Der Trend zu Piercings ist ungebrochen, besonders bei jungen Menschen. Nasenpiercings sind dabei sehr beliebt. Doch was sind die Risiken, und wie verhält es sich mit den Nerven in der Nase? Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick.
Beliebtheit und Arten von Nasenpiercings
Nasenpiercings gehören zu den auffälligeren Piercings, da sie prominent im Gesicht platziert werden. Es gibt verschiedene Arten:
- Nostril-Piercing: Durch den Nasenflügel gestochen, ist dies eine der häufigsten Varianten. Es kann einzeln, doppelt oder an beiden Nasenflügeln gleichzeitig getragen werden.
- Septum-Piercing: Hierbei wird das Piercing durch das Bindegewebe unterhalb des Nasenscheidewandknorpels gestochen. Oft wird ein Ring eingesetzt.
- Nasallang-Piercing: Eine aufwendigere Variante, bei der beide Nasenflügel und die Nasenscheidewand durchstochen werden.
- Bridge-Piercing: Dieses Piercing wird an der Nasenwurzel zwischen den Augen platziert.
- Austin Bar: Eine seltene Form, bei der die Nasenspitze durchstochen wird.
Der Ablauf des Stechens
Wer sich ein Nasenpiercing stechen lassen möchte, sollte einen erfahrenen und vertrauenswürdigen Piercer aufsuchen. Juweliere bieten zwar auch Piercings an, aber von einer Ohrlochpistole sollte man unbedingt absehen, da diese nicht sterilisiert werden kann und somit die Infektionsgefahr erhöht ist.
Ein professioneller Piercer geht wie folgt vor:
- Desinfektion: Zunächst wird die entsprechende Stelle an der Nase gründlich desinfiziert.
- Markierung: Der Einstichpunkt wird mit einem Stift markiert.
- Stechen: Bei einem Nostril-Piercing wird mit einer Einmalnadel, die mit Plastik oder Teflon überzogen ist, durch den Nasenflügel gestochen. Zum Schutz der Nasenscheidewand kann eine Schutzröhre in die Nase eingeführt werden.
- Schmuck einsetzen: Um ein Zuwachsen des Stichkanals zu verhindern, wird direkt nach dem Stechen ein Schmuckstück eingesetzt.
Die anderen Nasenpiercing-Arten sind etwas aufwendiger, da hier die Nasenscheidewand (Nasallang) oder die Nasenwurzel (Bridge) durchstochen werden muss.
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Schmerzempfinden und Betäubung
Das Knorpelgewebe der Nasenflügel, das beim Nostril-Piercing durchstochen wird, ist relativ schmerzempfindlich, da es von feinen Nerven durchzogen ist. Besonders schmerzhaft ist das Nasallang-Piercing, da hier drei Stichkanäle erforderlich sind. Das Schmerzempfinden ist jedoch individuell verschieden. Theoretisch ist eine lokale Betäubung möglich, wird aber meist nicht angewendet, da der Schmerz nicht wesentlich geringer ist als der einer Spritze in der Nase.
Risiken und Komplikationen
Wie bei jedem Piercing gibt es auch beim Nasenpiercing Risiken und mögliche Komplikationen:
- Infektionen: Durch das Stechen entsteht eine Wunde, die sich infizieren kann.
- Schmerzen: Das Stechen selbst kann schmerzhaft sein.
- Allergische Reaktionen: Manche Menschen reagieren allergisch auf bestimmte Metalle im Piercingschmuck.
- Komplikationen bei der Heilung: Das Piercing kann sich entzünden oder nicht richtig heilen.
- Wildfleisch: Bei der Wundheilung kann es zur Bildung von Wildfleisch kommen, wenn der Körper zu viel neues Gewebe bildet. Dies ist in der Regel ein rein ästhetisches Problem.
