Nattokinase: Wirkung auf das Gehirn und wissenschaftliche Studien

Nattokinase ist ein Enzym, das aus fermentierten Sojabohnen gewonnen wird, genauer gesagt aus dem traditionellen japanischen Gericht Natto. Natto ist eine Art veganer „Käse“ aus ungeschälten, grünen Sojabohnen, die mit Hilfe des Bakteriums Bacillus subtilis natto fermentiert werden. Natto hat in Japan eine jahrhundertelange Tradition. Es wird als Nahrungsergänzungsmittel angepriesen, insbesondere wegen seiner positiven Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System und zur Neutralisierung angeblicher Toxine der Coronaimpfung.

Was ist Nattokinase?

Nattokinase ist ein Enzym, das aus dem traditionellen japanischen Lebensmittel Natto gewonnen wird. Natto ist eine Art veganer „Käse“ aus ungeschälten, grünen Sojabohnen, die mit Hilfe des Bakterium Bacillus subtilis natto fermentiert werden. Natto hat in Japan eine jahrhundertelange Tradition.

Damit das Bakterium die Sojabohnen verdauen kann, bildet es in großer Menge insbesondere das Enzym Nattokinase, eine Protease (eiweißspaltendes Enzym). Die Nattokinase ist spezialisiert auf die Spaltung von Fibrinen, also Proteinen, die bei der Blutgerinnung entstehen. Nattokinase ist eines von vielen Enzymen, das sich im japanischen Sojabohnengericht namens Natto befindet. (Wir nennen es daher auch Natto-Enzym). Um die Sojabohnen bzw. Anfangs glaubte man, es gehöre zur Enzymgruppe der Kinasen, daher der Name Natto-Kinase. Später aber stellte man fest, dass das Enzym zur Gruppe der Proteasen gehört (1). Proteasen spalten Proteine, zerlegen sie also in kleinere Bausteine. Auch Blutgerinnsel bestehen aus Proteinen.

Die Herstellung dieses Enzyms beginnt mit der Vorbereitung der Sojabohnen. Zuerst werden die Bohnen gründlich gereinigt und anschliessend eingeweicht. Nach dem Einweichen werden sie gekocht, bis sie weich sind. Sobald die Sojabohnen gekocht sind, werden sie auf eine Temperatur abgekühlt, die für die Fermentation geeignet ist. Dann wird Bacillus subtilis natto hinzugefügt. Die fermentierte Mischung wird in einem kontrollierten Umfeld bei etwa 40 Grad Celsius für etwa 24 Stunden gehalten. Diese Bedingungen sind ideal, um das Bakterium zu aktivieren und das Wachstum zu fördern. Während dieses Prozesses beginnt Bacillus subtilis natto bereits nach 3 bis 5 Stunden das Enzym zu produzieren. Nach Abschluss der Fermentation ist das Natto fertig für die Konsumierung oder die weitere Verarbeitung, um das Enzym zu extrahieren und zu reinigen.

Um dieses faszinierende Enzym ranken sich auch zahlreiche Mythen und Legenden. Einer der bekanntesten Erzählungen zufolge soll Natto durch Zufall entdeckt worden sein, als ein japanischer Krieger im 11. Jahrhundert Sojabohnen in einer Strohmatte transportierte und diese durch die Körperwärme und das Stroh fermentierten. Ein anderer Mythos besagt, dass der Verzehr von Natto von den Tengu, mystischen Berggeistern, inspiriert wurde. Diese Geister sollen den Menschen beigebracht haben, wie man Natto herstellt, um ihnen übermenschliche Kräfte und Langlebigkeit zu verleihen.

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Natto ist in Japan weit mehr als nur ein Nahrungsmittel; es symbolisiert Tradition und Langlebigkeit. Heutzutage hat das Enzym weltweit an Bekanntheit gewonnen, nicht nur wegen seiner einzigartigen Eigenschaften, sondern auch aufgrund der beeindruckenden Geschichte und kulturellen Bedeutung. Ausserdem gewinnt die Fermentation und die damit verbundenen Vorteile immer mehr Anhänger.

