Inkontinenz: Neurologische Ursachen, Ursachen und Therapie

Harninkontinenz, der unwillkürliche Verlust von Urin, ist ein weit verbreitetes Problem, das Menschen jeden Alters betrifft. Obwohl es oft mit dem Alter in Verbindung gebracht wird, kann es auch durch eine Vielzahl anderer Faktoren verursacht werden, darunter neurologische Erkrankungen. In diesem Artikel werden wir uns mit den neurologischen Ursachen der Inkontinenz, den verschiedenen Arten, Diagnosemethoden und den verfügbaren Behandlungsoptionen befassen.

Was ist neurologisch bedingte Inkontinenz?

Neurologisch bedingte Inkontinenz, auch bekannt als neurogene Blase, tritt auf, wenn eine Schädigung des Nervensystems die normale Funktion der Blase und des Schließmuskels beeinträchtigt. Das Nervensystem spielt eine entscheidende Rolle bei der Steuerung der Harnspeicherung und -entleerung. Wenn diese Nervenbahnen gestört sind, kann dies zu verschiedenen Blasenfunktionsstörungen führen, die Inkontinenz verursachen.

Ursachen der neurologisch bedingten Inkontinenz

Verschiedene neurologische Erkrankungen und Verletzungen können zu neurogener Inkontinenz führen. Einige der häufigsten Ursachen sind:

  • Schlaganfall: Ein Schlaganfall kann die Nervenbahnen im Gehirn schädigen, die die Blasenfunktion steuern, was zu Inkontinenz führt.
  • Multiple Sklerose (MS): MS ist eine Autoimmunerkrankung, die das zentrale Nervensystem betrifft und die Kommunikation zwischen Gehirn und Blase stören kann.
  • Morbus Parkinson: Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die die Bewegung und Koordination beeinträchtigt. Sie kann auch die Blasenfunktion beeinträchtigen und zu Inkontinenz führen.
  • Rückenmarkverletzungen: Verletzungen des Rückenmarks können die Nervenbahnen unterbrechen, die die Blase mit dem Gehirn verbinden, was zu einem Verlust der Blasenkontrolle führt.
  • Spina bifida: Spina bifida ist ein Geburtsfehler, der auftritt, wenn sich das Rückenmark während der Schwangerschaft nicht vollständig schließt. Dies kann zu neurologischen Problemen führen, einschließlich Inkontinenz.
  • Diabetes mellitus: Diabetes kann Nervenschäden verursachen, die als diabetische Neuropathie bekannt sind. Diese Schädigung kann die Nerven betreffen, die die Blase steuern, was zu Inkontinenz führt.
  • Seltene degenerative Nervenerkrankungen: Es gibt eine Reihe seltener degenerativer Nervenerkrankungen, die die Blasenfunktion beeinträchtigen und Inkontinenz verursachen können.
  • Infektionen des Nervensystems: Infektionen des Nervensystems, wie z. B. Enzephalitis oder Meningitis, können die Nerven schädigen, die die Blase steuern, was zu Inkontinenz führt.

Arten der neurologisch bedingten Inkontinenz

Es gibt verschiedene Arten der neurologisch bedingten Inkontinenz, abhängig von der Art der Nervenschädigung und den resultierenden Blasenfunktionsstörungen:

  • Dranginkontinenz: Diese Art der Inkontinenz ist durch einen plötzlichen, starken Harndrang gekennzeichnet, dem man nicht widerstehen kann. Sie wird durch unwillkürliche Kontraktionen der Blasenmuskulatur verursacht. Auch als Urgeinkontinenz oder überaktive Blase bekannt.
  • Belastungsinkontinenz: Diese Art der Inkontinenz tritt auf, wenn Druck auf die Blase ausgeübt wird, z. B. beim Husten, Niesen, Lachen oder Heben schwerer Gegenstände. Sie wird durch eine Schwächung der Beckenbodenmuskulatur verursacht, die die Blase unterstützt.
  • Überlaufinkontinenz: Diese Art der Inkontinenz tritt auf, wenn die Blase nicht vollständig entleert wird, was zu einem ständigen oder tröpfchenweisen Urinverlust führt. Sie wird durch eine Blockierung des Harnabflusses oder eine Schwächung der Blasenmuskulatur verursacht.
  • Reflexinkontinenz: Diese Art der Inkontinenz tritt auf, wenn die Blase sich unwillkürlich entleert, ohne dass ein Harndrang verspürt wird. Sie wird durch eine Schädigung des Nervensystems verursacht, die die Kommunikation zwischen Gehirn und Blase stört.
  • Mischinkontinenz: Diese Art der Inkontinenz ist eine Kombination aus verschiedenen Arten von Inkontinenz, z. B. Drang- und Belastungsinkontinenz.

