Muskelbeschwerden, auch bekannt als Myalgie, sind ein weit verbreitetes Problem, das durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden kann. Diese reichen von alltäglichen Ursachen wie Überlastung und Fehlhaltungen bis hin zu komplexeren Erkrankungen wie Autoimmunerkrankungen und Infektionen. Dieser Artikel bietet einen detaillierten Überblick über Muskeltonus, Krämpfe, Triggerpunkte und die vielfältigen Ursachen von Muskelschmerzen.
Was sind Muskelverspannungen?
Muskeln sind essenziell für Bewegung, Körperhaltung, Organschutz und Wärmeerzeugung. Von den etwa 650 Muskeln im Körper befinden sich rund 300 im Rücken. Aktive Muskeln kontrahieren und entspannen sich, wobei sich die Muskelspannung ständig ändert, um die Muskulatur einsatzbereit zu halten. Ein gesunder Muskel kann vielfältige Bewegungen ohne Widerstand oder Schmerzen ausführen. Muskeln müssen bewegt werden, um gesund zu bleiben.
Muskelverspannungen entstehen, wenn der Muskeltonus dauerhaft erhöht ist. Die verkrampfte Muskulatur arbeitet kontinuierlich, wird aber unzureichend durchblutet und mit Sauerstoff versorgt. Besonders häufig betroffen sind die Nacken- und Schultermuskulatur. Menschen, die überwiegend sitzend tätig sind, leiden oft unter Muskelverspannungen.
Ursachen von Muskelverspannungen
Es gibt zahlreiche Ursachen für Muskelverspannungen, darunter:
- Bewegungsmangel und Fehlhaltungen: Langes Sitzen und mangelnde Bewegung führen zu einer schlechten Sauerstoffversorgung und Ansammlung von Abbauprodukten in der Muskulatur.
- Überlastung: Wiederholte Belastungen, wie sie bei bestimmten Sportarten oder beruflichen Tätigkeiten vorkommen, können zu Muskelverspannungen führen.
- Psychische Belastungen: Stress und Angst können Muskelverspannungen verursachen, da der Körper in Alarmbereitschaft versetzt wird.
Myalgie: Symptome und Arten von Muskelschmerzen
Myalgie äußert sich durch verschiedene Schmerzarten, die von ziehenden und brennenden bis hin zu krampfartigen Muskelbeschwerden reichen. Diese können sich wie eine Kombination aus Muskelkater und elektrisierenden Empfindungen anfühlen. Betroffene berichten häufig auch von stechenden Schmerzen, die plötzlich auftreten und die Beweglichkeit einschränken können.
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Lokalisierte vs. Diffuse Schmerzen
Muskelschmerzen können entweder lokalisiert oder diffus sein. Lokalisierte Beschwerden sind oft auf bestimmte Muskelgruppen beschränkt, wie Nacken, Rücken, Schultern, Oberschenkel oder Waden. Dies gilt besonders, wenn eine motorische Ursache - wie eine Zerrung, Prellung oder ein Muskelfaserriss - vorliegt. Diffuse Schmerzen hingegen betreffen oft den gesamten Körper und sind schwieriger einzugrenzen.
Begleitsymptome
Zusätzlich zu den Schmerzen können weitere Begleitsymptome wie Muskelschwäche, Muskelsteifheit und Missempfindungen wie Kribbeln auftreten. Diese Symptome sind oft mit Myotonie verbunden, einer erhöhten Muskelspannung, die das Entspannen der Muskeln nach einer Kontraktion erschwert. Diese Begleiterscheinungen können deine Termine im Alltag erheblich beeinträchtigen.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Bei folgenden Symptomen solltest du deinen Arzt aufsuchen: Fieber, schwerwiegende Muskelschwäche, oder plötzliche, unerklärliche Schmerzen. Diese können Anzeichen für ernsthafte gesundheitliche Probleme sein. Besonders dann, wenn die Muskelschmerzen von Schwellungen, Rötungen oder einer erheblichen Funktionseinschränkung begleitet werden, solltest du zu deinem Arzt gehen, um die Beschwerden abklären zu lassen. Bei der Erkrankung könnte es auch zu starken Muskelverspannungen kommen, die als Myogelosen bekannt sind. Diese Verhärtungen sind druckempfindlich und können als Knoten oder Verdickungen in den Muskeln ertastet werden. Eine gezielte Behandlung dieser Triggerpunkte kann helfen, die Muskulatur zu flexibilisieren und Verspannungen zu lösen.
