Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, bei dem jede Minute zählt. Er ist eine der häufigsten Todesursachen und die häufigste Ursache für Behinderungen im Erwachsenenalter. Laut dem Statistischen Bundesamt starben im Jahr 2023 rund 9.700 Menschen in Deutschland an einem Schlaganfall - auch Hirnschlag, Hirninfarkt oder Apoplex genannt.
Was ist ein Schlaganfall?
Der Schlaganfall ist keine einheitliche Erkrankung. Er ist ein Oberbegriff für die akute Schädigung von Hirnarealen und wird für eine Vielzahl unterschiedlicher Erkrankungen verwendet. Grundsätzlich kann jeder einen Schlaganfall erleiden, egal ob als Säugling oder im hohen Alter. Die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu erleiden, steigt aber mit zunehmendem Alter. Laut der Deutschen Schlaganfall-Hilfe haben Männer ein deutlich höheres Schlaganfallrisiko als Frauen.
Jedes Jahr erleiden etwa 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko: Die Mehrheit der Betroffenen ist 70 Jahre oder älter. Nur 15 Prozent der Schlaganfall-Patienten und -Patientinnen sind jünger als 55 Jahre. Schlaganfälle gehören neben Herz- und Krebserkrankungen zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Für bleibende Behinderungen sind Schlaganfälle sogar die häufigste Ursache. Bei Personen, die bereits einen Schlaganfall hatten, ist das Risiko, einen weiteren zu erleiden, deutlich erhöht. Jede beziehungsweise jeder Fünfte erleidet innerhalb von fünf Jahren nach dem ersten Schlaganfall einen weiteren.
Ischämischer Schlaganfall vs. Hämorrhagischer Schlaganfall
Bei einem Schlaganfall kommt es in 80 bis 90 Prozent der Fälle zum Verschluss einer Gehirnarterie. Dann spricht man von einem Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall). Eine Arterie wird durch einen Blutpfropf (Thrombus) verschlossen, der sich im Herzen oder der Halsschlagader gebildet hat. Eine Gefäßverkalkung führt direkt an den Hirngefäßen zu Einengungen oder Verschlüssen. Davon betroffen sind meist die großen Hals- oder Hirnarterien.
Bei dem übrigen Anteil der Schlaganfälle blutet es aus einer Gehirnarterie in das Gehirn. Blut tritt unter hohem Druck aus geplatzten, meist aus vorgeschädigten Gefäßen in das umliegende Hirngewebe. Diese Form wird als hämorrhagischer Schlaganfall bezeichnet.
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Ursachen für einen Schlaganfall
Die häufigste Ursache eines Schlaganfalls ist ein Blutgerinnsel, das ein Gefäß verstopft. Ein solcher durch ein verstopftes Blutgefäß verursachter Schlaganfall, heißt ischämischer Schlaganfall. Blutgerinnsel können im Gehirn selbst entstehen oder aus anderen Teilen des Körpers dorthin geschwemmt werden. Ein Blutgerinnsel kann sich beispielsweise durch Entzündungen in der Wand eines Blutgefäßes bilden. Zu den Risikofaktoren für die Bildung von Blutgerinnseln zählen aber auch bestimmte Erkrankungen wie Bluthochdruck und anhaltendes Vorhofflimmern, eine Herzerkrankung. Einige Menschen haben auch eine genetische Veranlagung dafür, dass sich Blutgerinnsel bilden. Ein weiterer Mechanismus ist eine starke Gefäßverengung oder ein Verschluss durch starke Ablagerungen, die als Arteriosklerose bekannt ist. In beiden Fällen ist die Durchblutung gestört.
Daneben gibt es eine weitere, aber seltenere Form des Schlaganfalls. Dabei platzt ein Blutgefäß im Gehirn und das Blut tritt ins Hirngewebe aus. In der Folge wird das Hirnareal, das von dem Blutgefäß versorgt wird, unzureichend durchblutet. Gleichzeitig übt das austretende Blut Druck auf das umliegende Hirngewebe aus, was ebenfalls zu Schäden führen kann.
Folgende Erkrankungen können in seltenen Fällen ebenfalls Ursache für einen Schlaganfall sein:
- Infektionen insbesondere im Hals-Nasen-Ohren-Bereich oder nach Schädeloperationen kann sich die Gerinnungsneigung erhöhen, wodurch sich schneller und mehr Gerinnsel bilden.
