Eine Meningitis, auch Hirnhautentzündung genannt, ist eine Entzündung der Hirnhäute und/oder der Häute des Rückenmarks. Sie kann durch verschiedene Erreger verursacht werden, wobei Viren und Bakterien die häufigsten Auslöser sind. In seltenen Fällen können auch Pilze oder Parasiten eine Meningitis verursachen. Die Erkrankung kann lebensbedrohlich verlaufen, insbesondere wenn sie durch Bakterien verursacht wird. Daher ist eine schnelle Diagnose und Behandlung entscheidend.
Was sind Meningokokken-Erkrankungen?
Meningokokken-Erkrankungen werden durch Bakterien namens Neisseria meningitidis, auch Meningokokken genannt, verursacht. Diese Bakterien besiedeln vorwiegend den Nasen-Rachen-Raum des Menschen. Invasive Meningokokken-Erkrankungen umfassen vor allem die eitrige Hirnhautentzündung (Meningitis) und die Sepsis (Blutvergiftung). In Deutschland sind Meningokokken-Erkrankungen sehr selten, mit weniger als 4 Fällen pro 1 Million Menschen pro Jahr.
Wie werden Meningokokken übertragen?
Meningokokken werden von Mensch zu Mensch durch engen Kontakt übertragen, beispielsweise über Speichel oder Nasensekret. Da die Bakterien außerhalb des Körpers schnell absterben, führt eine Begegnung ohne engen Kontakt in der Regel nicht zu einer Übertragung. Untersuchungen haben gezeigt, dass bei fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung diese Bakterien im Mund-Nasen-Rachen-Raum vorhanden sind. Diese Menschen sind selbst nicht erkrankt, können aber die Erreger auf andere Menschen weiter übertragen. In der Umgebung von Patienten, die an Meningokokkenmeningitis erkrankt waren, hat man bis zu 90 Prozent Träger feststellen können. Also nur die wenigsten Menschen, auf die die Erreger übertragen werden, erkranken selbst! Deshalb ist es auch nicht sinnvoll, durch einen Rachenabstrich zu prüfen, ob eine Ansteckung stattfand.
Welche Krankheitszeichen haben Erkrankte?
Eine Meningokokken-Erkrankung beginnt häufig plötzlich mit allgemeinen Krankheitszeichen wie Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost und Schwindel mit schwerstem Krankheitsgefühl. Innerhalb weniger Stunden kann ein lebensbedrohlicher Zustand eintreten.
Meningokokken verursachen vor allem zwei Krankheitsbilder, die einzeln oder zusammen auftreten können:
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Hirnhautentzündung (Meningitis)
Fieber, Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit und eine getrübte Bewusstseinslage (z.B. starke Schläfrigkeit oder Benommenheit) sind gängige Beschwerden einer Hirnhautentzündung. Ein typisches Zeichen ist die schmerzhafte Nackensteifigkeit, oft kombiniert mit morgendlichem Erbrechen oder Zeichen eines Kreislaufversagens sowie mitunter Krampfanfällen. Genickstarre, plötzlich einsetzendes Fieber und heftige Kopfschmerzen können Anzeichen einer Meningokokken-Meningitis sein.
Sepsis (Blutvergiftung, Blutstrominfektion)
Bei der Meningokokken-Sepsis werden die Bakterien mit dem Blut im gesamten Körper verbreitet. Dabei wird die Blutgerinnung gestört, was zu flächenhaften Einblutungen der Haut führt. In einer besonders schweren Form der Sepsis kommt es infolge von lebensbedrohlichen Einblutungen in die Nebennieren zu einem Kreislaufschock. Eine Sepsis kann bis zum Versagen mehrerer Organe fortschreiten und ist ein medizinischer Notfall, der sofort behandelt werden muss. Warnzeichen können neben Fieber und starkem Krankheitsgefühl auch ein beschleunigter Puls, Kurzatmigkeit und Verwirrtheit sein.
Bei Säuglingen und Kleinkindern sind die Symptome einer Meningokokken-Erkrankung oft weniger typisch. Anzeichen können Fieber, Erbrechen, Krämpfe, Reizbarkeit oder Schläfrigkeit, Aufschreien sowie eine vorgewölbte oder harte Fontanelle (Spalte zwischen den Schädelplatten) sein. Die Nackensteifigkeit kann dagegen fehlen. Babys haben meist außer hohem Fieber wie bei einer Grippe keine eindeutigen Krankheitszeichen. Bei folgenden Auffälligkeiten sollten Eltern auf jeden Fall den Kinder- und Jugendarzt zu Rate ziehen: Der Säugling mag nichts essen, erbricht evtl.
