Morbus Parkinson, umgangssprachlich auch als „Schüttelkrankheit“ bezeichnet, ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem durch Zittern gekennzeichnet ist. Neben den motorischen Symptomen können auch Gesichtssymptome auftreten, die die Lebensqualität der Betroffenen beeinträchtigen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte von Morbus Parkinson, insbesondere die Gesichtssymptome, Ursachen, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten, um ein umfassendes Verständnis dieser komplexen Erkrankung zu ermöglichen.
Einführung in Morbus Parkinson
Morbus Parkinson ist nach Alzheimer die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. In Deutschland sind schätzungsweise 400.000 Menschen betroffen. Die Mehrheit der Patienten erkrankt im Alter von über 60 Jahren, obwohl in seltenen Fällen auch jüngere Menschen betroffen sein können. Morbus Parkinson führt zu einer zunehmenden Beeinträchtigung der motorischen Fähigkeiten und kann erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen haben. Eine frühzeitige Erkennung und die richtige Therapie ermöglichen es Betroffenen, ein möglichst normales Leben zu führen.
Ursachen von Morbus Parkinson
Die genaue Ursache von Morbus Parkinson ist noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen zur Entwicklung der Krankheit beiträgt. Die Ursache der Bewegungsstörungen ist ein Sterben der Nervenzellen (Neurone) in der Substantia Nigra im Gehirn, genauer gesagt im Mittelhirn, was einen Mangel an Dopamin verursacht. Genetische Mutationen, bestimmte Umweltgifte oder Pestizide können das Risiko für die Entstehung zusätzlich erhöhen.
Dopaminmangel als Hauptursache
Parkinson ist durch die fortschreitende Schädigung von Nervenzellen im Gehirn, genauer gesagt im Bereich der schwarzen Hirnsubstanz (Substantia nigra), gekennzeichnet, die den Botenstoff Dopamin produziert. Dopamin ist entscheidend für die Kontrolle und Koordination von Bewegungen. Die Zerstörung der Zellen und der daraus resultierende Dopaminmangel beeinträchtigen zunehmend die Fähigkeit, Bewegungen in Gang zu setzen. Auch andere Hirnregionen und Botenstoffe sind von der degenerativen Erkrankung betroffen, was zu den typischen Begleitsymptomen, wie Tremor und depressiver Verstimmung führen kann. Die Ursache des Absterbens der Nervenzellen ist noch nicht abschließend erforscht.
Verschiedene Parkinson-Syndrome
Das Parkinson-Syndrom umfasst vier Gruppen, die die typischen Symptome wie Bewegungsstörungen, Muskelsteifheit und Zittern gemeinsam haben - auch wenn die Ursachen des jeweiligen Parkinson-Syndroms unterschiedlich sein können. Folgende Parkinson-Syndrome gibt es:
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- Idiopathisches oder auch primäres Parkinson-Syndrom
- Genetisch bedingtes Parkinson-Syndrom
- Atypisches Parkinson-Syndrom
- Symptomatisches oder auch sekundäres Parkinson-Syndrom
Das primäre Parkinson-Syndrom ist mit einer Häufigkeit von etwa 75 Prozent die häufigste parkinsonsche Krankheit, dessen Ursachen und Auslöser bisher unbekannt sind. Bei einem genetisch bedingten Parkinson-Syndrom tritt die Krankheit gehäuft in Familien auf. Atypische Parkinson-Syndrome treten im Zusammenhang mit anderen neurologischen Erkrankungen wie etwa der Lewy-Körper-Demenz auf. Das symptomatische bzw.
Typische Symptome von Morbus Parkinson
Die Symptome von Morbus Parkinson sind vielfältig und können von Person zu Person unterschiedlich sein. Einige Symptome sind sichtbar, andere wiederum nicht, was einer korrekten Diagnose der Krankheit im Weg stehen kann. Zu den Hauptsymptomen gehören:
- Tremor (Ruhezittern)
- Rigor (Muskelsteifheit)
- Akinese (Bewegungsarmut)
- Posturale Instabilität (Gleichgewichtsstörungen)
Frühsymptome von Morbus Parkinson
Vor den Hauptsymptomen wie Bewegungsstörungen, Muskelsteifheit, Zittern und Gleichgewichtsstörungen können erste Frühsymptome auf Parkinson hindeuten. Da die Beschwerden sehr unspezifisch sind, werden sie häufig nicht mit der parkinsonschen Krankheit in Verbindung gebracht. Wichtige Frühzeichen der Erkrankung können Ein- und Durchschlafprobleme, lebhafte Träume oder Reden, Schreien und Treten im Schlaf sein.
