Ein plötzlicher Sehverlust oder andere Sehstörungen können beängstigend sein und bedürfen einer sofortigen medizinischen Abklärung. Sowohl ein Augeninfarkt als auch ein Schlaganfall können Sehstörungen verursachen, aber es gibt wesentliche Unterschiede in ihren Ursachen, Symptomen und Behandlungen. Dieser Artikel beleuchtet die Unterschiede zwischen Augeninfarkt und Schlaganfall, geht auf die jeweiligen Symptome ein und erklärt die verschiedenen Therapieansätze.
Was ist ein Augeninfarkt?
Ein Augeninfarkt, auch Sehsturz genannt, ist eine plötzliche Durchblutungsstörung der Netzhaut, die zu Gefäßverschlüssen führen kann. Dabei wird die Netzhaut und der Sehnerv nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Verantwortlich dafür sind Verengungen oder Blockaden von Blutgefäßen im Auge.
Ursachen eines Augeninfarkts
Die Ursachen für einen Augeninfarkt sind vielfältig. In etwa 90 % der Fälle liegt eine Herz-Kreislauf-Erkrankung wie Bluthochdruck, Vorhofflimmern oder Diabetes mellitus vor. Diese Erkrankungen können zu Gefäßschäden und somit zu einer Durchblutungsstörung im Auge führen.
Weitere mögliche Ursachen sind:
- Arteriosklerose (Gefäßverkalkung): Ablagerungen in den Gefäßen verengen diese und behindern den Blutfluss.
- Blutgerinnsel (Thromben oder Embolien): Diese können die Gefäße verstopfen und die Durchblutung unterbrechen. Bei einer Arterie spricht man von einer Embolie, bei einer Vene von einer Thrombose.
- Gefäßentzündungen (Vaskulitis): Entzündungen der Gefäßwände können ebenfalls zu Durchblutungsstörungen führen.
- Anteriore ischämische Optikusneuropathie (AION): Hier wird der Sehnervenkopf durch einen Gefäßverschluss nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt.
Symptome eines Augeninfarkts
Die Symptome eines Augeninfarkts treten in der Regel plötzlich und schmerzlos auf und betreffen meist nur ein Auge.
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Typische Symptome sind:
- Plötzliche Sehverschlechterung: Die Sehkraft nimmt plötzlich ab, oft über Nacht.
- Verschwommenes Sehen: Die Sicht ist unscharf oder verschwommen.
- Schleier vor dem Auge: Es fühlt sich an, als ob ein Schleier vor dem Auge liegt.
- Eingeschränktes Sichtfeld: Das Sichtfeld ist eingeschränkt, mit schwarzen Flecken oder einem Tunnelblick.
- Vorübergehende Erblindung: Es kann zu einer vorübergehenden Erblindung des Auges kommen, die einige Sekunden bis Minuten andauert.
- Erhöhter Augeninnendruck (Sekundärglaukom): In einigen Fällen kann sich der Augeninnendruck erhöhen.
Da das andere Auge und das Gehirn die eingeschränkte Sehfähigkeit kompensieren können, werden die Symptome nicht immer sofort bemerkt.
Diagnose eines Augeninfarkts
Bei Verdacht auf einen Augeninfarkt sollte umgehend der Notruf (112) kontaktiert werden. Die Diagnose wird in der Regel von einem Augenarzt gestellt.
Folgende Untersuchungsmethoden kommen zum Einsatz:
- Anamnese: Der Arzt erfragt die genauen Beschwerden und mögliche Grunderkrankungen.
- Augenspiegelung (Ophthalmoskopie): Der Arzt untersucht das Auge mit einem Augenspiegel, um Auffälligkeiten des Sehnervenkopfes und eine Schwellung zu erkennen.
- Fluoreszenzangiographie: Ein bildgebendes Verfahren, bei dem ein Farbstoff in die Blutbahn gespritzt wird, um die Durchblutung des Sehnervenkopfes und der Netzhaut zu beurteilen.
