Elternsprüche - wer kennt sie nicht? Sie begleiten uns von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter. Oft sind sie gut gemeint, können aber auch ganz schön nerven. Besonders, wenn sie von narzisstischen Elternteilen stammen, können sie tiefe Wunden hinterlassen und das Selbstwertgefühl untergraben. Dieser Artikel beleuchtet typische Elternsprüche, insbesondere solche, die von narzisstischen Müttern verwendet werden, und erklärt ihre wahre Bedeutung.
Die Psychologie hinter nervigen Elternsprüchen
Viele Eltern wiederholen Sätze, die sie selbst in ihrer Kindheit gehört haben. Oftmals geschieht dies unbewusst. Eltern machen nie zu 100 Prozent das selbst, was sie ihren Kindern eintrichtern. Sie schlagen vor, bei Langeweile häufiger ein Buch zu lesen und nicht immer nur fernzuschauen. Davon bekommt man ja sowieso „viereckige Augen“. Sie raten, viel öfter an die frische Luft zu gehen und nicht immer nur in „blöde Bildschirme zu glotzen“. Videospiele finden sie ohnehin doof, reine Zeitverschwendung, bei der man nur verdummt. „Die haben ja keine Ahnung“, denken sich die Kids.
Bei narzisstischen Eltern jedoch sind die Sprüche oft ein Werkzeug der Manipulation und Kontrolle. Narzisstische Mütter benutzen Sprache nicht einfach nur zur Kommunikation, sie setzen Worte gezielt als Werkzeug der Kontrolle und Manipulation ein. Sie haben ein starkes Bedürfnis, das Bild, das du von dir selbst hast, zu formen - und zwar so, dass es IHNEN dient. Sie nutzen oft Schuld als Manipulationswerkzeug.
Typische Elternsprüche und ihre versteckte Botschaft
Im Folgenden werden einige typische Elternsprüche aufgeführt, insbesondere solche, die häufig von narzisstischen Müttern verwendet werden. Zu jedem Spruch wird die wahre Bedeutung bzw. die Intention der Mutter erläutert.
1. "Du hast ein Dach überm Kopf, Klamotten und was zu essen."
- Übersetzung: „Ich biete dir das absolute Minimum und komme zumindest einem Teil meiner Pflichten als Elternteil nach. Liebe, Geborgenheit und Sicherheit hab ich selbst nie bekommen. Eine liebevolle und fürsorgliche Mutter zu verlangen, werte ich als Frechheit und Undankbarkeit deinerseits.“
2. "In meiner Kindheit war das aber anders!"
- Übersetzung: „Insgeheim weiß ich genau, dass meine Erziehungsmethoden veraltet und unverhältnismäßig sind. Aber das würde ich natürlich niemals zugeben, obwohl es sogar eindeutige wissenschaftliche Beweise dafür gibt. Stattdessen ziehe ich als anekdotische Evidenz einfach mich selbst oder meine Referenzgruppe heran, die mehr Schaden kaum haben und zeigen könnte.“
3. "Ich bin deine Mutter, ich darf das!"
- Übersetzung: „Ich respektiere nicht, dass du älter geworden bist und Grenzen hast, die ich nicht überschreiten darf. Ich gebe dir keinen Raum für eine altersgemäße Entwicklung. Deine Anspruchshaltung und das Setzen deiner Grenze werte ich hingegen als Beleidigung und Angriff auf meine Person. Dass jemand mein grenzenloses Verhalten in Frage stellt oder gar nicht mehr tolerert, bringt mich an den Rand des Wahnsinns. Ich hab dich in mir getragen! Du warst ein Teil von mir!“
4. "Solange du die Füße unter meinen Tisch streckst, gelten meine Regeln." / "Solange du unter meinem Dach wohnst, gelten meine Regeln."
- Übersetzung: „Du weißt genau, dass du zu gehorchen hast und meine Meinung die einzig richtige ist!“ / „Egal wie alt du bist und noch wirst, solange ich lebe, liegt die Macht über dein Leben einzig und allein bei mir. Du hast zu tun, was ich verlange, ansonsten wirst du die Konsequenzen schmerzhaft zu spüren bekommen."
5. "Jetzt rede ich!"
- Übersetzung: „Insgeheim weiß ich genau wie viele Fehler ich in meiner Rolle als Mutter mache, aber das zu reflektieren oder mich gar zu entschuldigen und mein Verhalten zu korrigieren, das kommt gar nicht in Frage." / „Recht hat nicht, wer Argumente vorzubringen hat. Recht habe einzig und allein ich. Und wenn ich entscheide, dass ich genug von deinem dummen Gelaber gehört habe, dann erkläre ich das Gespräch für beendet. Was du dazu sagst und wie du dich dabei fühlst, könnte mir egaler nicht sein. Gespräche und Auseinandersetzungen sind einzig und allein dazu da, damit ich meine Macht demonstrieren kann."
6. "Das sage ich doch nur zu deinem Besten!"
