Musikantenknochen-Nerv eingeklemmt: Behandlung des Ulnarisrinnensyndroms

Das Ulnarisrinnensyndrom, auch bekannt als Sulcus-Ulnaris-Syndrom oder Kubitaltunnel-Syndrom, bezeichnet eine Nervenkompression des Ulnarisnerven im Bereich des Ellenbogens. Diese Region ist umgangssprachlich als "Musikantenknochen" bekannt, da der Nerv hier direkt unter der Haut und ohne schützendes Gewebe auf einer Knochenrinne liegt und somit besonders anfällig für Schädigungen ist. Schon beim Berühren des "Musikantenknochens" kann es zu Kribbeln und Taubheitsgefühlen kommen.

Ursachen und Risikofaktoren

Der Ulnarisnerv verläuft am Ellbogen sehr oberflächlich in einer Knochenrinne, wo er leicht Schlägen und Stößen ausgesetzt ist. Häufiges Beugen und Strecken des Arms oder gewohnheitsmäßiges Aufstützen des Ellenbogens können ein Nervenengpass-Syndrom begünstigen. Auch chronische Fehlbelastungen, wie das Abstützen des Ellenbogens am Rahmen des Autofensters, können den Nerv reizen. Innere Störfaktoren, wie ein Überbein oder Arthrose des Ellenbogens, können ebenfalls Druck auf den Nerv ausüben. Verletzungen des Ellenbogengelenks in der Vergangenheit können ebenfalls eine Ursache sein.

Das Kubitaltunnelsyndrom kann durch einen Unfall oder Sturz oder durch Druck auf den Ellbogen verursacht werden, wie zum Beispiel häufiges oder langanhaltendes Aufstützen des Ellbogens auf den Tisch. Es wird auch häufiger bei Menschen gesehen, die den Ellbogen viel beugen, wie zum Beispiel Zimmerer, Bauarbeiter, Büroangestellte, Musiker oder Gewichtheber.

Symptome

Die ersten Symptome bei einem Ulnarisrinnensyndrom sind Kribbeln und ein Taubheitsgefühl im kleinen Finger sowie im Ringfinger. Dieses Kribbeln und auch das Taubheitsgefühl treten häufig auch an der Handaußenkante auf. Dieses Gefühl kann dann auch über die Handaußenkante bis in den Unterarm ziehen. Schmerzen sind seltener.

Im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf nimmt die kleine Handmuskulatur ab und die Finger, insbesondere der 4. und 5. Finger, können nicht mehr kraftvoll gespreizt werden. Lähmungen und Muskelschwund der kleinen Handmuskel treten aber erst später auf. In ausgeprägten Krankheitsfällen bildet sich so eine Krallenhand. Typische Symptome sind Schmerzen und Taubheit im ulnaren Bereich der Handfläche sowie am Ring- und kleinen Finger. Die Beschwerden werden beim Beugen des Ellbogens oftmals stärker. Motorische Ausfälle machen sich in einer abgeschwächten Fingerspreizung und Fingerbeugung der ulnaren Finger bemerkbar. Viele Patient*innen klagen über eine Ungeschicklichkeit der Hand, z. B. beim Schreiben oder Umdrehen eines Schlüssels.

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Bei voller Ausprägung der Lähmung ist die typische "Krallenhand" nicht zu übersehen. Ansonsten erkennt die Ärztin die Schädigung des Ellennerven, wenn sie Gefühl, Bewegung und Kraft der Hand prüft. Objektiv nachweisen lässt sich die Schädigung des Ellennerven mit einer Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (Elektroneurografie). Mit Röntgenbildern kommt die Ärztin möglichen knöchernen Ursachen auf die Spur, darin zeigen sich beispielsweise Knochenveränderungen oder alte, schlecht verheilte Brüche.

Diagnose

Die Diagnose wird aufgrund des typischen Krankheitsbildes und der aus der körperlichen Untersuchung gewonnenen Erkenntnisse gestellt. Sie kann durch Messungen der Nervenleitgeschwindigkeit (Neurografie) und der elektrischen Muskelaktivität (Elektromyografie) bestätigt werden. Manchmal werden Röntgenaufnahmen des Handgelenks oder Ellbogens zum Ausschluss einer knöchernen Verletzung erstellt. Selten kann auch eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder ein Ultraschall des Nervs durchgeführt werden.

Der Weg zu einer sicheren Diagnose besteht aus zwei, eventuell drei Schritten:

  1. Erstgespräch: Aufgrund der typischen Beschwerden bei einem Sulcus-ulnaris-Syndrom ist eine Verdachtsdiagnose rasch gestellt. Wichtig für die spätere Therapieplanung ist aber zu klären: Wie lange leidet die Patientin oder der Patient schon an den Symptomen? Und wie stark sind sie? Bei der körperlichen Untersuchung können sich die behandelnden Ärztinnen und Ärzte durch vorsichtiges Abklopfen der Innenseite des Ellenbogens ein ungefähres Bild machen, an welchen Stellen der Nerv klemmt.
  2. Elektroneurografie: Bei dieser Untersuchung wird gemessen, wie schnell der Nerv einen Reiz weiterleitet.