- Sehtests: Überprüfung der Sehschärfe und des Gesichtsfeldes.
Therapie eines Augeninfarkts
Die Therapie eines Augeninfarkts zielt darauf ab, die Durchblutung des Auges wiederherzustellen und weitere Schäden zu verhindern.
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Folgende Behandlungsansätze kommen zum Einsatz:
- Medikamentöse Therapie:
- Durchblutungsfördernde Medikamente: Kalziumantagonisten oder Acetylsalicylsäure können die Durchblutung verbessern.
- Gerinnungshemmende Medikamente: Diese Medikamente verhindern die Bildung von Blutgerinnseln.
- Entzündungshemmende Medikamente (Glukokortikoide): Bei einer arteriitisch bedingten AION werden diese Medikamente eingesetzt, um die Entzündung zu behandeln.
- Augapfelmassage (Bulbusmassage): Diese Massage kann helfen, die Durchblutung zu verbessern.
- Sauerstofftherapie: Die Sauerstofftherapie soll die Sauerstoffversorgung der Netzhaut verbessern.
- Lasertherapie: Bei Blutungen kann das betroffene Gefäß mit einem Laser vernarbt werden, um die Blutung zu stoppen.
- Behandlung der Grunderkrankung: Die Behandlung von Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus, Hypertonie oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie.
Heilungschancen und Verlauf eines Augeninfarkts
Die Heilungschancen eines Augeninfarkts hängen von der Schwere der Durchblutungsstörung und der Schnelligkeit der Behandlung ab. Je schneller die Behandlung eingeleitet wird, desto höher sind die Chancen, das Absterben des Gewebes und einen möglichen Verlust der Sehkraft aufzuhalten. Bei einer länger anhaltenden Störung der Durchblutung kann der Sehnerv irreparablen Schaden davontragen, der schlimmstenfalls eine Erblindung nach sich zieht.
Vorbeugung eines Augeninfarkts
Um einem Augeninfarkt vorzubeugen, sollten vor allem Risikofaktoren reduziert werden.
Folgende Maßnahmen sind ratsam:
- Ausgewogene Ernährung: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit frischem Obst und Gemüse, Vollkornprodukten und wenig tierischen Fetten ist wichtig.
- Flüssigkeitszufuhr: Mindestens eineinhalb Liter Wasser oder ungesüßter Kräutertee täglich sind ideal.
- Bewegung: Ausreichend Bewegung an der frischen Luft und Ausdauersportarten wirken sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System und die Gefäße aus.
- Rauchstopp: Rauchen gilt als besonders hohes Risiko, eine Gefäßerkrankung und somit einen Augeninfarkt zu entwickeln.
- Stressreduktion: Stress kann sich negativ auf den Körper auswirken.
- Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen: Personen mit erhöhtem Augeninfarkt-Risiko sollten regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen und verordnete Medikamente nach Vorgabe einnehmen.
Was ist ein Schlaganfall?
Ein Schlaganfall (Apoplex) ist eine plötzliche Durchblutungsstörung des Gehirns, die zu neurologischen Störungen und Ausfällen führt. Es gibt zwei Hauptformen von Schlaganfällen:
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- Ischämischer Schlaganfall: Hierbei wird ein Blutgefäß im Gehirn durch ein Blutgerinnsel verstopft, wodurch die Sauerstoffversorgung des Gehirns unterbrochen wird.
- Hämorrhagischer Schlaganfall: Hierbei kommt es zu einer Blutung im Gehirn, die umliegendes Gewebe schädigen kann.
Ursachen eines Schlaganfalls
Die Ursachen für einen Schlaganfall sind vielfältig und hängen von der Art des Schlaganfalls ab.
Ischämischer Schlaganfall:
- Arteriosklerose: Ablagerungen in den Gefäßen verengen diese und behindern den Blutfluss.