- Übersetzung: „Stellst du mich in Frage, verdrehe ich so lange die Tatsachen, bis du an dir selbst zweifelst. Natürlich schrecke ich dabei auch nicht vor Beleidigungen zurück, behaupte später aber natürlich, dass ich das nur zu deinem Besten getan habe.“
7. "Du bist noch jung, du hast keine Ahnung!"
- Übersetzung: „Natürlich lasse ich keine Gelegenheit aus um dir meine absolute Überlegenheit zu demonstrieren, die ausschließlich darauf beruht, dass ich erwachsen bin. Glaub bloß nicht, dass du hier du selbst sein und deine Natur leben darfst. Du hast zu tun was ich dir sage oder du wirst die Konsequenzen spüren!"
8. "Du bist aber auch immer so empfindlich."
- Übersetzung: „Dass du meine Beleidigungen und Verletzungen nicht mehr unkommentiert hinnimmst kann ich gar nicht verstehen. Sonst hat dir das doch auch nie etwas ausgemacht. Glaub bloß nicht, dass ich damit aufhöre oder gar einsehe, wie falsch das von mir ist."
9. "Was willst du eigentlich noch alles?"
- Übersetzung: „Dass du Wünsche und Bedürfnisse äußerst, die über deine physiologischen Grundbedürfnisse nach Essen und Schlaf hinaus gehen finde ich wirklich mehr als anmaßend. Eine gewaltfreie Erziehung, Liebe, Geborgenheit und Sicherheit fordern, wo kommen wir da hin?"
10. "Ich habe auch Fehler gemacht, aber so schlimm war ich nicht."
- Übersetzung: „Mit meinen eigenen Fehlern und Fehlbarkeiten will ich mich auf keinen Fall auseinandersetzen, erst recht nicht, wenn es um meine Qualität als Mutter geht. Ich bin fehlerfrei, ich mache in der Erziehung alles richtig."
11. "Wenn du nicht spurst, liebe ich dich nicht mehr."
- Übersetzung: „Dass du für dich einstehst und Grenzen setzt akzeptiere ich nicht. Dafür wirst du von mir mit Ablehnung und Silent Treatment bestraft. Wer nicht nach meinen Regeln spielt wird ausgestoßen. Konsequent und immer. Glaub bloß nicht, dass du damit durchkommst."
12. "Jetzt drehst du wirklich völlig durch."
- Übersetzung: „Wenn nichts mehr hilft und du meine toxischen Machenschaften langsam durchschaust, setze ich voll auf Gaslighting. Ich rede dir ein, dass du langsam verrückt wirst und Dinge hörst und siehst, die gar nicht wirklich passiert sind."
13. "Ich wünsche dir, dass du auch mal so ein schlimmes Kind bekommst, wie du es bist."
- Übersetzung: „Ich bin das größte Opfer und ärmste Lämmchen aller Zeiten! Aber scheinbar ist keiner bereit, das anzuerkennen, also setze ich meinem Opferdasein noch eins drauf. Meine Drohung lautet, dass du wohl erst verstehst wie schlimm ich es mit dir habe, wenn du eine Kostprobe von deinem eigenen Gift bekommst."
14. "Immer bist du schuld!"
- Übersetzung: „Als narzisstische Mutter bin ich nicht dazu in der Lage mich zu reflektieren und zu ergründen, welchen Hintergrund meine Trigger haben. Die einfachste Methode ist also auch hier, alle Schuld dir zuzuschieben und zu behaupten, alles läge nur an dir. An mir arbeiten und in Zukunft gelassener werden?"
15. "Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst…"
- Übersetzung: „Meine Macht und Überlegenheit zu demonstrieren gibt mir das Gefühl von Kontrolle. Die Tatsache, dass du als Kind nicht die finanziellen Mittel dazu hast, dir Wünsche zu erfüllen, halte ich dir unverblümt vor. Ich zeige dir, dass dein Leben ohne meine milden Gaben nichts wert ist und du auf nichts anspruch hast."
16. "Deine Träume sind doch eh unrealistisch."
- Übersetzung: „Deine Gefühle und Wünsche als lächerlich darzustellen - das ist mir ein Leichtes. Glaub bloß nicht, dass auch nur irgendwas davon in Erfüllung geht oder du auch nur annähernd dazu in der Lage bist, im Leben das zu erreichen, was du dir wünschst!"
17. "Du bringst mich noch ins Grab!"
- Übersetzung: „Komm bloß nicht auf die Idee, hier offen deine Bedürfnisse zu kommunizieren oder Grenzen zu setzen. Beides erzürnt mich dermaßen, dass ich Schuldumkehr betreibe und mich als dein armes Opfer inszeniere, das von dir so sehr malträtiert wird, dass es ein Pflegefall wird."
18. "Das haben wir schon immer so gemacht!"
- Übersetzung: „Meine Eltern gaben mir damals nicht den Raum, meine Bedürfnisse zu erkunden und offen zu kommunizieren. Also glaub bloß nicht, dass das bei dir anders sein wird. Egal was die Wissenschaft sagt und wie andere Eltern das Handhaben, ich halte an der Vergangenheit fest, neumoderner Quatsch kommt mir nicht ins Haus."
