Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Sie betrifft in Deutschland schätzungsweise 280.000 Menschen. Die Krankheit ist durch vielfältige Symptome und einen oft unvorhersehbaren Verlauf gekennzeichnet. Dieser Artikel fasst aktuelle Nachrichten, Forschungsergebnisse und persönliche Geschichten rund um das Thema Multiple Sklerose zusammen.
Aktuelles aus der Forschung und Medizin
Früherkennung und Diagnose
Moderne bildgebende Verfahren, insbesondere die Magnetresonanztomographie (MRT), haben die Diagnostik der Multiplen Sklerose erheblich verbessert. Die Zeit von den ersten Symptomen bis zur Diagnose konnte in den letzten zehn Jahren deutlich verkürzt werden - von etwa 18 Monaten auf rund sechs Monate. Eine rasche und sichere Diagnosestellung ist entscheidend, um die Erkrankung frühzeitig zu behandeln. Faktoren wie höheres Alter bei Krankheitsbeginn, mehrere gleichzeitig auftretende Symptome und typische Beschwerden wie Kribbeln und Taubheitsgefühle können zu einer schnelleren Diagnose führen.
Ein Biomarker im Blut von Multiple-Sklerose-Patienten könnte die Diagnose erleichtern. Bis zum praktischen Einsatz ist aber noch viel Forschung nötig.
Therapieansätze und Medikamente
Obwohl MS bis heute nicht heilbar ist, gibt es Fortschritte in der medikamentösen Therapie. Diese zielen darauf ab, die Krankheitsaktivität zu verringern, Symptome zu lindern und den Verlauf der Krankheit zu verlangsamen. Immunmodulierende und immunsupprimierende Medikamente können Entzündungen reduzieren und Schübe kontrollieren. Krankheitsmodifizierende Therapien zielen darauf ab, den Verlauf der Krankheit zu verlangsamen und ebenfalls Schübe zu reduzieren.
Ein neues Medikament gegen Multiple Sklerose des Schweizer Pharmariesen Roche steht vor der Zulassung in den USA. Patienten mit einer bislang nicht behandelbaren Ausprägung der MS könnten dann behandelt werden.
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Die CAR-T-Zelltherapie, die bereits erfolgreich gegen Krebs eingesetzt wird, macht Hoffnung. Forscher sprechen von "bemerkenswerten" Ergebnissen.
Vitamin D und Rauchen
Studien deuten auf einen Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Spiegeln und dem MS-Risiko hin. Kinder mit niedrigen Vitamin-D-Spiegeln bei der Geburt erkranken später doppelt so häufig an MS wie Kinder mit normalen Werten. Eine finnische Studie bestätigte erneut einen Zusammenhang zwischen erhöhtem MS-Risiko bei niedrigen Vitamin-D-Werten. Rauchen schwächt die Wirksamkeit von Interferonen. Die Schubrate war bei Rauchern um 20 Prozent erhöht. Ärzte sollten MS-Kranken unbedingt einen Rauchstopp empfehlen.
Cannabis-Therapie
Seit 2017 ist medizinisches Cannabis zugelassen. Für viele Betroffene ist es jedoch schwer zu bekommen.
Persönliche Geschichten und Erfahrungen
Leben mit MS
Viele Menschen mit MS engagieren sich aktiv und lassen sich von der Krankheit nicht unterkriegen. Sie unterstützen andere Betroffene und machen Mut. Marion Glatthorn und Carmen Russo setzen sich seit Jahren für andere Betroffene ein. Barbara Vißer schöpft Kraft daraus, anderen zu helfen.
Isabelle Gansser will sich auch mit ihrer Krankheit nicht verstecken. Die Medienstudentin hat ein Video gedreht, das Mut macht und für Verständnis wirbt.
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Umgang mit Lebenskrisen
MS-Betroffene erzählen von ihren Erfahrungen im Umgang mit Lebenskrisen wie Familiengründung, Trennung, Frührente und dem Verlust des Augenlichts. An die Stelle des Verlustes treten andere Lebensinhalte, die genauso lebenswert sind.