Wie wirkt Nattokinase?

Nattokinase soll aufgrund der fibrinolytischen Wirkung das Blut verdünnen und so Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern. Es gibt einige wenige Studien am Menschen, die jedoch uneinheitliche Ergebnisse liefern. Die Forschung ist noch sehr jung und alle Studien (bis auf eine) liefen nur über kurze Zeiträume. Bisher bleibt unklar, ob Nattokinase tatsächlich als Blutverdünner wirkt und folglich schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt verhindern kann. Hinzu kommt, dass die bei uns als Nahrungsergänzungsmittel, also Lebensmittel, angebotenen Nattokinase-Produkte nicht standardisiert sind und es für diese Produkte auch keine Wirknachweise gibt.

Diskutiert wird außerdem der Einfluss auf den Blutdruck und die Blutfettwerte. Hierzu gibt es ein paar wenige Studien und eine erste Metaanalyse, die eine Wirkung andeuten. Die Sicherheit einer langfristigen Einnahme über 12 Monate hinaus wurde bisher nicht untersucht.

Die blutverdünnenden Eigenschaften des Natto-Enzyms wurden bereits in zahlreichen Studien nachgewiesen - in Tierstudien, in In-vitro-Versuchen, aber auch in klinischen Studien. Die Blutgerinnsel auflösende Wirkung war damit höher als jene anderer blutverdünnender Enzyme (Plasmin und Elastase).

Nattokinase hat eine ähnliche Wirkung wie das körpereigene Enzym Plasmin. Dieses hat die essentiell wichtige Aufgabe, die vom Thrombin gebildeten Blutgerinnsel wieder aufzulösen. Solange im Körper ein gutes Gleichgewicht zwischen Thrombin und Plasmin gegeben ist, ist es nahezu unmöglich, einen Schlaganfall oder Schlimmeres zu erleiden, weil die Arterien immer schön „freigeputzt” werden. Aufgrund unseres modernen und genussmittelreichen Lebensstils kommt es leider immer häufiger vor, dass der Körper einen Mangel an Plasmin erleidet. Eine konkrete Ursache dafür ist zum Beispiel das Gift Arsen, welches wir zum Beispiel über Zigarettenrauch einnehmen.

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Nattokinase ist ein starkes Enzym, das aus Natto gewonnen wird - einem traditionellen japanischen Gericht aus fermentierten Sojabohnen. Dieses Enzym, das Blutgerinnsel löst, hat in den letzten Jahrzehnten weltweit Interesse geweckt. Es könnte helfen, Herz-Kreislauf-Probleme wie Arteriosklerose, Schlaganfall oder tiefe Venenthrombosen zu verhindern.

Nattokinase ist besonders wichtig, um Blutgerinnsel aufzulösen und Thrombosen zu verhindern - ein Hauptvorteil für die Gefäßgesundheit. Sie zerstört Fibrin, ein Protein, das Gerinnsel bildet, und ist dabei bis zu 4-mal wirksamer als das körpereigene Enzym Plasmin, wie Studien zeigen[5]. Außerdem senkt sie Gerinnungsfaktoren: Fibrinogen um bis zu 10 %, Faktor VII um etwa 15 % und Faktor VIII um bis zu 20 %. Das mindert das Thrombose-Risiko[5].

Nattokinase schützt das Herz und die Blutgefäße, indem sie den Blutfluss verbessert und Ablagerungen in den Arterien reduziert, die zu Arteriosklerose führen.

Nattokinase kann den Blutdruck senken, indem sie ein Enzym (Angiotensin II) hemmt, das den Druck erhöht, und die Gefäße durch Stickoxid erweitert.