- Wenn Gefäßaussackungen oder Gefäßfehlbildungen platzen, lösen sie eine größere Blutung im oder in der Nähe des Gehirns aus, wodurch sich der Druck auf die Gehirnmasse erhöht.
- Entzündungen des zentralen Nervensystems sowie der kleinen oder der mittleren Arterien können Gefäßverschlüsse fördern.
- Blutungen durch innere Gefäßverletzungen nach Gewalteinwirkung auf den Kopf beziehungsweise Hals oder durch starkes Husten oder Niesen können den Druck auf die Gefäße steigen lassen.
Chronischer Bluthochdruck gehört zu den größten Risikofaktoren für die Entstehung einer Gefäßverkalkung.
Transitorische Ischämische Attacke (TIA)
Manchmal kündigt sich ein Schlaganfall bereits vorher an. Man spricht auch von einer “Transitorischen Ischämischen Attacke“, kurz TIA. Diese kann Stunden, Tage oder Wochen vor dem Hirninfarkt auftreten. Für Betroffene gilt es, die genannten Frühzeichen ernst zu nehmen und rechtzeitig einen Arzt aufzusuchen. Bei einem “echten” Schlaganfall verschwinden die Symptome nicht wieder und können schnell lebensgefährlich werden.
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Eine transitorische ischämische Attacke (TIA) ist eine vorübergehende Durchblutungsstörung des Gehirns. Die Symptome verschwinden aber nach wenigen Minuten und innerhalb von 24 Stunden wieder. Eine TIA kann einem Schlaganfall vorausgehen. Meist wird eine TIA ebenfalls durch ein verstopftes Blutgefäß verursacht und äußert sich durch die gleichen Symptome wie ein Schlaganfall.
Im Unterschied zum Schlaganfall löst sich das Gerinnsel schnell wieder auf und es kommt zu keinen bleibenden Schäden. Da sich eine transitorische ischämische Attacke in ihren Symptomen nicht von einem Schlaganfall mit dauerhafter Durchblutungsstörung unterscheidet, sollte bei entsprechenden Symptomen immer der Rettungsdienst gerufen werden, auch wenn diese bereits wieder vorübergegangen sind.
Stiller Schlaganfall
Nicht bei jedem Schlaganfall treten offensichtliche Symptome auf. Es handelt sich dann um einen stillen beziehungsweise stummen Schlaganfall. Beispielsweise kann sich der Hirnschlag im Schlaf ereignen und die Symptome können beim Aufwachen bereits abgeklungen sein. Oder der Schlaganfall betrifft eine Gehirnregion, in der Funktionen liegen, deren Ausfall weniger auffällig sind.
Erst wenn viele kleine stille Infarkte aufgetreten sind, bemerken die Betroffenen die Beeinträchtigungen. Mancher Schlaganfall (Apoplex) kündigt sich langsam an, die meisten Schlaganfälle treten jedoch plötzlich auf. Bei einem Apoplex werden Hirnregionen aufgrund einer Mangeldurchblutung nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. In der Folge sterben Hirnzellen ab. Nach einem Apoplex zählt daher jede Minute. Umso wichtiger ist es, die Symptome bei Schlaganfall als solche möglichst schnell wahrzunehmen und sofortige Hilfe zu alarmieren.
Schlaganfall-Vorboten und Symptome
Für die meisten Menschen kommt ein Schlaganfall völlig unerwartet. Wenn bei Ihnen oder einem Menschen aus Ihrem Umfeld ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko bekannt ist, sollten Sie diese Warnzeichen kennen. Wenn diese Warnzeichen innerhalb von 24 Stunden wieder verschwinden, kann es sich um einen leichten Schlaganfall handeln. Anzeichen / Symptome eines leichten Schlaganfalls entsprechen den klassischen Schlaganfall-Symptomen.
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Die Symptome eines leichten Schlaganfalls gleichen den Symptomen eines schweren beziehungsweise großen Schlaganfalls. Der einzige Unterschied liegt in der Dauer der Beschwerden: die Vorboten äußern sich meist nur wenige Minuten (jedoch maximal 24 Stunden), während die Symptome bei einem großen Schlaganfall über dieses maximale Zeitfenster hinaus andauern. Ein leichter Schlaganfall wird durch eine Durchblutungsstörung ausgelöst. Hierbei ist allerdings nur ein kleines Gebiet im Gehirn betroffen und in den meisten Fällen stirbt auch kein Gehirngewebe ab. Wissenschaftler vermuten, dass eine leichte TIA sogar eine Art „Schutz“ gegen einen schweren Schlaganfall gewährt. Jeder vorübergehende Mini-Schlaganfall kann somit Vorbote eines großen beziehungsweise schweren Schlaganfalls sein. Damit die TIA-Diagnose gesichert werden kann. Damit eine medikamentöse Behandlung eingeleitet werden kann.
