Moritz Fischer war ein bedeutender Neurologe, dessen Arbeiten einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Neurologie und Psychiatrie geleistet haben. Dieser Artikel beleuchtet sein Werk und seinen Einfluss auf die Medizin, insbesondere im Kontext der Universitätsmedizin Greifswald.
Die Anfänge der Psychiatrie in Greifswald
Die Versorgung psychisch Kranker in Pommern erfuhr im frühen 19. Jahrhundert wesentliche Veränderungen. Dies betraf insbesondere die Hansestadt Stralsund und die Universitätsstadt Greifswald. Friedrich August Gottlob Berndt (1793-1854) spielte eine Schlüsselrolle als Gründer des Universitätsklinikums und der Greifswalder Psychiatrie. Fischer W (1997) Friedrich August Gottlob Berndt (1793-1854). Gründer des Universitätsklinikums und der Greifswalder Psychiatrie. In: Fischer W, Schmiedebach HP (Hrsg.) 160 Jahre Hochschulmedizin in Greifswald (Wissenschaftliche Beiträge der Ernst-Moritz-Arndt-Universität). Greifswald, S. 6-18. Seine Arbeit legte den Grundstein für die Entwicklung der Psychiatrie als eigenständiges Fachgebiet.
Die Entwicklung des psychiatrischen Unterrichts
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Entwicklung des psychiatrischen Unterrichts in Greifswald. Schultze F (1907) Die Entwicklung des psychiatrischen Unterrichts in Greifswald. Klin Jb 16:481-506. Dies trug dazu bei, das Wissen und die Fähigkeiten der Ärzte in der Behandlung psychischer Erkrankungen zu verbessern.
Die Universitäts-Nervenklinik Greifswald im Nationalsozialismus
Die Zeit des Nationalsozialismus hatte erhebliche Auswirkungen auf die Universitäts-Nervenklinik (UNK) Greifswald. Pfau A (2008) Die Entwicklung der Universitäts-Nervenklinik (UNK) Greifswald in den Jahren 1933 bis 1955 (Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften 101). Husum: Matthiesen. Eberle H (2015) „Ein wertvolles Instrument“ - Die Universität Greifswald im Nationalsozialismus. Köln: Böhlau. Bady T, Blütgen M, Fischer W (1997) Analyse der Gutachten zur Zwangssterilisation 1933-1945 an der Universitäts-Nervenklinik Greifswald. In: Fischer W, Schmiedebach HP (Hrsg.) 160 Jahre Hochschulmedizin in Greifswald (Wissenschaftliche Beiträge der Ernst-Moritz-Arndt-Universität). Greifswald, S. 54-76. Bernhardt H (1994). Anstaltspsychiatrie und „Euthanasie“ in Pommern 1933 bis 1945. Die Krankenmorde an Kindern und Erwachsenen am Beispiel der Heilanstalt Ueckermünde (Mabuse Wissenschaft, 15). Frankfurt/M: Mabuse. Armbruster J, Freyberger HJ (2014) Zwangssterilisation und „Euthanasie“ in Pommern. Die frühen Patiententötungen auf polnischem Gebiet. Trauma & Gewalt 8(4): 260-271. Die Klinik war in Zwangssterilisationen und die sogenannte „Euthanasie“ verwickelt, was dunkle Kapitel der Medizingeschichte darstellt. Die Universität Greifswald wurde in dieser Zeit zu einem "wertvollen Instrument" des Regimes.
Die Rolle der Gesellschaft Deutscher Neurologen und Psychiater
Die Gesellschaft Deutscher Neurologen und Psychiater spielte im Nationalsozialismus eine unrühmliche Rolle. Schmuhl HW (2016) Die Gesellschaft Deutscher Neurologen und Psychiater im Nationalsozialismus. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 78-96, 121-129. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.
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Hanns Schwarz und die Greifswalder Universitäts-Nervenklinik
Hanns Schwarz (1898 bis 1977) war ein bedeutender Direktor der Greifswalder Universitäts-Nervenklinik. Orlob S (1999) Hanns Schwarz (1898 bis 1977) zum 100. Geburtstag unter besonderer Berücksichtigung seiner forensisch-psychiatrischen Arbeiten. In: Fischer W, Schmiedebach HP (Hrsg.) Die Greifswalder Universitäts-Nervenklinik unter dem Direktorat von Hanns Schwarz 1946 bis 1965. Symposium zur 100. Wiederkehr des Geburtstages von Hanns Schwarz am 3.7.1998. Greifswald: Lege Artis, S. 88-97. Seine forensisch-psychiatrischen Arbeiten trugen wesentlich zur Entwicklung des Fachgebiets bei.
Die Nachkriegszeit und sozialpsychiatrische Reformen
Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr die Psychiatrie in der DDR sozialpsychiatrische Reformen. Kumbier E, Armbruster J (2015) Sozialpsychiatrische Reformen in der DDR. Ein Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte der ostdeutschen Psychiatrie. Nervenheilkunde 34(5): 362-366. Diese Reformen zielten darauf ab, die Behandlung psychisch Kranker zu verbessern und sie besser in die Gesellschaft zu integrieren.
