Ketogene Diät und andere Nahrungsergänzungsmittel zur Behandlung von Epilepsie

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte Anfälle gekennzeichnet ist, die durch übermäßige Aktivität von Nervenzellen im Gehirn verursacht werden. Es gibt verschiedene Arten von Epilepsie und epileptischen Anfällen, und die Behandlung umfasst in der Regel Medikamente. Wenn Medikamente nicht ausreichend wirken (medikamentenresistente Epilepsie), insbesondere bei Kindern, kann eine ketogene Diät als Ernährungstherapie eingesetzt werden. Auch andere Nahrungsergänzungsmittel können im Rahmen der Behandlung von Epilepsie eine Rolle spielen.

Ketogene Diät als Therapie bei Epilepsie

Die ketogene Diät (KD) ist eine fettreiche, kohlenhydratarme und proteinmoderat Ernährung, die seit 1921 zur Behandlung bestimmter Formen der Epilepsie eingesetzt wird. Sie wurde ursprünglich entwickelt, um die Wirkung des Fastens auf den Körper nachzuahmen, da festgestellt wurde, dass mehrtägiges Fasten die Anzahl der epileptischen Anfälle deutlich reduzieren kann.

Wie funktioniert die ketogene Diät?

Bei der ketogenen Ernährung werden Kohlenhydrate weitgehend durch Fett ersetzt. Dadurch wird der Körper gezwungen, Fett anstelle von Glukose als Hauptenergiequelle zu nutzen. In der Leber werden aus Fett sogenannte Ketone gebildet, wie Aceton, Acetoacetat und Beta-Hydroxybuttersäure. Dieser Stoffwechselzustand wird als Ketose bezeichnet. Die genaue Wirkungsweise der Ketose bei Epilepsie ist noch nicht vollständig geklärt.

Formen der ketogenen Ernährungstherapie

Neben der klassischen ketogenen Diät (KD) mit einem Verhältnis von Fett zu Kohlenhydraten plus Proteinen von 4:1 gibt es abgewandelte Formen:

  • Modifizierte Atkins Diät (MAD): Eine weniger eingeschränkte und leichter durchführbare Variante.
  • MCT-Diät: Eine Diät mit mittelkettigen Fettsäuren (MCT).
  • Niedrig-glykämische Index-Therapie (LGIT): Eine weitere weniger restriktive Option.

All diese Formen werden unter dem Begriff Ketogene Ernährungstherapie (KET) zusammengefasst.

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Anwendung und Überwachung der ketogenen Diät

Eine ketogene Ernährung sollte immer unter Aufsicht von Ärzten und Ernährungsexperten stattfinden, insbesondere bei Kindern. Meistens wird die Diät stationär in einer Klinik eingeleitet, um mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen und die Patienten und ihre Angehörigen intensiv zu schulen.

Es ist sehr wichtig, dass die ketogene Diät sehr streng über einen definierten Zeitraum eingehalten wird und die vorgegebenen Nährstoffverhältnisse möglichst bei jeder Mahlzeit stimmen. Eine ordentliche und möglichst lückenlose Dokumentation der epileptischen Anfälle im Vorfeld ist erforderlich, um die Wirksamkeit der KET richtig beurteilen und den Diätplan richtig kalkulieren zu können.

Erlaubte und nicht erlaubte Lebensmittel

Erlaubte Lebensmittel:

  • Stärkearme Gemüse (Kohl, Blattgemüse, Gurke, Tomaten, Avocado, Artischocke, Broccoli, Lauch, Zucchini, Salat, Spargel, Oliven)
  • Fleisch und Fleischerzeugnisse
  • Fettreicher Meeresfisch
  • Eier
  • Käse
  • Nüsse
  • (Vorzugsweise pflanzliche) Fette
  • Dunkle Beerenfrüchte in kleinen Mengen
  • Wasser, Tee, Kaffee, Gemüsebrühe, Mandelmilch (ungesüßt)
  • Fertigpräparate für die ketogene Ernährung

Nicht erlaubte Lebensmittel:

  • Zuckerhaltige Limonaden, Säfte, Kakao, gezuckerter Tee oder Kaffee
  • Stärkereiche Gemüse (Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Wurzelgemüse) sowie verarbeitetes Gemüse mit Zuckerzusatz
  • Alle süßen Obstsorten, auch als Kompott, Marmelade etc.
  • Getreideprodukte

Mögliche Nebenwirkungen

Wird eine ketogene Diät nach Plan und richtig durchgeführt, hat sie meist nur geringe Nebenwirkungen, die sich gut in den Griff kriegen lassen. Zu Beginn können Unterzuckerungen (Hypoglykämien), Erbrechen, Verstopfung, Durchfall, Hunger und Sodbrennen auftreten. Im Zusammenhang mit Infekten, Fieber und Erbrechen kann es zu einem Flüssigkeitsmangel kommen, der zu einer Übersäuerung des Blutes (Azidose) führt. Viel Flüssigkeit ist auch wichtig, um die Bildung von Nierensteinen zu vermeiden, die ebenso wie Verstopfung und Fettstoffwechselstörungen zu den möglichen mittel- oder langfristigen Nebenwirkungen gehören.