Nicht jeder Schlaganfall zeigt die gleichen Symptome. Nur kurzzeitige Symptome bei stillen / stummen oder unbemerkten Schlaganfällen. Manchmal äußert sich ein Schlaganfall nur durch eine kurzzeitige taube Lippe. In diesem Fall spricht man vom sogenannten stillen oder unbemerkten Schlaganfall. Er kann eine Vorstufe von schweren Schlaganfällen sein. Daher ist auch hier schnelles Handeln gefragt. Bei einem Hörsturz (auch Ohrinfarkt) treten meist plötzliche Hörprobleme auf einem Ohr auf oder es tritt ein vollständiger Hörverlust ein. Zwei Arten von Schlaganfall-Schwindel: Drehschwindel und Schwankschwindel. Plötzlich auftretender Schwindel bei einem Schlaganfall tritt in der Regel heftig und kombiniert mit einer Gangunsicherheit auf. Betroffene berichten hierbei meist von einem Drehschwindel oder einem Schwankschwindel. Drehschwindel gleicht dem Schwindelgefühl bei einer Karussellfahrt - die betroffene Person wird gangunsicher.
Typische Anzeichen und Symptome
Typische Anzeichen sind plötzliche Lähmungen, Sprachstörungen oder ein herabhängender Mundwinkel. Solche Symptome sollten niemals ignoriert werden - schnelles Handeln kann Leben retten und bleibende Schäden verhindern. Die häufigsten Symptome eines Schlaganfalls sind Sehstörungen, Sprach- und Sprachverständnisstörungen, Lähmungen und Taubheitsgefühle, Schwindel mit Gangunsicherheit sowie sehr starke Kopfschmerzen.
Es gibt zahlreiche Anzeichen, die auf einen Schlaganfall hindeuten. Die Symptome treten - wie der Name sagt - schlagartig auf:
- Plötzlich auftretende Schwäche, Taubheitsgefühle und Lähmungserscheinungen: Hiervon ist überwiegend nur eine Körperseite betroffen. Eine Hand, Arm und/oder Bein lassen sich nicht mehr richtig bewegen, kribbeln oder fühlen sich taub an. Charakteristisch für einen Schlaganfall kann auch ein herunterhängender Mundwinkel sein.
- Sprachstörungen: Die Betroffenen finden plötzlich nicht mehr die richtigen Wörter, reden abgehackt, nuscheln oder lallen. Mitunter verstehen sie nicht, was gesagt wird, obwohl sie es hören.
- Sehstörungen: Die Person nimmt Dinge auf einer Körperseite schlechter oder nicht mehr wahr. Andere sehen doppelt oder verschwommen. Wenn sie nach etwas greifen wollen, greifen sie daneben.
- Schwindel und Gangunsicherheit: Die Betroffenen haben das Gefühl, dass sich alles dreht oder schwankt wie auf einem Schiff. Sie haben Probleme, das Gleichgewicht zu halten.
- Starke Kopfschmerzen: Die Schmerzen treten plötzlich auf und sind ungewohnt heftig.
Der FAST-Test
Mit dem FAST-Test lässt sich innerhalb kürzester Zeit der Verdacht auf einen Schlaganfall überprüfen. FAST steht für die englischen Begriffe Face (Gesicht), Arms (Arme), Speech (Sprache) und Time (Zeit). Dabei bittet man die Person, bei der der Verdacht auf einen Schlaganfall besteht, gewisse Dinge zu tun. Fallen dabei Fehler auf, muss unverzüglich die 112 gewählt und die Person in die nächste Klinik - im Idealfall mit Schlaganfallstation, auch: »Stroke Unit« - gebracht werden.
- Face: Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin. Wenn ein Mundwinkel oder Augenlid herabhängt oder Speichel unkontrolliert aus dem Mund fließt, ist das ein Anzeichen für die typischen halbseitigen Lähmungserscheinungen.
- Arms: Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich. Gelingt dies bei einem Arm nicht oder dreht sich der Arm nach innen, ist dies ein Anzeichen für eine Lähmungserscheinung. Sie können die Person auch bitten, im Stehen ein Bein anzuheben und oben zu halten. Bei Gleichgewichtsstörungen, die für einen Schlaganfall typisch sind, wird dies nicht möglich sein.