19. "Du hörst ja doch nie auf mich!"
- Übersetzung: „Glaub bloß nicht, dass ich mir vorgebrachte Kritik, egal wie vorsichtig, auch nur ein Fünkchen zu Herzen nehme."
20. "Wenn du mich wirklich lieben würdest, würdest du…"
- Übersetzung: „Wenn du es wagst, dich mir auch nur minimal zu widersetzen, setze ich emotionale Erpressung ein. Mein Ziel ist es einzig und allein, dir ein schlechtes Gewissen zu machen, um meinen Willen durchsetzen zu können."
21. "Ich habe dich doch gar nicht wehgetan!"
- Übersetzung: „Offenes Zeigen von Gefühlen wird in diesem Haushalt nicht nur nicht befürwortet, sondern aktiv unterbunden. Dass ich dich verletzt oder deine Gefühle zum Überschäumen gebracht haben soll, sehe ich gar nicht ein."
22. "Das habe ich nie gesagt!" / "Das ist nie passiert!"
- Übersetzung: „Gaslighting ist eine meiner liebsten Disziplinen. Wenn ich behaupte, dass etwas so nie gesagt wurde oder passiert ist, kann ich es so darstellen als würdest du dir alles nur ausdenken."
23. "Du bist zuhause ganz anders als draußen!"
- Übersetzung: „Insgeheim weiß ich genau, dass ich der Grund dafür bin, dass es zuhause ständig Konflikte und Streitereien gibt. Aber natürlich würde ich mir das nie eingestehen, deswegen behaupte ich, dass du vor anderen eine Rolle spielst und nur zuhause dein wahres Ich zeigst."
Wie man sich gegen manipulative Sprüche wehrt
Sich gegen manipulative Sprache zu wehren, kann sich anfangs unmöglich anfühlen, vor allem, wenn du jahrelang darauf konditioniert wurdest, klein beizugeben oder dich zu rechtfertigen. Aber du kannst lernen, dich zu schützen.
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1. Akzeptiere, dass du sie nicht ändern kannst: Versuche nicht, sie davon zu überzeugen, dass sie sich irrt. Narzisstische Mütter werden nicht plötzlich Verständnis zeigen.
2. Setze klare Grenzen: Viele Töchter narzisstischer Mütter haben gelernt, dass ihre Grenzen nicht respektiert werden. Trotzdem sind sie deine stärkste Waffe. Eine klare Grenze bedeutet: Kein Verhandeln, kein Erklären, kein Rechtfertigen.
- Beispiel:
- Spruch: „Blut ist dicker als Wasser.“
- Antwort: „Ich entscheide selbst, wer in meinem Leben bleibt.“
Wichtig ist, dass du nach einer solchen Aussage nicht weiter diskutierst.
3. Lass den Spruch ins Leere laufen: Meistens ist es hilfreich, den Spieß umzudrehen und den Spruch ins Leere laufen zu lassen.
Die Auswirkungen von Elternsprüchen
Worte können verletzen. In einer stressigen Situation oder an einem schlechten Tag können Eltern schon mal Formulierungen herausrutschen, die nicht böse gemeint sind. Oder deren Konsequenzen sie nicht bedacht haben. Da Kinder ihren Eltern aber alles glauben, können diese Sätze das Leben des Kindes langfristig beeinflussen. Sie können entmutigen, das Selbstvertrauen schwächen oder Schuldgefühle auslösen.
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Manipulative Sprüche wie diese hinterlassen oft Wunden, die nicht sichtbar sind. Sie können dein Selbstbewusstsein untergraben und dich in ständige Schuldgefühle treiben. Es ist daher wichtig, sich der Auswirkungen bewusst zu sein und Strategien zu entwickeln, um sich zu schützen.
Was tun, wenn ein verletzender Satz herausgerutscht ist?
Ist ein solcher Satz doch einmal herausgerutscht, sollten sich Eltern entschuldigen und glaubhaft erklären, dass es nicht so gemeint war. Das sollte natürlich nicht zu oft passieren. Hilfreich kann es sein, die eigene Aussage zu prüfen: Würde man den Satz auch gegenüber Nachbarn, Freundinnen oder Kolleginnen äußern? Wenn nicht, sollte ihn auch das eigene Kind nicht treffen. In der Familienkommunikation ist es wichtig, dass Aussagen stets positiv formuliert werden. Kinder glauben ihren Eltern alles. Somit ist Achtsamkeit bei der Familienkommunikation gefragt.
Fazit
Typische Elternsprüche gehören zum Aufwachsen dazu. Sie können nerven, aber auch lehrreich sein. Bei narzisstischen Eltern jedoch sind die Sprüche oft ein Instrument der Manipulation und Kontrolle. Es ist wichtig, diese Sprüche zu erkennen, ihre wahre Bedeutung zu verstehen und Strategien zu entwickeln, um sich davor zu schützen. Du kannst nicht kontrollieren, was deine Mutter sagt - aber du kannst kontrollieren, wie du darauf reagierst. Das ist deine größte Stärke. Die Worte deiner Mutter definieren nicht, wer du bist.
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