Morbus Parkinson: Ursachen des Dopaminmangels

Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die durch den Verlust von Dopamin produzierenden Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet ist. Dieser Dopaminmangel führt zu einer Vielzahl von motorischen und nicht-motorischen Symptomen, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Obwohl die genauen Ursachen von Morbus Parkinson noch nicht vollständig geklärt sind, deuten aktuelle Forschungsergebnisse auf eine Kombination aus genetischen, umweltbedingten und altersbedingten Faktoren hin.

Die Rolle von Dopamin bei Morbus Parkinson

Nervenzellen im Gehirn kommunizieren über chemische Botenstoffe, sogenannte Neurotransmitter. Dopamin ist ein wichtiger Neurotransmitter, der für die Steuerung von Bewegungsabläufen, Emotionen, Motivation und Belohnungsgefühlen verantwortlich ist. Bei Morbus Parkinson sterben die Dopamin-produzierenden Nervenzellen in einem bestimmten Bereich des Gehirns, der Substantia nigra, nach und nach ab.

Wenn etwa 60-70 % dieser Zellen abgestorben sind, entsteht ein Dopaminmangel, der das empfindliche Gleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn stört. Dieser Mangel führt zusammen mit einem Überschuss an Acetylcholin und Glutamat zu Kommunikationsproblemen zwischen den Neuronen. Die Folge sind die typischen Parkinson-Symptome wie Zittern, Muskelsteifigkeit und Bewegungsverlangsamung. Dieser Prozess kann sich über viele Jahre hinziehen, oft bis zu 12 Jahre, bevor die ersten Symptome auftreten.

Im späteren Verlauf der Erkrankung bewegen sich die Patienten immer langsamer (Bradykinese) oder fast gar nicht mehr (Akinese). Es können auch zahlreiche nicht-motorische Symptome auftreten, bis hin zur Parkinson-Demenz.

Ursachenforschung: Ein komplexes Zusammenspiel

Die Ursache der Parkinson-Krankheit ist nach wie vor nicht bekannt. Aus diesem Grund bezeichnet man diese primäre Form des Parkinson-Syndroms auch als „idiopathisch“ - das heißt, ohne fassbare Ursache. Bis heute gibt es für die Parkinson-Erkrankung keine einheitliche konkrete Ursache, die ausgemacht werden konnte. Grundlegend besteht auch die Möglichkeit, dass es mehrere Auslöser gibt.

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Genetische Faktoren

Die Parkinson-Erkrankung der meisten Patientinnen und Patienten ist nicht genetisch bedingt, sondern tritt aus zunächst unbekannten Gründen auf. Rein erbliche Formen machen nur etwa 5-10 % aus. Es gibt allerdings genetische Faktoren, die zum Krankheitsausbruch beitragen können. Eines der identifizierten „Parkinson-Gene“ (PARK1) ist für die Herstellung von Alpha-Synuclein verantwortlich. Das Protein reguliert u. a. die Dopamin-Ausschüttung. Liegt z. B. eine Genmutation vor, ist auch das Alpha-Synuclein defekt. Das „unbrauchbare“ Protein lagert sich als sogenannte „Lewy-Körperchen” in den Zellen ab, wodurch diese nicht mehr richtig arbeiten können und schließlich absterben. Bei einigen erblichen Formen der Parkinson-Krankheit haben die Menschen genetische Defekte im Alpha-Synuclein-Gen. Es wird angenommen, dass diese Defekte dazu führen, dass das Protein sich falsch faltet und zu schädlichen Fasern zusammenklumpt.

Umweltfaktoren

Umweltfaktoren spielen bei der Entstehung von Parkinson eine wichtige Rolle. Pestizide, Schwermetalle, Lösungsmittel und Feinstaub können sowohl direkt als auch indirekt giftig auf Nervenzellen wirken. Seit dem Frühjahr 2024 ist Parkinson für Pestizid-Einsetzende Personen in Deutschland auch als Berufserkrankung anerkannt. Besonders gefährdet sind Landwirte, Winzer und andere Anwender. Wer unzureichend geschützt mindestens 100 Anwendungstage mit einem dieser Pestizide im Berufsleben hatte, kann die Parkinson-Erkrankung als Berufskrankheit anerkennen lassen.

Darm-Hirn-Achse und Darmflora

Für Aufsehen sorgte zuletzt die Untermauerung der Vermutung, dass der Verdauungstrakt eine große Rolle bei der Entstehung von Parkinson spielt. Die Aszensionshypothese, die von deutschen Neurologinnen und Neurologen entwickelt wurde, besagt, dass Parkinson zumindest teilweise im Verdauungstrakt beginnt und sich über Nervenbahnen ins Gehirn ausbreitet. Der Begriff "Aszension" bezieht sich in der Medizin auf das Aufsteigen einer anatomischen Struktur, eines Mikroorganismus oder einer Erkrankung. Das bedeutet, dass bei Parkinson eine Krankheit oder ein Mikroorganismus von einem Körperteil zu einem anderen aufsteigt. Diese Hypothese wurde von schwedischen Forschern bestätigt, die den Zusammenhang zwischen Darm und Gehirn bei Parkinson erforschten.

