Ein Schlaganfall kann weitreichende gesundheitliche Folgen haben, einschließlich erheblicher Beeinträchtigungen des Sehvermögens. Sehstörungen gehören zu den häufigsten neurologischen Komplikationen nach einem Hirninfarkt. Ein fundiertes Verständnis des Zusammenhangs zwischen Schlaganfall und visuellen Einschränkungen ist entscheidend, um Symptome richtig einzuordnen und geeignete Maßnahmen einzuleiten.
Auswirkungen eines Schlaganfalls auf das Sehvermögen
Ein Schlaganfall, der durch eine Unterbrechung der Blutversorgung in bestimmten Hirnarealen verursacht wird, führt zum Absterben von Nervenzellen. Da der Sehvorgang auf komplexen neuronalen Netzwerken basiert, können bereits kleinere Durchblutungsstörungen in verschiedenen Bereichen des Gehirns zu Funktionsausfällen im visuellen System führen. Die Signalübertragung vom Auge bis zum visuellen Kortex verläuft über hochspezialisierte Nervenbahnen. Werden diese Strukturen durch einen Schlaganfall geschädigt, kann es zu ganz unterschiedlichen Ausprägungen von Sehstörungen kommen.
Das primäre visuelle Zentrum befindet sich im Okzipitallappen (Hinterhauptslappen) des Gehirns. Hier erfolgt die zentrale Verarbeitung und Integration der von den Augen aufgenommenen Informationen zu einem kohärenten Gesamtbild. Weitere beteiligte Strukturen, darunter der Thalamus sowie Areale im Parietal- und Temporallappen, übernehmen Aufgaben wie die Koordination der Augenbewegungen, die Tiefenwahrnehmung und die Orientierung im Raum.
Sehstörungen können zu den ersten Anzeichen eines Schlaganfalls gehören und sollten keinesfalls unterschätzt werden. Ihr plötzliches Auftreten weist oft auf eine akute Durchblutungsstörung im Gehirn hin und erfordert sofortige medizinische Abklärung.
Arten von Sehstörungen nach einem Schlaganfall
Im Zusammenhang mit einem Schlaganfall können verschiedene Arten von Sehstörungen auftreten. Zum Beispiel kann das Auge beziehungsweise die Sehbahn direkt betroffen sein, weil sie nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden. In diesem Fall kann es zur Erblindung auf einem Auge kommen. Zum anderen kann eine Region im Gehirn betroffenen sein, in der die Informationen des Auges verarbeitet werden. Das Auge selbst ist also intakt, aber die Informationsverarbeitung im Gehirn funktioniert nicht mehr richtig. Die Wahrnehmung ist gestört. Dies ist häufiger der Fall als eine Erblindung.
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Gesichtsfeldausfälle (Hemianopsie)
Gesichtsfeldausfälle gelten als besonders häufige und alltagsrelevante Sehstörung nach einem Hirninfarkt. Bei einer Hemianopsie fällt die rechte oder linke Hälfte des Gesichtsfelds vollständig aus - und zwar auf beiden Augen gleichzeitig. Diese Form der Sehstörung erschwert zahlreiche Alltagssituationen: Texte lassen sich nur mühsam erfassen, da Zeilenanfänge oder -enden übersehen werden. Auch Hindernisse auf der betroffenen Seite werden häufig zu spät erkannt, was das Risiko für Unfälle erhöht.
Die Einschränkung kann sehr unterschiedlich ausfallen, von kleinen „blinden Flecken“ (sogenannten Skotome), über einen „Tunnelblick“ bis hin zu dem Ausfall einer kompletten Gesichtshälfte - je nach Größe, Ort und Art der Schädigung im Gehirn. Die führt dazu, dass im Alltag Hindernisse übersehen werden und sich Betroffene zum Beispiel oft stoßen. Da es mit einem eingeschränkten Blickfeld schwieriger ist, sich schnell zur orientieren und einen Überblick zu verschaffen, kann es zu entsprechenden Unsicherheiten kommen - vor allem im öffentlichen Raum und im Straßenverkehr. Auch die Lesegeschwindigkeit ist oft verringert, da Satzanfänge oder -enden übersehen werden.
Doppelbilder
Doppelbilder oder ein „verschwommenes“ Sehen können Folgen eines Schlaganfalls sein. Dabei können die Doppelbilder auch zu Schwindel führen.