Triggerpunkte: Ursachen und Behandlung
Triggerpunkte, auch Myogelosen genannt, sind kleine Knötchen in der Muskulatur oder den Faszien in einem krampfähnlichen Zustand. Sie sind schmerzempfindlich auf Druck und Zug und können den Schmerz auch in entferntere Bereiche des Körpers übertragen. Sie entstehen durch Überbeanspruchungen oder Unterbeanspruchungen der Muskulatur.
Ursachen von Triggerpunkten
Triggerpunkte können durch verschiedene Faktoren entstehen, darunter:
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- Überbeanspruchung: Lange, monotone Bewegungsabläufe, wie sie bei bestimmten Berufen oder Sportarten vorkommen, können zu einer Überlastung der Muskulatur führen.
- Unterbeanspruchung: Langes Sitzen am Schreibtisch und wenig Bewegung können dazu führen, dass Muskeln über Stunden hinweg in einem gedehnten oder verkürzten Zustand gehalten werden.
- Äußere Kräfte: Schläge oder ruckartige Überdehnungen von Muskelsträngen können ebenfalls Triggerpunkte verursachen.
- Indirekte Ursachen: Primäre Triggerpunkte entstehen meist durch eine Überlastung der Muskulatur und können weitere Triggerpunkte in anderen Muskeln auslösen.
Symptome von Triggerpunkten
Triggerpunkte haben alle acht gleiche Grundsymptomatiken:
- Local-Twitch Response: Beim Massieren der schmerzenden muskulären Stelle kommt es zu einem "Zucken" des Muskels, dort wo der Triggerpunkt vermutet wird.
- Referred Pain: Bei einer Schmerzprovokation am Triggerpunkt selbst z.B. durch drücken können Beschwerden in einem anderen Bereich des Körpers ausgelöst werden.
- Lokale Übersäuerung: Ein niedriger pH-Wert entspricht einer leicht sauren Lösung im Gewebe, welche dann die Muskelnozirezeptoren reizt und Schmerzen auslöst.
- Entzündungen: Der amerikanische Forscher Jay Shah konnte an den Triggerpunkten ein erhöhte Konzentration an entzündungsbeteiligten Neuropeptiden nachweisen.
- Primäre oder latente Schmerzen: Triggerpunkte verursachen Schmerzen entweder dauerhaft (primär) und/oder bei Druck- oder Zugbelastung (latent). Meist werden sie als dumpf, ziehend, bohrend oder stechend beschrieben.
- Muskelschwäche: Der betroffene Muskel zeigt eine überhöhte Reaktivität d.h. der Anspannungsgrad des Muskels ist bei Aktivität zu hoch. Im Gegensatz dazu verzögert sich die Entspannung. Diese Kombination führt zu einer schnellen Ermüdung und der Muskel fühlt sich schwach und ausgelaugt an.
- Muskelverhärtungen (Hartspann): Die Muskulatur in der Umgebung des Triggerpunktes ist verhärtet.
- Triggerpunktketten: Bestehen bereits seit längerem myofasziale (Muskulatur, Bänder und Faszien) Probleme, die nicht behandelt werden, kann es zu sogenannten Triggerpunktketten kommen. Diese liegen dann in derselben kinetischen Kette, sie sind also über Gelenke miteinander verbunden und können sich somit gegenseitig beeinflussen.
Behandlung von Triggerpunkten
Die Behandlung von Triggerpunkten zielt darauf ab, die Muskelverhärtungen zu lösen und die Schmerzen zu lindern. Folgende Methoden können angewendet werden:
- Lokale Kompression: Der Physiotherapeut übt mit dem Daumen oder einem Massagegerät vorsichtig Druck auf den Triggerpunkt aus.
- Selbstbehandlung: Mit einem Tennisball können Triggerpunkte selbst behandelt werden, indem der Ball zwischen Rücken und Wand eingeklemmt und die betroffene Stelle massiert wird.
- Manuelle Therapie: Löst die Verspannung und fördert die Beweglichkeit.
- Bewegungstherapie: Stärkt die Muskulatur und dehnt die betroffenen Areale.
- Stoßwellentherapie: Fokussierte Stoßwellen können tiefsitzende Triggerpunkte effektiv beseitigen.
