Knochenmetastasen, auch Skelettmetastasen genannt, sind Absiedlungen von Tumoren in die Knochen. Sie sind von primärem Knochenkrebs, der direkt im Knochen entsteht, zu unterscheiden. Da sich Krebszellen über Blut- und Lymphbahnen ausbreiten, sind gut durchblutete Bereiche des Körpers besonders anfällig für Metastasen. Das Zentrum für Metastasen- und Tumorrezidivchirurgie hat sich auf die Behandlung von Knochenmetastasen spezialisiert.
Symptome von Knochenmetastasen
Die häufigsten Symptome von Knochenmetastasen sind:
- Starke Schmerzen: Diese entstehen, wenn die Metastasen die Knochenhaut dehnen. Die Schmerzen können in andere Körperregionen ausstrahlen, z. B. von der Halswirbelsäule in Nacken und Schultern oder von der Lendenwirbelsäule in den unteren Rücken.
- Knochenbrüche: Metastasen schwächen die Knochen und können zu Frakturen führen, insbesondere bei osteolytischen Metastasen, die den Knochenabbau fördern. Osteoplastische Metastasen regen zwar die Knochenproduktion an, die neue Substanz ist jedoch minderwertig und erhöht ebenfalls das Bruchrisiko.
- Empfindungsstörungen: Kribbeln oder Taubheit können auftreten, wenn Metastasen auf Nerven oder das Rückenmark drücken.
Diagnose von Knochenmetastasen
Wenn die Symptome nicht eindeutig sind, wird zur Diagnose von Knochenmetastasen meist eine Skelettszintigraphie durchgeführt. Dabei wird ein schwach radioaktiver Marker in die Blutbahn gespritzt, der unkontrollierten Knochenabbau oder -aufbau aufdecken soll. Zur Bestätigung der Diagnose und zur Bestimmung von Größe, Anzahl und Lage der Metastasen sind oft weitere bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) erforderlich. Die MRT-Untersuchung sollte die gesamte Wirbelsäule umfassen, da in 1 % der Fälle multiple Myelonkompressionen gefunden werden können.
Ursachen und Häufigkeit von Wirbelsäulenmetastasen
Wirbelsäulenmetastasen sind sekundäre Tumore, die sich im Rahmen einer Krebserkrankung eines anderen Organs in den Wirbelknochen bilden. Meist sind zunächst die Wirbelkörper betroffen. Grundsätzlich kann jede Krebserkrankung im fortgeschrittenen Stadium mit Wirbelsäulenmetastasen einhergehen. Die fünf häufigsten Ursachen sind:
- Brustkrebs (Mammakarzinom)
- Prostatakrebs (Prostatakarzinom)
- Lungenkrebs (Bronchialkarzinom)
- Nierenzellkarzinom
- Schilddrüsenkarzinom
Knochenmetastasen sind im Erwachsenenalter die häufigsten Knochentumore. Nach Leber und Lunge sind die Knochen das am dritthäufigsten von Metastasen betroffene Gewebe. Wirbelsäulenmetastasen machen etwa 2/3 der Knochenmetastasen aus und treten bei etwa 10 % aller Krebspatienten auf.
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Behandlung von Knochenmetastasen
Knochenmetastasen weisen auf eine fortgeschrittene Krebserkrankung hin. Meist ist die ursprüngliche Krebsart bereits bekannt und in Behandlung. In seltenen Fällen werden die Skelettmetastasen jedoch zuerst entdeckt (CUP-Syndrom). Das Tumorgewebe von Knochenmetastasen weist meist noch typische Eigenschaften der ursprünglichen Krebsart auf, was bei der Suche nach dem Ursprungstumor helfen kann. Eine Biopsie des befallenen Knochens gibt Aufschluss über die ursprüngliche Krebsart.
Die Behandlung von Knochenmetastasen erfordert ein interdisziplinäres Konzept, an dem Radiologen, Onkologen, Nuklearmediziner, Strahlentherapeuten und Chirurgen beteiligt sind. Die Therapie richtet sich nach der Art des Primärtumors, dem Beschwerdebild, der Lage der Metastasen, möglichen Vortherapien und dem Allgemeinzustand des Patienten.
Medikamentöse Therapie
- Bisphosphonate: Diese Medikamente hemmen die Osteoklasten (Zellen, die am Abbau von Knochengewebe beteiligt sind) und schützen das Skelett vor weiterer Zerstörung. Sie lindern indirekt die Schmerzen der Patienten.
- Spezielle Antikörper: Diese können ebenfalls den Knochenumbau eindämmen.