Herdblick
Der Herdblick kann ein erstes Anzeichen für einen Schlaganfall sein, das häufig nicht als solches wahrgenommen wird. Der Blick „kippt“ zur linken oder zur rechten Seite, der Betroffene kann seine Blickrichtung nicht mehr kontrollieren. In manchen Fällen drehen sich nicht die Augen, sondern der ganze Kopf in eine Richtung.
Visuell-Räumliche Störungen
Durch eine Hirnschädigung kann es sein, dass die Raumachsen nicht mehr richtig wahrgenommen werden können. Das führt dazu, dass Betroffene zum Beispiel Schwierigkeiten haben, geradeaus zu gehen oder ein Fahrrad oder Rollstuhl zu steuern.
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Neglect
Neglect bedeutet, dass eine Raum- und/oder Körperhälfte nicht mehr wahrgenommen wird. Das heißt, dass der Betroffene seine Aufmerksamkeit einer Raum- oder Körperseite nicht mehr zuwenden kann. Es gibt verschiedene Arten des Neglects, der visuelle Neglect tritt am häufigsten auf. Der Unterschied zwischen einen Gesichtsfeldausfall und einem visuellen Neglect ist manchmal schwierig auszumachen, teilweise tritt auch beides zusammen auf. Grundsätzlich ist ein Neglect eine Störung der Aufmerksamkeit auf eine Raumseite, Ein Gesichtsfeldausfall ist eine Störung des Sehens. Bei einem Gesichtsfeldausfall ist dem Betroffenen in der Regel bewusst, dass die Raumhälfte existiert - er sie selbst allerdings nicht wahrnehmen kann. Bei einem visuellen Neglect lenkt der Betroffene seine Aufmerksamkeit nicht spontan auf die betroffene Seite. So bemerken die Betroffene oft selbst nicht, dass etwas „fehlt“.
Fazialisparese (Gesichtslähmung)
Ein Mundwinkel hängt, ein Auge schließt nicht: Das sind typische Symptome für Fazialisparese. Schwillt der Nervus facialis an - etwa durch eine Infektion mit Bakterien oder Viren - kann es schnell zu einer Schädigung des Nervs und Funktionsstörungen kommen, die sich dann im Gesicht in Form einer Gesichtslähmung spiegeln. Der medizinische Begriff für diese Gesichtslähmung ist Fazialisparese. Der Nervus facialis ist eigentlich ein Nervenpaar - je ein Strang für die linke und rechte Hälfte des Gesichts. Wie die Äste eines Baums verzweigen sich die Arme des Nervs dann jeweils auf einer Gesichtshälfte.
Am bekanntesten ist die Fazialisparese als Symptom für einen Schlaganfall im Gehirn. Aber: Es gibt auch andere Ursachen. Die Fazialislähmung kann zum Beispiel auch durch Krankheiten, Infektionen oder Verletzungen hervorgerufen werden. Die Namen beziehen sich auf die Lage des auslösenden Problems. Peripher bedeutet "am Rand gelegen" und meint in diesem Zusammenhang den Gesichtsnerv, der vom Gehirn bis ins Gesicht führt. Die periphere Fazialisparese ist mit rund 60 Prozent der Fälle die häufigere Form. Ursache für die Schädigung des Gesichtsnervs oder einen Teil des Nervs kann dabei ein Unfall oder eine Schwellung aufgrund einer Infektion mit Bakterien oder Viren sein. Auch am Gesichtsnerv liegende Tumore oder eine Mittelohrentzündung können periphere Fazialisparesen auslösen.
Die Faszialislähmung tritt meist im mittleren Lebensalter auf. Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen. Ein bekannter Risikofaktor für die Entwicklung der Gesichtslähmung ist Diabetes: Schlecht eingestellte Zuckerwerte schädigen generell die Nerven und können auch den Gesichtsnerv betreffen. Ein höheres Risiko für eine Fazialisparese haben auch Schwangere, wobei hier die Ursache unbekannt ist. Letztlich können auch psychische Faktoren wie extremer Stress oder banale Umgebungsfaktoren - wie Zugluft im Gesicht - eine Entzündung des Nervus facialis auslösen: Gesichtslähmungen treten statistisch häufiger nach Wetterumschwüngen auf. Die Beschwerden treten in der Regel innerhalb von wenigen Stunden auf und erreichen nach ein bis zwei Tagen ihren Höhepunkt.
