Morbus Parkinson: Ursachen, Symptome und Therapie

Die Diagnose Morbus Parkinson ist für viele Betroffene ein Schock, da diese chronische Nervenerkrankung bis heute nicht heilbar ist. Dennoch gibt es vielfältige Möglichkeiten, die Lebensqualität langfristig zu bewahren. Wichtig ist eine passgenaue Therapie, die auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten zugeschnitten ist.

Was ist Morbus Parkinson?

Morbus Parkinson, auch als idiopathisches Parkinsonsyndrom bezeichnet, ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung in Deutschland. Es handelt sich um eine chronisch fortschreitende Erkrankung des Nervensystems, bei der Nervenzellen im Gehirn absterben und es zu einem Mangel am Botenstoff Dopamin kommt. Dieser Mangel führt zu Bewegungsstörungen wie verlangsamten Bewegungen (Bradykinese), Muskelversteifung (Rigor) und unkontrollierbarem Zittern (Tremor).

Ursachen von Morbus Parkinson

Die Ursachen der Parkinsonerkrankung sind trotz intensiver Forschung noch immer nicht eindeutig geklärt. Es gibt verschiedene Theorien und Risikofaktoren, die eine Rolle spielen könnten.

Genetische Faktoren

Nur etwa fünf bis zehn Prozent der Fälle sind auf einzelne schädliche Genmutationen zurückzuführen, die vererbt werden können. Diese familiären Parkinson-Formen werden durch vererbte monogene Mutationen verursacht, die aber nicht zwangsläufig zu einer Parkinson-Erkrankung führen. Ob polygenetische Varianten (mehrere Gene betreffend) das allgemeine Risiko für Parkinson erhöhen können, ist Gegenstand der Forschung. Eines der identifizierten "Parkinson-Gene" (PARK1) ist für die Herstellung von Alpha-Synuclein verantwortlich. Liegt eine Genmutation vor, lagert sich das defekte Alpha-Synuclein als sogenannte "Lewy-Körperchen" in den Zellen ab, wodurch diese nicht mehr richtig arbeiten können und schließlich absterben.

Umweltfaktoren

Pestizide, Schwermetalle, Lösungsmittel und Feinstaub können sowohl direkt als auch indirekt giftig auf Nervenzellen wirken. Seit dem Frühjahr 2024 ist Parkinson für Pestizid-Einsetzende Personen in Deutschland auch als Berufserkrankung anerkannt. Besonders gefährdet sind Landwirte, Winzer und andere Anwender. Wer unzureichend geschützt mindestens 100 Anwendungstage mit einem dieser Pestizide im Berufsleben hatte, kann die Parkinson-Erkrankung als Berufskrankheit anerkennen lassen.

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Darm-Hirn-Achse

Es wird angenommen, dass es zumindest bei einem Teil der Betroffenen zuerst zu einer Veränderung im Darm-Mikrobiom kommt. Am Ende gehen die Nervenzellen durch Ablagerung von falsch gefaltetem alpha-Synuklein zugrunde. Eine gestörte Darmflora könnte eine weitere Ursache der Parkinson-Erkrankung sein. Bei Betroffenen finden sich in der Darmflora vermehrt Bakterien, die Entzündungen verursachen. Zudem haben sie oft eine durchlässigere Darmschleimhaut, was zusätzlich das Risiko für eine Darmentzündung erhöht.

Oxidativer Stress

Wie so viele Krankheiten könnte auch Parkinson auf oxidativen Stress zurückzuführen sein. Hierbei entsteht ein Ungleichgewicht aus Oxidantien und Antioxidantien, wodurch vermehrt und unkontrolliert toxische, sauerstoffhaltige Moleküle produziert werden. Diese greifen Mitochondrien (Energieversorgung der Zellen) und Lysosomen (Abbau von Stoffen) an, die überlebenswichtig für die Zellen sind. In der Folge kommt es wieder zum Zelluntergang. Gerade Dopamin-produzierende Nervenzellen stehen im Verdacht, besonders empfindlich auf oxidativen Stress zu reagieren.

