Hirnmetastasen durch Lungenkrebs: Ursachen, Symptome und Behandlungen

Lungenkrebs, auch Bronchialkarzinom oder Lungenkarzinom genannt, umfasst alle bösartigen Tumore der Lunge. Diese werden hauptsächlich in zwei Gruppen unterteilt: kleinzelliges und nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom. Wenn sich Krebszellen aus dem Bronchialkarzinom lösen und sich über die Lymph- oder Blutbahnen im Körper verteilen, können sich Fernmetastasen bilden. Hirnmetastasen sind Absiedelungen von Krebszellen, die in Gehirn, Hirnhäuten oder Rückenmark wachsen.

Lungenkrebs im Überblick

Lungenkrebs wird in zwei Haupttypen unterteilt:

  • Kleinzelliges Lungenkarzinom (SCLC): Macht 14 bis 17 Prozent aller Lungenkrebserkrankungen aus. Die Krebszellen sind klein und dicht gedrängt und entstehen aus Lungenzellen, die Hormone und andere Botenstoffe produzieren. Es wächst sehr schnell und wird oft erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt.
  • Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC): Umfasst alle anderen Lungenkrebsarten. Dazu gehören:
    • Adenokarzinom: Häufigste Form mit 40 bis 49 Prozent aller Lungenkarzinome.
    • Plattenepithelkarzinom: Kommt in 15 bis 27 Prozent aller Lungenkrebserkrankungen vor und bildet sich aus Zellen, die keinen Schleim bilden.
    • Großzelliges Karzinom: Wird als Sammelbegriff verwendet, wenn ein NSCLC weder als Adenokarzinom noch als Plattenepithelkarzinom eingeordnet werden kann und kommt in 4 bis 5 Prozent aller Lungenkrebsfälle vor.

Epidemiologie von Lungenkrebs

Laut dem Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD) im Robert Koch-Institut (RKI) erkrankten im Jahr 2020 in Deutschland etwa 34.100 Männer und 22.590 Frauen an Lungenkrebs. Das Erkrankungsrisiko nimmt ab dem 40. Lebensjahr zu und steigt mit zunehmendem Alter weiter an.

Ursachen und Risikofaktoren von Lungenkrebs

Die genaue Ursache für die Entstehung von Lungenkrebs ist nicht bekannt. Der Hauptrisikofaktor ist das Rauchen. Experten schätzen, dass 90 Prozent aller Lungenkrebsfälle bei Männern und 60 bis 80 Prozent aller Lungenkrebserkrankungen bei Frauen auf das Zigarettenrauchen zurückzuführen sind. Neben dem Tabakkonsum gelten verschiedene Stoffe als krebserregend, die über die Atemluft in die Lunge gelangen und dort Zellschäden hervorrufen können.

Weitere Risikofaktoren sind:

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  • Krebserregende Stoffe in der Atemluft
  • Genetische Faktoren (selten)
  • Vorerkrankungen der Lunge

Symptome von Lungenkrebs

Bösartige Lungentumore verursachen in der Regel über einen längeren Zeitraum keine Symptome. Unspezifische Symptome sind Krankheits-Anzeichen, die nicht eindeutig auf eine spezielle Erkrankung hinweisen, sondern auch bei vielen anderen Erkrankungen auftreten können.

Mögliche Symptome sind:

  • Husten
  • Bluthusten
  • Atemnot
  • Brustschmerzen
  • Heiserkeit
  • Gewichtsverlust
  • Appetitlosigkeit
  • Müdigkeit

Diagnose von Lungenkrebs

Die S3-Leitlinie Lungenkarzinom empfiehlt eine Blutabnahme mit anschließender Untersuchung zur Basisdiagnostik. Dabei werden das Blutbild untersucht und die Elektrolyte, die Leber- und Nierenwerte und der Gerinnungswert bestimmt. Tumormarker sind Blutbestandteile, die bei bestimmten Krebsarten in erhöhter Konzentration vorkommen, werden aber in der Regel nicht zur প্রাথমিক Abklärung eingesetzt.

