Meningitis bei Neugeborenen: Spätfolgen und Prävention

Eine Meningitis, insbesondere die durch Bakterien verursachte, stellt eine ernstzunehmende Erkrankung dar, die bei Neugeborenen und Säuglingen schwerwiegende Folgen haben kann. Dieser Artikel beleuchtet die potenziellen Spätfolgen einer Meningitis bei Neugeborenen und gibt einen Überblick über Präventionsmaßnahmen und aktuelle Impfempfehlungen.

Was ist Meningitis?

Meningitis, auch Hirnhautentzündung genannt, ist eine Entzündung der Hirnhäute und/oder der Häute des Rückenmarks, die das zentrale Nervensystem umhüllen. Sie wird meist durch Viren, Bakterien, aber auch durch Pilze verursacht. Die Erreger gelangen über die Atemwege oder auf anderen Wegen in den Blutstrom, erreichen die Hirnhäute und lösen dort und im angrenzenden Nervengewebe eine Entzündung aus. Im weiteren Verlauf können die Erreger auch die Blut-Hirn-Schranke überwinden und zu einer Gehirnentzündung (Enzephalitis) und einem Druckanstieg im Schädel führen.

Ursachen und Risikogruppen

Meningokokken sind winzig kleine Bakterien, die Menschen in jedem Alter anstecken können. Am häufigsten infizieren sich Säuglinge und Kleinkinder in den ersten zwei Lebensjahren sowie junge Menschen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren. Obwohl sich insgesamt nur wenige Kinder an Meningokokken anstecken, bergen diese Bakterien für Säuglinge, Kleinkinder und Jugendliche ein hohes Risiko.

Es gibt verschiedene Meningokokken-Typen (Serogruppen). In Deutschland sind die Typen B und C am häufigsten. Die Ständige Impfkommission empfiehlt eine Impfung für alle Kinder im Alter von zwölf bis 23 Monaten gegen die Meningokokken Typ C (Serogruppe C). Eine fehlende Impfung sollte bis zum 18. Lebensjahr nachgeholt werden. Meningokokken B sind vor allem für Babys und Kleinkinder gefährlich.

Auch B-Streptokokken sind eine häufige Ursache für Meningitis bei Neugeborenen. Etwa 25 Prozent der schwangeren Frauen sind Trägerinnen von B-Streptokokken. Während der Geburt erhalten sie deswegen Antibiotika, um eine Übertragung des Bakteriums zu verhindern und den Säugling an seinen ersten Lebenstagen zu schützen.

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Menschen mit einem geschwächten Immunsystem haben ein erhöhtes Risiko für eine Hirnhautentzündung. Besonders anfällig sind aber auch Säuglinge, Kinder und Jugendliche. Das Immunsystem von Säuglingen und Kindern ist noch unreif und bietet daher weniger Schutz vor einer Infektion. Jugendliche hingegen haben durch ihre meist engen und vielfältigen sozialen Kontakte ein höheres Ansteckungsrisiko.

Symptome

Die ersten Anzeichen einer Meningitis ähneln oft denen einer Grippe. Typisch sind starke Kopfschmerzen, Fieber und Abgeschlagenheit. Zusätzlich kommt es bei der Hirnhautentzündung häufig zu einem schmerzenden und steifen Nacken (Nackensteifigkeit). Dieses Symptom ist typisch für Erwachsene und kann bei Säuglingen und Kleinkindern fehlen.

Bei Kindern unter zwei Jahren können die Symptome sehr unspezifisch sein. Die typische Nackensteifigkeit tritt bei ihnen seltener auf als bei Erwachsenen. Zu beobachten ist häufig ein schrilles Schreien oder Wimmern in Verbindung mit allgemeiner Schwäche, Appetitlosigkeit, Berührungsempfindlichkeit und starker Schläfrigkeit. Die Fontanelle, die bei Säuglingen noch nicht fest geschlossene Lücke zwischen den Schädelplatten, kann gewölbt oder hart sein.