Medikamente und andere Erkrankungen

Die Parkinson-Symptome können auch durch bestimmte Medikamente oder andere Erkrankungen, wie z. B. Durchblutungsstörungen oder Verletzungen des Gehirns, ausgelöst werden.

Aszensionshypothese

Für Aufsehen sorgte zuletzt die Untermauerung der Vermutung, dass der Verdauungstrakt eine große Rolle bei der Entstehung von Parkinson spielt. Die Aszensionshypothese, die von deutschen Neurologinnen und Neurologen entwickelt wurde, besagt, dass Parkinson zumindest teilweise im Verdauungstrakt beginnt und sich über Nervenbahnen ins Gehirn ausbreitet.

Symptome von Morbus Parkinson

Parkinson entwickelt sich schleichend. Erste Anzeichen können schon Jahre vor den typischen Parkinson-Symptomen auftreten. Nach und nach verschlechtern sich die Symptome und beeinträchtigen erkrankte Personen immer mehr in ihrem Alltag. Viele Symptome treten zunächst nur auf einer Körperseite auf.

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Frühsymptome

Zu den frühen Anzeichen von Parkinson gehören:

  • Schlafstörungen
  • Sehstörungen
  • Riechstörungen (Hyposmie)
  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Beschwerden im Nacken- oder Lendenwirbelbereich
  • Störung der Feinmotorik (etwa eine andere Handschrift)
  • Veränderung beim Mitschwingen der Arme beim Gehen
  • Abgeschlagenheit
  • Müdigkeit
  • Unsicherheit und Unruhe
  • Zittern
  • Depressive Verstimmung
  • REM-Schlaf-Verhaltensstörung

Hauptsymptome

Die Hauptsymptome von Morbus Parkinson sind:

  • Zittern (Tremor): Meist ein Ruhetremor, der vor allem in den Händen auftritt.
  • Bewegungsverlangsamung (Bradykinese, Hypokinesie, Akinesie): Verlangsamung von Bewegungen, Einschränkungen der Mimik, Störungen der Armbewegung beim Gehen.
  • Muskelsteifheit (Rigor): Erhöhte Muskelspannung, die zu Steifigkeit und Schmerzen führen kann.
  • Gleichgewichtsstörungen: Unsicherheit beim Stehen und Gehen, erhöhte Sturzgefahr.

Weitere Symptome

Zusätzlich zu den Hauptsymptomen können weitere Symptome auftreten:

  • "Einfrieren" von Bewegungen (Freezing)
  • Sprachschwierigkeiten
  • Schluckbeschwerden
  • Störungen der vegetativen Funktionen (z. B. Blutdruck und Verdauung)
  • Depressionen
  • Geistige Beeinträchtigungen bis hin zur Demenz

Diagnose von Morbus Parkinson

Sobald Symptome bemerkt werden, sollte eine Neurologin beziehungsweise ein Neurologe aufgesucht werden. Je früher dieser Schritt erfolgt, desto besser können Therapiemaßnahmen greifen. Die Diagnose erfolgt über eine ausführliche Krankengeschichte und eine körperlich-neurologische Untersuchung auf Basis der Symptome.

Neurologische Untersuchung

Der Arzt achtet dabei besonders auf Parkinson-Symptome wie Zittern, verlangsamte Bewegungsabläufe und Muskelsteifheit. Er prüft beispielsweise, ob die Hände zittern, wenn sie ruhen, also nicht belastet werden. Außerdem schaut er, ob die Bewegungsabläufe verlangsamt sind und/oder die Arm-, Bein- und Rumpfmuskulatur versteift ist. Zusätzlich werden die Reflexe, die Empfindlichkeit gegenüber Schmerz oder Druck und die Beweglichkeit getestet.