Weitere Ursachen von Muskelschmerzen
Neben Muskelverspannungen und Triggerpunkten gibt es weitere Ursachen für Muskelschmerzen, darunter:
- Muskelkater: Tritt nach ungewohnter körperlicher Anstrengung auf und ist in der Regel harmlos.
- Muskelrisse und Zerrungen: Eine plötzliche Bewegung oder Überdehnung kann Risse oder Zerrungen und andere Muskelverletzungen hervorrufen, die in akuten Muskelbeschwerden und/oder Entzündungen resultieren könnten.
- Prellungen: Ein Sturz kann Blutgefäße in deinem Muskelgewebe reißen lassen, sodass es zu Prellungen, schmerzhaften Muskelentzündungen sowie Schwellungen kommen kann.
- Autoimmunerkrankungen: Erkrankungen wie bspw. Rheuma können systemische Muskelschmerzen des Körpers durch entzündliche Prozesse begünstigen, bei denen das Immunsystem körpereigenes Gewebe angreift.
- Virusinfektionen: Krankheiten, wie Grippe / Covid-19, können Muskelschmerzen auslösen, da sie systemische Entzündungen durch die Aktivierung deines Immunsystems hervorrufen.
- Bakterielle Krankheiten: Bakterien können ebenfalls ein Auslöser für Muskelschmerzen sein. Erkrankungen wie die Lyme-Borreliose, die durch Zeckenbisse übertragen wird, sowie Streptokokkeninfektionen sind bekannte Beispiele.
- Nebenwirkungen von Statinen: Wenn du Statine einnimmst, können Muskelbeschwerden als Nebenwirkung auftreten, da sie möglicherweise die Funktion deiner Muskelzellen beeinträchtigen.
- Induktion von Myopathien: Bestimmte Medikamente und Impfstoffe können entzündliche Myopathien verursachen, die bei dir Muskelschmerzen hervorrufen können.
- Nährstoffmangel: Ein Mangel an wichtigen Nährstoffen wie Magnesium und Vitamin D kann deine Muskelkontraktion und -entspannung beeinträchtigen, was in Krämpfen sowie chronischen Muskelschmerzen resultieren kann.
Diagnostik von Muskelschmerzen
Der erste Schritt zur Diagnose von krankhaften Muskelschmerzen beginnt mit einer sorgfältigen Anamnese und klinischen Untersuchung. Versuche, die genaue Schmerzlokalisation anzugeben und zu beschreiben, wie sich der Schmerz anfühlt. Dies hilft deinem Arzt, ein klareres Bild von den Beschwerden zu bekommen. Ferner versucht dein Arzt festzustellen, wie beweglich du bist, oder ob sich der Schmerz verschlimmert. Um eine präzise Diagnose zu stellen, können moderne Labor- und Bildgebungsverfahren eingesetzt werden. MRTs (Magnetresonanztomographien) bieten detaillierte Einblicke in die Muskulatur und können helfen, strukturelle Anomalien zu identifizieren. Zusätzlich können Muskelbiopsien durchgeführt werden, um spezifische Muskelerkrankungen auszuschließen oder zu bestätigen. Spezielle Entzündungsmarker können mittels Laboruntersuchungen bestimmt werden, damit dein Arzt die Intensität von Entzündungen in deinem Körper bestimmen kann. Eine erhöhte Aktivität dieser Marker gibt einen weiteren Hinweis darauf, dass du von Myalgie betroffen sein könntest. Es ist wichtig, Myalgie von nicht-pathologischen Muskelschmerzen, wie Muskelkater, zu unterscheiden. Muskelkater tritt häufig nach ungewohnter körperlicher Anstrengung auf, jedoch sind diese vorübergehenden Muskelschmerzen in der Regel harmlos. Eine Muskelerkrankung hingegen bedarf einer genaueren, medizinischen Untersuchung. Wenn du dir unsicher bist, ob deine Muskelschmerzen normal sind oder Erkrankungen damit in Verbindung stehen, zögere nicht, ärztlichen Rat einzuholen.
Behandlung von Muskelschmerzen
Die Behandlung von Muskelschmerzen hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Akute Schmerzen können durch Ruhe, Physiotherapie, Kälte- oder Wärmeanwendungen und Schmerzmittel gelindert werden. Physiotherapie, Dehnübungen sowie Techniken wie Osteopressur und Faszien-Rollmassagen können muskuläre Spannungen reduzieren und die Beweglichkeit verbessern.