Weitere diagnostische Maßnahmen sind:

  • Röntgenbilder vom Brustkorb
  • Computertomographie (CT)
  • Magnetresonanztomographie (MRT)
  • Bronchoskopie mit Gewebeprobeentnahme
  • Ultraschall-Untersuchung

Behandlung von Lungenkrebs

Die Behandlung von Lungenkrebs hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. der Art des Lungenkrebs, dem Stadium der Erkrankung und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten.

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Mögliche Behandlungsoptionen sind:

  • Operation: Ziel ist es, den Tumor und gegebenenfalls die befallenen Lymphknoten samt aller Krebszellen zu entfernen. In der Regel wird empfohlen, den betroffenen Lungenlappen (Lobektomie) samt Lymphknoten operativ zu entfernen.
  • Strahlentherapie: Kann sowohl beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom als auch beim kleinzelligen Lungenkarzinom angewendet werden. Außerdem wird die Bestrahlung auch genutzt, um Tochtergeschwüre, sogenannte Metastasen, zu behandeln.
  • Chemotherapie: Therapie mit Zytostatika (zelltötenden Wirkstoffen). Sie wirkt im gesamten Körper und wird je nach Ursprungskrebs mit unterschiedlichen Substanzen empfohlen.
  • Immuntherapie und Antikörpertherapie: Können derzeit hauptsächlich beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom im fortgeschrittenen Stadium als Therapieoption in Betracht gezogen werden. Ziel beider Therapien ist es, dass die körpereigene Abwehr die Krebszellen erkennt und bekämpft.

Was sind Hirnmetastasen?

Als Metastasen werden Absiedelungen von Krebszellen bezeichnet, die an anderen Stellen als dem Ursprungsort auftreten. Hirnmetastasen sind Absiedelungen in Gehirn, Hirnhäuten oder Rückenmark. Sie entstehen durch den Transport von Krebszellen über das Blut. Oft werden sie durch Untersuchungen im Rahmen eines neu entdeckten Krebses gefunden, noch bevor Symptome entstehen. Hirnmetastasen sind immer bösartig und betreffen mehr als 25% aller Krebspatienten.

Ursachen von Hirnmetastasen bei Lungenkrebs

Einzelne Krebszellen werden über das Blut weitertransportiert und siedeln sich im Gehirn an. Dort vermehren sie sich und wachsen zu einer Metastase. Durch das Einwachsen ins Nervengewebe sowie durch die Verdrängung kommt es zu Schädigungen der Gehirnzellen. Durch die Erhöhung des Drucks im Gehirn durchs Tumorwachstum kommt es zu Allgemeinsymptomen wie Kopfschmerzen.

Lungenkrebs ist eine der häufigsten Ursachen für Hirnmetastasen, insbesondere bei Männern. Bei Frauen ist Brustkrebs die häufigste Ursache. Bei beiden Geschlechtern steht an zweiter Position das Melanom, der schwarze Hautkrebs.

Bestimmte Genmutationen, die zu einem aggressiven Tumorwachstum führen, erhöhen auch das Risiko für Hirnmetastasen. Bei Lungenkrebs haben Patienten mit einer ALK- oder ROS1-Mutation eine höhere Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Hirnmetastasen.

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Symptome von Hirnmetastasen

Die auftretenden Beschwerden sind unterschiedlich je nach Größe der Metastase und Lokalisation. Meist kommt es langsam über Wochen bis Monate zu Symptomen. Die häufigsten Symptome sind:

  • Kopfschmerz (50 %)
  • Halbseitenlähmung oder halbseitige Gefühlsstörung (50 %)
  • Neuropsychiatrische Symptome (30 %) wie Gedächtnisstörungen, Wesensveränderungen, Verwirrtheit etc.
  • Epileptische Anfälle (Krampfanfälle) (10-25 %)
  • Seltener Sprachstörungen, Erbrechen, Benommenheit oder Lähmungen der Augen oder Gesichtsmuskulatur
  • Bei Metastasen im Rückenmark kommt es zu Rückenschmerzen und Lähmungen („Querschnitt”)
  • Bei Metastasen der Gehirnhaut kommt es zu Übelkeit, Erbrechen Kopf- oder Nackenschmerzen oder Lähmungen
  • Weitere Hirndruckzeichen wie Übelkeit und Erbrechen
  • Müdigkeit bis hin zu Bewusstseinsstörungen

Diagnose von Hirnmetastasen

Bei Symptomen, die auf eine Schädigung der Gehirnzellen hinweisen, wird der Arzt genau nach den Symptomen fragen und gegebenenfalls zur neurologischen Untersuchung überweisen.

