Muskelkater nach einem Krampf: Behandlung und was wirklich hilft

Muskelkrämpfe sind ein weit verbreitetes Phänomen, das viele Menschen betrifft. Sie können plötzlich auftreten und mit intensiven Schmerzen verbunden sein. Oftmals verspüren Betroffene auch nach dem eigentlichen Krampf noch Schmerzen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Muskelkrämpfen, die Unterschiede zu anderen Beschwerden, sowie effektive Behandlungs- und Präventionsstrategien.

Was sind Muskelkrämpfe?

Muskelkrämpfe sind unwillkürliche, schmerzhafte Kontraktionen eines Muskels oder einer Muskelgruppe. Sie treten plötzlich auf und können von wenigen Sekunden bis zu mehreren Minuten dauern. Häufig sind die Waden betroffen, aber auch andere Muskeln können verkrampfen.

Ursachen von Muskelkrämpfen

Die Ursachen von Muskelkrämpfen sind vielfältig. Moderne Forschung nennt Auslöser wie eine neuromuskuläre Übererregbarkeit, wenn Sie den Muskel stark belastet haben, oder Flüssigkeits- und Elektrolytstörungen - vor allem, wenn Sie viel geschwitzt und Natrium und Kalium verloren haben. Auch Medikamente wie Diuretika, Statine und bestimmte Blutdruck- oder Asthmamittel können Krämpfe fördern.

  • Neuromuskuläre Übererregbarkeit: Hochfrequente Entladungsserien der motorischen Einheiten mit etwa 50 und 150 Hz können zu Muskelkrämpfen führen. Dies ist Ausdruck einer neurogenen Übererregbarkeit.
  • Dehydration und Elektrolytverlust: Insbesondere bei körperlicher Anstrengung unter warmen und feuchten Bedingungen kann es durch Dehydration und Elektrolytverlust zu Muskelkrämpfen kommen.
  • Medikamente: Zahlreiche Medikamente können das Auftreten von Muskelkrämpfen begünstigen. Am häufigsten scheint diese Problematik unter Diuretika, Statinen und unter inhalativen Beta-2-Sympathomimetika aufzutreten.
  • Erkrankungen: Symptomatische Muskelkrämpfe können beispielsweise im Rahmen körperlicher Anstrengung oder einer Schwangerschaft auftreten. Zahlreiche internistische Erkrankungen wie Schilddrüsenfunktionsstörung, Diabetes mellitus, Hämodialyse, Leberzirrhose begünstigen das Auftreten von Muskelkrämpfen.
  • Alter: Mit zunehmendem Alter steigt die Frequenz von Muskelkrämpfen. Je nach Studie liegt die Häufigkeit ab dem 60. Lebensjahr bei etwa 30-50 %, Frauen sind eher betroffen als Männer.

Symptome und Diagnose

Üblicherweise handelt es sich um einen starken Schmerz, der meist im Bereich der Wade oder des Fußgewölbes lokalisiert ist. Der Schmerz hält für wenige Sekunden bis maximal 10 Minuten an. Auch nach dem Krampf kann ein Schmerz noch persistieren. Häufig kommt es zu Schlafstörungen.

Die Anamnese von Patienten mit Muskelkrämpfen ist für die Diagnose entscheidend. Wichtige Differenzialdiagnosen lassen sich bereits im Gespräch gut differenzieren.

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Differenzialdiagnostisch sollte an ein - anamnestisch gut abgrenzbares - Restless-legs-Syndrom (RLS) gedacht werden. Die Patienten beschreiben einen Bewegungsdrang meist der Beine. Dieser ist häufig assoziiert mit unangenehmen Missempfindungen wie beispielsweise Kribbeln oder Brennen. Die Beschwerden treten häufig in Ruhephasen auf und bessern sich durch Herumlaufen und durch körperliche Aktivität. Der Schlaf kann ebenso beeinträchtigt sein. Schmerzen sind beim RLS nachrangig und die Beschwerden bessern sich im Gegensatz zu den Muskelkrämpfen durch Bewegung.

