Meningitis nach Impfung: Risiko, Prävention und aktuelle Empfehlungen

Meningokokken sind Bakterien, die schwere Krankheiten wie Hirnhautentzündung (Meningitis) und Blutvergiftung (Sepsis) verursachen können. Glücklicherweise sind diese Erkrankungen in Deutschland selten geworden, was auch der Verfügbarkeit von Impfstoffen zu verdanken ist. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt verschiedene Impfungen gegen Meningokokken, um Kinder und Risikogruppen zu schützen. Dieser Artikel beleuchtet das Risiko einer Meningitis nach Impfung, die verschiedenen Impfstoffe, Impfempfehlungen und mögliche Nebenwirkungen.

Meningokokken und Meningokokken-Erkrankungen

Meningokokken (Neisseria meningitidis) sind weltweit verbreitet. Etwa zehn Prozent der Bevölkerung tragen diese Bakterien im Nasenrachenraum, ohne zu erkranken. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion bei engem Kontakt. Es gibt verschiedene Serogruppen von Meningokokken, wobei die Typen A, B, C, W135 und Y die meisten Infektionen verursachen. In Deutschland sind Meningokokken der Serogruppe B für etwa 70 Prozent der Erkrankungsfälle verantwortlich, gefolgt von Typ C.

Eine Ansteckung kann zu einer Entzündung der Hirnhäute (Meningokokken-Meningitis) oder zu einer bakteriellen Blutvergiftung (Meningokokken-Sepsis) führen. In manchen Fällen treten beide Erkrankungen gleichzeitig auf. Von der Ansteckung bis zum Ausbruch einer Erkrankung dauert es in der Regel 3 bis 4 Tage, die Zeitspanne kann jedoch zwischen 2 und 10 Tagen liegen. Zunächst treten kurzzeitig grippeähnliche Symptome auf. In der Folge setzen plötzlich Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost und Schwindel mit schwerstem Krankheitsgefühl ein. Bei einem großen Teil der Erkrankten treten zusätzlich Hautveränderungen auf. Bei einer Meningitis kommen unter anderem Erbrechen und Nackensteifigkeit hinzu. Eine Sepsis kann sich durch Blutdruckabfall bemerkbar machen und bis zum Organversagen fortschreiten.

Impfstoffe gegen Meningokokken

Es gibt verschiedene Impfstoffe, die gegen unterschiedliche Meningokokken-Typen gerichtet sind.

  • Meningokokken-B-Impfstoff (MenB): Seit Januar 2024 empfiehlt die STIKO die Meningokokken-B-Impfung für Säuglinge und Kleinkinder. Die Impfung soll möglichst frühzeitig im Alter von 2, 4 und 12 Monaten verabreicht werden. Versäumte Impfungen sollen so bald wie möglich und spätestens bis zum 5. Geburtstag nachgeholt werden.
  • Meningokokken-C-Impfstoff (MenC): Die STIKO empfiehlt seit 2006 für alle Kinder eine einmalige Impfung gegen den Meningokokken-Serotyp C zu Beginn des zweiten Lebensjahres. Nachholimpfungen sind bis zum 18. Geburtstag möglich.
  • Meningokokken-ACWY-Impfstoff: Dieser Kombinationsimpfstoff schützt gegen die Serogruppen A, C, W und Y. Er wird Personen aller Altersgruppen mit einem erhöhten Risiko für eine Meningokokken-Erkrankung empfohlen, beispielsweise bei angeborener oder erworbener Immunschwäche oder vor Reisen in Länder mit erhöhtem Vorkommen.

Zu den in Deutschland verfügbaren Impfstoffen gehören unter anderem:

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  • Bexsero (gegen Meningokokken B)
  • Menjugate (gegen Meningokokken C)
  • Neis-Vac-C (gegen Meningokokken C)
  • Nimenrix (gegen Meningokokken ACWY)
  • Menveo (gegen Meningokokken ACWY)
  • MenQuadfi (gegen Meningokokken ACWY)
  • Trumenba (gegen Meningokokken B)

Impfempfehlungen der STIKO

Die STIKO gibt folgende Empfehlungen für Meningokokken-Impfungen:

  • Säuglinge: Standardimpfung gegen Meningokokken B im Alter von 2, 4 und 12 Monaten.
  • Kinder: Einmalige Impfung gegen Meningokokken C zu Beginn des 2. Lebensjahres.
  • Jugendliche: Nachholimpfung gegen Meningokokken C bis zum 18. Geburtstag.
  • Risikogruppen: Impfung mit einem Meningokokken-Kombinationsimpfstoff gegen die Serogruppen A, C, W und Y sowie gegen Meningokokken B, wenn diese im Säuglings- oder Kleinkindalter noch nicht erfolgt ist. Zu den Risikogruppen zählen Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung aufgrund einer angeborenen oder erworbenen Immunschwäche (zum Beispiel bei fehlender Milz) sowie gefährdetes Laborpersonal.
  • Kontaktpersonen: Ungeimpfte Haushaltsmitglieder von Erkrankten sowie Personen mit engem haushaltsähnlichem Kontakt sollten sich (zusätzlich zur Gabe von Antibiotika) so bald wie möglich impfen lassen, falls die Infektion beim Erkrankten durch Meningokokken A, C, W, Y oder B verursacht wurde.
  • Reisende: Impfungen gegen Meningokokken ACWY und/oder Meningokokken B können als Reiseimpfungen sinnvoll sein.