Weitere erste Warnzeichen können sein:
- Riech- und Sehstörungen
- Verstopfung
- Blasenprobleme in Verbindung mit häufigem Harndrang
- Beeinträchtigter Geschmackssinn
- Dauerhafte Schmerzen in Muskeln und Gelenken
- Vermindertes Mitschwingen der Arme beim Gehen
- Störungen der Feinmotorik, wie eine veränderte Handschrift
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Unsicherheit und Zittrigkeit
- Stimmungsschwankungen wie Reizbarkeit und Ruhelosigkeit
Kardinalsymptome
Die Kardinalsymptome der Parkinson Krankheit sind: Akinese, Rigor, Tremor. Als typisches viertes Symptom von Parkinson wird die Haltungsinstabilität der Patienten genannt, die erst im späteren Verlauf auftritt. Die Diagnose Parkinson kann erst dann gestellt werden, wenn mindestens zwei der aufgeführten Symptome ausgeprägt vorhanden sind. Zum Erkrankungsbild kommt häufig eine Reihe von vegetativen Störungen und psychischen Veränderungen hinzu, die im Folgenden noch eingehender besprochen werden. Die Symptomatik der Erkrankung insgesamt ist damit sehr komplex.
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Gesichtssymptome bei Morbus Parkinson
Die Gesichtsmuskulatur ist bei Parkinson-Patienten oft beeinträchtigt, was zu verschiedenen Gesichtssymptomen führen kann. Diese Symptome können die Kommunikation und das soziale Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen.
Maskengesicht
Infolge der Bewegungsarmut verliert das Gesicht an Ausdruck. Die gehemmten Gesichtsmuskeln können sich nicht mehr der jeweiligen Situation anpassen und es wird schwer, Emotionen zu zeigen. Dadurch wirkt das Gesicht wie eine Maske. Diese verminderte Mimik wird häufig fälschlicherweise als schlechte oder depressive Stimmung gedeutet. Die Bewegungen von Rumpf, Armen, Beinen und der Gesichtsmuskulatur sind verlangsamt (Bradykinese). Dies bewirkt Veränderungen der Körperhaltung, des Gangs, der Mimik, Sprache und Feinmotorik - wobei zunächst nur eine Körperhälfte betroffen ist.
Sprachstörungen
Das Sprechen und Schlucken kann schwieriger werden, der Patient kann leiser und monotoner sprechen. Die Gesichts- und Halsmuskulatur wird schwächer und verliert an Beweglichkeit. Sprachstörungen wie etwa eine leisere oder monotone Sprache begleiten das Krankheitsbild von Parkinson. Durch die Akinese (Bewegungsarmut) ist auch die Sprech- und Atem-Muskulatur beeinträchtigt. Das Sprechen und richtige Artikulieren von Worten bereitet den Betroffenen Schwierigkeiten. Dadurch wird die Stimme leise und tonlos, wie eine Flüsterstimme.
Sialorrhoe (unkontrollierter Speichelfluss)
Die eingeschränkte Schluckfähigkeit führt dazu, dass Parkinson-Patienten einen Teil des Speichels nicht mehr schlucken können. Dieser Kontrollverlust über den eigenen Speichel nennt sich Sialorrhoe. Der Speichel läuft aus dem Mund und behindert die Betroffenen beim Sprechen.
Hautveränderungen
Auch wenn es vielleicht nicht als Erstes in den Sinn kommt: Parkinson kann sich auch auf die natürlichen Funktionen der Haut auswirken: Krankheitsbedingt können die Talg- und Schweißdrüsen in der oberen Hautschicht übermäßig aktiv sein. Fehlt es wie bei Parkinson an Dopamin, hat das zur Folge, dass die Talgdrüsen nicht ausreichend reguliert werden. Sie produzieren zu viel Talg und die Haut wird fettiger und glänzender, vor allem im Gesicht. Das kann aus kosmetischen Gründen als störend empfunden werden. Der überschüssige Talg bietet zudem einem bei jedem Menschen auf der Haut vorkommenden Hefepilz geeignete Bedingungen, um sich übermäßig zu vermehren. In der Folge kann die Haut rot werden, schuppen, jucken und sich entzünden. Der Dopaminmangel kann auch dazu führen, dass die Schweißdrüsen in der Haut zu aktiv sind. Vor allem nachts, wenn besonders wenig Botenstoff verfügbar ist, können regelrechte Schweißausbrüche auftreten.