Ein absolutes Warnzeichen ist, wenn das Kind hohes Fieber entwickelt und dieses trotz Fieberzäpfchen nicht zurückgeht, sondern es dem Kind immer schlechter geht. Das unterscheidet die Meningokokken-Infektion von einer einfachen Erkältungserkrankung. Bei einer Hirnhautentzündung infolge einer Meningokokken-Infektion treten auf der Haut kleine stecknadelkopfgroße dunkelrote, blaue oder auch bräunliche Flecken auf der Haut an allen Körperteilen auf. Bei einer Blutvergiftung können sich diese schnell vermehren und vergrößern. Wenn Eltern nun mit einem Glas auf einen Fleck drücken, bleibt er sichtbar. Im Gegensatz zu bloßen Hautirritationen lassen sie sich nicht wegdrücken. Das bedeutet Alarm! Das Kind muss schnellstens intensivmedizinisch behandelt werden.

Diagnose

Um bestimmen zu können, welche Erreger die Symptome ausgelöst haben, werden Blut, in erster Linie aber Nervenwasser labortechnisch untersucht. Entzündungszeichen und Erreger können mit einer Liquor-Probe aus dem Rückenmark (Lumbalpunktion) untersucht werden. Bei Bewusstseinsstörungen kommen zudem eine Computertomografie sowie eine Kernspintomografie infrage.

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Therapie

Liegt eine bakterielle Meningitis vor, ist dies ein absoluter Notfall. Je schneller die Krankheit erkannt wird, umso besser lassen sich lebensbedrohliche Komplikationen wie eine Blutvergiftung (Sepsis) vermeiden. Solche Patienten und Patientinnen sollten immer im Krankenhaus behandelt werden. Dort verabreicht der Arzt oder die Ärztin bei begründetem Verdacht auf eine bakterielle Hirnhautentzündung sofort eine kombinierte Antibiotika-Therapie. Die Wirkung tritt in der Regel innerhalb von 24 Stunden ein; so lange werden die Patientinnen und Patienten isoliert. Innerhalb dieses Zeitraums muss die Infektion auch dem zuständigen Gesundheitsamt gemeldet werden.

Eine durch Viren verursachte Meningitis heilt normalerweise innerhalb von zwei Wochen von allein aus. Bei einigen Viren (zum Beispiel Herpesviren) können antivirale Medikamente sinnvoll sein. Damit lässt sich die Vermehrung der Viren eindämmen. Greift die viral bedingte Hirnhautentzündung auf das Gehirn über (Enzephalitis), kann dies lebensbedrohlich werden und muss sofort im Krankenhaus behandelt werden.

Spätfolgen

Auch wenn die Mortalitätsrate bei Kindern mit B-Streptokokken Meningitis in den letzten 25 Jahren stark gesunken ist, ist dennoch die Hälfte der Kinder nach einer B-Streptokokken-Meningitis langfristig in ihrer Entwicklung eingeschränkt.

Mögliche Folgeschäden einer Meningitis sind schwere Beeinträchtigungen der Hirnleistung, wie das apallische Syndrom (Syndrom reaktionsloser Wachheit) oder die retrograde Amnesie, bei der die Betroffenen nicht mehr in der Lage sind, sich an Ereignisse zu erinnern, die vor der Erkrankung lagen.

Folgen einer Meningitis können u.a. Entwicklungsstörungen, Intelligenzminderung, Schädigung des Innenohrs, Hirnnervenlähmungen, einseitige Lähmungen oder Krampfanfälle sein.

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Nach bakterieller Meningitis haben 10% bis >30% der Kinder dauerhafte neurologische Folgeprobleme. Hierzu gehören ein- oder beidseitige Hörstörungen (7-19%), Epilepsie (4-7%), Intelligenzminderung (10-15%), Teilleistungsdefizite, Verhaltensprobleme, Bewegungsstörungen sichtbar (2-10%) und subtil, Hirnnervenparese (2-7%), Sehstörungen (2-4%) und Hydrozephalus (1-2%).

