Milchzähne spielen eine entscheidende Rolle für die Entwicklung des kindlichen Kausystems. Sie sind nicht nur für das Kauen und Sprechen wichtig, sondern dienen auch als Platzhalter für die nachfolgenden bleibenden Zähne. Daher ist es von großer Bedeutung, Milchzähne so lange wie möglich gesund zu erhalten. Wenn jedoch Karies oder ein Trauma zu einer Schädigung des Zahnnervs führt, kann dieser absterben. In diesem Artikel werden die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten für abgestorbene Nerven in Milchzähnen detailliert erläutert.
Ursachen für abgestorbene Nerven in Milchzähnen
Es gibt verschiedene Ursachen, die zum Absterben eines Zahnnervs in einem Milchzahn führen können:
- Karies: Karies ist die häufigste Ursache für Zahnschäden bei Kindern. Wenn Karies nicht rechtzeitig behandelt wird, können die Kariesbakterien bis zum Zahnnerv vordringen und eine Entzündung verursachen. Da die Karies im relativ weichen Milchzahn rasch voranschreitet, ist bald der Nerv erreicht. Wird diese Entzündung nicht behandelt, kann der Nerv absterben. Besonders gefährlich ist die Zwischenzahnkaries, da sich der Nerv hier nah an der Oberfläche befindet.
- Trauma: Ein Unfall, wie beispielsweise ein Sturz auf das Gesicht, kann ebenfalls zu einer Schädigung des Zahnnervs führen. Auch länger zurückliegende Unfälle können die Ursache sein.
- Infektion: In seltenen Fällen kann auch eine Infektion, die nicht direkt mit dem Zahn zusammenhängt, zum Absterben des Nervs führen.
Symptome eines abgestorbenen Nervs in Milchzähnen
Ein abgestorbener Nerv in einem Milchzahn kann sich durch verschiedene Symptome bemerkbar machen:
- Schmerzen: Anfangs kann es zu starken Zahnschmerzen kommen, insbesondere wenn der Nerv entzündet ist. Wird die Behandlung jedoch hinausgezögert, kann der Schmerz nachlassen, da der Nerv abstirbt.
- Fistel: Oft bildet sich am Zahnfleischrand eine schmerzlose Fistel aus, die wie ein kleines Bläschen aussieht, aus der etwas Eiter austreten kann.
- Abszess: In manchen Fällen entsteht gar ein Abszess, eine Ansammlung von Eiter.
- Verfärbung: Der Zahn kann sich verfärben und eine dunklere Farbe annehmen.
- Optische Veränderungen: Optische Veränderungen lassen einen abgestorbenen Zahn deutlich erkennbar werden.
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht immer alle Symptome gleichzeitig auftreten müssen. In manchen Fällen verläuft der Prozess auch symptomlos, insbesondere bei kleinen Löchern. Eltern sollten daher aufmerksam sein und bei Verdacht auf einen Zahnschaden umgehend einen Zahnarzt aufsuchen.
Diagnose eines abgestorbenen Nervs in Milchzähnen
Für die genaue Diagnose ist ein Röntgenbild erforderlich. Dies ermöglicht es dem Zahnarzt, das Ausmaß der Schädigung zu beurteilen und festzustellen, ob der Nerv tatsächlich abgestorben ist. Mithilfe der Aufnahme können wir genau sehen, wie die Zahnwurzeln verlaufen und wo sich die Eingänge zu den Wurzelkanälen verstecken. Zahnarztpraxen verwenden hierfür oft strahlungsarme, digitale Röntgentechnik, um die Strahlenbelastung für das Kind so gering wie möglich zu halten.
Lesen Sie auch: Ratgeber für Eltern: Milchzahn am Nerv
Behandlungsmöglichkeiten bei abgestorbenen Nerven in Milchzähnen
Die Behandlung eines Milchzahns mit abgestorbenem Nerv hängt vom Ausmaß der Schädigung und dem Alter des Kindes ab. Grundsätzlich gibt es folgende Möglichkeiten:
- Pulpotomie: Wenn nur der obere Teil des Nervs von Kariesbakterien infiziert ist, kann eine Teilnervbehandlung (Pulpotomie) durchgeführt werden. Dabei wird der infizierte Teil des Zahnnervs entfernt und mit einem Medikament versorgt. Dieses Füllmaterial ist unschädlich und kann vom bleibenden Zahn problemlos resorbiert werden. Diese Behandlung ist geeignet, wenn die Entzündung noch nicht bis zur Wurzelspitze vorgedrungen ist. Ist bei Zähnen mit tiefer Karies auch der Nerv betroffen, muss der erkrankte obere Teil des Nervs entfernt und der entstandene Hohlraum durch ein unbedenkliches Material ersetzt werden.
- Wurzelkanalbehandlung: Ist die Entzündung bis zur Wurzelspitze vorgedrungen oder der gesamte Nerv abgestorben, muss eine Wurzelbehandlung durchgeführt werden. Dabei wird das gesamte entzündete oder abgestorbene Nervgewebe entfernt und die Wurzelkanäle gereinigt und desinfiziert.
- Extraktion: Wenn der Zahn nicht mehr zu retten ist, beispielsweise weil der Nerv zu stark entzündet oder bereits vollständig abgestorben ist, muss der Zahn entfernt werden (Extraktion).