Mögliche Risiken und Nebenwirkungen von Meningokokken-Impfungen

Wie bei jeder Impfung können auch bei Meningokokken-Impfungen Nebenwirkungen auftreten. Die meisten Impfreaktionen sind leicht und vorübergehend.

Häufige Impfreaktionen:

  • Rötung, Schwellung und Schmerzen an der Impfstelle
  • Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Allgemeines Unwohlsein

Seltene Nebenwirkungen:

  • Allergische Reaktionen
  • Krampfanfälle (insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern)
  • Magen-Darm-Beschwerden

Der Impfstoff Bexsero gegen Meningokokken B ist sehr reaktogen. Häufig treten Fieber, lokale Schmerzen sowie eine Schwellung und Rötung an der Einstichstelle auf. Werden zeitgleich noch weitere Impfungen verabreicht, können die Reaktionen noch ausgeprägter sein.

Guillain-Barré-Syndrom (GBS):

In seltenen Fällen wurde nach Meningokokken-Impfungen über das Auftreten des Guillain-Barré-Syndroms (GBS) berichtet. GBS ist eine seltene neurologische Erkrankung, bei der das Immunsystem die Nerven angreift. Die meisten Patienten erholen sich vollständig von GBS, aber in einigen Fällen können bleibende Schäden zurückbleiben. Studien haben den Zusammenhang zwischen Meningokokken-Konjugatimpfstoffen und einem erhöhten Risiko für GBS untersucht, aber die Ergebnisse sind nicht eindeutig. Einige Studien deuten auf ein leicht erhöhtes Risiko hin, während andere keinen Zusammenhang finden konnten.

Faktor-H-bindendes Protein (fHbp):

Einige Meningokokken-B-Impfstoffe enthalten das Faktor-H-bindende Protein (fHbp), ein Oberflächenprotein von Meningokokken. Es gibt Bedenken, dass Impfstoffe, die fHbp enthalten, möglicherweise Autoimmunreaktionen auslösen könnten, da fHbp eine gewisse Ähnlichkeit mit menschlichen Proteinen aufweist (molekulares Mimikry). Bisher gibt es jedoch keine eindeutigen Beweise dafür, dass Meningokokken-B-Impfstoffe, die fHbp enthalten, Autoimmunerkrankungen verursachen. Studien haben gezeigt, dass bei geimpften Personen Antikörper gegen fHbp gebildet werden, aber diese Antikörper scheinen nicht mit Autoimmunreaktionen in Verbindung zu stehen.

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Risiko einer Meningitis trotz Impfung:

Obwohl die Impfung einen guten Schutz vor Meningokokken-Erkrankungen bietet, ist sie nicht zu 100 % wirksam. Es ist möglich, trotz Impfung an Meningitis zu erkranken, insbesondere wenn die Erkrankung durch einen Serotyp verursacht wird, gegen den nicht geimpft wurde. Auch bei geimpften Personen kann es zu einer Besiedlung des Nasen-Rachen-Raums mit Meningokokken kommen, ohne dass sie erkranken. Daher ist es wichtig, auch bei geimpften Personen auf Symptome einer Meningitis zu achten und bei Verdacht sofort einen Arzt aufzusuchen.

Postexpositionsprophylaxe (PEP)

Beim Auftreten einer invasiven Meningokokken-Erkrankung muss die Ausbreitung des Bakteriums verhindert werden. Eine postexpositionelle Prophylaxe (PEP) sollte bei nachgewiesener invasiver Meningokokken-Erkrankung oder Meningokokken-Konjunktivitis durchgeführt werden. Die PEP sollte so schnell wie möglich durchgeführt werden. Der Kreis derjenigen Personen, die eine PEP erhalten sollten, ist durch die STIKO klar definiert.

Die PEP sollte auf Personen beschränkt werden, die mit Sekreten des Mund-/Nasenbereichs, bzw. der Atemwege in Berührung gekommen sein könnten. Hierzu zählen beispielsweise Sexualpartner, evtl. enge Freunde, feste Banknachbarn in der Schule. Mittel der Wahl für Kinder ist Rifampicin. Es wird bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen bis 60 kg über 2 Tage in einer Dosierung von 2 x 10 mg/kg KG/Tag gegeben (maximale ED 600 mg). Jugendliche ab 60 kg und Erwachsene erhalten 2 x 600 mg/Tag für 2 Tage. Bei Neugeborenen im 1. Lebensmonat beträgt die Dosis 2 x 5 mg/kg KG/Tag ebenfalls für 2 Tage. Weiterhin ist eine Prophylaxe mit Ceftriaxon (i. m. Applikation) mit einer einmaligen Gabe von 125 mg bei Kindern unter 12 Jahren und 250 mg bei Kontaktpersonen über 12 Jahren möglich. Bei Schwangeren ist Ceftriaxon das Mittel der Wahl. Alternativ ist die Gabe von Azithromycin möglich (einmalig 500 mg p.o.).

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