Nattokinase kann chronische Entzündungen lindern, die das Herz und die Blutgefäße schädigen.

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Nattokinase hilft nach einem Schlaganfall, die Durchblutung zu fördern und das Gehirn zu schützen, was die Genesung unterstützt.

Nattokinase verbessert die Mikrozirkulation (Durchblutung in den kleinen Blutgefäßen), besonders bei Diabetes, und bietet hilfreiche Effekte.

Nattokinase erregt in der Post-Covid-Ära zunehmend Aufmerksamkeit wegen ihres potenziellen Nutzens bei Long-COVID und der Interaktion mit Spikeproteinen von SARS-CoV-2.

Nattokinase verbessert das Fettprofil im Blut und hilft, Herzprobleme wie Arteriosklerose und Fettstoffwechselstörungen zu verhindern.

Nattokinase und Thrombolyse: vierfache Wirkung

Nattokinase ist ein Enzym mit starken antithrombotischen Eigenschaften.

  1. Direkter Abbau von FibrinNattokinase baut Fibrin, das wichtigste Strukturprotein in Blutgerinnseln, direkt ab (siehe Abbildung 1).(3-7) Fibrin entsteht, wenn Fibrinogen durch das Enzym Thrombin umgewandelt wird. Es bildet ein Netzwerk von Fäden, die das Gerüst für ein Blutgerinnsel aufbauen. Obwohl Blutgerinnsel für die Wundheilung und die Verhinderung übermäßiger Blutverluste unerlässlich sind, können sie auch pathologisch auftreten, beispielsweise bei Herzinfarkten, Schlaganfällen, Lungenembolien oder tiefen Venenthrombosen.

  2. Stimulation des gewebespezifischen Plasminogenaktivators (tPA)Nattokinase stimuliert die Endothelzellen der Blutgefäße zur Produktion des gewebespezifischen Plasminogenaktivators (tPA).(8,9) tPA ist ein Enzym, das Plasminogen in Plasmin umwandelt, welches anschließend Fibrin auflöst (siehe Abbildung 1).

  3. Inaktivierung von PAI-1, dem Hemmstoff der FibrinolyseNattokinase baut auch den Plasminogenaktivator-Inhibitor (PAI-1) ab, den wichtigsten Hemmstoff von tPA (siehe Abbildung 1).(11,12) Durch Absenkung des PAI-1-Spiegels wird das Gleichgewicht in Richtung einer erhöhten fibrinolytischen Aktivität verschoben. Ein erhöhter PAI-1-Spiegel ist mit einem erhöhten Thromboserisiko verbunden und tritt häufig bei Erkrankungen wie Adipositas, Insulinresistenz, Typ-2-Diabetes, metabolischem Syndrom und chronischen Entzündungen auf.

  4. Dank ihrer vielfältigen Wirkmechanismen - direkte Fibrinolyse, Enzymstimulation und Abbau von Fibrinolysehemmern - leistet Nattokinase einen wirksamen Beitrag zur Regulation der Blutgerinnung. Sie ist insbesondere für Personen mit erhöhtem kardiovaskulären Risiko oder verminderter endogener Fibrinolyseaktivität interessant, beispielsweise aufgrund von Alterung oder chronischen Lifestyle-bedingten Erkrankungen.

Nattokinase reduziert Thrombozytenaggregation und verbessert Durchblutung

Wenn ein Blutgefäß beschädigt wird, wird ein komplexer Reparaturmechanismus in Gang gesetzt, bei dem sich Blutplättchen (Thrombozyten) an das beschädigte Endothel anheften. Dies führt zu einer Thrombozytenaggregation, d. h. zur Verklumpung von Blutplättchen, um weiteren Blutverlust zu verhindern. Präklinische Studien zeigen, dass Nattokinase diesen Aggregationsprozess erheblich beeinflussen kann.