Transformationsprozesse nach 1989
Die Transformation der Psychiatrie in Ostdeutschland nach 1989 war ein komplexer Prozess. Franke K (2013) Die Transformation der Psychiatrie in Ostdeutschland nach 1989 aus der Perspektive des Klinikpersonals. Eine Rekonstruktion von Deutungsmustern im Umbruch. In: Wolters C, Beyer C, Lohff B (Hrsg.) Abweichung und Normalität. Psychiatrie in Deutschland vom Kaiserreich bis zur Deutschen Einheit. Bielefeld: transcript, S. 385-401. Die Perspektive des Klinikpersonals spielte dabei eine wichtige Rolle.
Moritz Fischers Beitrag zur Psychotherapie
Moritz Fischer leistete auch bedeutende Beiträge zur Psychotherapie. Fischer W, Jahr H, Gebhardt M, Kopsch J (1985) Ergebnisse einer Gruppentherapie bei schizophrenen Patienten. Psychiat Neurol med Psychol. 11(37): 668-672. Seine Arbeit umfasste sowohl theoretische Schriften als auch praktische Anwendungen in der Behandlung psychischer Störungen. Fischer W (1989) Psychologie in der Sprechstunde (Für die medizinische Praxis). Jena: VEB Gustav Fischer. Fischer W (1989) Ambulante Behandlung psychischer Störungen (Für die medizinische Praxis). Jena: VEB Gustav Fischer.
Psychotherapie in der DDR
Die Psychotherapie in der DDR war ein eigenständiges Feld. Höck K (1979) Psychotherapie in der DDR. Eine Dokumentation zum 30. Jahrestag der Republik, Teil 1. Psychotherapieberichte des HdG Berlin. Sonnenmoser M (2009) Psychotherapie in der DDR: Versunkene Welt. Deutsches Ärzteblatt 106 (3):115-116. Ehle G (2011) Psychotherapie in der Psychiatrie. In: Geyer M (Hrsg.) Psychotherapie in Ostdeutschland. Geschichte und Geschichten 1945-1995. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 586-591 Fischer W, Jahr H, Gebhardt M, Kopsch J (1985) Ergebnisse einer Gruppentherapie bei schizophrenen Patienten. Psychiat Neurol med Psychol. 11(37): 668-672. Fischer W (1989) Psychologie in der Sprechstunde (Für die medizinische Praxis). Jena: VEB Gustav Fischer. Fischer W (1989) Ambulante Behandlung psychischer Störungen (Für die medizinische Praxis). Jena: VEB Gustav Fischer. Bundesminister für Gesundheit (1991, Hrsg.) Zur Lage der Psychiatrie in der ehemaligen DDR - Bestandsaufnahme und Empfehlungen. 30.5.1991. Bonn. Süß S (1998) Politisch mißbraucht? Psychiatrie und Staatssicherheit in der DDR (Analysen und Dokumente, 14). Berlin: Ch. Links, S. 652. Franke K (2013) Die Transformation der Psychiatrie in Ostdeutschland nach 1989 aus der Perspektive des Klinikpersonals. Eine Rekonstruktion von Deutungsmustern im Umbruch. In: Wolters C, Beyer C, Lohff B (Hrsg.) Abweichung und Normalität. Psychiatrie in Deutschland vom Kaiserreich bis zur Deutschen Einheit. Bielefeld: transcript, S. 385-401. Sie war geprägt von spezifischen Rahmenbedingungen und Herausforderungen.
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Weitere wichtige Persönlichkeiten und Entwicklungen in Greifswald
Neben den bereits genannten Persönlichkeiten gab es weitere wichtige Akteure in der Greifswalder Psychiatrie. Rudolf Arndt spielte eine bedeutende Rolle im 19. Jahrhundert. Orlob S (1997) Rudolf Arndt und die Greifswalder Hochschulpsychiatrie im 19. Jahrhundert. In: Fischer W, Schmiedebach HP (Hrsg.) 160 Jahre Hochschulmedizin in Greifswald (Wissenschaftliche Beiträge der Ernst-Moritz-Arndt-Universität). Greifswald, S. 30-53). Edmund Robert Forster (1878-1933) war ein weiterer einflussreicher Neuropsychiater. Armbruster J (2006) Edmund Robert Forster (1878-1933). Lebensweg und Werk eines deutschen Neuropsychiaters (Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften 102). Husum: Matthiesen. Paul Schröder wirkte ebenfalls in Greifswald. Schwarz H (1956) Paul Schröder - Sein Leben und Wirken. In: Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald (Hrsg.) Festschrift zur 500-Jahrfeier der Universität Greifswald. Bd. 2, Greifswald, S. 413-419.