Neugeborene haben häufiger neurologische Beeinträchtigungen nach Meningitis als ältere Kinder, insbesondere wenn gramnegative Enterobakterien die Ursache waren. Eine Tb-Meningitis führt je nach Stadium bei 40-90% der Kinder zu neurologischen Folgeproblemen.

Neurologische Risikofaktoren sind niedriges Alter, Erregertyp (Tb, Gruppe-B-Streptokokken, gramnegative Enterobakterien, Pneumokokken sind ungünstiger als Hib und Meningokokken), verzögerter Behandlungsbeginn, akute neurologische Symptome und im Liquor niedrige Glukose, hohe Bakterienzahl und ein starker Anstieg der Entzündungsmediatoren (Tumornekrosefaktor, Interleukin-1, Prostaglandine).

Wenn die Betroffenen die Erkrankung überleben, hinterlässt diese oftmals schwere bleibende Beeinträchtigungen, erklärt Jakob Maske, niedergelassener Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin in Berlin. So können sie zum Beispiel das Gehör verlieren. Bei einigen von ihnen müssen Gliedmaßen amputiert werden, weil das Gewebe infolge einer Mangeldurchblutung im Gehirn abgestorben ist.

Prävention

Verschiedene Impfungen können Infektionen verhindern, die eine Meningitis auslösen können. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt, dass Babys innerhalb der ersten 14 Lebensmonate die Impfungen gegen Haemophilus influenzae sowie gegen Pneumokokken erhalten. Ab zwölf Monaten empfiehlt die Stiko eine Immunisierung gegen Meningokokken.

Es gibt verschiedene Meningokokken-Typen (Serogruppen). In Deutschland sind die Typen B und C am häufigsten. Die Ständige Impfkommission empfiehlt eine Impfung für alle Kinder im Alter von zwölf bis 23 Monaten gegen die Meningokokken Typ C (Serogruppe C). Eine fehlende Impfung sollte bis zum 18. Lebensjahr nachgeholt werden.

Meningokokken B sind vor allem für Babys und Kleinkinder gefährlich. Mittlerweile liegt die STIKO-Empfehlung auch für den vor allem für Babys und Kleinkinder gefährlichen Serotyp B vor. Die meisten Krankenkassen haben aber bereits die Kosten für die Impfung gegen Meningokokken B ganz oder zumindest teilweise erstattet. Sobald die Impfung in die Schutzimpfungs-Richtlinie aufgenommen wurde, ist die Kostenübernahme verpflichtend.

Für einen bestmöglichen Schutz sollten Eltern daher eine Kombinationsimpfung gegen ACWY (zum Beispiel bei der U3) in Betracht ziehen. Viele Krankenkassen erstatten das auch vollständig oder zumindest teilweise.

Zweifelsohne eine schwierige Entscheidung für Eltern, ihre Kinder trotz des geringeren Schutzes gegen den in Deutschland häufigeren Meningokokken Serotyp B impfen zu lassen. Die Impfung erfolgt dreimal. „In einem Alter von zwei Monaten kann die erste Impfung erfolgen“, rät der Berliner Kinder- und Jugendarzt. „Je früher man anfängt, desto schneller haben die Kinder einen Schutz.“ Schulkinder und Jugendliche können sich ebenfalls impfen lassen.

Nebenwirkungen können Fieber, Gliederschmerzen und Unwohlsein auftreten. „Das ist eine Immunreaktion, die wir ja erzeugen wollen.“ Die zweite Injektion kann einen Monat später und die dritte Infektion nach einem halben Jahr gegeben werden.

Zusätzlich zu Impfungen können bestimmte Regeln der Küchenhygiene und der Verbrauch frischer Lebensmittel innerhalb kurzer Zeit vor einer Listerien-Infektion schützen.

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