In keinem Fall sollte ein Milchzahn nur aufgebohrt und offen gelassen werden. Eine unzureichende oder falsche Behandlung kann zu langfristigen gesundheitlichen Schäden führen und auch die bleibenden Zähne schädigen. Werden entzündete Nerven oder abgestorbene Milchzähne nur unzureichend behandelt, kann dies zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen für Ihr Kind führen und auch die bleibenden Zähne schädigen. Gerade bei einem Milchzahn ist schneller Handlungsbedarf erforderlich, damit der darunterliegende Folgezahn keinen Schaden nimmt. Zudem kann sich die Entzündung auch in den Kieferknochen ausbreiten und andere Zähne in Mitleidenschaft ziehen.
Detaillierte Betrachtung der Wurzelkanalbehandlung bei Milchzähnen
Eine Wurzelbehandlung bei Milchzähnen ist relativ aufwendig. Einfach erklärt, wird dabei das Entzündete im Innern des Kinderzahns entfernt und gereinigt. Auch der Wurzelkanal wird dabei gereinigt. Damit das gut funktioniert, fertigen wir vorher ein Röntgenbild des betroffenen Zahns an. Mit Hilfe der Aufnahme können wir genau sehen, wie die Zahnwurzeln verlaufen und wo sich die Eingänge zu den Wurzelkanälen verstecken.
Alternativen zur Wurzelkanalbehandlung
Es hält sich hartnäckig das Vorurteil, dass Milchzähne ja gar nicht so wichtig seien. Daher bilden Wurzelbehandlungen, bzw. endodontische Behandlungen von Milchzähnen, eher die Ausnahme. Dabei hängt es wirklich vom jeweiligen Einzelfall ab, ob eine Milchzahn-Endodontie sinnvoll ist oder nicht. Je jünger Ihr Kind und je länger es noch bis zum natürlichen Zahnwechsel dauert, desto sinnvoller ist es in der Regel, den kariösen Milchzahn zu erhalten. Wird der Zahn hingegen gezogen, entsteht eine unschöne Lücke, die störend sein kann beim Sprechen und Essen. Außerdem werden solche Lücken gerne von den benachbarten Kinderzähnen in Anspruch genommen, so dass für den neuen bleibenden Zahn eines Tages kein Platz mehr ist. Für die bleibenden Zähne ist es daher oft besser, wenn Milchzähne nicht direkt gezogen werden.
Platzhalter nach Extraktion
Milchzähne erfüllen eine wichtige Platzhalterfunktion für die nachkommenden bleibenden Zähne. Ein frühzeitiger Verlust von Milchzähnen kann einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung des gesamten Kauorgans haben. Sollte es zu einem frühzeitigen Verlust von Milchzähnen kommen, empfehlen wir in bestimmten Fällen künstliche Platzhalter. Durch vorzeitigen Verlust eines Milchzahnes kann die Funktion und Entwicklung des gesamten Kauorgans gestört werden. Deshalb empfehlen wir in einigen Fällen die Eingliederung eines Platzhalters.
Lesen Sie auch: Milchzahnnerv Entzündung
Versorgung des Zahns nach der Behandlung
Nach erfolgreicher Behandlung wird der Zahn in der Regel mit einer Füllung oder einer Krone versorgt. Es gibt verschiedene Arten von Füllungsstoffen. Bei uns werden ausschließlich zahnfarbene Werkstoffe verwendet. Wir sind amalgamfrei! Manchmal ist aber zu wenig Zahnsubstanz zur Befestigung einer Füllung vorhanden, dann kann der Milchzahn mit einer Ritterrüstung oder einem Prinzessinnenkrönchen erhalten werden. Wir versorgen stark zerstörte Milchzähne (insbesondere Milchmolaren) mit speziellen Kinderkronen. Selbstverständlich kann man auch weisse Kronen im Milchgebiss verwenden.
Die Bedeutung der Zahnpflege und Prophylaxe
Um Karies und damit dem Absterben von Zahnnerven vorzubeugen, ist eine gute Zahnpflege von entscheidender Bedeutung:
- Regelmäßiges Zähneputzen: Kinder sollten ihre Zähne mindestens zweimal täglich gründlich putzen, idealerweise morgens und abends.
- Verwendung von fluoridhaltiger Zahnpasta: Fluorid stärkt den Zahnschmelz und macht ihn widerstandsfähiger gegen Karies.
- Regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt: Der Zahnarzt kann Karies frühzeitig erkennen und behandeln, bevor es zu größeren Schäden kommt.
- Professionelle Zahnreinigung: Eine professionelle Zahnreinigung entfernt Plaque und Zahnstein, auch an Stellen, die mit der Zahnbürste schwer zu erreichen sind.
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit wenig Zucker hilft, das Kariesrisiko zu senken. Falsches Zähneputzen, viel Limo und Süßigkeiten - und schon nistet sich Karies ein und greift die Milchzähne an.
Milchzahnkronen
Milchzähne zu erhalten auch wenn sie stark zerstört sind, ist sehr wichtig. Durch einen frühzeitigen Verlust von Milchzähnen kann es zu einem Platzmangel im bleibenden Gebiss kommen.
Kinderprothesen
Durch Krankheit, Unfall oder Karies kann es passieren, dass ein Kind mehrere Milchzähne verliert.
Lesen Sie auch: Eingeklemmter Nerv: Ein umfassender Leitfaden
tags: #milchzahn #nerv #abgestorben #behandlung