Wann bricht die Krankheit aus und wie lange ist man ansteckend?
Erste Beschwerden zeigen sich 2 bis 10 Tage nach Ansteckung, in der Regel nach 3 bis 4 Tagen (Inkubationszeit). Die Betroffenen sind bis zu 7 Tage vor Beginn der Krankheitszeichen ansteckend. Nach Beginn einer wirksamen Antibiotika-Therapie sind Erkrankte in der Regel 24 Stunden später nicht mehr ansteckend.
Wer ist besonders gefährdet?
Meningokokken-Erkrankungen können in jedem Alter auftreten. Am häufigsten betroffen sind Säuglinge und Kleinkinder im ersten und zweiten Lebensjahr, aber auch Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren erkranken häufiger. Menschen mit einem geschwächten Immunsystem haben ein erhöhtes Risiko für eine Hirnhautentzündung. Besonders anfällig sind aber auch Säuglinge, Kinder und Jugendliche. Enger Kontakt kann zum Beispiel bedeuten, dass Sie mit der erkrankten Person im gleichen Haushalt leben oder aber längere Zeit in unmittelbarem Kontakt standen, wie zum Beispiel beim Küssen oder in Gemeinschaftseinrichtungen.
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Was muss ich bei einer Erkrankung beachten?
Schon bei einem Verdacht auf eine Meningokokken-Infektion müssen Erkrankte sofort ins Krankenhaus! Wenden Sie sich bei Beschwerden wie plötzlich auftretendem Fieber, Schüttelfrost oder Kopfschmerzen und weiteren Warnzeichen einer Meningokokken-Erkrankung umgehend an eine Ärztin oder einen Arzt. Die Infektion wird in der Regel mit Antibiotika behandelt.
Bei Meningokokken-Infektionen gelten die Regelungen des Infektionsschutzgesetzes. Bereits bei einem Verdacht auf eine Meningokokken-Erkrankung darf die betroffene Person Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kindergärten vorübergehend nicht besuchen beziehungsweise nicht dort tätig sein. Das gilt auch für Personen, in deren Wohngemeinschaft ein Krankheits- oder Verdachtsfall aufgetreten ist. Betroffene müssen die Gemeinschaftseinrichtung informieren, wenn der Verdacht auf eine Erkrankung besteht oder sie bereits bestätigt wurde.
Nach der Genesung können Betroffene die Gemeinschaftseinrichtungen wieder besuchen beziehungsweise dort tätig sein. Ein ärztliches Attest ist nicht nötig.
Was muss ich als enge Kontaktperson einer erkrankten Person beachten?
Wenn Sie engen Kontakt zu einer an Meningokokken erkrankten Person hatten, sollten Sie bei ersten Krankheitszeichen einer Meningokokken-Infektion umgehend ärztlichen Rat einholen. Enge Kontaktpersonen von Erkrankten sollen vorbeugend Antibiotika erhalten. Damit sollte möglichst zeitnah begonnen werden, spätestens jedoch bis zum 10. Tag nach dem Kontakt zur erkrankten Person.
Ungeimpften engen Kontaktpersonen wird eine Impfung empfohlen, wenn bei der erkrankten Person Meningokokken festgestellt wurden, gegen die man sich impfen lassen kann. Sind enge Kontaktpersonen, in deren Wohngemeinschaft der Erkrankungsfall auftrat, 24 Stunden nach Beginn einer vorsorglichen Antibiotika-Gabe beschwerdefrei, dürfen sie Gemeinschaftseinrichtungen wieder besuchen beziehungsweise dort tätig sein. Beachten Sie die Anweisungen und Empfehlungen des zuständigen Gesundheitsamtes.
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Wie kann ich mich schützen?
Impfung
Es stehen verschiedene Impfstoffe zur Verfügung, die gegen unterschiedliche Meningokokken-Typen schützen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt:
- die Impfung gegen Meningokokken B für alle Kinder mit je einer Impfstoffdose im Alter von 2, 4 und 12 Monaten; fehlende Impfstoffdosen sollen so bald wie möglich und spätestens bis zum 5. Geburtstag nachgeholt werden;
- die Impfung gegen Meningokokken C für alle Kinder mit einer Impfstoffdose im Alter von 12 Monaten; wurde die Impfung versäumt, sollte sie baldmöglichst und spätestens bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden;
- für Risikogruppen die Impfung mit Meningokokken-ACWY-Kombinationsimpfstoff sowie MeningokokkenB-Impfstoff; dazu zählen Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung aufgrund einer angeborenen oder erworbenen Immunschwäche (zum Beispiel bei fehlender Milz) sowie gefährdetes Laborpersonal;
- für Reisende in Länder mit vielen Meningokokken-Erkrankungen, vor allem bei engem Kontakt zur Bevölkerung, sowie vor Pilgerreisen nach Mekka die Meningokokken-ACWY-Impfung;
- für Mitarbeitende im Katastrophendienst und je nach Gefährdung für Mitarbeitende in der Entwicklungshilfe und für medizinisches Personal zusätzlich zur Meningokokken-ACWY-Impfung auch die Impfung gegen Meningokokken B;
- vor Langzeitaufenthalten insbesondere für Kinder und Jugendliche sowie für Personen in Studium oder Ausbildung die Impfung gegen Meningokokken ACWY und/oder Meningokokken B entsprechend den Empfehlungen der Zielländer.