Behandlung von Muskelkrämpfen

Die Behandlung von Muskelkrämpfen lässt sich in nichtmedikamentöse und medikamentöse Maßnahmen unterteilen.

Nichtmedikamentöse Behandlungen

Nichtmedikamentöse Therapien werden sowohl in der Prävention als auch in der Akuttherapie angewandt.

  • Dehnübungen: Der Patient sollte über die Sinnhaftigkeit regelmäßiger Dehnübungen der betroffenen Muskulatur informiert werden. Hierdurch kann er effektiv die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Muskelkrämpfen reduzieren. Regelmäßige Dehnübungen sollten mehrmals am Tag für circa 30 Sekunden durchgeführt werden. Die Übungen sollten 3-mal wiederholt und zwischen den Durchgängen Pausen von wenigen Sekunden eingehalten werden.
  • Akutbehandlung: In der Akutbehandlung kann der Muskelkrampf durch Anspannung der antagonistischen Muskulatur über die einsetzende reziproke antagonistische Hemmung beendet werden. Eine kräftige Dehnung des betroffenen Muskels kann ebenfalls zur Unterbrechung des Krampfes führen (sogenannte autogene Hemmung durch Golgi-Sehnenrezeptoren).
  • Massage: Auch eine sanfte Massage des betroffenen Muskels fördert die Durchblutung und lindert den Nachschmerz.
  • Wärme: Ein warmes Bad, eine Wärmflasche oder ein warmes Kirschkernkissen können den Muskel entspannen. Besonders bei wiederkehrenden nächtlichen Wadenkrämpfen ist Wärme hilfreich.
  • Kälte: Kälte kann die Schmerzen kurzzeitig lindern, aber die Muskulatur auch versteifen.

Medikamentöse Behandlungen

Die medikamentöse Behandlung der Muskelkrämpfe beruht im Wesentlichen auf der Therapie mit Chinin. Gemäß der neurologischen Leitlinie sollte zunächst ein Versuch mit der Gabe von Magnesium aufgrund des günstigen Nebenwirkungsprofils durchgeführt werden - auch wenn die Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist.

  • Magnesium: Je nach Alter und Geschlecht liegt die empfohlene Tageszufuhr für Magnesium gemäß den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung bei 300-400 mg pro Tag. Im Zusammenhang mit der Einnahme von Magnesium kann es zu Durchfällen kommen. Insbesondere bei einer bestehenden Niereninsuffizienz muss die Gefahr einer Hypermagnesiämie beachtet werden. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt eine Tageshöchstdosis von 250 mg, da Magnesium zusätzlich über die Nahrung aufgenommen wird und insofern eine Überdosierung möglich sein kann.

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  • Chinin: Die Gabe von Chinin zur vorbeugenden Behandlung von schmerzhaften Muskelkrämpfen ist etabliert und durch Studien belegt. Insofern wird diese Therapie auch in der aktuellen neurologischen Leitlinie empfohlen. Chininsulfat kann zur Prophylaxe von Muskelkrämpfen verordnet werden, da es zu Veränderungen im Bereich der neuromuskulären Übertragung führt. Es verlängert die Refraktärzeit durch direkte Wirkung auf die Muskelfaser. Es vermindert die Erregbarkeit an der motorischen Endplatte, eine Wirkung ähnlich der von Curare. Außerdem beeinflusst es die Verteilung von Kalzium in der Muskelfaser.

    Die Behandlung mit Chininsulfat beginnt mit 200 mg nach dem Abendessen. Der Behandlungserfolg kann etwa nach 4 Wochen beurteilt werden. Bei Bedarf kann die Dosis auf 400 mg gesteigert werden. Insbesondere zu Beginn der Therapie sollten die Betroffenen die Häufigkeit und die Intensität der Muskelkrämpfe dokumentieren, um die Wirksamkeit besser abschätzen zu können.