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Riechtest

Ein charakteristisches Frühsymptom der Parkinson-Erkrankung ist eine Riechstörung. Daher kann ein Riechtest in der Frühdiagnose hilfreich sein.

L-Dopa-Test

Mit dem L-Dopa-Test wird das Medikament Levodopa verabreicht und geprüft, ob die Symptome abnehmen.

Bildgebende Verfahren

Um andere neurologische Erkrankungen auszuschließen, wird mitunter auch ein MRT oder CT durchgeführt. Zur Diagnosesicherung erfolgt dann eine Darstellung des bei der Erkrankung betroffenen Dopaminsystems mithilfe einer nuklearmedizinischen Untersuchung (sogenanntes Dopamintransporter-SPECT) in der Abteilung Nuklearmedizin. Hierbei wird eine sehr geringfügige und klinisch unbedenkliche Menge radioaktiv markierten L-DOPA (Vorstufe des Botenstoffs Dopamin) intravenös injiziert und die Aufnahme im Gehirn auf Schnittbildern durch das Gehirn dargestellt. Eine Abnahme des „Dopaminsignals“ beweist dann das Vorliegen einer Erkrankung aus dem Parkinsonformenkreis.

Therapie von Morbus Parkinson

Auch wenn die Forschung sich intensiv mit der Krankheit beschäftigt, ist Parkinson bisher nicht heilbar. Dank der wissenschaftlichen Erkenntnisse und Fortschritte, die in den letzten Jahrzehnten gemacht wurden, können die Symptome heute aber teilweise gelindert werden. Die Lebenserwartung wird so durch Parkinson normalerweise nicht mehr beeinträchtigt.

Medikamentöse Therapie

Die medikamentöse Behandlung zielt darauf ab, den Dopaminmangel im Gehirn auszugleichen und die Symptome zu lindern.

  • Levodopa (L-Dopa): Das wirksamste Medikament zur Behandlung des echten Parkinson-Syndroms. Der Körper nimmt L-Dopa in die Nervenzellen auf und stellt daraus Dopamin her. L-Dopa wird gewöhnlich mit Carbidopa kombiniert, um zu verhindern, dass L-Dopa bereits in Dopamin umgewandelt wird, bevor es das Gehirn erreicht hat.
  • Dopamin-Agonisten: Moleküle, die dem Dopamin chemisch sehr ähnlich sind und im Körper wie der natürliche Botenstoff wirken. Sie sind schwächer wirksam als L-Dopa, haben aber eine längere Halbwertzeit.
  • MAO-B-Hemmer: Verzögern den Abbau von Dopamin im Gehirn. Es gibt wissenschaftliche Hinweise dafür, dass ein frühzeitiger Einsatz aus der Medikamentengruppe der MAO-B-Hemmer sogar das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen kann.
  • COMT-Hemmer: Verzögern den Abbau von L-Dopa im Körper.

Tiefe Hirnstimulation (THS)

Die Tiefe Hirnstimulation (THS) ist ein etabliertes Therapieverfahren, bei dem Elektroden stereotaktisch in tiefere Gehirnregionen implantiert werden. Mit Hilfe eines implantierten Impulsgenerators erfolgt in den entsprechenden Regionen eine individuell steuerbare elektrische Stimulation. Die Indikation zur THS kann dann zum Einsatz kommen, wenn es im Krankheitsverlauf zu Schwankungen der Beweglichkeit mit überbeweglichen (Dyskinesien) oder unterbeweglichen (Hypokinese) Phasen kommt, die zu einer Einschränkung der Lebensqualität führen und/oder wenn ein Tremor im Vordergrund des Beschwerdebildes steht, der nur unzureichend mittels einer medikamentösen Therapie beeinflusst werden kann.