Nattokinase fördert die Mikrozirkulation und verringert die Blutviskosität

Neben der Verklumpung von Thrombozyten können unter bestimmten Umständen auch rote Blutkörperchen Aggregate bilden. Diese sogenannte Rouleau-Bildung (Geldrollenagglutination, Pseudoagglutination) tritt insbesondere bei erhöhten Plasmakonzentrationen bestimmter Proteine wie Fibrinogen oder C-reaktives Protein (CRP) auf, die häufig mit Entzündungen oder erhöhter Gerinnungsaktivität in Verbindung gebracht werden. Die Rouleau-Bildung erhöht die Viskosität des Blutes (es wird zähflüssiger), was den Blutfluss behindern kann. Dies macht sich vor allem in den kleinen Gefäßen bemerkbar und trägt zu einer schlechteren Mikrozirkulation bei. Untersuchungen zeigen, dass Nattokinase diesen Prozess in positiver Weise beeinflusst.

Nattokinase hemmt Entzündungsprozesse

Chronische Entzündungen spielen eine zentrale Rolle bei der Entstehung und Progression von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, darunter auch der Atherosklerose. In einem experimentellen Mausmodell für Gefäßerkrankungen zeigte Nattokinase die Fähigkeit, Entzündungen der Gefäßwand signifikant zu reduzieren. Dieser Effekt wurde unter anderem auf die Stimulierung der Autophagie zurückgeführt - dabei handelt es sich um einen natürlichen Prozess, bei dem beschädigte Zellbestandteile abgebaut und wiederverwertet werden - sowie auf die Hemmung des NLRP3-Inflammasoms*, eines Proteinkomplexes, der bei Entzündungsreaktionen eine wichtige Rolle spielt. Ergänzende Untersuchungen deuten darauf hin, dass Nattokinase auch systemische Entzündungsreaktionen abschwächen kann.

Nattokinase als Modulator von oxidativem Stress und Lipidperoxidation

Oxidativer Stress spielt bei der Entstehung und dem fortschreitenden Verlauf verschiedener chronischer Erkrankungen, darunter Arteriosklerose und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, eine entscheidende Rolle. Aus Tierversuchen geht hervor, dass Nattokinase die Bildung schädlicher reaktiver Sauerstoffspezies (ROS) hemmen kann.(12,27) Darüber hinaus wurde nachgewiesen, dass das Enzym den Blutspiegel von Malondialdehyd (MDA), einem Biomarker für oxidativen Stress, senkt. Ein wichtiger Aspekt der antioxidativen Wirkung von Nattokinase ist die Hemmung der LDL-Oxidation. Oxidiertes LDL spielt eine entscheidende Rolle bei der Bildung von atherosklerotischen Plaques. Eine weitere Erkenntnis aus präklinischen Studien ist, dass Nattokinase in der Lage ist, Nrf2 (Nuclear Factor Erythroid 2-Related Factor 2) zu aktivieren.(25,32) Nrf2 ist ein zentraler Regulator des endogenen Antioxidationssystems und spielt bei zellulären Stressreaktionen eine schützende Rolle.