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Diagnose von Morbus Parkinson
Eine Diagnose der neurologischen Erkrankung Morbus Parkinson wird in der Regel durch eine körperliche Untersuchung und ein ausführliches Gespräch bei einer Neurologin oder einem Neurologen gestellt. Zusätzlich werden die Reflexe, die Empfindlichkeit gegenüber Schmerz oder Druck und die Beweglichkeit getestet. Für eine noch sicherere Diagnosestellung der „Schüttelkrankheit“ kann der sogenannte L-Dopa-Test durchgeführt werden. Da Parkinson insbesondere im Anfangsstadium nur schwer von anderen Erkrankungen unterschieden werden kann, ist es sinnvoll, die Beschwerden und deren Entwicklung genau zu beobachten. Mit dem L-Dopa-Test wird das Medikament Levodopa verabreicht und geprüft, ob die Symptome abnehmen.
Zusätzliche Untersuchungen
Zusätzlich kommen bildgebende Verfahren wie MRT oder Ultraschall bestimmter Gehirnregionen zur Anwendung. Je nach Beschwerden erfolgen weitere Untersuchungen:
- Riechtest
- Schellong-Test (Funktionstest der Kreislauffunktion)
- Liquor-Untersuchung
Auf Wunsch des Patienten kann ein genetischer Test durchgeführt werden, insbesondere wenn mindestens zwei Verwandte ersten Grades bereits von der Krankheit betroffen sind.
Behandlungsmöglichkeiten von Morbus Parkinson
Die Parkinson-Krankheit ist bisher nicht heilbar. Dennoch lässt sie sich gut mit Medikamenten wie Levodopa behandeln, welche die Erkrankung zwar nicht verlangsamen, doch ihre Symptome lindern. Ein chirurgischer Eingriff am Gehirn, die sogenannte Tiefe Hirnstimulation, wird ebenfalls zur Behandlung der Krankheit eingesetzt. Die Beschwerden bei Parkinson-Erkrankten variieren stark und schreiten unterschiedlich schnell voran. Wichtig ist es eine geeignete, individuell angepasste Therapie zu finden, die eine gute Kontrolle der Krankheit ermöglicht. Diese soll helfen die Selbstständigkeit und die Lebensqualität der Betroffenen so lang wie möglich aufrechtzuerhalten.
Medikamentöse Behandlung
Zu den wirksamsten Medikamenten bei Parkinson gehört Levodopa. Nimmt der Körper das Medikament in die Nervenzellen auf, kann es Dopamin daraus herstellen. Dopamin-Agonisten sind dem Dopamin chemisch ähnliche Moleküle, die wie der natürliche Botenstoff wirken. Zur Unterstützung von Levodopa und Reduzierung seiner Nebenwirkungen werden COMT-Hemmer und MAO-B-Hemmer verwendet. Dopaminmedikamente wie Levodopa, ergoline Dopamin-Agonisten und Monoaminoxidase-Inhibitoren helfen, den vorhandenen Dopaminmangel auszugleichen und die typischen Symptome wie Zittern, verlangsamte Bewegung und versteifte Muskeln zu lindern. Je weiter die Krankheit fortschreitet, desto höher ist die benötigte Dosis.
Tiefe Hirnstimulation (THS)
Reichen die Medikamente nicht mehr aus, kann der Einsatz eines Hirnschrittmachers notwendig werden. Bei diesem chirurgischen Eingriff werden kleine Elektroden in bestimmte Bereiche des Gehirns eingesetzt, um diese zu reizen oder zu hemmen. Die tiefe Hirnstimulation kann die Symptome deutlich lindern und somit die Lebensqualität der Betroffenen verbessern. Die Wirkung ist jedoch abhängig von individuellen Voraussetzungen wie Alter, Symptomatik und Ansprechen auf Levodopa.
Weitere Therapiemöglichkeiten
Neben den operativen Verfahren gibt es noch zahlreiche unterstützende Therapieformen, die dabei helfen, die Beschwerden der Krankheit zu lindern:
- Physiotherapie: Mittels Physiotherapie werden die Beweglichkeit, Reaktionsfähigkeit und die Stabilität des Körpers gefördert. Physiotherapie und Kraftübungen sind gut für Beweglichkeit und Gang, verbessern das Gleichgewicht und dienen der Sturzprävention. Auch Schwimmen, Nordic Walking und Tai-Chi können hilfreich sein.
