickeln (Beispiel: Gehirnfehlbildungen oder Infektionsfolgen). Grundsätzlich können Erkrankungen nicht im Ultraschall erkannt werden, wenn sie keine Organauffälligkeiten bewirken. Hierzu zählen zum Beispiel Stoffwechselerkrankungen, Syndrome sowie manche genetische Erkrankungen wie die Trisomie 21.

Lesen Sie auch: Diagnose und Behandlung fokaler neurologischer Symptome

Die Rolle der Pränataldiagnostik

Die Pränataldiagnostik, zu der auch die Feindiagnostik gehört, ist ein wichtiges Instrument, um mögliche Erkrankungen oder Fehlbildungen des ungeborenen Kindes frühzeitig zu erkennen. Sie ermöglicht es den Eltern, sich auf die Situation vorzubereiten und die bestmögliche Behandlung für ihr Kind zu gewährleisten.

Allerdings ist die Pränataldiagnostik auch mit ethischen Fragen verbunden. Viele Menschen sehen das Vorhandensein der Pränataldiagnostik als ein Dilemma an, während andere eine klare Haltung dazu haben. Jede Frau hat das Recht auf eine positive, selbstbestimmte Geburtserfahrung. Es ist wichtig, sich umfassend zu informieren und sich von Fachleuten beraten zu lassen, um eine informierte Entscheidung treffen zu können.

Nicht-invasive Pränataltests (NIPT)

Neben der Feindiagnostik gibt es auch nicht-invasive Pränataltests (NIPT), die aus einer Blutprobe der Mutter durchgeführt werden können. Mit diesen Tests können bestimmte Chromosomenstörungen wie Trisomie 21, Trisomie 18 und Trisomie 13 mit hoher Wahrscheinlichkeit erkannt werden. Die Entdeckungsraten liegen hier bei über 99%. Die Kosten einer NIPT werden bisher nicht von der Krankenkasse übernommen und liegen je nach Umfang zwischen 130 und 450 Euro.

Gemäß des Gendiagnostikgesetzes (GenDG) wird die Schwangere vor dem Ultraschall sowie nach Vorliegen des Untersuchungsergebnisses genetisch beraten. Darüber hinaus wird jeder Schwangeren eine weiterführende genetische Beratung durch einen Facharzt für Humangenetik angeboten. Diese ist insbesondere bei Vorliegen von genetischen Erkrankungen bei Ihnen oder Ihrer Familie sinnvoll.

Lesen Sie auch: Tumore im Gehirn: MRT-Diagnostik

tags: #feindiagnostik #auffälligkeiten #gehirn #ursachen