Nattokinase unterstützt Endothelfunktion

Ein gut funktionierendes Endothel ist für eine gesunde Gefäßfunktion und das kardiovaskuläre Gleichgewicht unerlässlich. Verschiedene Tierversuche zeigen, dass Nattokinase eine positive Wirkung auf die Endothelfunktion haben kann. So wurde nachgewiesen, dass das Enzym dem Verlust von Pericyten entgegenwirkt. Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass Nattokinase Matrix-Metalloproteinasen (MMPs) beeinflussen kann, Enzyme, die am Abbau extrazellulärer Matrixproteine beteiligt sind und eine Rolle bei Entzündungsprozessen, Endothelfunktionsstörungen und der vaskulären Remodellierung spielen, wie sie bei der Atherosklerose auftreten. Obwohl direkte Wechselwirkungen zwischen Nattokinase und MMPs noch weiter untersucht werden müssen, deuten einige Studien darauf hin, dass Nattokinase möglicherweise die Expression oder Aktivität von MMPs modulieren kann.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Endothelfunktion ist die Produktion von Stickstoffmonoxid (NO), einem Botenstoff, der für die Entspannung der Blutgefäße sorgt und somit einen gesunden Blutfluss fördert. In präklinischen Studien wurde nachgewiesen, dass Nattokinase das Angiotensin-konvertierende Enzym (ACE, für: Angiotensin Converting Enzyme) abbauen kann.(36,37) Dieses Enzym spielt eine Schlüsselrolle im Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS), das unter anderem für die Umwandlung von Angiotensin I in Angiotensin II, einen starken Vasokonstriktor, verantwortlich ist. Durch die Hemmung der ACE-Aktivität fördert Nattokinase die Vasodilatation und verringert den peripheren Gefäßwiderstand. Beim Menschen scheint Nattokinase den Blutdruck jedoch unabhängig vom RAAS zu senken. Klinische Beobachtungen deuten darauf hin, dass Nattokinase über alternative Wege zu einem gesunden Blutdruck beitragen kann. So könnten die Senkung der Blutviskosität und die Verbesserung der peripheren Durchblutung ebenfalls eine Rolle bei der Blutdruckregulation spielen, insbesondere bei Personen mit erhöhter Gerinnungsneigung oder mikrozirkulatorischen Problemen.

Neuroprotektive Wirkung von Nattokinase

Das Enzym Nattokinase ist vor allem für seine fibrinolytischen Eigenschaften bekannt, doch neuere Forschungen weisen auch auf eine potenzielle neuroprotektive Wirkung hin. Das Enzym scheint nämlich in der Lage zu sein, Proteinaggregate abzubauen, die für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer charakteristisch sind. In Tiermodellen der Alzheimer-Krankheit ging die Verabreichung von Nattokinase mit einer Verringerung der Beta-Amyloid-Ablagerungen sowie mit Verbesserungen hinsichtlich Gedächtnis und Verhalten einher. Neben ihrer enzymatischen Wirkung tragen auch die entzündungshemmenden, antioxidativen und antiapoptotischen Eigenschaften der Nattokinase möglicherweise zum Schutz des Nervensystems bei.

Weiterhin gibt es Hinweise darauf, dass Nattokinase auch außerhalb des Zentralnervensystems neurovaskulären Schutz bietet. In einem Tiermodell für diabetische Retinopathie verbesserte Nattokinase die Integrität der Blut-Retina-Schranke und reduzierte die mikrovaskuläre Leckage.

Nattokinase und Kariesprophylaxe

Nattokinase scheint auch im Bereich der Mundgesundheit, insbesondere bei der Kariesprophylaxe, Potenzial zu haben. Karies entsteht unter anderem durch die Bildung von Zahnbelag, einem strukturierten Biofilm, der hauptsächlich aus kariogenen Bakterien wie Streptococcus mutans besteht. Untersuchungen deuten darauf hin, dass Nattokinase die Bildung und Stabilität dieses Biofilms stören kann.(42,43) Nattokinase scheint in der Lage zu sein, die Produktion von unlöslichen Glucanen - den wichtigsten strukturellen Komponenten der extrazellulären Matrix des Biofilms - zu hemmen. Diese von S. mutans produzierten Glucane sind für die Haftung des Biofilms an der Zahnoberfläche unerlässlich und tragen zum Schutz der Bakterien vor äußeren Einflüssen bei. Darüber hinaus scheint Nattokinase auch die Aktivität sogenannter Mutacine hemmen zu können. Mutacine sind antimikrobielle Peptide, die von S. mutans produziert werden, um konkurrierende Bakterien im Biofilm zu unterdrücken. Es wird angenommen, dass Nattokinase diese Peptide möglicherweise abbaut, wodurch das Gleichgewicht innerhalb der mikrobiellen Gemeinschaft beeinflusst und die Dominanz von S. mutans untergraben wird.(44) Diese Ergebnisse legen nahe, dass Nattokinase ein vielversprechender Kandidat für die Entwicklung zusätzlicher Strategien zur Unterstützung der Mundgesundheit und Kariesprävention sein könnte. Es ist unwahrscheinlich, dass Nattokinase über den systemischen Weg in ausreichenden Mengen in den Speichel gelangt, um lokal im Mund eine Wirkung zu entfalten.