Besteht der Verdacht auf Metastasen werden meist folgende Untersuchungen veranlasst:

  • MRT (Magnetresonanztomografie) des Gehirns mit Kontrastmittelgabe: Genaue Darstellung des Gehirns und der Metastasen, eventuell bereits Aussage zu möglichen Ursprungskrebs, empfindlichste Bildgebungsmethode
  • CT (Computertomografie des Gehirns): Weniger empfindlich als MRT, falls kein MRT möglich CT als Methode der zweiten Wahl
  • Labordiagnostik: Nur selten sinnvoll bei bereits klarem Verdacht, Bestimmung von Tumormarkern für den vermuteten Krebs, keine allgemeine Suchmethode
  • Biopsie (Probeentnahme) mit histologischer Untersuchung: Bei unklarem Ursprungskrebs erneute Sicherung über Untersuchung der Zellen unter dem Mikroskop, bei lange zurückliegendem Ursprungskrebs, um andere Möglichkeiten auszuschließen.
  • Spezialdiagnostik in seltenen Fällen: CT der Schädelbasis bei Verdacht auf Knochenbefall, Untersuchung der Liquorflüssigkeit („Hirnwasser”) auf Krebszellen, PET-Untersuchung (Positronenemissionstomografie) zur Unterscheidung von Narben und Metastase

Behandlung von Hirnmetastasen

Die Therapie ist sehr individuell und unterscheidet sich je nach Ursprungskrebs, Anzahl der Metastasen im Gehirn und restlichem Körper, Allgemeinzustand und Alter der Patienten*innen, Therapiewunsch und Begleiterkrankungen.

Ziele:

  • Symptome der Metastasen lindern
  • Das weitere Wachstum verzögern und damit Lebensverlängerung
  • In seltenen Fällen die Metastasen und den Krebs entfernen

Methoden:

  • Operation: Bei Einzelmetastasen ist die Operation oft besser geeignet als die Strahlentherapie des gesamten Gehirns.
  • Radiochirurgie oder Cyberknife: Zerstörung von Metastasen durch gezielte meist einmalige Bestrahlung
  • Strahlentherapie: Kann eine Überlebensverlängerung und Verbesserung der neurologischen Symptome erreichen.
  • Medikamentöse Tumortherapie: Chemotherapie, zielgerichtete Substanzen und Immuntherapie
  • Symptomlinderung durch Gabe von Medikamenten: Kortison zum Abschwellen, Schmerzmedikamente, Medikamente gegen Epilepsie

Innovative Behandlungsmethoden

  • CyberKnife-Therapie oder ZAP-X-Therapie: Robotergeführte, radiochirurgische Verfahren, die Photonenstrahlen hochdosiert und gezielt auf das Krebsgewebe fokussieren. Durch die hochauflösende, digitale Bildkontrolle und Bildführung in Echtzeit sowie die flexible Robotersteuerung ist es möglich, die Behandlung mit einer Genauigkeit im Submillimeterbereich zu applizieren. Umliegendes gesundes Gewebe wird geschont, wodurch auch mögliche notwendige Folgebehandlungen schneller eingeleitet werden können.

Herausforderungen bei der Behandlung

Ein spezieller Schutzmechanismus unseres Gehirns erschwert die Behandlung von Hirnmetastasen: die Blut-Hirn-Schranke. Sie schützt das ZNS vor Krankheitserregern oder schädlichen Substanzen und kontrolliert, welche Stoffe aus dem Blut ins Gehirn gelangen und welche nicht. Obwohl diese beiden Sicherheitsbarrieren für unseren Körper lebenswichtig sind, erschweren sie die effektive Behandlung von Gehirnerkrankungen, wie z. B. Hirntumoren bzw. Hirnmetastasen.

