Nach einer Wurzelbehandlung, die darauf abzielt, den Zahn zu erhalten und die Infektion zu beseitigen, kann es überraschend sein, wenn plötzlich wieder Zahnschmerzen auftreten. Doch keine Sorge, es gibt klare Ursachen und effektive Lösungen für diese Beschwerden.
Ursachen für Zahnschmerzen nach einer Wurzelbehandlung
Obwohl eine Wurzelbehandlung den Nerv entfernt, können verschiedene Faktoren zu erneuten Zahnschmerzen führen:
- Normale Reaktion auf den Eingriff: Das Öffnen, Reinigen und Füllen der Kanäle kann zu postfüllungsbedingten Schmerzen führen, die als normale Reaktion auf den Eingriff gelten.
- Verbleibende Infektion: Trotz sorgfältiger Behandlung können Bakterien im Kanalsystem verbleiben und eine erneute Entzündung verursachen. Dies kann passieren, wenn das Kanalsystem komplex ist und nicht vollständig gereinigt werden kann.
- Übersehene Kanäle: Teile der Kanäle werden übersehen.
- Unvollständige Füllung: Die Kanäle werden nicht vollständig bis zur Wurzelspitze (Apex) gefüllt.
- Überfüllung: Das Füllmaterial wird über den Apex hinausgeführt.
- Perforation: Eine Perforation ist das Durchbohren der Kanalwand mit einem endodontischen Instrument. Dadurch entsteht ein unnatürliches Loch, das starke Schmerzen verursacht.
- Teilweise Entfernung der Pulpa: Eine teilweise Entfernung der Pulpa ist eine häufige Ursache für Schmerzen nach der Nervenentfernung.
- Anatomische Besonderheiten: Enge, stark gebogene Kanäle können die Reinigung erschweren.
- Ärztliche Fehler: Fehler beim Öffnen der Wurzelkanäle durch übermäßigen Druck auf die Nadel oder unaufmerksames Vorgehen des Arztes können ebenfalls Schmerzen verursachen.
- Verwendung devitalisierender Pasten: Bestimmte Depulpationsprotokolle angewendet werden. devitalisierende Pasten verwendet werden, die das vaskulär-nervale Bündel mumifizieren. Es ist schwierig, ihn vollständig zu entfernen, da er die Wurzelkanäle blockiert und ihre vollständige Obturierung verhindert.
- Verkalkung der Wurzelkanäle: Verkalken die Wurzelkanäle. Diese sind dann schwer zu öffnen, zu reinigen und gründlich zu desinfizieren.
- Fehler bei der Wiederherstellung der Zahnkrone: Eine zu hohe Füllung, die den Biss beeinträchtigt, oder Spalten zwischen der Füllung und den Zahnwänden, in die Speisereste und Speichel eindringen, können ebenfalls Schmerzen verursachen.
- Verbleibende Instrumente: Starke, pulsierende Schmerzen, die beim Drücken zunehmen, deuten oft darauf hin, dass ein Teil des endodontischen Instruments im Wurzelsystem verblieben ist. bei der Reinigung der Kanäle mit einem Bohrer oder Endodontiegerät.
- Unzureichende Desinfektion: Entzündlich-infektiöse Prozesse im Zahn können auch dann auftreten, wenn die Wurzelkanäle perfekt gefüllt sind. Unzureichende Desinfektion. Übermäßiger Einsatz von Antiseptika. Die Zahnkammer wird mit aggressiven antiseptischen Lösungen behandelt.
- Schlechte Isolierung der Pulpakammer: Während des Öffnens, Reinigens und Füllens der Wurzelkanäle ist die Verwendung eines Kofferdams unerlässlich.
- Riss im Zahn: Wurzelbehandelte Zähne können instabil werden und einen Riss bekommen, durch den Bakterien eindringen und Schmerzen verursachen können.
- Zähneknirschen: Starkes Knirschen oder Pressen über den wurzelbehandelten Zahn kann den Zahnhalteapparat und die umliegende Muskulatur überlasten.
Symptome und Warnzeichen
Leichte Schmerzen nach einer Wurzelbehandlung sind nicht ungewöhnlich und klingen in der Regel nach einigen Tagen ab. Sie entstehen durch die natürliche Heilung des Gewebes und sollten kein Grund zur Sorge sein.
Wenn die Schmerzen jedoch:
- anhalten
- stärker werden
- von weiteren Symptomen wie einer Schwellung, Druckempfindlichkeit oder Fieber begleitet werden, ist ein Zahnarztbesuch unumgänglich.
Ein pochender, pulsierender Schmerz ist oft ein Hinweis auf eine Entzündung an der Wurzelspitze. Auch eine zunehmende Schwellung im Bereich des behandelten Zahns deutet auf ein Problem hin, das ärztlich abgeklärt werden sollte. In seltenen Fällen kann die Infektion auf den umliegenden Kieferbereich übergreifen, was Fieber und ein allgemeines Krankheitsgefühl auslösen kann.
Lesen Sie auch: Nerven gezogen und trotzdem Schmerzen? Das sind die Gründe
Diagnose
Um die Ursache der Zahnschmerzen zu ermitteln, wird der Zahnarzt folgende Schritte durchführen:
- Anamnese: Der Zahnarzt wird Fragen zur Art der Schmerzen, deren Dauer und Intensität sowie zu Begleitsymptomen stellen.
