Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen grundlegend verändern kann. Je schneller und effizienter ein Patient nach einem Schlaganfall behandelt wird, desto mehr Nervenzellen im Gehirn können gerettet werden. Die Nachsorge ist ein entscheidender Faktor für die bestmögliche Rehabilitation und die Vermeidung weiterer Schlaganfälle. Dieser Artikel beleuchtet, welche Ärzte in der Nachsorge eine Rolle spielen und welche Maßnahmen ergriffen werden, um den Patienten auf seinem Weg zurück in ein möglichst normales Leben zu unterstützen.
Akutversorgung und erste Schritte
Bei einem akuten Schlaganfall gilt der Leitsatz „Time is brain“ (Zeit ist Gehirn). Das bedeutet, jede Minute zählt! Sofern ein Schlaganfall-Patient schnelle ärztliche Versorgung bekommt und in speziellen klinischen Schlaganfall-Stationen untergebracht wird, ist das Spektrum an Therapie- und Rehamaßnahmen glücklicherweise sehr groß. Bei der Schlaganfall-Diagnose wird unter anderem mittels bildgebender Verfahren wie CT und MRT in wenigen Minuten die Ursache des Schlaganfalls festgestellt.
Nach einem akuten Schlaganfall versuchen Ärzte zunächst, die Schäden im Gehirn des Patienten möglichst zu minimieren. In vielen Kliniken gibt es spezielle Abteilungen für Schlaganfall-Patienten, sogenannte „Stroke Units“, die auf die multidisziplinäre Behandlung von Schlaganfällen spezialisiert sind. Hat ein Blutgerinnsel den Apoplex ausgelöst, erfolgt - wenn möglich - die sogenannte Thrombolyse oder „Lyse-Therapie“. Dabei werden dem Schlaganfall-Patienten Medikamente verabreicht, die das Blutgerinnsel auflösen sollen. Diese Therapie ist in Einzelfällen bis zu neun Stunden nach dem Auftreten erster Symptome möglich. Als weitere Methode steht die sogenannte Thrombektomie zur Verfügung, wenn größere Blutgefäße im Gehirn verschlossen sind. Hierbei handelt es sich um ein katheterbasiertes Verfahren, bei dem ähnlich wie bei einer Herzkatheteruntersuchung versucht wird, das verschlossene Gefäß wieder zu eröffnen. Hierzu wird der Katheter über die Leistenarterie eingeführt. Wenn möglich, versuchen Ärztinnen und Ärzte, beide Verfahren (Thrombolyse und Thrombektomie) zu kombinieren. Ist der Apoplex Folge einer Hirnblutung, so wird der Patient möglicherweise am offenen Gehirn operiert. In der Regel erfolgt die Überwachung auf der „Stroke Unit“, um den Blutdruck rasch zu senken und Komplikationen früh zu erkennen und zu behandeln. Bewusstlose oder beatmungspflichtige Patienten kommen direkt auf die Intensivstation und werden ganzheitlich überwacht. Blutdruck und Blutzucker des Schlaganfall-Patienten müssen exakt eingestellt werden.
Die Rolle der Rehabilitation
Der Krankenhausaufenthalt nach einem Schlaganfall dauert etwa sieben bis zehn Tage an. Nach diesem Krankenhausaufenthalt sind weiterführende Reha-Maßnahmen sinnvoll. Eine besondere Form der Rehabilitation ist die neurologische Reha. Oberstes Ziel der Frührehabilitation (kurz: Frühreha) nach einem Schlaganfall ist es, die körperlichen Funktionen wiederherzustellen. Besonderes Augenmerk gilt hierbei den Körperfunktionen, die durch den Schlaganfall womöglich geschädigt wurden. Je früher geeignete Therapiemaßnahmen und Übungen umgesetzt werden, desto eher können die Schlaganfall-Symptome behandelt und schwerere Folgeschäden verringert werden. Viele Reha-Maßnahmen werden heute bereits ambulant, aber auch in stationären geriatrischen oder neurologischen Reha-Kliniken angeboten. Seit 2007 haben viele ältere Patienten einen Rechtsanspruch auf eine geriatrische Rehabilitation.