- Chemotherapie: Bei zahlreichen Knochenmetastasen an unterschiedlichen Stellen im Körper kommt eher eine systemische Therapie (den ganzen Körper betreffend) wie die Chemotherapie infrage. Reduzieren die Knochenmetastasen ihre Größe und Anzahl durch die Chemotherapie, können Operation oder Bestrahlung wieder effizienter eingesetzt werden.
- Hormontherapie: In der Regel als anti-hormonelle Therapie bei hormonempfindlichen Tumoren angelegt, Dies wird vor allem bei manchen Formen von Brustkrebs oder Prostatakrebs durchgeführt. Solange die mechanische Stabilität der befallenen Wirbelkörper ausreicht, kann die Hormontherapie wie auch die Chemotherapie als eigenständige Therapie eingesetzt werden. Besteht die Gefahr des Zusammenbruchs eines befallenen Wirbelkörpers oder erzwingen belastungsverstärkte Schmerzen weitergehende Maßnahmen, so ist die operative Ausräumung und Stabilisierung der Metastase zu erwägen.
Strahlentherapie
- Perkutane Strahlentherapie: Hierbei durchdringt ionisierende Strahlung die Haut, um die Metastase abzutöten und Schmerzen zu lindern. Diese ambulante Therapie wird über mehrere Wochen durchgeführt.
- Intraoperative Radiotherapie (Kypho-IORT): Diese Methode kombiniert die Stabilisierung der Wirbelkörper mit Knochenzement (Kyphoplastie) mit einer Bestrahlung. Die Strahlendosis wird genau so berechnet, dass sie die Metastasen zerstört und dabei das angrenzende Umfeld, wie zum Beispiel das Rückenmark schont.
Operative Therapie
- Eine Operation ist indiziert, wenn Schmerzen anders nicht beherrschbar sind oder Frakturen mit Funktionsausfall aufgetreten sind.
- Die Operation kann Schmerzen lindern, indem sie Druck auf Nerven reduziert, und Lähmungen können sich zurückbilden.
- Sind die Knochen zu instabil, kann eine Stabilisierung mit Knochenzement (Kyphoplastie) erfolgen.
- In speziellen Fällen kann eine ventrale Tumorresektion (En-bloc-Spondylektomie/totale Vertebrektomie) mit primärstabiler Instrumentation indiziert sein.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten
- Radionuklidtherapie: Zusätzlich zu einer externen Strahlentherapie kann eine intravenöse Behandlung mit radioaktiven Stoffen (Radionuklidtherapie) erfolgen.
- Cyberknife-Therapie: Eine moderne Alternative in der Therapie von Wirbelsäulen- und spinalen Metastasen ist die Cyberknife-Methode. Die sehr präzise Radiochirurgie, mit einer Genauigkeit von unter einem Millimeter, kann den Tumor im Gegensatz zur herkömmlichen Strahlentherapie hochdosiert in einer bis drei Anwendungen erfolgreich zerstören.
Vorbeugende Maßnahmen und Lebensstil
Es gibt derzeit keine Medikamente, die Knochenmetastasen verhindern können. Generell können sich aber Krebstherapien, die im ganzen Körper wirken, auch gegen Tumorabsiedelungen im Knochen richten. Außerdem kann ein Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, ausreichender Kalzium- und Vitamin-D-Zufuhr sowie leichter sportlicher Betätigung die Knochenstabilität unterstützen. Patienten sollten Bewegung bei Knochenmetastasen nicht komplett vermeiden, um Muskelabbau, Herz- und Kreislaufkrankheiten, Atembeschwerden, Appetitlosigkeit sowie Depressionen vorzubeugen.
Prognose bei Wirbelsäulenmetastasen
Liegen Knochenmetastasen vor, ist eine Krebserkrankung fortgeschritten und eine Heilung in der Regel nicht mehr möglich. Dann steht die Lebensqualität im Vordergrund. Im Durchschnitt liegt die Zwei-Jahres-Überlebensrate bei vorliegenden Wirbelsäulenmetastasen bei 10 bis 20 %. Sie ist allerdings stark abhängig von der Art des Primärtumors und der Invasivität der Therapie. So beträgt zum Beispiel die Zwei-Jahres-Überlebensrate mit Wirbelsäulenmetastasen bei einem Mamma- oder Prostatakarzinom 44 %, bei einem Bronchialkarzinom 9 %.
Spezialisten für Wirbelsäulenmetastasen
Bei Wirbelsäulenmetastasen handelt es sich um ein interdisziplinäres Krankheitsbild. Je nach Therapieregime sind Ärzte verschiedener Fachrichtungen beteiligt, darunter Onkologie, Neurochirurgie, Radiologie, Strahlentherapie, Gynäkologie (bei Mammakarzinom) und Urologie (bei Prostatakarzinom).
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