Die Parkinson-Forschung und der moschusartige Geruch: Ein Überblick

Joy Milne, eine Frau mit einer außergewöhnlichen Fähigkeit, Parkinson zu riechen, hat die Forschung auf diesem Gebiet revolutioniert. Ihre Geschichte und die nachfolgenden wissenschaftlichen Studien haben gezeigt, dass Parkinson einen spezifischen Geruch hat, der durch bestimmte Moleküle im Talg der Haut verursacht wird. Diese Entdeckung hat zur Entwicklung von Früherkennungstests geführt, die die Diagnose von Parkinson in einem früheren Stadium ermöglichen könnten.

Joy Milne: Die Frau, die Parkinson riechen kann

Joy Milne, eine ehemalige Krankenschwester mit Hyperosmie, einer seltenen Überempfindlichkeit gegenüber Gerüchen, bemerkte einen ungewöhnlichen, moschusartigen Geruch an ihrem Mann, als er etwa 30 Jahre alt war. Dieser Geruch unterschied sich von seinem normalen männlichen Duft und wurde als unangenehm und muffig beschrieben. Zwölf Jahre später wurde bei ihrem Mann Parkinson diagnostiziert.

Bei den Besuchen einer Selbsthilfegruppe für Parkinson-Patienten fiel Milne auf, dass alle Betroffenen den gleichen Geruch hatten. Daraufhin wandte sie sich an den Parkinsonforscher Tilo Kunath von der Universität Edinburgh. Gemeinsam führten sie eine Studie durch, bei der Milne zwölf T-Shirts vorlegte. Sechs davon waren von Parkinson-Patienten getragen worden. Milne erkannte jedes einzelne Shirt korrekt. Bei einem siebten T-Shirt, bei dem sie den Parkinson-Geruch wahrnahm, schien sie sich zunächst zu irren. Doch einige Monate später wurde auch bei diesem Studienteilnehmer Parkinson diagnostiziert.

Die wissenschaftliche Erforschung des Parkinson-Geruchs

Milnes Fähigkeit weckte das Interesse von Perdita Barran, Professorin für Massenspektrometrie am Manchester Institute of Biotechnology der University of Manchester. Sie und ihr Forschungsteam fanden heraus, dass Talg, eine ölige Substanz, die von der Haut abgesondert wird, charakteristische Parkinson-Marker enthält. Drei bestimmte Moleküle, nämlich Eicosan, Hippursäure und Octadecanal, sind für den spezifischen Parkinson-Geruch verantwortlich.

Durch diesen Durchbruch konnte das Forschungsteam einen Abstrichtest entwickeln, der in Verbindung mit dem Auftreten früher Symptome Parkinson mit einer Genauigkeit von etwa 95 Prozent identifizieren kann. Die Studie wurde unter anderem im renommierten Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlicht.

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Die Bedeutung der Früherkennung von Parkinson

Die Früherkennung von Parkinson ist von entscheidender Bedeutung, da die Krankheit bis heute nicht heilbar ist. Parkinson ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, bei der immer mehr Nervenzellen zugrunde gehen, die den Botenstoff Dopamin produzieren. Je früher die Krankheit diagnostiziert und behandelt wird, desto größer ist die Chance, dass sich die Entwicklung der Symptome verlangsamen lässt. Zudem können Forschende mehr über die Erkrankung lernen, was bei der Suche nach neuen Therapien hilft.

Im Moment stützt sich eine Parkinson-Diagnose noch vorwiegend auf neurologische Symptome und körperliche Auffälligkeiten. Die weiteren Forschungen an Abstrichtests der Haut geben Hoffnung, dass es in den kommenden Jahren eine weit frühzeitigere Diagnose für Parkinson geben könnte.

Weitere Forschungsansätze zur Erkennung von Parkinson

Neben der Forschung mit Joy Milne und der Entwicklung von Abstrichtests gibt es noch weitere Ansätze zur Erkennung von Parkinson.

Hunde als Parkinson-Detektoren

Einige Organisationen haben Hunde darauf trainiert, Parkinson zu erschnüffeln. Studien haben gezeigt, dass Hunde in bis zu 90 Prozent der Fälle Parkinson-Patienten erkennen können.

Elektronische Nasen

Forschende arbeiten auch an der Entwicklung von elektronischen Nasen, die auf künstlicher Intelligenz basieren und die Moleküle im Talg von Parkinson-Patienten identifizieren können.

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Die Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der Parkinson-Forschung

Obwohl die Forschung auf dem Gebiet der Parkinson-Erkennung große Fortschritte gemacht hat, gibt es noch einige Herausforderungen zu bewältigen.

Genauigkeit der Tests

Es ist wichtig, die Genauigkeit der neuen Tests weiter zu verbessern, um sicherzustellen, dass sie zuverlässig sind und keine falsch-positiven oder falsch-negativen Ergebnisse liefern.

Unterscheidung von anderen Krankheiten

Es ist auch wichtig, sicherzustellen, dass die Tests Parkinson von anderen Krankheiten unterscheiden können, die ähnliche Symptome und Pathologien aufweisen.

Klinische Anwendung

Die neuen Tests müssen in klinischen Laboren validiert werden, um festzustellen, ob sie als Diagnoseinstrumente geeignet sind.

Trotz dieser Herausforderungen sind die Zukunftsperspektiven der Parkinson-Forschung vielversprechend. Die Entdeckung des Parkinson-Geruchs und die Entwicklung von Früherkennungstests könnten dazu beitragen, die Diagnose von Parkinson in einem früheren Stadium zu ermöglichen und die Lebensqualität von Parkinson-Patienten zu verbessern.

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Das Schulungskonzept zur Erkennung von Krankheiten am Geruch

Die Studentin Lisa Berlin von der FH Münster hat ein Schulungskonzept für medizinisches Personal entwickelt, um den Geruchssinn als diagnostisches Mittel einzusetzen. Das Konzept konzentriert sich auf zehn Krankheiten, die an ihrem charakteristischen Geruch erkennbar sind. Ziel der Schulung ist es, die Teilnehmer mit den Gerüchen vertraut zu machen, sodass sie den jeweiligen Erkrankungen zugeordnet werden können.

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