Wann wird die ketogene Diät eingesetzt?

Die ketogene Diät wird häufig bei Kindern und Jugendlichen mit pharmakoresistenter Epilepsie empfohlen, wenn selbst zwei oder mehr fachgerecht verordnete Medikamente (Anfallssuppressiva) nicht ausreichend wirken. Grundsätzlich kann die ketogene Ernährungstherapie aber bei allen Formen der Epilepsie als nicht-medikamentöse Behandlung in Erwägung gezogen werden, vor allem dann, wenn es um Personen geht, die unter nicht tolerablen Nebenwirkungen der Anfallssuppressiva leiden, oder bei Personen, die besonders häufig einen Status epilepticus erleiden.

Im Schnitt zeigt eine Auswertung verschiedener Studien, dass ca. 30 bis 40 % der Patienten von der KET profitieren. Bei Menschen mit fokalen Anfällen, Grand-Mal-Anfällen und Absencen scheint die ketogene Diät nicht so gut zu wirken wie bei anderen Anfalls- und Epilepsie-Formen.

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In der Regel wird die ketogene Diät zunächst für maximal zwei Jahre durchgeführt. Auch Anfallssuppressiva werden häufig für maximal zwei Jahre verabreicht, bevor sie dann testweise abgesetzt werden. Die positiven Effekte, die durch die Therapie erreicht wurden, halten häufig auch nach dem Absetzen an.

Weitere Nahrungsergänzungsmittel bei Epilepsie

Neben der ketogenen Diät können auch andere Nahrungsergänzungsmittel eine Rolle bei der Behandlung von Epilepsie spielen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die aufgeführten Vitalstoffe kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie sind.

Mikronährstoffe

Bei Epilepsiepatienten ist ein Mangel an Mikronährstoffen sehr häufig. Epilepsiemedikamente können zu Mikronährstoffmängeln führen, was wiederum die Entstehung von Epilepsieanfällen fördern kann.

  • Vitamin D3: Spielt eine wichtige Rolle im Hirnstoffwechsel. Durch die Einnahme von anfallssuppressiven Medikamenten (ASMs) können erhebliche Vitamin-D3-Defizite auftreten. Eine verminderte Knochendichte ist eine häufige Nebenwirkung der antiepileptischen Therapie, wobei die Verminderung des Vitamin-D3-Spiegels eine entscheidende Rolle spielt.
  • B-Vitamine: Eine sehr heterogene Gruppe von Koenzymen, die in vielen neurometabolischen Prozessen eine wichtige Rolle spielen. Einige Vitamin-B-Stoffwechselerkrankungen können sich in der Ausbildung einer Epilepsie darstellen. ASMs können verschiedene Mängel im Bereich der B-Vitamine auslösen. Eine höhere Aufnahme von Vitamin B1 war mit einem niedrigeren Epilepsierisiko assoziiert. Über die Hälfte der mit ASMs behandelten Patienten zeigten Störungen in der Folsäureversorgung.
  • Vitamin C: Ein neuroprotektiver Faktor, der Zellmembranen stabilisiert und die Lipidperoxidation vermindern kann.
  • Vitamin E: Aufgrund seiner antioxidativen, antientzündlichen und neuroprotektiven Eigenschaften ein nützlicher therapeutischer Ansatz zur Behandlung der Epilepsie.
  • Magnesium: Ein schwerer Magnesiummangel kann Krampfanfälle auslösen.
  • Zink: Für die Funktionsfähigkeit verschiedener Neurotransmittersysteme erforderlich. Sowohl niedrige wie auch hohe Zink-Konzentrationen im Gehirn können das Epilepsierisiko erhöhen.
  • Selen: Ein wichtiges antioxidatives Spurenelement und generell von großer Bedeutung für den antioxidativen Schutz des Gehirns.
  • Taurin: Eine Aminosäure, die im ZNS als Neuromodulator an Glycin- und GABA-Rezeptoren fungiert.

Antioxidantien

Epilepsie kann zu erhöhtem oxidativem Stress führen, was eine Imbalance zwischen der Bildung von reaktiven Sauerstoffspezies (ROS) und der antioxidativen Kapazität des Körpers zur Folge hat. Die Antiepileptika der älteren Generation können oxidativen Stress hervorrufen. Daher kann die Einnahme von Antioxidantien sinnvoll sein.

Cannabidiol (CBD)

Der in Cannabis enthaltene Wirkstoff Cannabidiol (CBD) kann die Anfallsfrequenz bei Kindern mit schweren, therapieresistenten Epilepsien reduzieren.

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Wichtige Hinweise

  • Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sollte immer mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.
  • Bei gleichzeitiger Einnahme von bestimmten Medikamenten (z. B. Barbituraten, Valproat, Topiramat, Sultiam oder Zonisamid) ist besondere Vorsicht geboten.
  • Eine Folsäuresubstitution in der Schwangerschaft ist gut bekannt, gerade unter Valproattherapie.

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