Weitere Therapien

  • Physiotherapie: Fördert die Beweglichkeit, Körperstabilität und Reaktionsfähigkeit.
  • Logopädie: Verbessert die Sprechstörung durch Training der Muskeln für das Stimmvolumen, die Atemtechnik und die klare Aussprache.
  • Ergotherapie: Übt Alltagsbewegungen und -tätigkeiten.

Pumpentherapien

Als Pumpentherapien bei der Parkinsonerkrankung stehen die Apomorphinpumpe und die Behandlung mit einem L-DOPA-Gel (Duodopa-Pumpe) zur Verfügung. Entscheidendes Prinzip bei einer Pumpentherapie ist die gleichmäßige Gabe von Medikamenten im Gegensatz zu der ungleichmäßigen (pulsatilen) Gabe der Tabletten, und damit eine gleichmäßige Stimulation von Dopamin-Bindungsstellen im Gehirn.

Leben mit Morbus Parkinson

Die Diagnose Parkinson stellt Patienten und Angehörige zunächst vor viele Herausforderungen und Fragen. Es ist wichtig, sich mit der Erkrankung auseinanderzusetzen und sich Unterstützung zu suchen.

Selbsthilfegruppen und Austausch

Der Austausch mit anderen Menschen mit Parkinson ist extrem wichtig. Es gibt viele Selbsthilfegruppen und Online-Foren, in denen sich Betroffene austauschen und gegenseitig unterstützen können.

Aktive und gesunde Lebensweise

Bei gut eingestellter Therapie sowie aktiver und gesunder Lebensweise ist die Lebenserwartung eines Parkinson-Patienten annähernd gleich der eines Gesunden. Bewegung und Sport wirken sich positiv aus und können den Verlauf verlangsamen, genauso wie ausreichend Schlaf und eine mediterrane Ernährung. Ein Sozialleben mit vielen Kontakten, Gespräche und gemeinsame Aktivitäten wie z.B. Tanzen, können der Entwicklung einer Demenz entgegenwirken.

Ernährung

An Parkinson Erkrankte sollten möglichst auf Fertiggerichte, gesättigte Fettsäuren und übermäßigen Zuckerkonsum verzichten. Eine gesunde mediterrane Ernährung mit vielen Ballaststoffen und Polyphenolen kann das Risiko für die Entstehung und das Fortschreiten von Parkinson senken.

Umgang mit der Erkrankung

Akzeptiert das, was ihr nicht ändern könnt. Setzt euch zusammen mit euren Angehörigen mit dem Thema Parkinson auseinander, aber gebt dem ganzen nicht zu viel Raum!

Verlauf und Stadien von Morbus Parkinson

Die Parkinson-Krankheit ist eine in den meisten Fällen langsam fortschreitende Erkrankung, die motorische, aber auch nicht motorische Symptome beinhaltet. Experten unterteilen die Krankheit in fünf Stadien - je nach Stärke und Ausprägung der Symptome:

  • Anfangsstadium (Stadium 0): Noch keine Symptome erkennbar.
  • Einsetzen der Beschwerden (Stadium 1): Erste Symptome wie Zittern, eine veränderte Mimik und Körperhaltung auf einer Körperseite.
  • Beidseitige Beschwerden (Stadium 2): Die Parkinson-Erkrankung ist auf beiden Körperhälften sichtbar. Antriebslosigkeit und Sprechstörungen können hinzukommen.
  • Langsamere Bewegungen (Stadium 3): Deutliche Verlangsamung der Bewegungen.
  • Stark erkennbare Beschwerden (Stadium 4): Ausgeprägte Symptomatik, aber Patientinnen und Patienten können noch stehen und gehen.
  • Hilfs- und Pflegebedürftigkeit (Stadium 5): Parkinsonpatienten und -patientinnen sind auf vollständige Hilfe oder Pflege angewiesen.

Wie schnell der Krankheitsverlauf voranschreitet, ist individuell sehr unterschiedlich und lässt sich nicht zu Beginn der Erkrankung vorhersagen.

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