Leichter Schlaganfall: Maßnahmen zur Nachsorge und Rehabilitation

Ein Schlaganfall, medizinisch auch Apoplex, Insult oder Stroke genannt, stellt eine lebensbedrohliche Situation dar, die durch eine plötzliche Unterversorgung von Nervenzellen im Gehirn entsteht. Diese Mangelversorgung kann zu verschiedenen Ausfällen führen, darunter Lähmungen einer Körperseite, Sprachstörungen, Sehstörungen, Kopfschmerzen und Gleichgewichtsstörungen. Nach einem Schlaganfall sind in der Regel umfassende Rehabilitationsmaßnahmen erforderlich, die von der Frührehabilitation im Krankenhaus bis hin zu Leistungen zur Teilhabe in verschiedenen Lebensbereichen wie Arbeit, Wohnen und Freizeit reichen.

Ursachen und Risikofaktoren eines Schlaganfalls

Ein Schlaganfall wird entweder durch den Verschluss einer Hirnarterie (ischämisch) oder durch das Reißen einer Hirnarterie (hämorrhagisch) verursacht und stellt einen medizinischen Notfall dar. Ein schneller Therapiebeginn ist entscheidend für den Behandlungserfolg, wobei jede Minute zählt. Dies gilt auch bei transitorischen ischämischen Attacken (TIA), die als Vorboten von Schlaganfällen auftreten können. Bei einer TIA kommt es zu Ausfallerscheinungen, die jedoch oft nach kurzer Zeit wieder verschwinden. Wer dies nicht ernst nimmt, riskiert dauerhafte leichte Hirnschäden.

Die Hauptursachen für Schlaganfälle sind Gefäßerkrankungen der Hirngefäße, Embolien aus dem Herzen oder Aortenbogen sowie Gefäßerkrankungen des Nervensystems. Insbesondere Gefäßerkrankungen spielen eine entscheidende Rolle, da mehr als die Hälfte der Schlaganfälle auf Erkrankungen der Hirn- und Halsgefäße zurückzuführen sind. Die häufigste Gefäßerkrankung ist die Arteriosklerose, bei der es zu Ablagerungen und Gefäßwandverdickungen kommt. Risikofaktoren für die Entstehung einer Arteriosklerose sind unter anderem erhöhter Blutdruck, Rauchen und erhöhtes Cholesterin.

Einige Risikofaktoren können Betroffene nicht beeinflussen, wie Alter, Vererbung und ein bereits erlittener Schlaganfall. Sie können sich jedoch darauf konzentrieren, die beeinflussbaren Risiken zu senken. Wer bereits einen Schlaganfall hatte, wird oft mit Medikamenten behandelt. Bestimmte Schlaganfallrisiken betreffen nur Frauen, wie Bluthochdruck in der Schwangerschaft (Präeklampsie), hormonelle Verhütung, Hormonersatztherapie und Hormonschwankungen. Andere Risiken treten bei Frauen häufiger auf als bei Männern. Auch Dauerstress und hohe Luftverschmutzung erhöhen das Schlaganfallrisiko.

Akutversorgung und Diagnose

Schlaganfälle sollten in einer zertifizierten Stroke Unit eines Krankenhauses behandelt werden. Dort wird das Gehirn mit Hilfe einer Computertomographie (CT) und einer begleitenden Gefäßdarstellung (CT-Angiographie) untersucht, um die Ursache zu finden. Blutgerinnsel werden dann mit Medikamenten aufgelöst und eventuell in einer Operation abgesaugt. Das Blut wird mit Medikamenten verdünnt, um weitere Blutgerinnsel zu verhindern. Hirnblutungen werden mit Medikamenten und Operationen gestoppt, wobei eventuell auch Blut bzw. Blutgerinnsel entfernt werden.

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Bei einem akuten Schlaganfall versuchen Ärzte zunächst, die Schäden im Gehirn des Patienten möglichst zu minimieren. Ist ein Blutgefäß verstopft, versuchen Ärzte, das Gerinnsel aufzulösen und/oder zu entfernen. Das Risiko, nach einem Schlaganfall einen weiteren Apoplex zu erleiden, ist groß. Eine besonders schwerwiegende Komplikation bei einem sehr großen Apoplex ist das Hirnödem.

Rehabilitation nach einem Schlaganfall

Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall beginnt bereits auf der Stroke Unit im Krankenhaus mit der Frührehabilitation. Sie wird dann je nach Bedarf in mehreren Phasen weitergeführt, von der Frührehabilitation über eine neurologische Anschlussrehabilitation bis hin zur beruflichen Rehabilitation und anderen Maßnahmen zur Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen, wie Leistungen zur sozialen Teilhabe. Die Behandlung und Rehabilitation umfasst je nach Bedarf Psychotherapie, Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie, Neuropsychologie sowie orthopädische und andere Hilfsmittel.