- Klinische Untersuchung: Der Zahnarzt untersucht den Zahn und das umliegende Gewebe auf Entzündungszeichen, Druckempfindlichkeit und andere Auffälligkeiten.
- Röntgenaufnahme: Eine Röntgenaufnahme kann helfen, versteckte Probleme wie eine Entzündung an der Wurzelspitze oder eine unvollständige Wurzelfüllung zu erkennen.
- Sensibilitätsprüfung: Mit Kältereizen wird geprüft, ob der Zahn noch auf Reize reagiert.
Behandlungsmöglichkeiten
Wenn Zahnschmerzen nach einer Wurzelbehandlung auftreten, gibt es verschiedene Ansätze, die Abhilfe schaffen können:
- Schmerzmittel: Gegen kurzfristige Schmerzen können Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol eingenommen werden. Es ist jedoch ratsam, die Einnahme von Medikamenten im Vorfeld mit dem Arzt abzusprechen. Meiden sollten Sie zudem Schmerzmittel, welche die Blutgerinnung hemmen wie zum Beispiel Acetylsalicylsäure. Sie können dazu führen, dass im Falle eines operativen Eingriffs oder einer anderen Verletzung die Wunde länger blutet.
- Lokale Maßnahmen: Kühlung mit einem Kältekissen kann bei Schwellungen helfen. Auch sollten scharf gewürzte sowie sehr heiße Speisen vermieden werden, bis die Beschwerden abgeklungen sind.
- Wurzelkanalrevision: Häufig ist eine erneute Behandlung des Zahns erforderlich. Bei einer sogenannten Revision wird der Wurzelkanal erneut geöffnet, gereinigt und versiegelt, um verbliebene Infektionen oder übersehene Kanäle zu behandeln. Die Erfolgswahrscheinlichkeit liegt nach der Deutschen Gesellschaft für Endodontie bei 65 - 90 %. Zusäztliche Leistungen, wie die Benutzung eines OP-Mikroskops und die Verteilung unterschiedlicher Spülungen mit Ultraschall in den Kanälen müssen Sie in jedem Fall privat bezahlen.
- Antibiotika: In manchen Fällen können auch Antibiotika helfen, die Entzündung einzudämmen und Schmerzen zu lindern.
- Wurzelspitzenresektion: Wenn eine Entzündung um die Wurzelspitze besteht, kann diese durch eine Wurzelspitzenresektion entfernt werden. Dabei wird die Wurzelspitze gekürzt und der Wurzelkanal von unten abgedichtet.
- Zahnextraktion: Ist der Zahn nicht mehr zu retten, bleibt als letzte Möglichkeit die Entfernung des Zahns.
In fast allen Fällen muss die Krone entfernt, der Zahn nachbehandelt und eine neue Prothese angefertigt werden. Wenn das Problem nur bei schlecht gefüllten Kanälen liegt, können diese behandelt werden, ohne die Krone zu entfernen. Dazu wird ein Loch in die Krone gebohrt, um Zugang zum Wurzelsystem zu erhalten.
Eitrige Prozesse an den Wurzelspitzen entstehen in der Regel aufgrund einer unzureichenden Behandlung und Füllung der Wurzelkanäle. Daher müssen diese erneut behandelt werden: öffnen, Eiter entfernen, desinfizieren und erneut füllen.
Was Sie selbst tun können
Neben den zahnärztlichen Maßnahmen können Sie auch selbst einiges tun, um die Beschwerden zu lindern:
Lesen Sie auch: Vorbeugung freiliegender Zahnhälse
- Gute Mundhygiene: Achten Sie auf eine gründliche Mundhygiene mit regelmäßigem Zähneputzen und der Verwendung von Zahnseide.
- Vermeidung von Belastung: Reduzieren Sie die Kaubelastung auf den betroffenen Zahn. Zähne ohne Pulpa haben keine natürliche Nährstoffversorgung mehr, was sie anfälliger und brüchiger gegenüber mechanischen Schäden macht.
- Aufbissschiene: Bei Zähneknirschen kann eine Aufbissschiene helfen, die Belastung des Zahnes zu reduzieren.
- Vermeidung von Reizen: Verzichten Sie auf scharf gewürzte, sehr heiße oder kalte Speisen und Getränke.
Vorbeugung
Um Zahnschmerzen nach einer Wurzelbehandlung vorzubeugen, ist es wichtig, folgende Punkte zu beachten:
- Sorgfältige Wurzelbehandlung: Achten Sie auf eine sorgfältige Durchführung der Wurzelbehandlung durch einen erfahrenen Zahnarzt.
- Regelmäßige Kontrolluntersuchungen: Gehen Sie regelmäßig zur Kontrolluntersuchung, um Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
- Gute Mundhygiene: Eine gute Mundhygiene ist entscheidend, um бактериелле Infektionen vorzubeugen.
- Vermeidung von Karies: Reduzieren Sie den Konsum von zuckerhaltigen Lebensmitteln und Getränken, um Karies vorzubeugen.
Lesen Sie auch: Behandlungsmöglichkeiten bei Zahnschmerzen
tags: #zahnschmerzen #trotz #gezogenem #nerv #ursachen