- Speech: Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Bei 80 bis 85 % der Schlaganfälle handelt es sich laut Robert Koch-Institut um einen sogenannten ischämischen Schlaganfall. Er wird durch eine Durchblutungsstörung im Gehirn verursacht. Wenn Blutgefäße verengt oder verschlossen sind, dann können bestimmte Bereiche des Gehirns nicht mehr mit ausreichend Blut versorgt werden. In den meisten Fällen ist der Grund eine Ablagerung in den Arterien (Arteriosklerose) oder ein Blutgerinnsel. Dieses kann aus der Halsschlagader oder auch aus dem Herzen kommen. Die anderen 15 bis 20% der Schlaganfälle werden durch Hirnblutungen verursacht. Hirnblutungen entstehen, wenn Arterien innerhalb des Gehirns zerreißen. Das kann passieren, wenn die Gefäße durch Bluthochdruck dauerhaft geschädigt wurden. Ist die Blutzufuhr bei einem Schlaganfall komplett unterbrochen, kann das betroffene Hirngewebe innerhalb von 4 bis 10 Minuten absterben. Wenn das Gewebe dagegen zum Teil noch durchblutet wird, dann können Gehirnzellen in diesem Bereich überleben. Je schneller eine Behandlung erfolgt, desto geringer sind die Schäden im Gehirn. Bei leichten Schlaganfällen können sich die Schäden auch wieder zurückbilden. Besonders schwierig sind leichte Schlaganfälle zu erkennen, bei denen die typischen Beschwerden und Ausfallerscheinungen nach kurzer Zeit wieder verschwinden. Manchmal sind auch Bereiche des Gehirns von der Durchblutungsstörung betroffen, die keine oder kaum direkte Beschwerden zur Folge haben. Ein kurzzeitiger, Mini-Schlaganfall wird auch transitorische ischämische Attacke (TIA) genannt. Die Betroffenen bemerken eine solche Attacke oftmals nicht oder sie führen die Probleme auf andere Ursachen zurück. Unabhängig von der Dauer der Symptome wird das Krankheitsbild ärztlich aber als Schlaganfall eingestuft und muss schnellstmöglich medizinisch abgeklärt werden.
Unterschiede zwischen Männern und Frauen
Wobei das Geschlecht hingegen relevant zu sein scheint, ist das Schlaganfall-Risiko: Studien zeigen, dass Frauen im Vergleich zu Männern häufiger einen Schlaganfall erleiden. Dies hängt mit speziellen Risikofaktoren zusammen, denen in der Regel nur Frauen ausgesetzt sind. Jährlich erleiden rund 300 bis 500 Kinder einen Schlaganfall.
So unterschiedlich reagieren Frauen und Männer auf einen Schlaganfall. Wenn ein Schlaganfall auftritt, ist schnelles Handeln notwendig. Leider geschieht das häufig nicht. Betroffene neigen dazu, die Symptome zu unterschätzen und zu spät um Hilfe zu bitten - Männer genauso wie Frauen.
Es scheint allerdings Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei der Entscheidung zu geben, einen Rettungsdienst zu rufen. Es gibt Hinweise darauf, dass Frauen eher zögern und die Entscheidung, Hilfe zu holen, eher auf Familienmitglieder übertragen als Männer. Männer scheinen hingegen dazu zu neigen, schneller und selbst einen Rettungsdienst zu rufen. Die meisten Notrufe bei einem Schlaganfall werden von Nichtbetroffenen getätigt, was die wichtige Rolle von Familienmitgliedern und nahestehenden Personen beim FAST-Test unterstreicht.
Nach bisheriger Studienlage bestätigt sich kein Unterschied zwischen den Schlaganfall-Symptomen bei Mann und Frau. Es gibt aber spezifische Schlaganfall-Symptome. Spezifische Symptome bei Frau sowie Mann betreffen unter anderem die Sprache, das Bewusstsein, die Motorik sowie das Sehvermögen der betroffenen Person.
Erste Hilfe bei Verdacht auf Schlaganfall
Da beim Schlaganfall jede Minute zählt, ist es entscheidend, solche Anzeichen sofort zu erkennen und zu handeln. Wann immer der Verdacht auf einen Schlaganfall besteht, kann es sich um einen lebensbedrohlichen Notfall handeln. Ein Schlaganfall-Patient muss so schnell wie möglich in ein Krankenhaus mit Schlaganfall-Expertise gebracht werden. Die erste Zeit nach einem Schlaganfall entscheidet über das Ausmaß der Zellschäden im Gehirn. Daher ist es besonders wichtig, sofort den Notruf 112 zu wählen.