Zusätzlich zur Impfung ist es wichtig, allgemeine Hygienemaßnahmen zu beachten, um das Risiko einer Ansteckung zu minimieren. Dazu gehören regelmäßiges Händewaschen, Vermeidung von engem Kontakt mit erkrankten Personen und das Vermeiden von Anhusten oder Anniesen. Regelmäßiges kurzes, aber intensives Lüften von Räumen kann ebenfalls helfen, die Ausbreitung von Erregern zu verhindern.
Meningitis durch andere Erreger
Neben Meningokokken können auch andere Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten eine Meningitis verursachen. Die Symptome, Inkubationszeit und Ansteckungsfähigkeit können je nach Erreger variieren.
Bakterielle Meningitis
Häufige bakterielle Erreger sind Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae) und Haemophilus influenzae Typ b (Hib). Die Inkubationszeit beträgt in der Regel 1-3 Tage bei Pneumokokken und wahrscheinlich 2-4 Tage bei Hib. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion. Gegen Hib gibt es eine Impfung, die im Säuglingsalter empfohlen wird.
Virale Meningitis
Auslöser der viralen Meningitis können unterschiedliche Viren sein. Dazu zählen insbesondere durch Schmier- und Tröpfcheninfektion übertragene Enteroviren wie ECHO-Viren und Coxsackie-Viren. Auch Herpesviren sind ein möglicher Auslöser der viralen Meningitis. Die Inkubationszeit beträgt zwischen 1 und 2 Wochen, je nach Erreger.
Diagnostik
Bei Verdacht auf Meningitis ist eine schnelle Diagnose entscheidend. Neben der Anamnese und körperlichen Untersuchung werden in der Regel folgende Untersuchungen durchgeführt:
- Blutuntersuchung: Zur Bestimmung von Entzündungswerten und zum Nachweis von Erregern.
- Liquorpunktion (Lumbalpunktion): Entnahme von Nervenwasser zur Untersuchung auf Erreger und Entzündungszeichen.
- Bildgebende Verfahren (CT, MRT): Zur Beurteilung des Gehirns und zum Ausschluss anderer Ursachen.
Therapie
Die Therapie der Meningitis richtet sich nach dem Erreger.
- Bakterielle Meningitis: Behandlung mit Antibiotika, in schweren Fällen intensivmedizinische Betreuung.
- Virale Meningitis: Symptomatische Behandlung mit Schmerzmitteln und Fiebersenkern, in einigen Fällen antivirale Medikamente.
Mögliche Komplikationen und Langzeitfolgen
Bei 10 bis 20 % der Betroffenen treten Komplikationen und Langzeitfolgen auf. Nach einer Meningokokken-Meningitis kann es zu Hirnnervenlähmungen, Krampfanfällen, Einschränkungen des Intellekts oder Lernschwierigkeiten sowie zu Taubheit kommen. Eine Sepsis kann zu Gewebeschädigungen bis hin zum Absterben einzelner Gliedmaßen führen.
Wo kann ich mich informieren?
Da Meningokokken-Infektionen gemeldet werden müssen, liegen dort Informationen zur aktuellen Situation und Erfahrung im Umgang mit der Krankheit vor. Weitere (Fach-) Informationen finden Sie auch im Internet auf den Seiten des Robert Koch-Institutes (www.rki.de/meningokokken). Bitte beachten Sie auch die Hinweise für Reisende (www.auswaertiges-amt.de). Impfung gegen Meningokokken | Impfempfehlung und Informationen zur Erkrankung: Infektion, Krankheitsbild, Impfung Impfung gegen Meningokokken.
Fazit
Meningitis ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die durch verschiedene Erreger verursacht werden kann. Eine schnelle Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um Komplikationen und Langzeitfolgen zu vermeiden. Impfungen gegen bestimmte Erreger, insbesondere Meningokokken, sind ein wichtiger Schutz. Bei Verdacht auf Meningitis sollte umgehend ein Arzt konsultiert werden.
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