Es ist unbestritten, dass eine Ernährung, die sich an traditionellen mediterranen Essgewohnheiten orientiert, positive Auswirkungen auf die Gesundheit hat, insbesondere auf Herz und Gefäße. Doch wie sieht es mit dem Zusammenhang zwischen Milchkonsum, Ernährung und dem Risiko für Demenzerkrankungen wie Alzheimer aus? Aktuelle Studien liefern hierzu interessante und teils widersprüchliche Erkenntnisse, die es wert sind, genauer betrachtet zu werden.
Die mediterrane Ernährung als Schutzfaktor
Die traditionelle Mittelmeerkost zeichnet sich durch einen hohen Anteil an pflanzlichen Lebensmitteln aus, darunter Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse, Vollkorngetreide und Kartoffeln. Ein weiteres charakteristisches Merkmal ist der großzügige Einsatz von Olivenöl. Ergänzt wird diese Ernährungsweise durch Fisch, Meeresfrüchte, Eier, Geflügel sowie Milch und Milchprodukte, insbesondere Sauermilchprodukte. Rotes Fleisch und zuckerreiche Lebensmittel werden hingegen nur selten konsumiert.
Die positiven Auswirkungen der mediterranen Ernährung auf die Prävention von Demenzerkrankungen sind vielversprechend. Eine spanische Forschergruppe analysierte Daten aus der EPIC-Studie und fand heraus, dass eine hohe Adhärenz an die mediterrane Ernährung mit einem um 20 % verminderten Demenzrisiko assoziiert war. Pro zwei Pluspunkte im Mittelmeerscore sank das Demenzrisiko um 8 %. Dieser Zusammenhang war bei Studienteilnehmern mit geringem Bildungsgrad besonders ausgeprägt.
Die PREDIMED-Kohorte zeigte ebenfalls, dass eine mediterrane Ernährung mit verbesserten kognitiven Funktionen verbunden war und somit einem altersbedingten Abbau der Hirnleistung entgegenwirken könnte. Die MIND-Diät, eine Ableitung der Mittelmeerkost, wird ebenfalls als vielversprechend angesehen. Im Lancet-Report zur Demenzprävention wird die mediterrane Ernährung als eine Option zur Prävention von kognitivem Abbau, insbesondere als Teil eines gesunden Lebensstils, genannt.
Alzheimer und Eiweißablagerungen im Gehirn
Alzheimer-Demenz wird durch Eiweißablagerungen im Gehirn und den schnellen Verlust von Hirnsubstanz verursacht. Eine Studie des DZNE deutet darauf hin, dass eine mediterrane Ernährung das Gehirn möglicherweise vor diesen Krankheitsauslösern schützen kann. Die Studie umfasste 512 Probanden mit einem Durchschnittsalter von 70 Jahren, von denen 169 kognitiv gesund waren und 343 ein höheres Risiko für die Entwicklung von Alzheimer aufwiesen.
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Die Ergebnisse zeigten, dass Teilnehmer, die sich ungesund ernährten, höhere pathologische Werte an Biomarkern im Nervenwasser aufwiesen als diejenigen, die regelmäßig die Mittelmeerkost verzehrten. Auch bei Gedächtnistests schnitten die Teilnehmer, die sich nicht an die mediterrane Ernährungsweise hielten, schlechter ab. Ein positiver Zusammenhang wurde zwischen einer hohen Punktzahl auf der Lebensmittel-Skala für das mediterrane Ernährungsmuster und einem hohen Volumen des Hippocampus festgestellt, einem Hirnareal, das als Schaltzentrale des Gedächtnisses gilt.
Stark verarbeitete Lebensmittel als Risikofaktor
Aktuelle Studien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) zeigen, dass der Konsum von stark verarbeiteten Lebensmitteln das Risiko, an Demenz zu erkranken, deutlich erhöht. Zu diesen Lebensmitteln zählen beispielsweise Fast Food, Fertigpizza, Dosenravioli, Instantsuppen oder Mikrowellengerichte.
Forschende vermuten, dass stark verarbeitetes Essen auf verschiedene Arten ungesund für das Gehirn sein kann:
- Übergewicht: Der häufige Konsum stark verarbeiteter Lebensmittel kann zu Übergewicht führen, was Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes begünstigen kann.
- Gestörte Darmflora: Eine Ernährung mit vielen gesättigten Fetten, Salz und wenig Ballaststoffen kann die mikrobielle Vielfalt im Darm verändern und via Darm-Hirn-Achse krankmachende Veränderungen im Gehirn nach sich ziehen.
- Geschädigte Nervenzellen: Künstliche Aromen oder andere Zusatzstoffe können Nervenzellen schädigen.
Fachleute empfehlen daher, so oft wie möglich frisch zu kochen und industriell hergestellte Produkte zu meiden. Obst und Gemüse liefern Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe, die Entzündungen entgegenwirken. Gesunde Fette aus Oliven- oder Rapsöl, Nüssen und fettem Seefisch stärken die Zellmembranen im Gehirn.