Die Diagnose der Fazialisparese ist vor allem Ursachenforschung. Mithilfe einer Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) untersucht der Arzt oder die Ärztin, ob der Auslöser im Gehirn liegt. Im nächsten Schritt wird Blut abgenommen oder eine Lumbalpunktion zur Gewinnung von Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit durchgeführt. Auch eine Mittelohrentzündung kann den Nervus facialis in Mitleidenschaft ziehen, daher kann für die Diagnose eine Zusammenarbeit zwischen HNO-Arzt und Neurologen sehr hilfreich sein. In vielen Fällen ist aber keine direkte Ursache der Fazialisparese bekannt. Dann wird meist für einen Zeitraum von 14 Tagen mit Kortison behandelt, das generell Entzündungen im Körper bekämpft. Mittels Infusionen verabreichen Arzt oder Ärztin auch manchmal durchblutungsfördernde Medikamente. Bei Vitamin-B12-Mangel wird mit Präparaten aus dem Vitamin-B-Komplex behandelt. Hierbei werden insbesondere Vitamin B12 aber auch Vitamin B6 und B1 eingesetzt.
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Da bei den meisten Patienten und Patientinnen mit peripherer Fazialisparese eine Schädigung der Lidschluss-Funktion besteht, muss das Auge besonders gepflegt werden, damit sich die Hornhaut nicht entzündet. Das geschieht mit künstlicher Tränenflüssigkeit und Augensalbe. Nachts tragen Patienten einen sogenannten Uhrglasverband (eine Art durchsichtige Augenklappe im Pflasterformat), um vor Austrocknung zu schützen.
Bei etwa 80 Prozent der Betroffenen verschwinden die Symptome einer Gesichtslähmung nach wenigen Wochen wieder vollständig. In manchen Fällen bleiben Restsymptome durch die Schädigung. Dazu gehören unwillkürliche Zuckungen der mimischen Muskulatur oder unbeabsichtigte Mitbewegungen der Mimik - zum Beispiel wenn der Mund gespitzt wird, schließt sich auch das Augenlid. Solche Synkinesien kann man mit Botulinum-Toxin behandeln, das in die entsprechende Muskulatur gespritzt wird, um die unwillkürlichen Bewegungen zu verhindern. In wenigen Fällen hat eine Fazialisparese Langzeitfolgen. Ist die Gesichtslähmung chronisch (dauerhafte Schädigung der Nerven) und beispielsweise der Lidschluss des Auges eines Patienten gestört, gibt es die Möglichkeit der Therapie mit rekonstruktiver, plastischer Operation. Ein offenstehendes Unterlid kann beispielsweise mit einer besonderen Operationstechnik (Canthoplastik) behandelt werden. Eine entsprechende OP am Oberlid, bei der das Sichtfeld korrigiert wird, heißt Blepharoplastik.
Augeninfarkt (Verschluss der zentralen Netzhautarterie)
Am 29. Oktober 2021 ist Weltschlaganfalltag. Nicht nur das Gehirn kann einen Infarkt erleiden - auch das Auge kann von einem akuten Verschluss der Blutzufuhr betroffen sein. Der Augeninfarkt zeichnet sich durch eine plötzliche, schmerzlose Sehverschlechterung innerhalb von Sekunden aus. Unbehandelt führt er in rund 95 % der Fälle zu einem schweren und dauerhaften Sehverlust im betroffenen Auge. Der Grund ist ein Gerinnsel in den Blutgefäßen, welche die Netzhaut versorgen. Sind die Gefäße verstopft, ist die Sauerstoffzufuhr behindert und das Gewebe stirbt ab. Je schneller das Blut wieder ungehindert fließt, umso besser die Prognose.
Der Verschluss der zentralen Netzhautarterie ist durch einen plötzlichen schmerzlosen Sehverlust auf einem Auge gekennzeichnet. Die Häufigkeit liegt bei 1-10/100.000 mit einem Durchschnittsalter von 60-65 Jahren. Über 90 Prozent der Fälle treten bei den über 40-Jährigen auf. Es liegen häufig dieselben Risikofaktoren vor, die häufig mit Schlaganfällen in Verbindung gebracht werden: Bluthochdruck, Hyperlipidämie, Diabetes, hoher Cholesterinspiegel sowie Verengung der Halsschlagader und Tabakkonsum. Viele Mediziner sehen einen Verschluss der zentralen Netzhautarterie als Unterform eines Schlaganfalls an. Eine weitere häufige Ätiologie ist die kardioembolische Erkrankung, die bei unter 40-Jährigen und bei Personen mit einer Vorgeschichte von Vorhofflimmern oder Herzklappenerkrankungen wahrscheinlicher ist.