- Schädigung des Nasenskeletts: Wird ein Nostril-Piercing zu weit oben platziert, kann es bei einer Entzündung zu einer Schädigung des Knorpels kommen.
- Verletzung des Trigeminusnervs: Beim Bridge-Piercing besteht die Gefahr, dass der Trigeminusnerv getroffen wird, was zu einer Teil-Lähmung der Gesichtsmuskulatur führen kann.
- Behinderte Nasenatmung: Nasenpiercings können in seltenen Fällen die Nasenatmung beeinträchtigen oder ungewollte Atemgeräusche verursachen.
- Erfrierungen/Verbrennungen: Bei sehr kalten oder heißen Temperaturen kann es bei Metallschmuck zu Erfrierungen oder Verbrennungen kommen.
Eine britische Studie hat gezeigt, dass bei 27,5 % der Piercings Probleme auftreten, wobei bei den 16- bis 24-Jährigen der Anteil bei 31 % liegt. In 13 % der Fälle war professionelle Hilfe nötig, und bei 1 % führte das Piercing sogar zu einem Krankenhausaufenthalt. Komplikationsträchtig sind vor allem Piercings im Genitalbereich, an den Brustwarzen, der Zunge, am Bauchnabel, am Ohr und an der Nase.
Materialien und Hygiene
In Deutschland müssen sich Piercer an EU-Richtlinien bezüglich der verwendeten Materialien halten. Geeignete Materialien für Piercings sind Titan, Platin, Gold (Gelb- und Weißgold) und medizinischer Edelstahl. Dennoch können Metalle in einigen Fällen allergische Reaktionen hervorrufen.
Hygiene ist beim Stechen eines Piercings das A und O. Es sollten immer Einwegnadeln verwendet werden, und der Piercing-Schmuck muss steril sein. Auch die Desinfektion der entsprechenden Körperstelle ist unerlässlich.
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Pflege und Heilung
Die Dauer des Heilungsprozesses hängt von der Art des Piercings ab:
- Septum-Piercing, Nasallang: 6 - 8 Monate
- Nostril-Piercing: 2 - 4 Monate
- Bridge-Piercing: 8 - 10 Wochen
Um den Heilungsprozess zu unterstützen, sollte das Piercing mehrmals täglich gereinigt und desinfiziert werden. Rückstände und Verkrustungen können vorsichtig mit einer Kochsalzlösung entfernt werden. In den ersten Wochen sollte man auf Alkohol verzichten und das Piercing vor Schmutz schützen.
Schmuckauswahl
Für Nasenpiercings gibt es eine Vielzahl von Schmuckstücken in verschiedenen Materialien, Farben und Designs. Für ein Nostril-Piercing eignen sich besonders kleine Nasenringe oder Nasenstecker. Für ein Septum-Piercing gibt es Nasenringe in verschiedenen Stärken. Die Wahl des Schmucks hängt vom persönlichen Geschmack ab.
Nasenpiercing und Nerven
Beim Stechen eines Nasenpiercings kann es theoretisch zu Nervenverletzungen kommen, insbesondere beim Bridge-Piercing, da hier der Trigeminusnerv gefährdet ist. Dieser Nerv versorgt das Gesicht mit Informationen und kann bei Schädigung zu einer Teil-Lähmung der Gesichtsmuskulatur führen. Auch beim Nasallang-Piercing ist Vorsicht geboten, da hier die Nasenscheidewand durchstochen wird.
Piercing als unlizensiertes Gewerbe
In Deutschland ist Piercing bislang ein unlizensiertes Gewerbe. Es gibt keine anerkannte Ausbildung, und viele Piercer lernen durch Zusehen und Lehrvideos. Es gibt Bestrebungen, Piercing zu einem anerkannten Beruf mit standardisierter Ausbildung zu machen, um den Verbraucherschutz zu verbessern und klare Standards für Zertifizierung, Qualitätssicherung und Überwachung von Piercingstudios zu schaffen.
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