Eine Untersuchung der Universität São Paulo in Brasilien ergab einen eindeutigen Zusammenhang zwischen einer stark verarbeiteten Ernährungsweise und dem Entstehen von Alzheimer. Die Wissenschaftler untersuchten über 10.000 Probanden über einen Zeitraum von zehn Jahren und stellten fest, dass diejenigen, deren Ernährung mindestens zu 20 Prozent aus hochverarbeiteten Lebensmitteln bestand, ein 28 Prozent höheres Risiko für kognitiven sowie ein 25 Prozent höheres Risiko für exekutiven Verfall aufwiesen.
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Es zeigte sich jedoch auch, dass eine ausgewogene Ernährung mit unverarbeiteten Lebensmitteln die negativen Auswirkungen der hochverarbeiteten Produkte ausgleichen kann. Die 80/20-Regel besagt, dass wenn 80 Prozent der Ernährung aus unverarbeiteten, nährstoffreichen Lebensmitteln bestehen, die übrigen 20 Prozent frei gestaltet werden können.
Die Rolle von Milch und Milchprodukten: Widersprüchliche Ergebnisse
Die Rolle von Milch und Milchprodukten im Zusammenhang mit Demenzrisiko ist komplex und wird in Studien unterschiedlich bewertet. Einige Studien deuten auf einen positiven Effekt hin, während andere eher negative Assoziationen finden.
Käse:
Eine japanische Studie deutet darauf hin, dass ein regelmäßiger Verzehr von Käse mit einem geringeren Risiko für die Entwicklung von Demenz in Verbindung stehen könnte. Die Analyse von Gesundheitsdaten von rund 8000 Erwachsenen über einen Zeitraum von 65 Jahren zeigte, dass Personen, die regelmäßig Käse essen, über einen Zeitraum von drei Jahren ein um etwa 24 Prozent geringeres Risiko aufwiesen, an Demenz zu erkranken, als Teilnehmer mit geringem oder keinem Konsum.
Käse enthält Inhaltsstoffe, die zur Erhaltung der neuronalen Gesundheit beitragen können, wie hochwertige Proteine, essenzielle Aminosäuren, fettlösliche Vitamine wie Vitamin K2 und fermentierte Inhaltsstoffe, die entzündungshemmende Prozesse fördern können.
Milchzucker (Laktose):
Wissenschaftler der Klinik und Poliklinik für Neurologie des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) haben herausgefunden, dass eine zuckerarme Ernährung auch unabhängig vom Blutzuckerspiegel positive Auswirkungen auf die langfristige Leistungsfähigkeit des Gehirns haben könnte. Insbesondere Milchzucker könnte die Neurodegeneration beschleunigen.
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Die Forscher stellten fest, dass sich Milchzucker an Eiweiße anlagert und auf diese Weise die Isolierschicht von Zellen verändert, was zu einer schnelleren Abnutzung und Alterung von Gehirnzellen führt. Dieser Prozess kann einer Demenz wie der Alzheimer-Erkrankung den Weg bereiten.
Fettarme Milchprodukte und Parkinson:
Eine Analyse von zwei prospektiven Beobachtungsstudien in Neurology (2017) deutet darauf hin, dass fettarme Milchprodukte das Risiko auf einen Morbus Parkinson im Alter erhöhen könnten. Personen, die mindestens drei Portionen fettarmer Milchprodukte am Tag verzehren, hatten ein um 34 Prozent erhöhtes Risiko. Eine mögliche Erklärung ist, dass Milch die Aufnahme von Toxinen über den Darm erleichtert oder dass Milchtrinker niedrigere Harnsäure-Spiegel haben, was ein Risikofaktor für Parkinson sein könnte.
Fettreiche Milchprodukte und Alzheimer:
Amerikanische Forscher der Universität Columbia in New York haben herausgefunden, dass Milchprodukte mit einem erhöhten Fettgehalt das Risiko erhöhen können, an Alzheimer zu erkranken. Personen, die sich von Butter, Milchprodukten mit generell hohem Fettanteil, rotem Fleisch und Innereien ernährten, erkrankten häufiger an Alzheimer.
Galaktose als potenzieller Therapieansatz?
Der Neurowissenschaftler Siegfried Hoyer stellte bereits Anfang der 1990er Jahre die These auf, dass Demenz eine Stoffwechselstörung sein könnte: ein Diabetes Typ 3. Werner Reutter, Experte für Zuckerbiochemie, und sein Team glauben ebenfalls, dass defekte Insulinrezeptoren im Gehirn die Ursache sein könnten. Jüngste Studien stützen diese These.
Reutter konnte an Ratten zeigen, dass Tiere, deren Insulinrezeptoren im Gehirn chemisch blockiert worden waren und die über Trinkwasser Galaktose erhielten, ihr Erinnerungsvermögen nicht verloren. Erste Versuche, den an Demenz erkrankten Menschen ersatzweise Galaktose anzubieten, verliefen vielversprechend.
Galaktose ist ein natürlicher Einfachzucker, der als Nahrungsergänzungsmittel frei verkäuflich ist. Sie geht insulinunabhängig in die Zellen und liefert der übersäuerten Muskulatur schnell neue Energie. Ob Galaktose - prophylaktisch bei ersten Anzeichen genommen - den Ausbruch einer Demenz verhindern kann, ist jedoch noch spekulativ, da klinische Studien fehlen.