Nattokinase: umfassende Unterstützung des Herz-Kreislauf-Systems bei Alterungsprozessen und Risikofaktoren

Mit steigendem Alter nimmt das Risiko für Blutgerinnsel und Gefäßprobleme erheblich zu. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Konzentration von Gerinnungsfaktoren wie Fibrinogen im Blut ansteigt und das Gleichgewicht zwischen Gerinnung und Fibrinolyse zunehmend gestört ist. Darüber hinaus kommt es zu einer erhöhten Aktivierung und Schädigung des Endothels sowie zu einer Aktivierung der Blutplättchen. Gleichzeitig vermindert sich der Abbau von Fibrin, wobei es sich um einen Schlüsselprozess bei der Auflösung von Blutgerinnseln handelt. Eine wichtige Rolle spielt dabei die erhöhte Produktion von PAI-1 in aktivierten oder geschädigten Endothelzellen und aktivierten Blutplättchen. PAI-1 hemmt die Wirkung von tPA, dem Enzym, das die Fibrinolyse fördert, und trägt so zu einem prothrombotischen Zustand* bei. Nattokinase wirkt antithrombotisch, entzündungshemmend und antioxidativ und kann somit die Bildung und Weiterentwicklung von atherosklerotischen Plaques und Thrombosen in den Blutgefäßen hemmen. Darüber hinaus trägt die blutdrucksenkende Wirkung von Nattokinase zur Erhaltung einer gesunden Gefäßfunktion bei.

Nattokinase und das Gehirn

Da das Natto-Enzym Blutgerinnsel auflösen kann, wäre es denkbar, dass es auch die für Alzheimer typischen Ablagerungen im Gehirn auflösen könnte. In vitro klappt das gut (31), wie eine Studie aus dem Jahr 2009 gezeigt hatte.

Das Enzym Nattokinase ist vor allem für seine fibrinolytischen Eigenschaften bekannt, doch neuere Forschungen weisen auch auf eine potenzielle neuroprotektive Wirkung hin. Das Enzym scheint nämlich in der Lage zu sein, Proteinaggregate abzubauen, die für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer charakteristisch sind. In Tiermodellen der Alzheimer-Krankheit ging die Verabreichung von Nattokinase mit einer Verringerung der Beta-Amyloid-Ablagerungen sowie mit Verbesserungen hinsichtlich Gedächtnis und Verhalten einher. Neben ihrer enzymatischen Wirkung tragen auch die entzündungshemmenden, antioxidativen und antiapoptotischen Eigenschaften der Nattokinase möglicherweise zum Schutz des Nervensystems bei.

Weiterhin gibt es Hinweise darauf, dass Nattokinase auch außerhalb des Zentralnervensystems neurovaskulären Schutz bietet. In einem Tiermodell für diabetische Retinopathie verbesserte Nattokinase die Integrität der Blut-Retina-Schranke und reduzierte die mikrovaskuläre Leckage.

Worauf sollte man bei der Verwendung von Nattokinase-Produkten achten?

Nehmen Sie keinesfalls Nahrungsergänzungsmittel mit Nattokinase, wenn Sie allergisch auf Soja reagieren.

Nehmen Sie keine Nattokinase-Produkte, wenn Sie bereits blutgerinnungshemmende Medikamente einnehmen. Ersetzen Sie derartige Medikamente nicht ohne ärztliche Rücksprache durch Nattokinase-Produkte.