Der akute schmerzlose Sehkraftverlust ist ein Notfall, der zu einer sofortigen augenärztlichen Vorstellung führen muss. Bis zu vier Stunden nach dem Ereignis kann eine Infusionstherapie zur Auflösung eines Blutgerinnsels erfolgreich sein. Schnelles Handeln ist wichtig.
Das häufigste Symptom ist ein Sehverlust oder verschwommenes Sehen auf einem Auge oder auf einem Teil davon. Es kann plötzlich auftreten oder sich über mehrere Stunden oder Tage verschlimmern. Sie können sogenannte Floater bemerken. Dies sind dunkle Flecken, Linien oder Schnörkel in Ihrem Sehvermögen. Häufig wird eine sogenannte Fluorescein-Angiographie durchgeführt. Gelber Farbstoff (Fluorescein genannt) wird in eine Armvene injiziert. Der Farbstoff wandert durch Ihre Blutgefäße. Eine spezielle Kamera macht Fotos von Ihrer Netzhaut, während der Farbstoff durch die Gefäße wandert. Eine Blutentnahme gibt Hinweise auf mögliche Ursachen für ein Gerinnungsproblem. Ein Langzeit-EKG und eine Langzeit-Blutdruckmessung geben Hinweise auf Risikofaktoren, die im Zusammenhang mit einem Zentralvenenverschluß stehen. Eine optische Kohärenztomographie (OCT) kann anzeigen, ob bereits eine Flüssigkeitsansammlung in der Stelle des schärfsten Sehens eingetreten ist.
Das Hauptziel der Behandlung ist es, Ihre Sehkraft stabil zu halten. In einigen Fällen kann aber auch eine signifikante Sehstärkenverbesserung erzielt werden. Dies geschieht in der Regel durch die Abdichtung von undichten Blutgefäßen in der Netzhaut. Dies kann durch die bereits erwähnten medikamentösen Injektionen in das Auge, den so genannten „Anti-VEGF-Injektionen“, behandeln werden. Das Medikament kann dazu beitragen, die Schwellung der Makula zu reduzieren. Wenn der Verschluss sehr schwerwiegend ist, muss gelegentlich eine Laseroperation durchgeführt werden. Dies wird panretinale Photokoagulation genannt. Ein Laser wird eingesetzt, um winzige Verbrennungen an Bereichen der Netzhautunterlage vorzunehmen. Während des stationären Aufenthaltes werden in der Regel durchblutungsfördernde Infusionen gegeben. In manchen Fällen wird auch ein Aderlass durchgeführt.
Nach der Behandlung dauert es in der Regel einige Monate, bis Sie eine Verbesserung Ihrer Sehkraft feststellen. Die meisten Menschen sehen zwar eine gewisse Verbesserung ihrer Sehkraft, aber bei einigen Menschen wird es keine Verbesserung geben.
Ein Forschungsteam um PD Dr. Sven Poli vom Hertie-Institut für klinische Hirnforschung und dem Universitätsklinikum Tübingen und Prof. Dr. Martin Spitzer von der Universitäts-Augenklinik Hamburg-Eppendorf untersucht nun, inwieweit ein Medikament das Gerinnsel auflösen und dadurch die Zerstörung der Netzhaut aufhalten kann. Rund 400 Patientinnen und Patienten sollen deutschlandweit im Rahmen der Studie behandelt werden. „Beim Augeninfarkt gilt: ‘Zeit ist Netzhaut‘. Bereits innerhalb von vier Stunden nachdem der Blutfluss unterbrochen ist, treten irreversible Schäden am Auge auf“, erklärt Studienleiter und Neurologe Poli. Trotz einer Vielzahl von verbreiteten Standardbehandlungen gibt es bislang keine nachweislich wirksame Therapie, die die Krankheitsursache behandelt - anders als beim ischämischen Schlaganfall, bei dem das Medikament Alteplase mittlerweile routinemäßig und erfolgreich zur Auflösung des Blutgerinnsels eingesetzt wird. „Es ist daher ein naheliegender Therapieansatz, das gleiche Arzneimittel beim Augeninfarkt einzusetzen“, so Poli. Ob es wirkt - und wie gut - untersuchen die Tübinger Neurologinnen und Neurologen nun gemeinsam mit Hamburger Augenärztinnen und Augenärzten in der klinischen Studie REVISION. Bundesweit beteiligen sich aktuell 22 Kliniken an der Studie. Das Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim stellt das Medikament und das Placebo zur Verfügung.