Ein großer Teil der Schlaganfall-Patienten absolviert nach der Akutklinik eine Rehabilitation, meistens stationär in einer Rehabilitationsklinik. Für ältere Schlaganfall-Patienten kommen grundsätzlich zwei medizinische Fachrichtungen in Frage: die neurologische und die geriatrische Rehabilitation. Neurologen empfehlen in aller Regel die Rehabilitation in einer neurologischen Fachklinik, da Patienten hier deutlich mehr Therapie-Einheiten erhalten. Es gibt auch ambulante Rehabilitationszentren, die den Vorteil bieten, dass Patienten abends und am Wochenende zu Hause sind und im heimischen Umfeld erproben können, ob das Training mit den Therapeuten sie gut auf die Aktivitäten ihres täglichen Lebens vorbereitet.

Ziele und Ablauf der Rehabilitation

Das Ziel der Rehabilitation ist, verlorengegangene Funktionen so weit wie möglich wiederherzustellen oder - wo das nicht möglich erscheint - mit dem Patienten Kompensationsstrategien einzuüben. Die Ziele sollten sich immer am Lebensalltag des Patienten orientieren. Ein weiteres Ziel der Reha ist es, Patienten bei einer notwendigen Umstellung des Lebensstils zu unterstützen, um einen wiederholten Schlaganfall zu vermeiden.

Nach einer Eingangsuntersuchung und einem Aufnahmegespräch werden Therapieziele formuliert und ein Therapieplan erstellt. Zum Ende der Rehabilitation wird das Behandlungsteam mit dem Patienten bzw. seinem Angehörigen die weitere, ambulante Versorgung besprechen und ggfs. erste Schritte in die Wege leiten.

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Frührehabilitation

Oberstes Ziel der Frührehabilitation nach einem Schlaganfall ist es, die körperlichen Funktionen wiederherzustellen. Besonderes Augenmerk gilt hierbei den Körperfunktionen, die durch den Schlaganfall womöglich geschädigt wurden. Je früher geeignete Therapiemaßnahmen und Übungen umgesetzt werden, desto eher können die Schlaganfall-Symptome behandelt und schwerere Folgeschäden verringert werden. Viele Reha-Maßnahmen werden heute bereits ambulant, aber auch in stationären geriatrischen oder neurologischen Reha-Kliniken angeboten.

Beispiele für rehabilitative Maßnahmen

  • Physiotherapie: Übungen zur Verbesserung der körperlichen Aktivität, wie Gangtraining mit Unterstützung eines Laufbandes, Gleichgewichtsübungen sowie Übungen zur Beweglichkeit, Ausdauer und Kräftigung der betroffenen Muskeln.
  • Ergotherapie: Training motorisch-funktioneller Fähigkeiten, damit alltägliche Aktivitäten wie Körperpflege, Ankleiden und Essen leichter fallen.
  • Neuropsychologie: Erfassung, gezieltes Training und Verbesserung kognitiver Fähigkeiten, z. B. der Aufmerksamkeit, der Gedächtnisleistung oder der räumlichen Wahrnehmung.
  • Logopädie: Wiederherstellung oder Verbesserung von Kommunikationsfähigkeiten, z. B. Training von Sprachverständnis und Sprechfähigkeit.
  • Psychoedukation: Aufklärung über Ursachen, Symptome, Behandlung und Folgen eines Schlaganfalls sowie der Vorbeugung eines Rezidivs.

Spezielle Therapieansätze

  • Arm-Robot-Therapie: Unterstützung der Ansteuerung des Armes und der Hand bei schweren Lähmungen.
  • Aufgabenorientiertes Training (AOT): Verbesserung einzelner Bewegungsabläufe mit konkretem Alltagsbezug.
  • Bobath-Konzept: Verbesserung der funktionellen Fähigkeiten durch Regulierung des Muskeltonus und Anbahnen von normalen Bewegungsmustern.
  • Constraint-Induced Movement Therapy (CIMT): Förderung des verstärkten Einsatzes des betroffenen Armes im Alltag durch Immobilisierung des nicht-betroffenen Armes.
  • Elektrostimulation: Unterstützung beim Wiedererlernen von Bewegungsabläufen durch Stimulation der Muskeln.
  • Laufbandtraining: Verbesserung der Gehgeschwindigkeit und Ausdauer.