Prominente Betroffene
Christina Applegate machte öffentlich, wie schwer sie an Multipler Skerose (MS) erkrankt ist. Sie nutzte einen Auftritt in Hollywood, um sich und anderen Mut zu machen. Schlagersänger Howard Carpendale weiß seit über 35 Jahren von seiner Erkrankung.
Unterstützung und Engagement
Dietmar Lieb setzt sich seit über 30 Jahren für MS-Betroffene ein. Für sein großes Engagement wurde er nun geehrt.
Sport und MS
Patrick Arendt hat MS. Seine Leidenschaft - das Klippenspringen - lässt er sich davon nicht kaputt machen. Weil er auch anderen Mut machen will, zeigt der 30-Jährige auf Youtube: Das Leben geht weiter.
Michael Marzari aus Stuttgart-Vaihingen hat Multiple Sklerose. Lange Strecken gehen kann er nicht. Dennoch unternimmt er gern Touren ins Grüne auf seinem futuristischen Segway-Rolli.
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Herausforderungen und Perspektiven
Fatigue
Tanja Haldenwanger aus Kuchen hat MS und Long Covid. Ihr Problem ist jedoch die Fatigue, die totale Erschöpfung, die sie ohne Ankündigung überfällt. In ihrem Beruf als Erzieherin kann sie nicht mehr arbeiten.
Versorgungslücken
Barbara Gottfried aus Fellbach hat Multiple Sklerose. Die Krankheit hat sie akzeptiert, aber die Versorgung wird immer schlechter - ohne Grund muss sie neuerdings öfter in die Klinik.
MS bei Jugendlichen
Wenn Jugendliche mit der Diagnose Multiple Sklerose konfrontiert werden, stellt das eine enorme Herausforderung dar - für alle Beteiligten. Das zeigt der Fall der 19-jährigen Alina.
Therapiehund
Karola Leder aus Kernen besucht mit ihrem Therapiehund Lucky Patientinnen und Patienten mit unterschiedlichen Krankheiten. Gemeinsam bilden sie den jungen Golden Retriever Amigo aus.
Initiativen und Veranstaltungen
AMSEL
Die lokale AMSEL-Kontaktgruppe für MS-Erkrankte feiert ihr 40-jähriges Bestehen. Möhringer leiten Amsel-Gruppe. Die Krankheit krempelt das Leben um. Marion und Norbert Lux leiten neuerdings die Amsel-Kontaktgruppe Degerloch und Westfilder. Sie haben viele Ideen für die Zukunft. Inge Keller, die Leiterin einer Kontaktgruppe für Menschen mit Multipler Sklerose, hört zum Jahreswechsel auf. Sie kann nicht anders.
Benefizveranstaltungen
Sternekoch Franz Feckl organisiert für seinen Mitarbeiter Andy Bässler eine Benefizaktion. Der Erlös ist für den Kauf eines Spezialanzugs, der die Lebensqualität des an MS erkrankten Vaters von fünf Kindern immens steigert.
Die 42. Auflage der Böblinger Benefizveranstaltung zum Aschermittwoch kam beim Kongresshallenpublikum gut an.
Dietmar Schaal hat das Salzkuchenfest zugunsten der Aktion Multiple Sklerose Erkrankter gegründet und viele Jahre lang organisiert. Nach seinem Tod wird am Freitag das letzte Salzkuchenfest gefeiert - vermutlich.
Welt-MS-Tag
Der Welt-MS-Tag findet jährlich statt, um das Bewusstsein für Multiple Sklerose zu schärfen und die Solidarität mit Betroffenen zu stärken.
Ursachenforschung: Epstein-Barr-Virus
Eine US-Studie hat herausgefunden, dass Epstein-Barr-Viren bei der Erkrankung eine Rolle spielen. Das könnte die Behandlung der Krankheit voranbringen.