Eine gestörte Darmflora könnte eine weitere Ursache der Parkinson-Erkrankung sein. Schon länger ist bekannt, dass beide Organe über die „Darm-Hirn-Achse“ miteinander verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen. Bei Betroffenen finden sich in der Darmflora vermehrt Bakterien, die Entzündungen verursachen. Zudem haben sie oft eine durchlässigere Darmschleimhaut, was zusätzlich das Risiko für eine Darmentzündung erhöht. Auch das bereits bekannte Alpha-Synuclein, das eine Schlüsselrolle bei der Krankheitsentstehung einnimmt, wurde im Darm und im Nervus vagus (Verbindung zwischen Gehirn und Darm) nachgewiesen. Möglicherweise wird das Protein im Darm durch Toxine und Bakterien gestört. So wird auch verständlich, warum Parkinson-Patientinnen und Patienten häufig unter Verstopfungen leiden.

Autoimmunreaktion

Darüber hinaus vermuten Experten schon lange, dass die Parkinson-Erkrankung zumindest zum Teil eine Autoimmunerkrankung sein könnte. Auch in diesem Szenario spielt Alpha-Synuclein eine Rolle. Bei Parkinson-Patientinnen und Patienten greifen die Abwehrzellen (T-Zellen) das Protein an, da das Immunsystem es fälschlicherweise als schädlichen Eindringling identifiziert.

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Oxidativer Stress

Wie so viele Krankheiten könnte auch Parkinson auf oxidativen Stress zurückzuführen sein. Hierbei entsteht ein Ungleichgewicht aus Oxidantien und Antioxidantien, wodurch vermehrt und unkontrolliert toxische, sauerstoffhaltige Moleküle produziert werden. Diese greifen Mitochondrien (Energieversorgung der Zellen) und Lysosomen (Abbau von Stoffen) an, die überlebenswichtig für die Zellen sind. In der Folge kommt es wieder zum Zelluntergang. Gerade Dopamin-produzierende Nervenzellen stehen im Verdacht, besonders empfindlich auf oxidativen Stress zu reagieren.

Medikamente und andere Erkrankungen

Die Parkinson-Symptome können auch durch bestimmte Medikamente oder andere Erkrankungen, wie z. B. Durchblutungsstörungen oder Verletzungen des Gehirns, ausgelöst werden. Als Ursache von Psychosen wird unter anderem ein Dopamin-Überangebot im Gehirn angenommen, so dass man mit der Therapie mit Antipsychotika die Aufnahme von Dopamin bewusst blockiert. Es gibt jedoch noch eine Reihe anderer Medikamente, die in Frage kommen. Besonders erwähnenswert ist ein Magenmittel mit dem Wirkstoff Metoclopramid (MCP), welches von Hausärzten sehr häufig gegen Magen-Darm-Beschwerden verordnet wird, und die sogenannte „Aufbauspritze“ mit dem Wirkstoff Fluspirilen.

Verschiedene Formen des Parkinson-Syndroms

Es ist wichtig, zwischen der Parkinson-Krankheit (Morbus Parkinson) und dem Parkinson-Syndrom zu unterscheiden. Demgegenüber bedeutet der Begriff Parkinson-Syndrom "nur", dass der Patient für Parkinson typische Symptome zeigt (z. B. einen Tremor oder langsames, kleinschrittiges Gehen), ohne dass damit etwas über die Ursache dieser Symptome ausgesagt wird.

Idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS)

Die Ursache der Parkinson-Krankheit ist nach wie vor nicht bekannt. Aus diesem Grund bezeichnet man diese primäre Form des Parkinson-Syndroms auch als „idiopathisch“ - das heißt, ohne fassbare Ursache. In diesen Fällen sterben die Gehirnzellen ab, ohne dass sich ein klar erkennbarer Grund finden lässt. Dieser Umstand kann die Diagnose von Parkinson erschweren. In den meisten Fällen bleibt der Auslöser für Parkinson unbekannt.

Symptomatisches Parkinson-Syndrom

Wenn die Ursache für das plötzliche Absterben der Gehirnzellen klar diagnostiziert werden kann, spricht man von einem symptomatischen Parkinson Syndrom. Die Ursachen hierfür können grundverschiedenen sein, müssen aber als Ursache für die Parkinsonkrankheit erkennbar sein. Mögliche Auslöser sind Hirndurchblutungsprobleme, Tumore oder Krankheiten, die sich auf den Stoffwechsel auswirken. Es gibt auch einige wenige Medikamente, welche als Behandlung für andere Krankheiten genutzt werden, die als Nebenwirkung Parkinson auslösen können, wie z.B.