Neben der Erhebung der Anamnese und der körperlichen Untersuchung kommt der neurologischen Diagnostik eine wesentliche Bedeutung für die Diagnose und Indikationsstellung des Kubitaltunnelsyndroms zu. Die elektroneurographische Untersuchung dient der Bestätigung der klinisch gestellten Diagnose und kann zur Verlaufsbeobachtung genutzt werden.

Konservative Behandlung

Bei den ersten Anzeichen von Taubheit und Kribbeln reicht es als Therapie eines Ulnarisrinnen-Syndroms häufig aus, die verursachenden Umstände abzustellen. Dazu zählen z.B. bei einem Schreibtischjob, die Ellenbogen nicht mehr auf dem Tisch aufzustellen. Solche Fehlhaltungen sollten korrigiert werden und bestimmte Angewohnheiten, den Ellenbogen ständig auf bestimmte Art abzustützen sollten verändert werden.

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Hat man die zur Erkrankung führenden verursachenden Faktoren abgestellt, sollten im Anfangsstadium konservative Behandlungenmethoden begleitend angewendet werden, wie z.B. Entlastung des Ellenbogens durch Hochlegen und Kühlung des Ellenbogeninnenbereichs. Auch kann es notwendig werden, den betroffenen Ellenbogen eine gewisse Zeit ruhig zu stellen. Dies passiert üblicherweise mittels Gipsverband oder Schiene, um die Regeneration des Ellennervs zu ermöglichen.

Vor allem im Frühstadium lässt sich das Ulnarisrinnen-Syndrom konservativ behandeln. Sind Fehlhaltungen die Ursache der Nervenreizung, müssen diese korrigiert und abgestellt werden. Daneben hilft die Entlastung des Ellenbogens durch Hochlagern und Kühlen. Häufig empfiehlt die Ärzt*in auch kurzzeitig eine gepolsterte Schiene, um den Druck vom Ellennerven zu nehmen und die Ausheilung zu fördern.

Relative Ruhe und das Vermeiden von Aktivitäten, die die Beschwerden auslösen, können Verbesserungen bringen. Der Physiotherapeut kann Ratschläge geben und möglicherweise die Beschwerden lindern.

In den meisten Fällen verschwinden die Beschwerden von selbst. Wichtig ist es, eine eventuell vorhandene Ursache der Erkrankung zu ergründen und zu beheben. Druck auf den Nerv im Ellbogen und langes Beugen ist zu vermeiden. In einem frühen Stadium kann es hilfreich sein, Tätigkeiten zu ändern, die den Druck auslösen. Vorübergehend kann nachts auch eine Polsterung ratsam sein.

Nervenmobilisation (Nervengleitübungen)

Der Arm wird seitlich ausgestreckt, und der Kopf wird langsam zur entgegengesetzten Seite geneigt, während die Handfläche nach oben zeigt. Es ist wichtig, dass diese Übungen regelmäßig durchgeführt werden, um die Mobilität zu verbessern und langfristig Beschwerden zu lindern.

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Bandagen und Schienen

Es gibt spezielle Ellenbogenbandagen und Schienen, die entwickelt wurden, um den Ellenbogen in einer leicht gebeugten Position zu halten und so den Druck auf den Nervus ulnaris zu verringern. Diese Bandagen sind oft weich gepolstert und verhindern, dass der Ellenbogen während des Schlafens oder im Alltag übermäßig gebeugt wird.

Operative Behandlung

In chronischen Fällen und im fortgeschrittenen Stadium, stehen herkömmliche und minimalinvasive chirurgische Eingriffe zur Verfügung. Bei der herkömmlichen Operationsmethode wird der Ulnaris-Nerv im Bereich der Ulnarisrinne freigelegt. Störendes Gewebe wird entfernt, und so eine Druckentlastung erreicht. In einigen Fällen kann es auch notwendig werden, den Nervus ulnaris zu verlegen, um eine Verbesserung zu erzielen. Bei der Operation erfolgt die Druckentlastung des Ulnaris - Nerven durch Freilegen des Nerven. Dann werden, z. B.

Bringen die konservativen Verfahren keinen Erfolg oder nehmen die Beschwerden sogar zu, wird der Ellennerv operativ entlastet. Meist erfolgt der Eingriff in einer offenen Operation in örtlicher Betäubung oder unter Vollnarkose. Einige Zentren operieren inzwischen auch minimal-invasiv endoskopisch. Eine weitere, aufwendigere Operation ist die Verlagerung des Nervens in eine geschütztere Lage in die Ellenbeuge.