Ein Augeninfarkt ist ein seltenes Krankheitsbild, weniger als eine Person von 100.000 Einwohnern erkrankt daran. Umso wichtiger ist, dass ihn auch Laien und niedergelassene Medizinerinnen und Mediziner als Notfall erkennen. „Tritt eine Sehverschlechterung innerhalb von Sekunden auf und existiert ein Schatten auf dem kompletten Auge, sollte die betroffene Person unmittelbar in die nächste Augenklinik oder zentrale Notaufnahme gehen - notfalls mit dem Rettungsdienst, selbst dann wenn der Schatten nur von kurzer Dauer ist“, appelliert Poli. Dort kann nach der Diagnose unmittelbar mit einer Behandlung begonnen werden. „Je früher ein Augeninfarkt erkannt und behandelt wird, umso besser die Chancen, dass das Augenlicht erhalten wird.
Ptosis (Herabhängendes Augenlid)
Unter einer Ptosis verstehen wir das vollständige oder auch teilweise Herabhängen eines oder beider Oberlider (Blepharoptosis). Verschiedene Gründe können dazu führen, dass das gesamte Oberlid herabhängt und die Lidspalte verengt. Der Schweregrad der Erkrankung kann von einer leichten Asymmetrie bis zu einer starken Beeinträchtigung des Sehens variieren. Teilweise ist die Sehachse (Pupillenmitte) verlegt oder das Oberlid hängt sogar komplett herab. Die häufigsten Ursachen sind Altersveränderungen mit einer Überdehnung und Erschlaffung der tieferen Lidgewebe (sog. Levator-Aponeurose). Auch das langjährige Tragen von Kontaktlinsen kann ursächlich sein. Angeborene Formen (kongenitale Ptosis) zeigen dagegen eine Schwäche des Lidhebermuskels (Levator).
Bei einer kindlichen Ptosis ist die Entwicklung einer Sehminderung (Amblyopie) auch durch zusätzliches Vorliegen einer Hornhautverkrümmung möglich.
Die Wahl der Operationstechnik hängt stark von der Krankheitsursache und der Funktion des Lidhebermuskels ab. In den meisten Fällen ist eine altersbedingte Erschlaffung der Sehne des Lidhebermuskels ursächlich. Die Behandlung erfolgt dann mit einer Verkürzung des Lidhebermuskels (Levator-Resektion oder -Faltung). Die Hautnaht liegt unauffällig in der Lidfurche.
Ein herabhängendes Oberlid führt zu einer starken Sehbeeinträchtigung. Nach Anheben des Oberlids (Levatorresektion) und Entfernung der überschüssigen Haut (Blepharoplastik) ist das Gesichtsfeld frei. Der Blick wirkt nicht mehr müde.
Eine Ptosis vereint verschiedene Ursachen, die wir unterschiedlich behandeln müssen. Deshalb begutachten wir gewissenhaft Ihr Auge in einer speziellen Untersuchung, um den Grund zweifelsfrei zu erkennen. Bei angeborenen Formen (kongenitale Ptosis) liegt die Ursache meist nicht in der Sehne. Vielmehr ist die Funktion des Lidhebermuskels eingeschränkt. In seltenen Fällen, insbesondere bei muskulär bedingten Ptosen, kann eine maximal mögliche Entfernung der Oberlidhaut (Blepharoplastik) ausreichend sein, um wieder eine freie Sehachse zu haben.
Diagnostik von Sehstörungen nach einem Schlaganfall
Sehprobleme infolge eines Schlaganfalls erfordern eine spezialisierte augenärztliche Diagnostik, da die Ursachen meist nicht am Auge selbst, sondern in der zentralen Verarbeitung liegen. Eine differenzierte Abklärung durch Fachärzte ermöglicht es, Ausmaß und Art der Störung exakt zu erfassen und gezielt therapeutisch anzugehen.
Behandlung und Rehabilitation von Sehstörungen
Können sich Sehstörungen zurückbilden?
Das ist wie bei allen neurologischen Erkrankungen sehr individuell. Eine Erblindung bildet sich nicht zurück, eine Wahrnehmungsstörung kann sich zurückbilden - teilweise oder vollständig, spontan oder durch spezielle Therapien. Je mehr Zeit nach dem Schlaganfall vergangen ist, desto unwahrscheinlicher wird eine spontane Rückbildung der Symptome.