Vor allem in den ersten sechs Monaten nach einem Schlaganfall sollte besonders viel trainiert werden. Je nach Bedarf beziehungsweise dem Ausmaß der verbliebenen Schäden können dabei verschiedene Maßnahmen sowie Therapien zur Anwendung kommen, die ärztlich verordnet werden können. Je nach Bedarf kann Ihnen Ihr Arzt auch geeignete Hilfsmittel verschreiben, die Ihren Alltag unter Umständen erleichtern. Schlaganfall-Patienten müssen auf jeden Fall eine Menge Geduld aufbringen. Viele Betroffene müssen das Gehen und Sprechen wieder neu lernen und das dauert einfach seine Zeit. Wie lange der Reha-Aufenthalt nach einem Schlaganfall dauert, richtet sich nach mehreren Faktoren. Welcher Kostenträger für die Rehabilitation nach einem Schlaganfall zuständig ist, richtet sich nach bestimmten Faktoren im Einzelfall.
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Spezialisten in der Rehabilitation
Ärzte der Neurologie und Neuroradiologie arbeiten Hand in Hand, wenn es um Schlaganfall Patienten geht. Neurologen sind für die medikamentöse Therapie und Nachsorge verantwortlich. In Kliniken für Neurologie arbeiten in Stroke Units beide Abteilungen eng zusammen. Während der Rehabilitation werden die Betroffenen von Krankengymnasten, Sprach- und Ergotherapeuten behandelt. Ziel der Rehabilitation ist es mit bleibenden Beeinträchtigungen zu leben und sich damit im Alltag zurechtzufinden. In den meisten Fällen findet die Schlaganfall Reha stationär in einer darauf spezialisierten Klinik statt. Für leichtere Fälle gibt es ambulante Tageseinrichtungen. Je nach Behinderungsgrad wird eine Reha von 4 bis 6 Wochen empfohlen.
Zuständiger Arzt nach der Reha
Nach einem Reha-Aufenthalt erfolgt die Schlaganfall-Nachsorge primär durch den Neurologen. Gemeinsam mit dem behandelnden Hausarzt wird unter Umständen auch der Lebensstil angepasst. Zum Beispiel wird hierbei die Ernährung umgestellt oder mehr körperliche Aktivität in den Alltag gebracht. Es kann sinnvoll sein, zusätzlich eine neurologische oder kardiologische Facharztpraxis hinzuzuziehen. Das kann bereits aus der Rehabilitation oder durch Ihren Hausarzt veranlasst werden.
Aufgaben des Neurologen
- Überwachung des neurologischen Zustands: Der Neurologe überwacht den neurologischen Zustand des Patienten, um mögliche Verschlechterungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
- Anpassung der Medikation: Der Neurologe passt die Medikation an, um das Risiko eines weiteren Schlaganfalls zu minimieren und Begleiterscheinungen wie Spastiken oder Schmerzen zu behandeln.
- Koordination der Therapie: Der Neurologe koordiniert die verschiedenen Therapien, die der Patient benötigt, wie z.B. Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie.
Aufgaben des Hausarztes
- Allgemeine medizinische Versorgung: Der Hausarzt ist für die allgemeine medizinische Versorgung des Patienten zuständig und behandelt Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder Herzrhythmusstörungen.
- Überwachung der Risikofaktoren: Der Hausarzt überwacht die Risikofaktoren für einen weiteren Schlaganfall, wie z.B. Bluthochdruck, Cholesterinwerte oder Rauchen.
- Ansprechpartner für den Patienten: Der Hausarzt ist der erste Ansprechpartner für den Patienten und seine Angehörigen bei Fragen oder Problemen.
Weitere wichtige Ansprechpartner
Neben dem Neurologen und dem Hausarzt können auch andere Ärzte und Therapeuten in die Nachsorge einbezogen werden:
- Kardiologe: Bei Herzproblemen, insbesondere Vorhofflimmern, ist der Kardiologe ein wichtiger Ansprechpartner.
