Meningokokken-Infektion, Meningitis und Sepsis: Informationen zu Erkrankung, Schutz und Behandlung

Meningokokken-Erkrankungen sind gefürchtet, da sie schnell zu schweren Komplikationen wie Hirnhautentzündung (Meningitis) und Blutvergiftung (Sepsis) führen können. Dieser Artikel bietet umfassende Informationen zu Meningokokken, ihren Übertragungswegen, Symptomen, Behandlungsmöglichkeiten und präventiven Maßnahmen wie Impfungen.

Was sind Meningokokken?

Bei Meningokokken (Neisseria meningitidis) handelt es sich um Bakterien, die ausschließlich beim Menschen vorkommen. Es existieren verschiedene Serogruppen, von denen einige schwere Erkrankungen auslösen können. In Deutschland sind vor allem die Serogruppen B, C, W und Y von Bedeutung. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion, also durch direkten Kontakt mit infizierten Personen, beispielsweise durch Husten, Niesen oder Küssen.

Verbreitung und Trägerschaft

Untersuchungen zeigen, dass etwa 5 bis 10 Prozent der Bevölkerung Meningokokken im Nasen-Rachen-Raum tragen, ohne selbst zu erkranken. Diese Personen können die Erreger jedoch auf andere übertragen. Bei Jugendlichen kann die Trägerrate sogar bis zu 25% betragen. Warum manche Menschen erkranken und andere nicht, ist noch nicht vollständig geklärt. In der Umgebung von Meningitis-Patienten wurden Trägerraten von bis zu 90 Prozent festgestellt, was verdeutlicht, dass nur ein geringer Teil der Infizierten tatsächlich erkrankt. Ein Rachenabstrich zur Feststellung einer Ansteckung ist daher nicht sinnvoll.

Symptome einer Meningokokken-Erkrankung

Die Symptome einer Meningokokken-Erkrankung können vielfältig sein und sich schnell entwickeln. Typische Anzeichen sind:

  • Fieber
  • Frösteln
  • Unwohlsein
  • Erkältungsbeschwerden
  • Erbrechen
  • Kopfschmerzen
  • Lichtempfindlichkeit
  • Bauchschmerzen
  • Gelenkschmerzen
  • Hauteinblutungen (Petechien)
  • Bewusstseinsveränderungen (Schläfrigkeit, fehlende Ansprechbarkeit)
  • Nackensteife

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Symptome gleichzeitig auftreten müssen und sich innerhalb weniger Stunden oder Tage entwickeln können. Bei Kindern können die Symptome weniger charakteristisch sein.

Lesen Sie auch: Alles über Herpes-Meningitis

Meningitis und Sepsis

Meningokokken können zwei Hauptkrankheitsbilder verursachen:

  • Meningitis (Hirnhautentzündung): Hierbei dringen die Bakterien in die Gehirnflüssigkeit ein und verursachen eine Entzündung der Hirnhäute. Unbehandelt führt dies meist zum Tod. Symptome sind Fieber, Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit, Nackensteife und Bewusstseinsstörungen.
  • Sepsis (Blutvergiftung): Bei einer Sepsis gelangen die Meningokokken in die Blutbahn und können eine lebensbedrohliche Allgemeininfektion auslösen. Symptome sind hohes Fieber, Schüttelfrost, beschleunigter Puls, Kurzatmigkeit, Verwirrtheit und Hauteinblutungen. In schweren Fällen kann es zu einem septischen Schock und Organversagen kommen.

Verlauf und Prognose

Die Schwere der Symptome hängt von der Anzahl der Erreger im Blut und deren Ausbreitung im Körper ab. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung mit Antibiotika sind entscheidend für den Krankheitsverlauf. Bei rechtzeitig eingeleiteter Therapie liegt die Sterberate der Meningokokkenmeningitis bei etwa fünf Prozent. Bei hochakuten Verläufen mit Hautblutungen oder septischem Schock ist die Sterblichkeit jedoch deutlich höher.

Auch nach überstandener Erkrankung können bleibende Schäden auftreten, wie Hirnschäden, Taubheit, Blindheit oder der Verlust von Gliedmaßen.

Diagnose

Bei Verdacht auf eine Meningokokken-Erkrankung sind eine schnelle Diagnose und Behandlung entscheidend. Wichtige diagnostische Maßnahmen sind:

  • Liquorpunktion: Entnahme und Untersuchung der Gehirnflüssigkeit (Liquor) auf Bakterien und Entzündungszeichen.
  • Blutkulturen: Anzüchtung von Bakterien aus dem Blut, um den Erreger zu identifizieren.
  • PCR-Test: Nachweis von Meningokokken-DNA im Liquor oder Blut.

Zusätzlich können Rachenabstriche entnommen werden, insbesondere bei Patienten, die bereits mit Antibiotika behandelt wurden. Die Ergebnisse der Laboruntersuchungen sind meldepflichtig und werden an das Gesundheitsamt weitergeleitet.

Lesen Sie auch: Seltene Fälle von Meningitis nach Impfung

Behandlung

Die Behandlung einer Meningokokken-Erkrankung erfolgt in der Regel mit Antibiotika, die so früh wie möglich verabreicht werden müssen. Bei schweren Verläufen sind intensivmedizinische Maßnahmen erforderlich, um Komplikationen wie Schock oder Hirndruck zu behandeln.