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Medikamentöse Behandlung
Bei bestimmten Erkrankungen, wie dem Stiff-Person-Syndrom (SPS), spielt die medikamentöse Behandlung eine entscheidende Rolle. Muskelrelaxantien werden häufig eingesetzt, um die Muskelsteifheit und Spasmen zu reduzieren. Schmerzmittel, wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs), können ebenfalls zur Schmerzkontrolle beitragen. In einigen Fällen kommen Immunsuppressiva zum Einsatz, insbesondere wenn autoimmunbedingte Mechanismen vermutet werden.
Weitere Behandlungsansätze
- Physiotherapie und Rehabilitation: Durch gezielte Übungen und Techniken wird die Muskulatur gestärkt und die Beweglichkeit verbessert.
- Psychologische Unterstützung: Viele Betroffene kämpfen mit Ängsten und Depressionen aufgrund ihrer Symptome. Psychologische Unterstützung kann helfen, diese zu bewältigen.
- Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Magnesium und Vitamin D kann zur Muskelgesundheit beitragen.
Myasthenia Gravis als Ursache für Muskelschwäche
Myasthenia gravis (MG), in Deutschland häufig auch nur Myasthenie genannt, ist eine Autoimmunerkrankung, die Muskelschwäche verursacht. Bei dieser Erkrankung richtet sich das körpereigene Immunsystem gegen Rezeptoren und Enzyme, die für die Kommunikation zwischen Nervenzellen und Muskeln wichtig sind. Die Augen sind bei Myasthenia gravis meist schon im Frühstadium von Symptomen betroffen. Dies kann zu Entzündungen und sogar zur Zerstörung von Gewebe und Organen führen. Das geschieht, da der Körper sogenannte Autoantikörper (AAk) bildet, die eigentlich dazu dienen, Viren oder Bakterien abzuwehren. Im Falle einer Autoimmunerkrankung richten sich diese Antikörper jedoch gegen den eigenen Körper. Bei Myasthenia gravis richten sich die Antikörper gegen Rezeptoren und Enzyme, welche für die Kommunikation zwischen Nervenzellen und Muskeln sehr wichtig sind. Für Autoimmunerkrankungen gilt weiterhin, dass man ihnen weder effektiv vorbeugen noch sie heilen kann.
Symptome und Diagnose von Myasthenia Gravis
Myasthenia gravis führt bei Betroffenen zu einer Störung der Kommunikation zwischen Nerven und Muskeln. Genauer gesagt wird die Reizübertragung gestört, die normalerweise die Muskelspannung aktiviert und aufrechterhält (neuromuskuläre Übertragung). Das führt zu einer sogenannten belastungsabhängigen schweren Muskelschwäche. Diese Bezeichnung wurde gewählt, da die Symptome, zum Beispiel hängende Augenlider bzw.
Die Symptome einer Myasthenia gravis sind sehr unspezifisch, da Muskelschwächen quasi überall auftreten können. Zudem nehmen viele Betroffene es zunächst nicht unbedingt als Anzeichen für eine Krankheit wahr, wenn die Beine nach dem Treppensteigen erschöpft sind. Trotzdem gibt es einige Warnzeichen, bei denen Sie sofort einen Arzt aufsuchen sollten. Eine generalisierte Form der Myasthenie kann alle Skelettmuskeln betreffen. Oft sind es die Muskeln in Armen und Beinen, sowie die Muskeln, die für Sprechen und Schlucken verantwortlich sind. Dadurch kann es zu Schwierigkeiten bei alltäglichen Aktivitäten kommen. Zum Beispiel beim Ausziehen von Kleidung über dem Kopf, sowie beim Einräumen von Geschirr in hoch hängende Küchenschränke.
Die Diagnose der Myasthenia gravis kann umso zielführender ablaufen, je besser Patientinnen und Patienten und deren Angehörige wissen, was sie bei einem Arzttermin erwartet. Insbesondere auf bestimmte Fragen in der Anamnese kann man sich gezielt vorbereiten, woraufhin die Ärztinnen und Ärzte besser abwägen können, welche anschließenden Untersuchungen notwendig sind.