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Atypisches Parkinson-Syndrom

Beim atypischen Parkinson-Syndrom sterben ebenfalls Hirnzellen ab, die Dopamin produzieren. Allerdings als Folge verschiedener neurodegenerativer Erkrankungen, sodass nicht nur Neuronen in der Substantia nigra betroffen sind, sondern auch in anderen Hirnregionen.

Medikamenteninduziertes Parkinson-Syndrom

Medikamente können die typischen Parkinson-Erscheinungen wie Bewegungsverlangsamung, Muskelversteifung, Zittern oder Gleichgewichtsstörungen auslösen. Bei der normalen Parkinson-Krankheit kommt es zu einem Untergang von bestimmten Hirnzellen, welche normalerweise den wichtigen Botenstoff Dopamin für die Steuerung unserer Bewegungsabläufe produzieren. Diese Zellen liegen im Mittelhirn in einer Region, welche „schwarze Substanz“ (Substantia nigra) genannt wird, da sie eine dunkle Färbung aufweist. Normalerweise wird dieses Dopamin nun aus der schwarzen Substanz in ein höher gelegenes Hirnzentrum weitergeleitet, welches als Schaltzentrale für einen harmonischen Ablauf der Bewegung sorgt, die sogenannten Basalganglien oder auch Stammganglien. Um das Dopamin aufnehmen zu können, verfügen diese Zellen über Andockstellen für solche Botenstoffe, Rezeptoren genannt. Bei der Parkinson-Krankheit gibt es genügend aktive und gesunde Rezeptoren in den Stammganglien, aber zu wenig Dopamin. In der Folge kommt es zu den oben genannten motorischen Störungen. Es ist zwar genügend Dopamin vorhanden, dieses kann aber von den bereits mit den Dopamin-Blockern belegten Rezeptoren nur eingeschränkt aufgenommen werden. In der Folge kommt es nun auch zu einem Mangel an dopaminerger (=dopamingesteuerter) Aktivität im Gehirn mit ähnlichen Symptomen, die auch bei einer Parkinson-Krankheit auftreten können. Liegt bereits eine Parkinson-Krankheit vor, so können diese Medikamente zu einer deutlichen Verschlechterung der Symptomatik führen. Da die Dopamin-Rezeptoren im Gehirn durch diese Medikamente nicht zerstört, sondern nur blockiert werden, klingt die Parkinson-Symptomatik nach dem Absetzen der Medikamente vollständig ab. Dies kann jedoch bis zu sechs Monate dauern. Trägt der Betroffene eine Parkinson-Krankheit bereits in sich, weiß es jedoch noch nicht, so kann diese Krankheit vorzeitig ausbrechen. In diesem Fall würde man von einer „Demaskierung“ einer bis dahin noch verborgenen Parkinson-Krankheit sprechen. Hier gibt es keine Rückbildung der Symptome, die Krankheit ist nun sichtbar und entwickelt sich wie eine normale primäre Parkinson-Erkrankung. Frauen entwickeln doppelt so häufig ein durch Medikamente hervorgerufenes Parkinson-Syndrom als Männer.

Diagnose und Behandlung

Die Diagnose von Morbus Parkinson wird in der Regel durch eine neurologische Untersuchung gestellt, bei der die typischen Symptome der Erkrankung festgestellt werden. Weiterführende Untersuchungen, wie z. B. bildgebende Verfahren des Gehirns, können helfen, die Diagnose zu bestätigen und andere Erkrankungen auszuschließen.

Die Behandlung von Morbus Parkinson zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Medikamente, die den Dopaminmangel im Gehirn ausgleichen, sind ein wichtiger Bestandteil der Behandlung. Levodopa, eine Vorstufe von Dopamin, ist ein häufig verwendetes Medikament. Dopaminagonisten, die die Wirkung von Dopamin im Gehirn nachahmen, können ebenfalls eingesetzt werden. Darüber hinaus können Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie helfen, die Beweglichkeit, Koordination und Sprachfähigkeit zu verbessern. In einigen Fällen kann auch eine tiefe Hirnstimulation in Betracht gezogen werden.

Prävention und Lebensstil

Obwohl es keine Möglichkeit gibt, Morbus Parkinson vollständig zu verhindern, gibt es einige Maßnahmen, die das Risiko, an der Krankheit zu erkranken, möglicherweise verringern können. Dazu gehören:

  • Eine gesunde Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Ballaststoffen
  • Regelmäßige körperliche Aktivität
  • Vermeidung von Umweltgiften, wie z. B. Pestiziden und Lösungsmitteln
  • Stressreduktion
  • Ausreichend Schlaf

Forschung und Ausblick

Die Parkinson-Forschung hat in den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte gemacht, um die Symptome der Parkinson-Erkrankung zu lindern. Die Lebenserwartung von Menschen mit Parkinson ist heute weitgehend normal. In Deutschland und international werden daher neue Therapien erforscht, die an der Ursache der Erkrankung ansetzen. Es gibt einige erfolgversprechende Wirkstoffe in der klinischen Erprobung.

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