Meningitis: Pflegerische Maßnahmen, Vorbeugung und Behandlung

Meningitis, auch Hirnhautentzündung genannt, ist eine Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute, die meist durch Viren oder Bakterien verursacht wird. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat das Ziel verabschiedet, Meningitis bis 2030 weltweit zurückzudrängen ("Defeating Meningitis by 2030"). In Deutschland tritt Meningitis heutzutage selten auf, kann aber ohne rasche Behandlung schwerwiegende Folgen haben. Da Meningitis ansteckend ist, ist die Übertragungsgefahr in Umgebungen mit vielen Menschen erhöht.

Ursachen und Übertragung

Meningitis wird hauptsächlich durch Viren oder Bakterien verursacht. Eine bakterielle Hirnhautentzündung stellt einen medizinischen Notfall dar und muss schnell behandelt werden. Die Übertragung erfolgt oft durch Tröpfcheninfektion beim Husten oder Niesen, aber auch durch direkten Kontakt wie das gemeinsame Benutzen von Besteck in Gemeinschaftseinrichtungen. In seltenen Fällen können auch Gruppe-B-Streptokokken während der Geburt von der Mutter auf das Neugeborene übertragen werden und eine bakterielle Meningitis verursachen. Bei einer Immunschwäche kann auch eine Infektion mit Pilzen zu einer Meningitis führen.

Risikogruppen

Besonders gefährdet sind Kinder unter 5 Jahren, insbesondere Kleinkinder in den ersten beiden Lebensjahren, da ihr Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt ist. Meningokokken-Erkrankungen können in jedem Alter auftreten. Am häufigsten betroffen sind Säuglinge und Kleinkinder im ersten und zweiten Lebensjahr, aber auch Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren erkranken häufiger. Auch sehr alte Menschen sind anfällig für eine Meningitis.

Symptome

Die Symptome einer Meningitis können vielfältig sein und variieren je nach Alter und Ursache der Erkrankung.

Häufige Symptome bei Erwachsenen:

  • Intensiver Kopfschmerz (in über 90% der Fälle einer bakteriellen Meningitis)
  • Nackensteifigkeit (Meningismus)
  • Abgeschlagenheit
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Lichtempfindlichkeit
  • Verwirrtheit

Symptome bei Säuglingen und Kleinkindern:

Bei Säuglingen und Kleinkindern sind die Symptome oft unspezifischer. Anzeichen können sein:

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  • Fieber (kann aber auch fehlen)
  • Erbrechen
  • Krämpfe
  • Reizbarkeit oder Schläfrigkeit
  • Aufschreien
  • Vorgewölbte oder harte Fontanelle (Spalte zwischen den Schädelplatten)
  • Verweigerung der Nahrungsaufnahme

Weitere mögliche Symptome:

  • Hautveränderungen (z.B. Einblutungen in die Haut (Petechien) bei Meningokokken, Bläschen bei Pneumokokken)
  • Allgemeinere Beschwerden wie Lichtempfindlichkeit, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
  • Erhöhte Körpertemperatur oder auch erniedrigte Körpertemperatur

Diagnostik

Bei Verdacht auf Meningitis ist eine schnelle Diagnose entscheidend. Folgende Diagnosemethoden kommen zum Einsatz:

  • Körperliche Untersuchung: Spezielle Tests wie das Lasègue-Zeichen, Brudzinski-Zeichen und Kernig-Zeichen können Hinweise auf eine Meningitis geben.
  • Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und möglicher Risikofaktoren (z.B. Lebensumstände, Impfstatus, Immunschwäche, Alkoholkonsum, Kontakte zu Tieren, kürzlich zurückliegende Reisen und Operationen).
  • Blutuntersuchung: Im Blut lassen sich Entzündungszeichen und bei bakteriellen Infektionen oft auch der Erreger nachweisen.
  • Lumbalpunktion (Nervenwasserentnahme): Die wichtigste diagnostische Maßnahme ist die Entnahme und Untersuchung von Nervenwasser (Liquor) im Bereich der Lendenwirbelsäule. Dabei wird eine Probe des Nervenwassers entnommen und auf Krankheitserreger untersucht.
  • Bildgebende Verfahren: Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) können zur Beurteilung des Gehirns und zum Ausschluss anderer Ursachen der Beschwerden eingesetzt werden.