Prävention

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich vor einer Meningokokken-Infektion zu schützen:

  • Impfung: Gegen verschiedene Serogruppen (A, B, C, W, Y) sind Impfstoffe verfügbar. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehltImpfungen gegen Meningokokken B für alle Kinder im Alter von 2, 4 und 12 Monaten. Eine Impfung gegen Meningokokken C wird im Alter von 12 Monaten empfohlen. Versäumte Impfungen sollten bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden. Für Risikogruppen und Reisende in bestimmte Gebiete werden zusätzliche Impfungen empfohlen.
  • Hygienemaßnahmen: Regelmäßiges Händewaschen, Vermeidung von engem Kontakt mit Erkrankten und das Lüften von Räumen können das Ansteckungsrisiko reduzieren.
  • Chemoprophylaxe: Enge Kontaktpersonen von Erkrankten sollten vorsorglich Antibiotika einnehmen, um eine Infektion zu verhindern.

Impfempfehlungen der STIKO

Die Ständige Impfkommission (STIKO) in Deutschland gibt folgende Empfehlungen zur Meningokokken-Impfung:

  • Meningokokken B: Empfohlen für alle Säuglinge ab dem Alter von 2 Monaten. Die Impfung soll bis zum 5. Geburtstag nachgeholt werden.
  • Meningokokken C: Empfohlen für alle Kinder im Alter von 12 Monaten. Versäumte Impfungen sollten spätestens bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden.
  • Meningokokken ACWY: Empfohlen für Personen mit einem erhöhten Risiko für invasive Meningokokken-Erkrankungen (z.B. Immundefekte, Asplenie, gefährdetes Laborpersonal) und Reisende in Länder mit epidemischem Vorkommen.

Verhalten im Krankheitsfall

Bei Verdacht auf eine Meningokokken-Erkrankung ist schnelles Handeln entscheidend:

  • Sofortige ärztliche Hilfe: Bei Symptomen wie Fieber, Kopfschmerzen, Nackensteife oder Hauteinblutungen umgehend einen Arzt aufsuchen oder den Notruf wählen.
  • Krankenhauseinweisung: Eine Meningokokken-Erkrankung muss im Krankenhaus behandelt werden.
  • Isolation: Erkrankte sind bis 24 Stunden nach Beginn einer wirksamen Antibiotikatherapie ansteckend und sollten isoliert werden.
  • Information von Kontaktpersonen: Informieren Sie enge Kontaktpersonen über die Erkrankung, damit diese sich ebenfalls ärztlich beraten lassen können.
  • Meldepflicht: Meningokokken-Erkrankungen sind meldepflichtig. Ärzte und Labore müssen Verdachts- und Krankheitsfälle dem Gesundheitsamt melden.

Umgang mit Kontaktpersonen

Enge Kontaktpersonen von an Meningokokken Erkrankten haben ein erhöhtes Risiko, sich ebenfalls anzustecken. Folgende Maßnahmen sind wichtig:

Lesen Sie auch: Erwachsene Meningitis: Ein umfassender Überblick

  • Ärztliche Beratung: Kontaktpersonen sollten sich umgehend ärztlich beraten lassen.
  • Chemoprophylaxe: In der Regel wird eine vorbeugende Antibiotikabehandlung empfohlen.
  • Impfung: Ungeimpften Kontaktpersonen wird eine Impfung gegen die entsprechende Serogruppe empfohlen.
  • Beachtung von Symptomen: Kontaktpersonen sollten aufmerksam auf Symptome einer Meningokokken-Erkrankung achten und bei Bedarf sofort einen Arzt aufsuchen.
  • Besuchsverbot in Gemeinschaftseinrichtungen: Gemäß Infektionsschutzgesetz dürfen Kontaktpersonen in Wohngemeinschaften mit Erkrankten Gemeinschaftseinrichtungen (z.B. Schulen, Kindergärten) erst 24 Stunden nach Beginn einer Chemoprophylaxe wieder besuchen, sofern sie beschwerdefrei sind. Ohne Chemoprophylaxe ist eine Wiederzulassung frühestens 10 Tage nach dem Kontakt angezeigt.

Meningokokken in Gemeinschaftseinrichtungen

In Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen und Kindergärten gelten besondere Regelungen, um die Ausbreitung von Meningokokken zu verhindern:

  • Besuchsverbot für Erkrankte und Verdachtsfälle: Personen, die an einer Meningokokken-Infektion erkrankt oder dessen verdächtig sind, dürfen die Einrichtung nicht betreten.
  • Informationspflicht: Betroffene müssen die Gemeinschaftseinrichtung informieren, wenn der Verdacht auf eine Erkrankung besteht oder sie bereits bestätigt wurde.
  • Wiederzulassung: Nach der Genesung können Betroffene die Gemeinschaftseinrichtung wieder besuchen. Ein ärztliches Attest ist nicht nötig.
  • Regelungen für Kontaktpersonen: Für Kontaktpersonen gelten die oben genannten Regelungen bezüglich Chemoprophylaxe und Besuchsverbot.

Fazit

Meningokokken-Erkrankungen sind selten, aber potenziell lebensbedrohlich. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend für den Krankheitsverlauf. Durch Impfungen und Hygienemaßnahmen kann das Ansteckungsrisiko reduziert werden. Bei Verdacht auf eine Meningokokken-Erkrankung sollte umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Enge Kontaktpersonen von Erkrankten sollten sich ebenfalls ärztlich beraten lassen und gegebenenfalls eine Chemoprophylaxe und Impfung erhalten.

tags: #meningitis #meningokokken #infektion #und #sepsis #informationen