Supportive Therapie

Der Gehirntumor selbst oder Nebenwirkungen einer Therapie können Beschwerden auslösen. Ziel einer supportiven Therapie ist es, solche Beschwerden zu lindern. Sie kann Beschwerden, die durch die Krebserkrankung selbst und/oder die Behandlung entstehen, lindern oder vorbeugen.

Wichtige Medikamente gegen Hirnödeme sind Kortikosteroide ("Kortison", meist Dexamethason). Je nach Beschwerden kommen noch hinzu:

  • Schmerzmedikamente
  • Antiepileptika, also Medikamente gegen Krampfanfälle
  • Mittel zur Beruhigung, gegen Depressionen oder andere Folgen der Hirnmetasten auf die Psyche und das Verhalten
  • Eventuell Arzneimittel zur Verhinderung von Thrombosen, also Blutgerinnseln, im Gehirn

Prognose von Hirnmetastasen

Die Prognose ist abhängig vom Ursprungskrebs. Das mittlere Überleben schwankt je nach Krebsart zwischen wenigen Wochen und 4 Jahren. Oft heißt aber eine Metastasierung, dass keine komplette Heilung mehr möglich ist. Sowohl Operation als auch Ganzhirnbestrahlung führen zu einer Lebensverlängerung.

Für einen besseren Verlauf spricht eine gute Kontrolle der Ursprungskrebserkrankung, eine einzelne Metastase, spätes Auftreten lange nach der ersten Krebsdiagnose, guter Allgemeinzustand und bestimmte Krebsarten wie Brustkrebs oder Keimzellkrebs.

Insgesamt beträgt die Lebenserwartung bei Patienten mit Hirnmetastasen nur drei bis sechs Monate. Etwa zehn Prozent der Betroffenen überleben die ersten zwölf Monate nach der Diagnose, nur einzelne Patienten leben noch mehrere Jahre mit ihrer Erkrankung.

Verlaufskontrolle

Verlaufskontrollen müssen bei verschiedenen Spezialistinnen erfolgen. Es sollte aber eine klare Ansprechpartnerin geben. Regelmäßig muss mit MRT oder CT das Gehirn kontrolliert werden. Onkologinnen (Krebsspezialistinnen), Neurologinnen und Neuropsychologinnen sollten in bestimmten Abständen Kontrollen durchführen, um neue Symptome oder Probleme zu erkennen und die medikamentöse Therapie zu überprüfen. Eventuell sollte unterstützend ein palliativmedizinischer Dienst hinzugezogen werden, zum Beispiel, um die Schmerztherapie zu optimieren.

Vorbeugung von Hirnmetastasen

Leider gibt es keine spezifischen präventiven Maßnahmen, die das Risiko für die Entwicklung von Hirnmetastasen direkt reduzieren können, da diese in der Regel eine Folge von fortgeschrittenen Krebserkrankungen sind.

Allerdings gibt es allgemeine Empfehlungen zur Krebsprävention, die auch das Risiko für die Entstehung von Metastasen senken können:

  • Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Obst, Gemüse und Vollkornprodukten ist
  • Körperliche Aktivität
  • Verzicht auf das Rauchen
  • Ein hoher Alkoholkonsum ist mit einem erhöhten Risiko für verschiedene Krebsarten verbunden.
  • Hautkrebs, der zu Hirnmetastasen führen kann, steht in direktem Zusammenhang mit UV-Strahlung.
  • Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen können dazu beitragen, Krebs in einem frühen Stadium zu erkennen, in dem die Behandlung am wirksamsten ist.
  • Halten Sie sich von krebserregenden Stoffen am Arbeitsplatz und in der Umwelt fern.
  • Ein gesundes Körpergewicht kann das Risiko senken.

Leben mit Hirnmetastasen

Die Diagnose Hirnmetastasen ist psychisch belastend. Betroffene und ihre Angehörigen müssen zudem damit rechnen, dass sich die Krankheitssituation und damit auch der gesundheitliche Zustand rasch ändern können. Es gibt jedoch viele Unterstützungsangebote, die helfen können, mit der Erkrankung umzugehen. Selbsthilfegruppen bieten praktisches Wissen, Alltagserfahrungen und Unterstützung in schwierigen und belastenden Situationen. Psychoonkologische Hilfen und sozialrechtliche Beratung können ebenfalls in Anspruch genommen werden.

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