Wenn möglich, sollte man bereits beim Absetzen des Notrufs den Verdacht auf einen Schlaganfall und die Symptome schildern. Denn der Rettungsdienst kann den Patienten schneller einordnen und ihn in ein Krankenhaus bringen, das eine sogenannte Stroke Unit besitzt. Stroke Units sind auf Schlaganfall-Patienten spezialisierte Klinikabteilungen, in denen schnell die notwendigen medizinischen Maßnahmen eingeleitet werden können. In Deutschland gibt es mehr als 300 solcher Spezialabteilungen. Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft und die Stiftung Deutsche Schlaganfall Hilfe haben ein gemeinsames Verfahren entwickelt, nach dem Stroke Units zertifiziert werden können.
Maßnahmen bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes
Bis zum Eintreffen des Rettungsdiensts können Sie der betroffenen Person mit geeigneten Erste-Hilfe-Maßnahmen helfen:
- Lassen Sie den Betroffenen nach Möglichkeit nicht allein.
- Beruhigen Sie ihn und signalisieren Sie, dass Hilfe unterwegs ist.
- Lockern Sie beengende Kleidung.
- Bringen Sie den Betroffenen bei Bewusstlosigkeit in die stabile Seitenlage. Der Oberkörper des Betroffenen sollte bei Bewusstlosigkeit nicht erhöht werden. Eine Erhöhung des Oberkörpers ist nur bei wachen Patienten zu empfehlen. Die stabile Seitenlage hält die Atemwege frei.
- Überwachen Sie Atmung und Puls. Falls nötig, beginnen Sie mit Wiederbelebungsmaßnahmen.
- Auf keinen Fall sollte die Person etwas essen, trinken oder Medikamente einnehmen. Durch einen Schlaganfall kann es zu Schluckstörungen kommen, wodurch Fremdkörper in die Lunge gelangen könnten.
Ein Schlaganfall ist von Ersthelfenden immer als Notfall anzusehen.
- Bei Bewusstlosigkeit und vorhandener, normaler Atmung: Hilfe rufen und Umstehende auf Notfall aufmerksam machen.
- Bei vorhandenem Bewusstsein: Betroffene Person bequem und mit erhöhtem Oberkörper hinlegen. Die gelähmten Körperteile polstern - zum Beispiel durch ein Kissen. Wichtig ist hier: Kopf hoch! Lagere den Hals des Betroffenen gerade “in der Achse” - der Kopf soll also nicht seitlich abknicken.
- Betroffene Person bei Bedarf abschirmen, um Aufregung und Unruhe zu vermeiden.
- Fortlaufend Bewusstsein und Atmung prüfen.
Informationen für den Notarzt
Betroffene können bei einem Schlaganfall oft nur eingeschränkte oder gar keine Auskunft geben. Die Begleitperson, die den Notarzt oder die Notärztin verständigt hat, spielt daher eine entscheidende Rolle bei der Beschreibung der Symptome.
Diese Informationen sind für die Ärztin oder den Arzt wichtig:
- Wann haben die Symptome begonnen?
- Welche Symptome sind aufgetreten und wie haben sie sich entwickelt?
- Was hat die Person gerade gemacht?
- Welche Medikamente nimmt die Person zurzeit ein?
- Sind Herzrhythmusstörungen, insbesondere ein Vorhofflimmern, bekannt?
- Hatte die Person früher bereits ähnliche Beschwerden oder einen Schlaganfall?
Akutbehandlung im Krankenhaus
Im Krankenhaus werden Maßnahmen eingeleitet, um bei einem ischämischen Schlaganfall die Durchblutung des betroffenen Gehirnareals wieder herzustellen und bei einem hämorrhagischen Schlaganfall, also einer Hirnblutung, die Ursache und die Folgen in den Griff zu bekommen. Dies ist jedoch oft nur in den ersten Stunden nach dem Ereignis möglich, weshalb rasches Handeln so wichtig ist.