Behandlung von Myasthenia Gravis
Dank der heutigen Behandlungsmöglichkeiten ist der Verlauf der Erkrankung in der Regel günstig und führt nicht mehr zu einer Verkürzung der Lebenserwartung. Die meisten Patientinnen und Patienten können trotz Einschränkungen ihrer körperlichen Belastbarkeit ein weitgehend normales Leben führen und ihren Beruf ausüben. Es gibt jedoch keine Möglichkeit, die Muskelkraft vollständig wiederherzustellen. Alle Patientinnen und Patienten müssen ihre individuellen Belastungsgrenzen herausfinden. Es besteht die Hoffnung, dass zukünftige Forschung noch bessere Behandlungsmöglichkeiten hervorbringt.
Beckenverwringung als Ursache für Muskelschmerzen
Bei dieser Erkrankung ist das Becken durch Verspannungen des mächtigen Lenden-Darmbeinmuskels (Musculus iliopsoas) in sich verdreht. Das kann schmerzhafte Auswirkungen auf Beine, Rücken und Schulter haben, sogar zu Kopf- und Nackenschmerzen oder indirekt zu Schwindel führen. Die Erkrankung tritt in allen Altersgruppen auf.
Ursachen und Symptome der Beckenverwringung
Der Iliopsoas vereint zwei kräftige Skelettmuskeln des Menschen: Der große Lendenmuskel (Psoas) entspringt am zwölften Brustwirbel und an der Lendenwirbelsäule. Als Hüftbeuger ist der Iliopsoas mitverantwortlich für die Beweglichkeit der Beine und unsere Stabilität beim Stehen und Gehen. Manche bezeichnen diesen wichtigen Muskel auch als Seelenmuskel, denn durch die Ausschüttung von Stresshormonen steigt nicht selten gerade hier in der Körpermitte der Muskeltonus. Es entstehen sogenannte myofasziale Verspannungen. Als häufiges Muster bildet sich eine Verspannung des Iliopsoas links und von Rückenmuskeln und Adduktoren rechts aus. Die Folge ist eine Verdrehung des Beckens, durch die ein Bein muskulär höher gezogen wird - so kommt es zu einer sogenannten funktionellen Beinlängendifferenz.
Die Verwringung der Becken-Lendengegend und die funktionelle Beinlängendifferenz können sich auf die Spannung der gesamten Wirbelsäule und alle von dort aus über Nervenbahnen angebundenen Organe und Regionen auswirken. Erwachsene leiden meist unter Schmerzen in Rücken, Nacken oder Leiste. Morgens oder nach längerem Sitzen können Anlaufschmerzen auftreten, die sich durch Bewegung und Wärme verlieren. Langes Sitzen, häufiges Nach-vorn-Neigen oder Bücken und schweres Heben verschlimmern die Symptome.
Diagnose und Behandlung der Beckenverwringung
Dann ist eine ausführliche körperliche Untersuchung und Funktionsprüfung nötig - ein Grund, warum die Beckenverwringung häufig unentdeckt bleibt, denn so eine Untersuchung kostet Zeit. Die genaue Betrachtung von drei Beckenpunktpaaren erlaubt dem Arzt Aussagen über Beckenstatik und Beinlängen. Bei hüftbreitem Stand des Patienten werden Beckenhöhen und Symmetrie begutachtet. Bei Dysbalancen wie einer Beckenverwringung sind die Taillendreiecke ungleich, oft findet sich eine rechtsseitige Verdrehung der Wirbelsäule mit Beckentiefstand rechts. Beim Funktionstest prüft der Arzt dann, wie sich die Punktpaare beim Vorbeugen verhalten. In Rückenlage kann ein weiterer Beinlängenvergleich erfolgen, auch mit Aufrichtung aus der Rückenlage in den Sitz bei gestreckten Beinen (Derbolowsky-Test). Weitere Funktions- und Reflextests können je nach Schmerzlokalisation angezeigt sein, um andere Fehlfunktionen, Wirbelblockaden oder Nervenläsionen auszuschließen.
Die Behandlung der Beckenverwringung muss ganzheitlich erfolgen. Um die Verspannungen und Fehlfunktionen nachhaltig zu beseitigen, sollte zunächst ihre eigentliche Ursache eingegrenzt und - wenn möglich - behoben werden. Denn andauernde körperliche Über- oder Fehlbelastung kann bewirken, dass sich die Beckenverwringung nicht vollständig löst oder immer wieder zurückkehrt und zu chronischen Schmerzen führt. Zum Lockern der verspannten Muskeln rund um das Becken bewähren sich tägliche Dehn- und Entspannungsübungen zu Hause, kombiniert mit mehrmals wöchentlichen Bewegungsübungen und Manueller Therapie.
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