Rehabilitative Therapie
Nach einem schlaganfallbedingten Sehverlust eröffnet die rehabilitative Therapie wichtige Wege zurück in ein selbstbestimmtes Leben. Die Umstellung auf veränderte Sehbedingungen nach einem Schlaganfall ist ein individueller Prozess, der durch neuroplastische Anpassung und gezielte Unterstützung erleichtert werden kann. Viele Betroffene lernen mit der Zeit, visuelle Einschränkungen durch alternative Wahrnehmungsstrategien und die verstärkte Nutzung anderer Sinne auszugleichen - ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Selbstständigkeit im Alltag.
Das Prinzip ist relativ einfach: Die Betroffenen lernen, ihre Umgebung gezielt wahrzunehmen. Das heißt, mit suchenden Augenbewegungen (Sakkaden) wird der Gesichtsfeldausfall zur blinden Seite hin verschoben und die Informationen der blinden Seite können genutzt werden. Es gibt spezialisierte Reha-Einrichtungen, in denen solche Trainingsprogramme angeboten werden. Doch auch am Bildschirm zu Hause können Betroffene mithilfe des Computerprogramms „VISIOcoach“ trainieren. Dabei müssen Suchaufgaben am Bildschirm gelöst werden. „Nach sechs Wochen intensiven Trainings haben unsere Studienteilnehmer deutliche Verbesserungen bemerkt. Danach ist es sinnvoll, ein bis zwei Mal pro Woche zu üben, um die Fähigkeiten zu erhalten“, rät die Expertin. Besonders freut sie sich, wenn Betroffene durch das Training im Alltag wieder besser zurechtkommen. „Manche trauen sich das erste Mal nach Jahren, Fahrrad zu fahren, weil sie sicher sind, ihre Umgebung wieder ausreichend wahrzunehmen.
Hilfsmittel
Individuell angepasste Hilfsmittel erleichtern zusätzlich den Alltag. Dazu zählen vergrößernde Sehhilfen, kontraststeigernde Beleuchtungslösungen oder softwaregestützte Programme zur Förderung der visuellen Wahrnehmung.
Platin-Implantate bei Fazialisparese
Eine Lähmung des Nervus facialis (lat., Gesichtsnerv) ist eine gefährliche Komplikation im Rahmen von verschiedenen Erkrankungen. Meist ist danach der Lidschluss nicht möglich oder eingeschränkt. Häufig wird eine Fazialisparese unterschätzt, da die typischen Spätfolgen nicht sofort ersichtlich sind.
Wir bieten als eines von nur wenigen Zentren die neue Therapie mit Platin-Implantaten an: Zur sicheren Behandlung des inkompletten Lidschlusses nach Fazialisparese. Nach Einnähen eines Platin-Oberlidimplantats ist der Lidschluss wieder komplett. Wichtig: Auch der Blinzelreflex, der für eine ausreichende Befeuchtung des Auges wesentlich ist, funktioniert wieder.
Die Implantation eines Lidgewichts in das Oberlid ist eine effektive Möglichkeit, einen intakten Lidschluss und ein natürliches Blinzeln wieder herzustellen. Diese innovative Behandlung wird nur in wenigen Zentren in Deutschland angeboten. Wir sind auf dieses Behandlungsverfahren spezialisiert und verfügen über langjährige Erfahrung mit Lidimplantaten: Wir setzen ein dünnes Platin-Implantat auf dem Lidknorpel unter der Haut des Oberlids ein. Der Vorteil der neuen Platin-Implantate Der Einsatz von Platin im Vergleich zu anderen Materialien ermöglicht uns dank seines hohen Gewichts eine nur minimale Konturierung des Oberlids mit einem optimalen Ergebnis. Ein weiterer Vorteil des Platin-Implantats: Es besteht aus mehreren Einzelelementen und passt sich so ideal der Rundung des Lidknorpels (Tarsus) an.
Oftmals entwickelt sich aufgrund der Muskellähmung eine Brauenptosis mit einer Gesichtsfeldeinschränkung, was auch kosmetisch auffällig wirkt. Das korrigieren wir durch eine Brauenhebung.
Prävention von Sehstörungen
Ein wirksamer Schutz der Sehkraft beginnt lange vor dem Auftreten neurologischer Ereignisse. Risikofaktoren für Schlaganfälle, wie Bluthochdruck, Diabetes, hoher Cholesterinspiegel und Rauchen, sollten vermieden oder behandelt werden.
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