Mittels Computer- oder Magnetresonanztomografie mit Gefäßdarstellung können Ärzte und Ärztinnen das Ausmaß und die Ursache des Schlaganfalls erkennen - also ob ein Gerinnsel oder eine Blutung vorliegt. Danach richten sich die Behandlung und das weitere Vorgehen. Bei einem verschlossenen Gefäß im Gehirn wird durch Medikamente (Thrombolyse) und über einen Katheter (Thrombektomie) das Gerinnsel aus dem Blutgefäß gelöst. Bei einigen Unterformen der Hirnblutung besteht die Möglichkeit, die Blutung zu stoppen.
Rehabilitation nach einem Schlaganfall
Welche Einschränkungen bestehen und wie schwer sie sind, hängt davon ab, welche Hirnareale geschädigt sind. Manche Patienten fühlen sich schon kurz nach dem Ereignis wie vorher. Bei einem Großteil der Patienten und Patientinnen wirkt sich der Schlaganfall körperlich aus: beispielsweise durch halbseitige Lähmungen oder Verkrampfungen von Armen und Beinen und/oder eine gestörte Motorik. Schluck-, Seh- und Sprachstörungen können auftreten. Aufmerksamkeit und Konzentration können schwerfallen. Für fast alle Betroffenen ist ein Schlaganfall auch ein Angriff auf die Psyche. Sie können unter Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen oder Angststörungen leiden.
Eine Nachbehandlung, bei der viele medizinische Fach- und Therapiekräfte zusammenarbeiten, ist deshalb geboten. Noch im Krankenhaus beantragt der Sozialdienst bei Bedarf eine neurologische Rehabilitationsmaßnahme bei der Krankenkasse oder bei der Rentenversicherung. Diese soll die Pflegebedürftigkeit mindern und bei Berufstätigen die Erwerbsfähigkeit erhalten. Wie lang die Reha-Maßnahme durchgeführt wird, hängt von den individuellen Folgen des Schlaganfalls ab. Patient:innen, die nach dem Schlaganfall kaum fremde Hilfe benötigen, absolvieren eine meist dreiwöchige Anschlussheilbehandlung, ambulant oder stationär. Für über 70-Jährige mit zusätzlichen chronischen Erkrankungen kann eine geriatrische Rehabilitation eingeleitet werden.
Nach so viel Klinik die Beine hoch? Auf keinen Fall. Das Gehirn muss verloren gegangene Fähigkeiten neu lernen. Es ist wichtig, dass innerhalb der nächsten Monate so viel therapeutische und Trainingsmaßnahmen wie möglich absolviert werden. Was genau wann wie gemacht werden soll, legen die Fachleute in einem individuellen Therapieplan fest. Bald wieder allein das Besteck halten oder Treppen steigen? Regelmäßige Übungen als Hausaufgaben können noch bestehende Defizite weiter verringern.
Berufstätige haben bei Erkrankung einen Anspruch auf Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber für sechs Wochen. Danach zahlt die Krankenkasse für maximal 72 Wochen Krankengeld. Die Höhe ist im § 47 Sozialgesetzbuch V geregelt. Danach beträgt das Krankengeld 70 Prozent des Bruttoverdienstes, aber nicht mehr als 90 Prozent des Nettoverdienstes. Niemand bekommt automatisch eine Erwerbsminderungsrente. Für Schlaganfall-Betroffene im berufstätigen Alter gilt der Grundsatz „Reha vor Rente“. Um langsam wieder in den Beruf einzusteigen, haben sie einen Anspruch auf eine stufenweise Wiedereingliederung. Erst wenn alle Rehabilitationsmaßnahmen ausgeschöpft sind und die Arbeitsfähigkeit nicht wieder hergestellt wird, kann ein Rentenantrag gestellt werden. Vorher sollten Verkehrsmediziner oder besonders qualifizierte Ärzte die individuelle Fahrtauglichkeit begutachten. Eine kostenlose Broschüre zum Thema ist bei der Deutschen Schlaganfallhilfe erhältlich. Trotz bester Therapie können nach einem Schlaganfall Einschränkungen bestehen bleiben. Wer deshalb im täglichen Leben Hilfe benötigt, kann einen Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung bei der zuständigen Pflegekasse stellen. Gutachterlich wird der Pflegegrad festgestellt. Für Grad 1 müssen leichte Einschränkungen bei den Aktivitäten des täglichen Lebens vorliegen. Patienten, die von Angehörigen, Bekannten, Freunden oder Nachbarn betreut werden, erhalten Pflegegeldleistungen als Aufwandentschädigung. Ab Pflegegrad 2 kann zwischen Pfleg…
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