Die neurologische Rehabilitation spielt eine entscheidende Rolle bei der Wiederherstellung von Fähigkeiten und der Verbesserung der Lebensqualität von Patienten nach neurologischen Erkrankungen oder Verletzungen. In Münster gibt es verschiedene Einrichtungen, die sich auf neurologische Rehabilitation spezialisiert haben. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über diese Einrichtungen und ihre Angebote, unter Berücksichtigung der aktuellen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie.
Bedeutung der neurologischen Rehabilitation
Die Neurologie befasst sich mit Erkrankungen des Nervensystems, einschließlich Gehirn, Rückenmark, peripheren Nerven und Muskeln. Schädigungen dieser Bereiche können zu einer Vielzahl von Behinderungen und Funktionsbeeinträchtigungen führen, die eine mehrwöchige Rehabilitation erforderlich machen. Häufige Gründe für neurologische Rehabilitation sind Zustände nach Schlaganfällen, Hirnblutungen, Operationen, Entzündungen des Nervensystems, Bewegungsstörungen und Stoffwechselstörungen der Nerven.
Ziel der neurologischen Rehabilitation ist es, Patienten dabei zu unterstützen, wieder möglichst viel Selbstständigkeit zu gewinnen und ihre früheren Aktivitäten wieder aufnehmen zu können. Die Neurorehabilitation beruht auf der Plastizität des Gehirns, also seiner Fähigkeit, sich nach Schädigungen neu zu organisieren und Funktionen wiederherzustellen. Ohne dieses Rehapotenzial können Schädigungen des Gehirns zu dauerhaften Defekten werden.
Einrichtungen für neurologische Rehabilitation in Münster
ZaR Münster
Das ZaR (Zentrum für ambulante Rehabilitation) Münster ist ein fachübergreifendes ambulantes Rehabilitationszentrum mit den Fachbereichen Orthopädie, Kardiologie, Neurologie, Onkologie und Psychosomatik. Es bietet ein breites Spektrum an ganztägigen Therapiemöglichkeiten, die ein intensives physiotherapeutisches Programm, eine schnelle Wiederherstellung der eingeschränkten Funktionen und gleichzeitig die Rückkehr in Beruf und privates Umfeld ermöglichen. Das ZaR ist komplett barrierefrei eingerichtet.
Für eine ambulante Rehabilitation im ZaR ist ein ausreichendes Maß an Mobilität sowie die Zustimmung der Krankenkasse beziehungsweise des Kostenträgers notwendig. Die Mitarbeiter des ZaR unterstützen Patienten bei der Antragstellung.
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Aktuelle Einschränkungen durch die Corona-Pandemie:
Aufgrund der aktuellen Corona-Maßnahmen des Landes NRW kommt es im ZaR Münster zu Einschränkungen des Leistungsspektrums:
- Präventionskurse (Rückentraining, Yoga) finden bis auf Weiteres nicht statt.
- Medizinische Trainingstherapie an Geräten (MTT) auf Basis eines Selbstzahler-Vertrags ist ausgesetzt.
- Rehabilitationssport findet nicht statt.
Das Selbstzahler-Training an den medizinischen Trainingsgeräten (MTT) wurde unter Einhaltung strenger Hygienemaßnahmen wieder aufgenommen und in die DJK Sporthalle (Grevener Straße 125, Münster) verlegt.
Es gelten strenge Hygienemaßnahmen, wie das Einhalten eines Mindestabstands von 1,50 - 2 Metern, die Beachtung eines Einbahnstraßensystems, die Nutzung von Spenderstationen für Flüssigseife und Desinfektionsmittel sowie das Tragen von Mund-Nase-Schutz. Es gilt ein generelles Besuchsverbot und Personen mit akuten Infekten/Erkältungssymptomen oder Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn ist der Zutritt zur Einrichtung untersagt.