- Blutgerinnsel: Diese können sich in den Gefäßen bilden oder von anderen Körperteilen ins Gehirn gelangen und dort ein Gefäß verschließen.
- Vorhofflimmern: Diese Herzrhythmusstörung kann zur Bildung von Blutgerinnseln im Herzen führen, die ins Gehirn gelangen können.
- Akute auslösende Faktoren: In der Altersspanne von 16 bis 55 Jahren steckt oft ein kleiner angeborener Defekt im Herzen hinter einem Schlaganfall - ein offenes oder persistierendes Foramen ovale (PFO).
Hämorrhagischer Schlaganfall:
- Bluthochdruck: Erhöhter Blutdruck kann die Gefäßwände schädigen und zu Blutungen führen.
- Aneurysmen: Dies sind Ausbuchtungen in den Gefäßwänden, die platzen und zu Blutungen führen können.
- Gefäßmissbildungen: Angeborene oder erworbene Gefäßmissbildungen können ebenfalls zu Blutungen führen.
- Wenn die innere Gefäßwand einer Halsschlagader plötzlich einreißt, kann diese sogenannte Dissektion ebenfalls zum Schlaganfall führen.
Symptome eines Schlaganfalls
Die Symptome eines Schlaganfalls treten plötzlich auf und können je nach betroffenem Hirnbereich unterschiedlich sein.
Typische Symptome sind:
- Lähmungen oder Taubheitsgefühle: Ein häufiges Anzeichen ist ein akut auftretendes Schwäche-, Lähmungs- oder Taubheits-Gefühl auf einer Körperseite.
- Sprach- und Sprachverständnisstörungen: Plötzliche Sprachstörungen oder Schwierigkeiten, Gesprochenes zu verstehen, können auftreten.
- Sehstörungen: Schlaganfall-Symptome betreffen oft auch die Augen: Doppelbilder, verschwommenes Sehen, vorübergehender Sehverlust oder ein halbseitiger Gesichtsfeldausfall können auftreten.
- Schwindel: Plötzlicher Schwindel mit Gangunsicherheit kann ebenfalls ein Symptom sein.
- Starke Kopfschmerzen: Sehr starke Kopfschmerzen, deren Heftigkeit für den Betroffenen völlig neu und unbekannt ist, können auftreten.
- Mentale Störungen: Betroffene können unter Bewusstseinsstörungen oder Desorientierung leiden.
Diagnose eines Schlaganfalls
Bei Verdacht auf einen Schlaganfall muss sofort der Notruf (112) gewählt werden. Die Diagnose wird in der Regel in einem Krankenhaus gestellt.
Folgende Untersuchungsmethoden kommen zum Einsatz:
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht die neurologischen Funktionen des Patienten.
- Bildgebende Verfahren: Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) des Kopfes, um die Art und den Ort des Schlaganfalls zu bestimmen.
- Weitere Untersuchungen: Ultraschall der Halsgefäße, Elektrokardiogramm (EKG) und Blutuntersuchungen, um die Ursache des Schlaganfalls zu ermitteln.
Therapie eines Schlaganfalls
Die Therapie eines Schlaganfalls zielt darauf ab, die Durchblutung des Gehirns wiederherzustellen und weitere Schäden zu verhindern.
Folgende Behandlungsansätze kommen zum Einsatz:
- Thrombolyse: Bei einem ischämischen Schlaganfall kann ein Medikament verabreicht werden, um das Blutgerinnsel aufzulösen.
- Thrombektomie: Bei größeren Blutgerinnseln kann ein Katheter eingesetzt werden, um das Gerinnsel zu entfernen.
- Chirurgischer Eingriff: Bei einer Hirnblutung kann ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein, um das Blut zu entfernen und den Druck auf das Gehirn zu reduzieren.