- Psychologe/Psychotherapeut: Ein Schlaganfall kann erhebliche psychische Belastungen verursachen. Ein Psychologe oder Psychotherapeut kann helfen, diese zu bewältigen.
- Physiotherapeut: Der Physiotherapeut unterstützt den Patienten bei der Wiederherstellung seiner motorischen Fähigkeiten und der Verbesserung seiner Beweglichkeit.
- Ergotherapeut: Der Ergotherapeut hilft dem Patienten,Alltagsaktivitäten wieder selbstständig auszuführen.
- Logopäde: Der Logopäde behandelt Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen.
- Orthopädietechniker: Bei Bedarf kann ein Orthopädietechniker Hilfsmittel wie Orthesen anpassen oder herstellen.
Langfristige Betreuung und Prävention
Das Risiko, nach einem Schlaganfall einen weiteren Apoplex zu erleiden, ist groß. Neben der Rehabilitation steht in der Weiterbehandlung die Vermeidung eines zweiten Schlaganfalls im Vordergrund. Eine besondere Ernährung nach einem Schlaganfall kann eine gute Prävention sein, um einen weiteren Schlaganfall zu verhindern. Mit einer gesunden Ernährung im Alter können Risikofaktoren wie zu hohe Cholesterin- oder Zuckerwerte durchaus in Schach gehalten werden, die als Ursache für einen Schlaganfall gelten können. Orientieren Sie sich an den Grundregeln der „mediterranen Diät“: Eine Mischkost aus viel Obst und Gemüse, Olivenöl, Fisch sowie wenig rotem Fleisch.
Die Sekundärprävention, also die Verhinderung eines weiteren Schlaganfalls, beginnt bereits in der Klinik und wird nach der Entlassung durch die hausärztliche Praxis fortgesetzt. Dabei geht es darum, alle möglichen Risikofaktoren zu untersuchen und bei Bedarf medikamentös einzustellen. Auch notwendige Lebensstiländerungen sollten besprochen werden, also etwa eine Ernährungsumstellung oder ein Bewegungsprogramm. So lässt sich das Schlaganfall-Risiko erheblich senken.
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Anpassung des Lebensstils
- Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Fisch ist wichtig. Auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist ebenfalls zu achten.
- Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität hilft, das Herz-Kreislauf-System zu stärken und das Gewicht zu kontrollieren.
- Rauchverzicht: Rauchen erhöht das Risiko für einen weiteren Schlaganfall erheblich.
- Alkohol: Alkoholkonsum sollte auf ein Minimum reduziert werden.
Unterstützung und Selbsthilfe
Ein Schlaganfall ist für Betroffene und deren Umfeld zunächst häufig ein großer Schock. Der Weg zurück ins normale Alltagsleben kann je nach Schwere des Schlaganfalls ganz unterschiedlich aussehen und alle Beteiligten auf andere Art und Weise herausfordern. Gerade nach einem schweren Schlaganfall kann die Situation sowohl mental als auch körperlich sehr belastend sein. Es ist wichtig, dass Sie füreinander da sind. Halten Sie an allen Erfolgen fest - so klein diese manchmal auch scheinen. Scheuen Sie sich nicht davor, ärztlichen Rat einzuholen und nach weiteren Unterstützungsmöglichkeiten zu suchen. Schlaganfall-Selbsthilfegruppen können eine große Unterstützung sein, um mit den Folgen und Auswirkungen eines Schlaganfalls zu leben. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe ist eine gute Adresse, wenn es darum geht, Kontakt zu Selbsthilfegruppen aufzunehmen.
Schlaganfall-Lotsen
Schlaganfall-Lotsen begleiten Patienten und deren Angehörige durch das erste Jahr nach dem Schlaganfall. Sie beraten und unterstützen, vermitteln notwendige Hilfen und sorgen dafür, dass Patienten gut versorgt sind.
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