Diagnose der neurologisch bedingten Inkontinenz

Die Diagnose der neurologisch bedingten Inkontinenz umfasst in der Regel eine umfassende Anamnese, eine körperliche Untersuchung und verschiedene diagnostische Tests. Diese können umfassen:

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  • Anamnese: Der Arzt wird nach der Krankengeschichte, den Symptomen und allen anderen Erkrankungen fragen, die der Patient hat.
  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt wird eine körperliche Untersuchung durchführen, um den allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten zu beurteilen und nach Anzeichen neurologischer Erkrankungen zu suchen.
  • Miktionsprotokoll: Der Patient wird gebeten, ein Miktionsprotokoll zu führen, in dem er die Häufigkeit des Wasserlassens, die Urinmenge und alle Inkontinenzepisoden aufzeichnet.
  • Urinanalyse: Eine Urinanalyse wird durchgeführt, um eine Harnwegsinfektion oder andere zugrunde liegende Erkrankungen auszuschließen.
  • Ultraschall: Ein Ultraschall der Blase und der Nieren kann durchgeführt werden, um die Struktur und Funktion dieser Organe zu beurteilen.
  • Urodynamische Untersuchung: Diese Tests messen die Funktion der Blase und des Schließmuskels. Sie können helfen, die Art der Inkontinenz zu bestimmen und die Ursache zu identifizieren. Dazu gehören Harnstrahlmessung (Uroflow), Urethrozystoskopie, (Video-)Urodynamik mit Beckenboden-EMG und Blasendruckmessung.
  • Zystoskopie: Bei diesem Verfahren wird ein dünnes, flexibles Rohr mit einer Kamera (Zystoskop) in die Harnröhre eingeführt, um das Innere der Blase zu betrachten. Dies kann helfen, Anomalien oder Blockaden zu erkennen.
  • Neurologische Untersuchung: Eine fokussierte neurologische Untersuchung kann durchgeführt werden, um die Nervenfunktion zu beurteilen und neurologische Erkrankungen auszuschließen.
  • Bildgebende Verfahren: In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) eingesetzt werden, um das Gehirn, das Rückenmark oder die Blase zu beurteilen.

Behandlung der neurologisch bedingten Inkontinenz

Die Behandlung der neurologisch bedingten Inkontinenz zielt darauf ab, die Symptome zu lindern, Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität des Patienten zu verbessern. Die Behandlungsoptionen hängen von der Ursache und Art der Inkontinenz sowie dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten ab. Einige gängige Behandlungsansätze sind:

Konservative Behandlungen

  • Verhaltensänderungen: Verhaltensänderungen können helfen, die Symptome der Inkontinenz zu kontrollieren. Dazu gehören:
    • Blasentraining: Dies beinhaltet das Festhalten des Harndrangs, um die Blasenkapazität zu erhöhen und die Kontrolle über die Blasenentleerung zu verbessern.
    • Zeitgesteuertes Wasserlassen: Dies beinhaltet das Wasserlassen nach einem festen Zeitplan, unabhängig vom Harndrang.
    • Flüssigkeitsmanagement: Dies beinhaltet die Anpassung der Flüssigkeitsaufnahme, um die Urinproduktion zu reduzieren und nächtliches Wasserlassen zu vermeiden.
    • Ernährungsumstellung: Die Reduzierung des Konsums von Koffein, Alkohol und säurehaltigen Lebensmitteln kann helfen, die Blasensymptome zu lindern.
  • Beckenbodentraining: Beckenbodentraining, auch bekannt als Kegel-Übungen, kann die Beckenbodenmuskulatur stärken, die die Blase und den Schließmuskel unterstützt.
  • Inkontinenzhilfsmittel: Inkontinenzhilfsmittel wie Windeln, Vorlagen oder Urinalkondome können verwendet werden, um ungewollten Urinverlust aufzufangen und die Lebensqualität zu verbessern.
  • Katheterisierung: In einigen Fällen kann ein Katheter erforderlich sein, um die Blase regelmäßig zu entleeren. Dies kann mit einem Einmalkatheter oder einem Dauerkatheter erfolgen. Die Anwendung eines Einmalkatheters erfordert hygienische Vorsichtsmaßnahmen und kann in der Regel selbstständig durchgeführt werden. Zunächst sollten die Hände gründlich gewaschen und sterile Handschuhe getragen werden. Der Einmalkatheter wird dann vorsichtig in die Harnröhre eingeführt, um den Urin abzuleiten.
  • Toilettenhilfen: Toilettensitzerhöhungen oder Haltegriffe können die Toilettenbenutzung sicherer und bequemer gestalten.

Medikamente

  • Anticholinergika: Diese Medikamente helfen, die Blasenmuskulatur zu entspannen und den Harndrang zu reduzieren. Häufige Nebenwirkungen können Mundtrockenheit, verschwommenes Sehen, Verstopfung und Harnverhalt sein.
  • Beta-3-Agonisten: Diese Medikamente wirken ähnlich wie Anticholinergika, indem sie die Blasenmuskulatur entspannen und den Harndrang reduzieren. Sie haben jedoch möglicherweise weniger Nebenwirkungen als Anticholinergika.
  • Botulinumtoxin A (Botox): Botox kann in die Blasenmuskulatur injiziert werden, um sie zu lähmen und den Harndrang zu reduzieren. Die Wirkung von Botox ist jedoch vorübergehend und muss alle sechs Monate wiederholt werden.
  • Alpha-Blocker: Diese Medikamente werden häufig zur Behandlung von Männern mit Prostatavergrößerung eingesetzt. Sie können helfen, die Blasenmuskulatur zu entspannen und den Harnfluss zu verbessern.
  • Duloxetin: Dieses Medikament wird zur Behandlung von Belastungsinkontinenz eingesetzt. Es hilft, die Muskeln zu stärken, die die Harnröhre kontrollieren.

Minimalinvasive Therapien

  • Sakrale Neuromodulation (SNM): Bei diesem Verfahren wird ein kleiner Schrittmacher in den Gesäßbereich implantiert, der schwache elektrische Impulse an die Sakralnerven abgibt. Diese Impulse können helfen, die Blasenfunktion zu regulieren und die Inkontinenz zu reduzieren.
  • Tibiale Nervenstimulation (TNS): Bei diesem Verfahren werden Nerven im Bereich des Innenknöchels mit einer Akupunkturnadel stimuliert, die mit der Blase verbunden sind. Durch die Stimulation dieser Nerven kann eine überaktive Reizblase gelindert werden, indem ihre Reizschwelle herabgesetzt wird. Die Stimulation muss regelmäßig wiederholt werden.

Chirurgische Eingriffe

Eine Operation bei einer neurogenen Blase kann erforderlich sein, wenn konservative und nicht-operative Behandlungsmethoden keine ausreichende Linderung der Symptome bieten oder Komplikationen auftreten. Dies kann der Fall sein, wenn eine Blasenentleerungsstörung vorliegt, die zu schwerem Restharn oder Harnwegsinfektionen führt. Einige chirurgische Optionen sind:

  • Blasenaugmentation: Bei diesem Verfahren wird ein Teil des Darms verwendet, um die Blase zu vergrößern und ihre Speicherkapazität zu erhöhen.
  • Sphinkterotomie: Bei diesem Verfahren wird der Schließmuskel eingeschnitten, um den Harnfluss zu erleichtern.
  • Harnableitung: In schweren Fällen kann eine Harnableitung erforderlich sein, um den Urin aus dem Körper zu leiten. Dies kann mit einem Stoma (einer Öffnung in der Bauchdecke) oder einer internen Harnableitung erfolgen.
  • Operative Beseitigung der Fistel: Bei extraurethraler Inkontinenz kann eine operative Beseitigung der Fistel mit Wiederherstellung des natürlichen Ausscheidungswegs über die Harnröhre erforderlich sein.

Alternative Behandlungen

Einige alternative Behandlungen, wie z. B. Akupunktur und Biofeedback, können ebenfalls helfen, die Symptome der Inkontinenz zu lindern. Es ist jedoch wichtig, vor Beginn einer alternativen Behandlung mit einem Arzt zu sprechen.

Komplikationen der neurologisch bedingten Inkontinenz

Die neurologisch bedingte Inkontinenz kann zu verschiedenen Komplikationen führen, darunter:

  • Harnwegsinfektionen (HWI): Der unvollständige Harnabfluss und Restharn können das Risiko für bakterielle Infektionen erhöhen.
  • Nierenprobleme: Der unzureichende Harnfluss kann zu einer Stagnation des Urins in den Nieren führen, was zu Nierensteinen, Nierenversagen oder Nierenentzündungen führen kann.
  • Hautprobleme: Ständiger Kontakt mit Urin kann zu Hautreizungen, Hautausschlägen und Druckgeschwüren führen.
  • Psychische Probleme: Inkontinenz kann zu Scham, Verlegenheit, Angstzuständen und Depressionen führen.
  • Soziale Isolation: Inkontinenz kann dazu führen, dass Menschen soziale Aktivitäten meiden und sich isoliert fühlen.

Leben mit neurologisch bedingter Inkontinenz

Das Leben mit neurologisch bedingter Inkontinenz kann eine Herausforderung sein, aber es gibt Möglichkeiten, damit umzugehen und die Lebensqualität zu verbessern:

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  • Suchen Sie professionelle Hilfe: Es ist wichtig, einen Arzt oder Urologen aufzusuchen, um eine Diagnose zu erhalten und einen Behandlungsplan zu entwickeln.
  • Befolgen Sie den Behandlungsplan: Es ist wichtig, den Behandlungsplan des Arztes sorgfältig zu befolgen, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.
  • Verwenden Sie Inkontinenzhilfsmittel: Inkontinenzhilfsmittel können helfen, den Urinverlust aufzufangen und die Lebensqualität zu verbessern.
  • Treten Sie einer Selbsthilfegruppe bei: Der Beitritt zu einer Selbsthilfegruppe kann Ihnen die Möglichkeit geben, sich mit anderen Menschen auszutauschen, die mit Inkontinenz leben.
  • Sprechen Sie mit einem Therapeuten: Ein Therapeut kann Ihnen helfen, mit den emotionalen Herausforderungen der Inkontinenz umzugehen.
  • Bleiben Sie aktiv: Körperliche Aktivität kann helfen, die Beckenbodenmuskulatur zu stärken und die allgemeine Gesundheit zu verbessern.
  • Pflegen Sie eine gesunde Ernährung: Eine gesunde Ernährung kann helfen, Verstopfung zu vermeiden, die die Inkontinenz verschlimmern kann.
  • Trinken Sie ausreichend Flüssigkeit: Es ist wichtig, ausreichend Flüssigkeit zu trinken, um eine Dehydration zu vermeiden, die die Inkontinenz verschlimmern kann.
  • Planen Sie voraus: Planen Sie Toilettenpausen ein, bevor Sie ausgehen, und suchen Sie nach Toiletten in der Nähe.
  • Seien Sie geduldig: Es kann einige Zeit dauern, bis die Behandlung der neurologisch bedingten Inkontinenz wirkt. Seien Sie geduldig und geben Sie nicht auf.

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