Leben nach dem Schlaganfall

Auch nach Abschluss der Rehabilitation ist eine kontinuierliche Nachsorge wichtig. Dazu gehören regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Neurologen und Hausarzt, die Anpassung des Lebensstils sowie die Teilnahme an Selbsthilfegruppen.

Unterstützung im Alltag

Manche Menschen werden nach einem Schlaganfall langfristig pflegebedürftig. Ihnen stehen in der Regel dann auf Antrag Leistungen der Pflegeversicherung zu, für die zunächst ein Pflegegrad festgestellt werden muss, z.B. Pflegegeld und Leistungen für einen Umbau der Wohnung. Bei kürzerem Pflegebedarf kommen bei der Rückkehr nach Hause nach der Klinikbehandlung und Anschlussrehabilitation Leistungen der häuslichen Krankenpflege von der Krankenkasse in Betracht.

Wenn Angehörige nach einem Schlaganfall pflegen, können sie sich bei einem Pflegestützpunkt beraten lassen. Dort erhalten sie Informationen zu Leistungen der Pflegeversicherung und zu Kursen, die ihnen spezielles Wissen zur Pflege nach einem Schlaganfall vermitteln. Die Beratung ist kostenlos und hilft auch bei Anträgen und der Organisation der Pflege.

Berufliche Wiedereingliederung

Wenn Betroffene nach einem Schlaganfall dauerhaft nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr arbeiten können, dann haben sie möglicherweise Anspruch auf eine Erwerbsminderungsrente. Voraussetzung dafür ist unter anderem, dass die Rehabilitation nicht oder nicht ausreichend geholfen hat.

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Schon während der Krankschreibung ist eine stufenweise Wiedereingliederung als eine Maßnahme der Medizinischen Rehabilitation (sog. Hamburger Modell) möglich. Damit können arbeitsunfähige Arbeitnehmer nach längerer schwerer Krankheit schrittweise an die volle Arbeitsbelastung herangeführt und so der Übergang zur vollen Berufstätigkeit erleichtert werden.

Ernährung und Vorbeugung

Eine besondere Ernährung nach einem Schlaganfall kann eine gute Prävention sein, um einen weiteren Schlaganfall zu verhindern. Mit einer gesunden Ernährung im Alter können Risikofaktoren wie zu hohe Cholesterin- oder Zuckerwerte durchaus in Schach gehalten werden, die als Ursache für einen Schlaganfall gelten können. Empfehlenswert ist eine Mischkost aus viel Obst und Gemüse, Olivenöl, Fisch sowie wenig rotem Fleisch.

Regelmäßiger Sport kann dazu beitragen, schnell wieder mobil zu werden sowie langfristig Fitness, Kraft und damit auch die Lebensqualität zu erhalten. Bewegung hat positiven Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System. Sie senkt den Blutdruck und ist eine wichtige Unterstützung, um den Zucker- und Fettstoffwechsel zu regulieren. Damit beugt sie einer Arterienverkalkung (Arteriosklerose) vor beziehungsweise verlangsamt deren Fortschreiten - was wiederum das Risiko für Blutgerinnsel erheblich senkt. Gleichzeitig wird die Elastizität der Gefäße erhalten.

Psychische Gesundheit

Ein Schlaganfall ist für Betroffene und deren Umfeld zunächst häufig ein großer Schock. Der Weg zurück ins normale Alltagsleben kann je nach Schwere des Schlaganfalls ganz unterschiedlich aussehen und alle Beteiligten auf andere Art und Weise herausfordern. Gerade nach einem schweren Schlaganfall kann die Situation sowohl mental als auch körperlich sehr belastend sein. Es ist wichtig, dass Sie füreinander da sind. Halten Sie an allen Erfolgen fest - so klein diese manchmal auch scheinen. Scheuen Sie sich nicht davor, ärztlichen Rat einzuholen und nach weiteren Unterstützungsmöglichkeiten zu suchen.

Das sogenannte Post-Stroke-Delir ist ein demenzähnlicher Zustand, bei dem es zu Desorientiertheit, Verwirrtheit, Unruhe, Schlafstörungen, Apathie, Störungen des Denkens und der Sprache und sogar zu Halluzinationen und Wahnvorstellungen kommen kann. Er wird behandelt, indem zunächst alle möglichen Auslöser ausfindig gemacht und möglichst beseitigt werden. Maßnahmen wie Frühmobilisation und Orientierungshilfen sind günstig und Betroffene sollten einen normalen Schlaf-/Wach Rhythmus einhalten.

Hilfreiche Adressen

  • Deutsche Schlaganfall-Hilfe: www.schlaganfall-hilfe.de
  • Kompetenznetz Schlaganfall: www.kompetenznetz-schlaganfall.de

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