Nach fehlgeschlagener konservativer Therapie mit persistierenden Schmerzen im Autonomgebiet des N. ulnaris, bei sensomotorischen Ausfallerscheinungen des N. ulnaris und/oder bei pathologischer Verlängerung der Nervenleitgeschwindigkeit des N.

Das Ziel der Operation ist es, den Nerv aus seinen Einengungen zu befreien (sog. Dekompression). Hierzu wird der Nerv oberhalb des Ellenbogens aufgesucht und die einengenden Strukturen werden durchtrennt. Bei ausgeprägten Verwachsungen z.B.

Der ambulante operative Eingriff zur Beseitigung des Sulcus-ulnaris-Syndroms wird in örtlicher Betäubung (Lokalanästhesie) plus wahlweise Dämmerschlaf durchgeführt. Die Freilegung und Entlastung des Ellennervs (N. ulnaris) erfolgt über einen ca. 3-4 cm langen Hautschnitt an der Innenseite des Ellenbogens. Die Einklemmung (Kompression) des Nervs wird beseitigt, indem ein über den Nerv verlaufender Bindegewebszug, eventuell auch ein zusätzlich vorhandener kleiner Muskel (M. epitrochleoanconaeus) durchtrennt werden. Unter Umständen verlagert man den Nerv auf die Vorderseite des Ellenbogens.

Nach der Operation

Zweiwöchige Schonung und vorsichtiges Mobilisieren sind wichtig für eine gute Heilung. Arbeitsfähigkeit besteht nach 2-6 Wochen, je nach Schwere der Belastung des Arms. Die Rückkehr des Gefühls oder der motorischen Funktion hängt von der Dauer der präoperativen Beschwerden ab und kann sich über mehrere Monate erstrecken.

Die Rückbildung von Gefühlsstörungen und Kraftminderung (Paresen) kann bis zu einem Jahr dauern. Nach der operativen Beseitigung des Sulcus-ulnaris-Syndroms lassen sich ein Anschwellen der Hand und des Arms vermeiden und eine rasche Wundheilung erreichen, indem der Arm in den ersten Tagen am Oberkörper gehalten und geschont wird. Eine Armschlinge ist hierzu nicht notwendig. Bereits ab dem ersten postoperativen Tag ist ein vorsichtiges Bewegen des Ellenbogens erforderlich. Am ersten Tag nach der Operation erfolgt der erste Verbandswechsel und die Entfernung der Drainage in unserer Klinik. Langsam zunehmend können Hand und Arm nun belastet werden. Nach 7-10 Tagen werden die Fäden entfernt, am darauffolgenden Tag sind das Waschen des Armes und Duschen wieder möglich. Nach 2-3 Wochen ist der Arm zum alltäglichen Gebrauch wie auch für die meisten beruflichen Tätigkeiten wieder einsatzfähig. Zur Schonung des Ellennervs sollte eine starke Beugung des Ellenbogens über einen längeren Zeitraum, z.B.

Nach der operativen Therapie des Sulcus-ulnaris-Syndroms klingen kleine Blutergüsse und Schwellungszustände in der Regel durch aktives Bewegen bzw. nach Lockern des Verbandes rasch ab. Bei stärkerer Schwellung sollten neben einer Lockerung des Verbandes zusätzlich mehrmals täglich Eispackungen angewendet werden.

Prognose

Die Operation ist in etwa 90 % der Fälle erfolgreich. Je nach Ausmaß des Nervenschadens dauert es allerdings mehrere Monate, bis sich nach der Operation Gefühl und Kraft in der Hand wieder einstellen.

Das klinische Ergebnis hängt maßgeblich vom Ausmaß der Vorschädigung ab. Bei bereits länger bestehenden Muskelatrophien der kleinen Handmuskeln bleiben häufig Residuen bestehen. Die vorhandenen Paresen können sich nach erfolgter Dekompression des N. ulnaris in einem Zeitraum bis 24 Monate postoperativ bessern. Weitere negative Einflussfaktoren hinsichtlich des klinischen Ergebnisses stellen Alter, Rauchen, und eine sonografisch nachgewiesene Verdickung des N. ulnaris dar. Die Rezidivrate nach offener Dekompression wird in der Literatur mit ca.

Die Symptome verschwinden bei den meisten Personen in der Regel von selbst. Ebenso ist die Prognose im Falle einer Operation meist gut.

Ist der Nerv bereits irreversibel geschädigt, können anhaltende Lähmungserscheinungen oder Sensibilitäts- und Funktionsstörungen in der Hand als Komplikation auftreten.

Wichtige Hinweise

  • Konsequente Schonung: Hat Ihnen die Ärzt*in Schonung und Ruhigstellung des Arms empfohlen, halten Sie sich konsequent daran.
  • Fehlbelastungen vermeiden:
  • Kribbeln nicht ignorieren: Sollten Sie über längere Zeit ein Kribbeln oder andere Missempfindungen im kleinen Finger oder im Ringfinger spüren, zögern Sie nicht, dies ärztlich abklären zu lassen.

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