Die Entwicklung der Neurologie in Greifswald
Die Herausbildung der Neurologie in Greifswald war ein wichtiger Prozess der Fächerdifferenzierung in der Medizin. Schmiedebach HP (1999) Die Herausbildung der Neurologie in Greifswald - Anmerkungen zur Fächerdifferenzierung in der Medizin. In: Fischer W, Schmiedebach HP (Hrsg.) Die Greifswalder Universitäts-Nervenklinik unter dem Direktorat von Hanns Schwarz 1946 bis 1965. Symposium zur 100. Wiederkehr des Geburtstages von Hanns Schwarz am 3.7.1998. Greifswald: Lege Artis, S. 98-114. Dies führte zur Etablierung der Neurologie als eigenständiges Fachgebiet.
Die Geschichte der Psychiatrie und ihre Irrwege
Die Geschichte der Psychiatrie ist reich an Krankheitslehren, Irrwegen und Behandlungsformen. Schott H, Tölle R (2006) Geschichte der Psychiatrie. Krankheitslehren, Irrwege, Behandlungsformen. München: C.H.Beck, S. 286-289. Ein Beispiel hierfür ist der Fall des Kindermörders Ludwig Tessnow (1872-1939), der die Auseinandersetzung zwischen Jurisprudenz und Psychiatrie bei der Beurteilung der Zurechnungsfähigkeit verdeutlicht. Armbruster J, Haack K (2015) Das Todesurteil gegen den Kindermörder Ludwig Tessnow (1872-1939) und das Ringen von Jurisprudenz und Psychiatrie bei der Beurteilung seiner Zurechnungsfähigkeit. In: Karenberg A, Kumbier E (Hrsg.) Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Nervenheilkunde. Bd. 21, Würzburg: Königshausen & Neumann, S. 425-458.
Restriktionen gegen Hochschullehrer
Restriktionen gegen Greifswalder Hochschullehrer aufgrund von Denunziationen aus der Studenten- und Hochschullehrerschaft waren ein weiteres Problem. Viehberg MA (2004) Restriktionen gegen Greifswalder Hochschullehrer aufgrund von Denunziationen aus der Studenten- und Hochschullehrerschaft. In: Buchholz W (Hrsg. unter Mitarb. v. Olschewski J) Die Universität Greifswald und die deutsche Hochschullandschaft im 19. und 20. Jahrhundert. Kolloquium des Lehrstuhls für Pommersche Geschichte der Universität Greifswald in Verbindung mit der Gesellschaft für Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte (Pallas Athene, 10). Stuttgart: Steiner, S. 271-307. Dies zeigt die schwierigen Bedingungen, unter denen Wissenschaftler in bestimmten Zeiten arbeiten mussten.
Adolf Hitler und die Psychiatrie
Die Behandlung Adolf Hitlers im Lazarett Pasewalk 1918 ist ein umstrittenes Thema. Lewis D (2003) The man who invented Hitler. The Making of the Führer. London: Headline. Horstmann B (2004) Hitler in Pasewalk. Die Hypnose und ihre Folgen. Düsseldorf: Droste. Köpf G (2005) Hitlers psychogene Erblindung. Geschichte einer Krankenakte. Nervenheilkunde 24: 783-790. Weiß E (1963) Ich, der Augenzeuge. Icking: Kreißelmeier, S.134-151. Armbruster J (2009) Die Behandlung Adolf Hitlers im Lazarett Pasewalk 1918. Historische Mythenbildung durch einseitige bzw. spekulative Pathographie. Journal für Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie 10 (4):18-23. Theiss-Abendroth P (2009) Was wissen wir wirklich über die militärpsychiatrische Behandlung des Gefreiten Adolf Hitler? Psychiat Prax 36:35-39. Es gibt unterschiedliche Meinungen darüber, ob er psychisch krank war und welche Rolle die Psychiatrie in seinem Leben spielte.
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Aktuelle Entwicklungen und Perspektiven
Die Psychiatrie und Neurologie haben sich seit den Zeiten von Moritz Fischer erheblich weiterentwickelt. Neue Erkenntnisse und Behandlungsmethoden haben die Versorgung psychisch Kranker verbessert. Es bleibt jedoch wichtig, sich der Geschichte des Fachgebiets bewusst zu sein und aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen.
Die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit
Eine wichtige Entwicklung ist die zunehmende interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Medizin. So übernimmt die Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin zusätzlich auch die medizinische Versorgung bei Notfällen innerhalb des Krankenhauses. Die Schmerztherapie zielt darauf ab, in interdisziplinärer Zusammenarbeit Schmerzen zu lindern, Mobilität und Lebensqualität zu verbessern, um somit die schnelle Genesung unserer Patienten zu fördern.
Das Team der Universitätsklinik
Die Universitätsklinik beschäftigt zahlreiche Fachkräfte, die sich um das Wohl der Patienten kümmern. Dazu gehören Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachrichtungen, Pflegepersonal, Psychologinnen und Psychologen, Therapeuten und viele andere. Das Team arbeitet Hand in Hand, um den Patienten die bestmögliche Versorgung zu bieten.