Neurologisch-neurochirurgische Frührehabilitationsstation im Herz-Jesu-Krankenhaus
Die neurologisch-neurochirurgische Frührehabilitationsstation im Herz-Jesu-Krankenhaus behandelt vorrangig Patienten, die aufgrund einer akuten neurologischen Erkrankung oder einer akuten neurologischen Begleiterkrankung einer anderweitigen schweren Erkrankung auf erhebliche pflegerische Hilfe angewiesen sind und ärztliche sowie pflegerische Überwachung und Behandlung benötigen. Ziel der Frührehabilitation ist eine frühzeitige Unterstützung bei der Wiederherstellung von Alltagsfähigkeiten durch hochfrequente Therapien und intensive pflegerische und ärztliche Begleitung.
Das therapeutische Team besteht aus Ergotherapeuten, Logopäden, Physiotherapeuten/physikalischen Therapeuten, Neuropsychologen, speziell geschultem Pflegepersonal sowie Neurologinnen und Neurologen. Die ärztliche Behandlungsleitung liegt in Händen von erfahrenen neurologischen Fachärztinnen und Fachärzten der Klinik für Neurologie.
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Behandelte Krankheitsbilder:
Schwerpunktmäßig werden folgende Krankheitsbilder behandelt:
- Schwerer Schlaganfall
- Schwere Entzündungen des Gehirns oder des Rückenmarks
- Schwere Entzündungen des peripheren Nervensystems (z. B. Guillain-Barré-Syndrom)
- Intensiv-Polyneuropathie/-Myopathie (nach Behandlung auf Intensivstationen)
- Schwere Hirn- oder Rückenmarksverletzungen nach Trauma oder großen Operationen
Bei Aufnahme erfolgt ein Assessment, in dem u. a. folgende Probleme erfasst werden:
- Störungen der Wachheit und Aufmerksamkeit
- Störungen von Planen, Handeln, Denken
- Kommunikationsstörungen
- Sprach-/Sprechstörungen
- Schluckstörungen
- Ausgeprägte Lähmungen
- Schwere Wahrnehmungsstörungen
- Koordinationsstörungen
- Urin- und/oder Stuhlinkontinenz
- Störungen der Mobilität, Sturzgefahr
Eine Übernahme kann aus dem Akutbereich erfolgen, entweder von einer Intensiv-/Intermediate-Care-Station, einer Stroke Unit oder von einer Normalstation. Voraussetzung ist eine Anmeldung über das Anmeldeformular sowie ein klinisches Profil, das eine Behandlung in der Frührehabilitationsstation zulässt.
Weitere Angebote und Unterstützung
Neben den genannten Einrichtungen gibt es in Münster weitere Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten für Patienten nach neurologischen Erkrankungen:
- Selbsthilfegruppen: Selbsthilfegruppen bieten Betroffenen und Angehörigen eine Plattform für den Austausch von Erfahrungen und Informationen. Sie vermitteln Lebensfreude, bieten wichtige Informationen, therapeutische Angebote und weitere hilfreiche Anlaufstellen.
- Seelsorge: Die Seelsorge am UKM (Universitätsklinikum Münster) richtet sich an alle Patient*innen, Partner, Freunde und Mitarbeiter des Hauses. Die Seelsorgerinnen und Seelsorger sind unabhängig von Religion oder Weltanschauung für Gespräche und Unterstützung da.
Phasen der neurologischen Rehabilitation
Die neurologische Rehabilitation findet je nach Schwere der Behinderung in verschiedenen Phasen statt:
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- Frührehabilitation (Phase B): Sie beginnt idealerweise bereits auf der Intensivstation und dient der Stabilisierung des Patienten und der Verhinderung von Komplikationen.
- Rehabilitation (Phase C/D): In dieser Phase stehen die Wiederherstellung von Funktionen und die Verbesserung der Selbstständigkeit im Vordergrund.
- Anschlussheilbehandlung (AHB): Sie erfolgt im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt und dient der Festigung der erreichten Fortschritte.
- Ambulante Rehabilitation: Sie ermöglicht es Patienten, die Rehabilitation in ihrem gewohnten Umfeld fortzusetzen.
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