Behandlung

Die Behandlung der Meningitis richtet sich nach der Ursache der Erkrankung.

Virale Meningitis:

Eine virale Hirnhautentzündung heilt im besten Fall von selbst aus. Die Behandlung konzentriert sich auf die Linderung der Symptome und die Unterstützung des Körpers bei der Heilung.

  • Schonung und Bettruhe
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr
  • Schmerzlinderung
  • In schweren Fällen kann ein Krankenhausaufenthalt notwendig sein.

Bakterielle Meningitis:

Eine bakterielle Meningitis muss schnellstmöglich im Krankenhaus mit Antibiotika behandelt werden, um schwerwiegende Folgen zu verhindern.

  • Stationäre Aufnahme und Isolation des Patienten (um die Ausbreitung der Bakterien zu verhindern)
  • Antibiotika-Therapie (oft als kalkulierte Antibiotikatherapie, bis der genaue Erreger identifiziert ist)
  • In einigen Fällen: Kortison (um Entzündungen zu reduzieren und Komplikationen vorzubeugen)
  • Bei Komplikationen sind weitere intensivmedizinische Maßnahmen erforderlich.
  • Umgebungsprophylaxe: Bei einer Meningokokkeninfektion oder einer Haemophilus-influenzae-Infektion werden enge Kontaktpersonen vorsorglich mit Antibiotika behandelt.

Pflegerische Maßnahmen

Neben der medikamentösen Behandlung spielen pflegerische Maßnahmen eine wichtige Rolle bei der Versorgung von Patienten mit Meningitis.

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Allgemeine Pflegemaßnahmen:

  • Überwachung der Vitalfunktionen (Atmung, Herzfrequenz, Blutdruck, Temperatur)
  • Beobachtung des Bewusstseinszustandes und neurologischer Funktionen
  • Schmerzlinderung
  • Sicherstellung einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr und Ernährung
  • Hautpflege zur Vorbeugung von Druckgeschwüren
  • Prophylaxe von Komplikationen wie Lungenentzündung und Thrombose
  • Unterstützung bei der Körperpflege

Spezielle Pflegemaßnahmen bei bakterieller Meningitis:

  • Einhaltung der Isolationsmaßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung der Infektion (Einzelunterbringung im Isolierzimmer, Verwendung von Schutzkleidung und Mund-Nasen-Schutz durch das Personal)
  • Beobachtung auf Anzeichen von Komplikationen wie Hirndrucksteigerung, Krampfanfälle oder Sepsis
  • Engmaschige Überwachung der neurologischen Funktionen

Spezielle Pflegemaßnahmen bei viraler Meningitis:

  • Symptomorientierte Pflege zur Linderung von Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen
  • Unterstützung bei der Mobilisation und Rehabilitation nach der Akutphase

Vorbeugung

Gegen viele Meningitis-Erreger gibt es Impfstoffe, die eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung spielen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt Impfungen gegen:

  • Pneumokokken
  • Haemophilus influenzae Typ b (Hib)
  • Meningokokken (gegen verschiedene Serogruppen, z.B. B und C)
  • Masern
  • Mumps
  • Windpocken
  • FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis)

Die Kosten für die Meningokokken B und C-Impfung werden von den Krankenkassen übernommen.

Weitere vorbeugende Maßnahmen:

  • Gute Hygiene (häufiges Händewaschen)
  • Vermeidung von engem Kontakt mit erkrankten Personen
  • Stärkung des Immunsystems durch gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und Bewegung

Meldepflicht

In Deutschland sind der Verdacht auf Hirnhautentzündung, die nachgewiesene Erkrankung und der Tod durch Meningitis meldepflichtig.

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