Kokosöl und Demenz: Was Studien wirklich sagen

Die Alzheimer-Krankheit betrifft weltweit Millionen von Menschen, und die Suche nach wirksamen Präventions- und Behandlungsmethoden ist von entscheidender Bedeutung. In den letzten Jahren hat Kokosöl aufgrund anekdotischer Beweise und einiger vielversprechender Forschungsergebnisse Aufmerksamkeit als potenzielles Mittel zur Linderung von Demenzsymptomen erlangt. Dieser Artikel befasst sich mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Kokosöl und Demenz und bietet eine umfassende Analyse der verfügbaren Daten, um Mythen von Fakten zu trennen.

Was ist Kokosöl?

Kokosöl wird aus dem Fruchtfleisch der Kokosnuss gewonnen, einer in tropischen Regionen beheimateten Frucht. Es gibt verschiedene Verfahren zur Gewinnung von Kokosöl, die die Qualität und Eigenschaften des Endprodukts beeinflussen. Konventionelles Kokosfett wird durch Pressen von geraspeltem und getrocknetem Fruchtfleisch (Kopra) bei hohen Temperaturen und unter Verwendung chemischer Lösungsmittel gewonnen. Anschließend wird das Öl raffiniert, was es hitzestabil und zum Braten und Frittieren geeignet macht. Natives Kokosöl hingegen wird aus frischem Fruchtfleisch durch mechanisches Pressen gewonnen, wobei auf chemische Hilfsstoffe und Fetthärtung verzichtet wird. Dieses Öl hat ein cremiges Aroma und einen angenehmen Kokosgeschmack.

Die Zusammensetzung von Kokosöl

Kokosöl besteht zu etwa 92 % aus gesättigten Fettsäuren, was es von anderen Pflanzenölen unterscheidet, die hauptsächlich einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren enthalten. Etwa die Hälfte der gesättigten Fettsäuren im Kokosöl ist Laurinsäure (C12:0), die von einigen als mittelkettige Fettsäure (MCT) angesehen wird. Andere MCTs im Kokosöl sind Caprylsäure (C8:0) und Caprinsäure (C10:0). MCTs werden vom Körper leichter aufgenommen und verwertet als langkettige Fettsäuren (LCTs), was zu der Annahme führt, dass sie Vorteile für den Stoffwechsel und die kognitiven Funktionen haben könnten.

Kokosöl und Alzheimer: Die Forschung

Die Behauptung, dass Kokosöl vor Alzheimer-Demenz schützen oder deren Fortschreiten verlangsamen kann, hat in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit erregt. Einige Befürworter verweisen auf Fallbeispiele wie das von Steve Newport, einem Alzheimer-Patienten, dessen Zustand sich nach regelmäßiger Einnahme von Kokosöl verbesserte. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass solche anekdotischen Beweise nicht als wissenschaftlicher Beweis gelten können.

Die wissenschaftliche Forschung zu Kokosöl und Alzheimer ist begrenzt und die Ergebnisse sind gemischt. Einige Studien deuten darauf hin, dass MCTs, die in Kokosöl enthalten sind, die kognitiven Funktionen bei Menschen mit Alzheimer verbessern könnten. MCTs können vom Gehirn als alternative Energiequelle genutzt werden, da die Glukoseverwertung bei Alzheimer-Patienten beeinträchtigt ist. Es wird vermutet, dass MCTs in der Leber in Ketone umgewandelt werden, die die Blut-Hirn-Schranke überwinden und den Gehirnzellen Energie liefern können.

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Eine Studie von Prof. Dr. habil. Marcus Grimm und Kollegen zeigte, dass mittelkettige Fettsäuren den Abbau von Amyloid-Beta (Aβ) fördern können, einem Protein, das sich im Gehirn von Alzheimer-Patienten ablagert und zur Entstehung von Plaques beiträgt. Die Forscher fanden heraus, dass MCTs die Aktivität des Insulin-Degrading Enzyme (IDE) steigern, eines Enzyms, das Aβ abbaut. Diese Ergebnisse wurden in Experimenten mit Mäusen bestätigt.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die meisten Studien zu Kokosöl und Alzheimer klein und methodisch begrenzt sind. Viele Behauptungen beruhen auf Tier- oder Laborstudien, die sich nicht einfach auf den Menschen übertragen lassen. Die Experten von Cochrane Österreich kommen nach der Sichtung aktueller Studien zu dem Schluss, dass eine Wirkung von Kokosöl bei Alzheimer nicht belegt ist.

Kritik und Kontroversen

Trotz der vielversprechenden Ergebnisse einiger Studien gibt es auch Kritik und Kontroversen rund um die Verwendung von Kokosöl bei Demenz. Ernährungswissenschaftler weisen darauf hin, dass Kokosöl einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren enthält, die den LDL-Cholesterinspiegel erhöhen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen können. Die American Heart Association (AHA) empfiehlt, gesättigte Fettsäuren durch ungesättigte Fettsäuren zu ersetzen, um das Risiko für Herzkrankheiten zu senken.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die meisten Studien zu MCTs spezielle, industriell hergestellte MCT-Fette verwenden, die sich von den in Kokosöl enthaltenen MCTs unterscheiden. Zudem ist der Gehalt an mittelkettigen Fettsäuren in Kokosöl geringer als in der Werbung behauptet. Viele Ernährungswissenschaftler rechnen nur Fettsäuren mit sechs bis zehn Kohlenstoffatomen zu den MCT-Fetten, während Laurinsäure zwölf Kohlenstoffatome aufweist.

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