- Rehabilitation: Nach der Akutbehandlung ist eine Rehabilitation wichtig, um die verloren gegangenen Funktionen wiederherzustellen.
Vorbeugung eines Schlaganfalls
Um einem Schlaganfall vorzubeugen, sollten Risikofaktoren reduziert werden.
Folgende Maßnahmen sind ratsam:
- Kontrolle des Blutdrucks: Regelmäßige Messung und Behandlung von Bluthochdruck.
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten.
- Regelmäßige Bewegung: Ausreichend Bewegung an der frischen Luft.
- Nichtrauchen: Verzicht auf das Rauchen.
- Kontrolle des Cholesterinspiegels: Regelmäßige Messung und Behandlung von erhöhten Cholesterinwerten.
- Behandlung von Diabetes: Gute Einstellung des Blutzuckerspiegels bei Diabetes.
- Vermeidung von Übergewicht: Gewichtsreduktion bei Übergewicht.
- Regelmäßige ärztliche Untersuchungen: Insbesondere bei Vorliegen von Risikofaktoren.
Unterschiede zwischen Augeninfarkt und Schlaganfall
Obwohl sowohl Augeninfarkt als auch Schlaganfall Sehstörungen verursachen können, gibt es wesentliche Unterschiede:
- Betroffenes Organ: Beim Augeninfarkt ist das Auge betroffen, beim Schlaganfall das Gehirn.
- Symptome: Die Symptome sind unterschiedlich und hängen vom betroffenen Organ ab.
- Ursachen: Die Ursachen können ähnlich sein (z.B. Arteriosklerose, Bluthochdruck), aber auch spezifisch für das jeweilige Organ.
- Behandlung: Die Behandlung ist auf das jeweilige Organ und die Ursache der Durchblutungsstörung ausgerichtet.
Sehstörungen nach Schlaganfall
Im Zusammenhang mit einem Schlaganfall können verschiedene Arten von Sehstörungen auftreten. Zum Beispiel kann das Auge bzw. die Sehbahn direkt betroffen sein, weil sie nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden. In diesem Fall kann es zur Erblindung auf einem Auge kommen. Zum anderen kann eine Region im Gehirn betroffenen sein, in der die Informationen des Auges verarbeitet werden. Das Auge selbst ist also intakt, aber die Informationsverarbeitung im Gehirn funktioniert nicht mehr richtig. Die Wahrnehmung ist gestört. Dies ist häufiger der Fall als eine Erblindung.
Arten von Sehstörungen nach Schlaganfall
- Gesichtsfeldeinschränkungen: Die Einschränkung kann sehr unterschiedlich ausfallen, von kleinen „blinden Flecken“ (sogenannten Skotome), über einen „Tunnelblick“ bis hin zu dem Ausfall einer kompletten Gesichtshälfte - je nach Größe, Ort und Art der Schädigung im Gehirn.
- Doppelbilder: Doppelbilder oder ein „verschwommenes“ Sehen können Folgen eines Schlaganfalls sein. Dabei können die Doppelbilder auch zu Schwindel führen.
- Herdblick: Der Blick „kippt“ zur linken oder zur rechten Seite, der Betroffene kann seine Blickrichtung nicht mehr kontrollieren.
- Visuell-Räumliche Störungen: Durch eine Hirnschädigung kann es sein, dass die Raumachsen nicht mehr richtig wahrgenommen werden können.
- Neglect: Eine Raum- und/oder Körperhälfte wird nicht mehr wahrgenommen.
Können sich Sehstörungen zurückbilden?
Das ist wie bei allen neurologischen Erkrankungen sehr individuell. Eine Erblindung bildet sich nicht zurück, eine Wahrnehmungsstörung kann sich zurückbilden - teilweise oder vollständig, spontan oder durch spezielle Therapien. Je mehr Zeit nach dem Schlaganfall vergangen ist, desto unwahrscheinlicher wird eine spontane Rückbildung der Symptome.
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