- Logopädie: Die Sprechtherapie dient der Verbesserung der Sprechstörung. Dabei werden die Muskeln für die Lautstärke der Stimme, die Atemtechnik und eine klare Aussprache trainiert. Logopädie hilft das Sprech- und Schluckvermögen zu verbessern und fördert die Kommunikation.
- Ergotherapie: Bei der Ergotherapie üben an Parkinson Erkrankte Alltagsbewegungen und -tätigkeiten. Ergotherapie kann dabei helfen, die Selbstständigkeit der Betroffenen im Alltag und im Beruf so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Die Therapie verbessert mit gezielten Übungen die kognitiven Fähigkeiten und hilft den richtigen Umgang mit Hilfsmitteln zu erlernen.
- Künstlerische Therapie: Musik-, Tanz-, Kunst,- Theatertherapien aktivieren Motorik und Stimme und steigern so das emotionale Wohlbefinden der Erkrankten.
- Psychotherapeutische Betreuung: Psychotherapie kann Betroffenen dabei helfen, Methoden zu finden, um mit der Krankheit umzugehen. Auch für Angehörige kann sie eine große Hilfe sein.
Leben mit Morbus Parkinson
Das Leben mit Parkinson stellt Betroffene und ihre Angehörigen vor viele Herausforderungen. Obwohl die Krankheit in der Regel langsam verläuft, sind die Erkrankten ab einem bestimmten Zeitpunkt stark hilfebedürftig. Es ist wichtig, sich an die veränderten Lebensbedingen anzupassen und Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Spezielle Therapien können helfen, die Beweglichkeit und Selbstständigkeit im Alltag und Beruf zu erhalten. Hilfsmittel können Betroffene zusätzlich unterstützen.
Hilfsmittel für den Alltag
Verschiedene Hilfsmittel unterstützen Parkinson-Patienten dabei, ihren Alltag zu bewältigen:
- Anziehhilfen: Nutzen Sie Kleidung Reißverschluss-Verlängerungen, Knöpfhilfen und Strumpfanzieher, um das An- und Ausziehen zu erleichtern. Nacht- und Bettwäsche aus Satin, beziehungsweise einem glatten Material, erleichtern das Umdrehen im Bett.
- Kommunikationshilfen: Spezielle Kugelschreiber oder Hilfsmittel wie eine Tremor-Maus unterstützen beim Schreiben und Arbeiten am Computer.
- Spezielles Geschirr: Nutzen Sie Trinkhalme, robustes Besteck wie „Tremor-Löffel“, tiefe Teller und Servierwagen für das Geschirr.
Ernährung bei Morbus Parkinson
An Parkinson Erkrankte sollten möglichst auf Fertiggerichte, gesättigte Fettsäuren und übermäßigen Zuckerkonsum verzichten. Betroffene sollten auf eine ausgewogene Ernährung und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten, sich regelmäßig aktiv bewegen und Überanstrengung vermeiden.
Verlauf von Morbus Parkinson
Der Verlauf des Parkinson-Syndroms lässt sich in fünf Stadien beschreiben:
- Anfangsstadium (Stadium 0)
- Einsetzen der Beschwerden (Stadium 1)
- Beidseitige Beschwerden (Stadium 2)
- Langsamere Bewegungen (Stadium 3)
- Stark erkennbare Beschwerden (Stadium 4)
- Hilfs- und Pflegebedürftigkeit (Stadium 5)
Im Anfangsstadium lassen noch keine Symptome darauf hindeuten, dass Parkinson bei einer Person vorliegt, was eine frühzeitige Diagnose dieser Krankheit so schwierig macht. Das erste Stadium zeichnet sich dann durch erste Symptome wie Zittern, eine veränderte Mimik und Körperhaltung auf einer Körperseite aus. Die Parkinson-Erkrankung ist im zweiten Stadium auf beiden Körperhälften sichtbar. Zu den bisherigen Symptomen können Antriebslosigkeit und Sprechstörungen hinzukommen. Das vierte Stadium ist gekennzeichnet durch eine ausgeprägte Symptomatik. Zwar können Patientinnen und Patienten in diesem Stadium noch stehen und gehen. Im letzten und fünften Stadium sind Parkinsonpatienten und -patientinnen auf vollständige Hilfe oder Pflege angewiesen und können sich zunächst mit Gehhilfen oder einem Rollstuhl fortbewegen.