    Chininsulfat darf nicht in der Schwangerschaft und der Stillzeit angewendet werden. Es ist bei Bradykardien und Herzrhythmusstörungen kontraindiziert, da es zu einer Verlängerung der QT-Zeit kommen kann. Auch sollten regelmäßige Kontrollen der Elektrolyte bei gleichzeitiger Anwendung von Diuretika oder Laxantien erfolgen.

    Zahlreiche Medikamente können die QT-Zeit verändern. Dies ist in der Kombination mit Chininsulfat zu berücksichtigen, da es seinerseits zu einer Verlängerung des QT-Intervalls führen kann. Patienten mit vorbestehendem QTc-Intervall > 500 ms sollten nicht mit Chininsulfat behandelt werden.

Muskelkater nach einem Krampf

Muskelkrämpfe sind ein weit verbreitetes Phänomen und je nach Stärke können Sie auch nach einem Krampf noch Schmerzen verspüren. Hört auch danach der Schmerz nicht auf, liegt das oft daran, dass Muskelfasern überdehnt und mikroskopisch verletzt wurden. Nach einem Krampf kann der betroffene Muskel druckempfindlich, hart oder kraftlos wirken. Das ist meist harmlos und vergleichbar mit einem Muskelkater. Auch nach einem Krampf können für einige Tage weiterhin Schmerzen auftreten.

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Was tun gegen die Schmerzen nach einem Krampf?

  • Dehnübungen: Dehnübungen gelten als erste Hilfe und können Krämpfe oft sofort lösen.
  • Massage: Auch eine sanfte Massage des betroffenen Muskels fördert die Durchblutung und lindert den Nachschmerz.
  • Wärme: Ein warmes Bad, eine Wärmflasche oder ein warmes Kirschkernkissen können den Muskel entspannen.
  • Ernährung: Rühren Ihre Muskelkrämpfe nicht von einer Erkrankung her, können Sie mit der Ernährungsweise und Ihrem Lifestyle viel zur Behandlung und Vorbeugung von Muskelkrämpfen beitragen. Trinken Sie mindestens zwei Liter Wasser oder ungesüßten Kräutertee pro Tag. Wenn es heiß ist oder Sie Sport treiben, sollten Sie sogar noch etwas mehr trinken. Bei der Ernährung sollten Sie auf Ausgewogenheit achten.

Vorbeugung von Muskelkrämpfen

  • Regelmäßige Bewegung: Sorgen Sie für ausreichend, moderate Bewegung, am besten jeden Tag. Vermeiden Sie allerdings Trainingsspitzen mit einer Überlastung der Muskulatur.
  • Ausreichend Flüssigkeit: Trinken Sie mindestens zwei Liter Wasser oder ungesüßten Kräutertee pro Tag.
  • Ausgewogene Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Mineralstoffen und Vitaminen.
  • Dehnübungen: Regelmäßiges Dehnen der betroffenen Muskeln kann helfen, Krämpfen vorzubeugen.
  • Vermeidung von Risikofaktoren: Meiden Sie Alkohol und Koffein.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Bei anhaltenden, zunehmenden oder mehrmals pro Woche wiederkehrenden Krämpfen sollten Sie die Ursache ärztlich abklären lassen. Denn nicht jeder Krampf ist harmlos, insbesondere wenn zusätzliche Symptome wie Taubheitsgefühle, Muskelschwäche oder Lähmungserscheinungen auftreten. Auch bei ungewöhnlich starken bzw.

Einen Arzt sollten Sie dann kontaktieren, wenn die Muskelkrämpfe gehäuft auftreten, sie länger als ein paar Sekunden anhalten oder wenn sie sich nicht einfach durch Dehnen auflösen lassen. Dann könnten sie ein Anzeichen für eine Stoffwechsel- oder Nervenerkrankung sein.

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