Wenn Sie regelmäßig Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin) nehmen, kann die zusätzliche Verwendung von Nattokinase deren Effekt verstärken und zu übermäßig starken Blutungen führen. Das könnte auch bei anderen Nahrungsergänzungsmitteln insbesondere mit Ginkgo, Omega-3-Fettsäuren/Fischöl oder Knoblauch der Fall sein.

Wenn Sie ein Nahrungsergänzungsmittel mit Nattokinase ausprobieren möchten, klären Sie sicherheitshalber vorher im Arztgespräch, ob das für Sie risikolos möglich ist. Vergessen Sie dabei nicht zu erwähnen, was Sie außerhalb von verschriebenen Medikamenten alles noch für Ihre Gesundheit nehmen.

Wechselwirkungen mit Medikamenten sind möglich. Besprechen Sie das bitte unbedingt vorher in Ihrer Apotheke, vor allem dann wenn Sie regelmäßig Medikamente nehmen müssen.

Auch können Laborparameter wie z. B. Fibrinogen verändert werden. Sagen Sie bitte dem Laborpersonal Bescheid, wenn Sie Nattokinase-Produkte nehmen.

Die Sicherheit einer langfristigen Einnahme - vor allem wenn gar kein Blutverdünner benötigt wird - ist nicht abschließend geklärt. Nattokinase könnte dazu führen, dass sich ein bereits bestehendes Gerinnsel löst, was zu einem Schlaganfall oder einer Embolie an einer entfernten Stelle führt. Patient:innen mit tiefer Venenthrombose in ihrer Krankengeschichte sollten deswegen auf die Verwendung von Nattokinase-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln besser verzichten, so die Empfehlung des MSKCC.

Nattokinase Nebenwirkungen

Nattokinase hat keine ausgemachten Nebenwirkungen. Lediglich die Blutverdünnung selbst kann zu Problemen führen, wenn diese zu intensiv ist oder zur falschen Zeit am falschen Ort forciert wird. Einige Menschen betrachten Nattokinase als ein enzymatisches Wundermittel für die Gesundheit, jedoch sollte man sich der potenziellen Risiken bewusst sein.

Sobald das Blut zu dünn ist - was bei einer extremen Überdosierung von Nattokinase oder bei einer kombinierten Einnahme mit blutverdünnenden Lebensmitteln passieren kann - kann es zu inneren Blutungen führen. Des Weiteren ist einer Einnahme vor einer medizinischen Operation abzuraten. Durch offene Wunden kann die Blutung nämlich signifikant stärker ausfallen, was wiederum zu Komplikationen führen könnte.

Unterm Strich gelten zwei Regeln: Kombiniere niemals blind und ohne Absprache mit dem Arzt Nattokinase mit blutverdünnenden Lebensmitteln. Es liegt ein bekannter Fall vor, bei welchem ein Schlaganfallpatient nach einer wöchentlichen Dosis von 400 mg Nattokinase mit Aspirin Hirnblutungen erlitten hat. Es besteht jedoch die Möglichkeit Nattokinase langsam in eine medikamentöse Therapie unterzuschieben, um nach und nach das Medikament abzulösen. Wenn du dir unsicher bist und ein Medikament (egal welches) zu dir nimmst, solltest du die Einnahme von Nattokinase mit deinem Arzt absprechen.

Nattokinase und Long-COVID

Derzeit wird im Netz diskutiert, ob Nattokinase das Spikeprotein von SARS-CoV-2 bekämpfen kann, insbesondere jenes Spikeprotein, das durch die mRNA-Impfstoffe in den Zellen des Geimpften gebildet wird. Dazu hatte man Zellen mit dem Spikeprotein infiziert und daraus dann ein Zelllysat hergestellt. Ein Zelllysat ist eine Mischung aus Zellen, deren Membrane zerstört wurden. Die Zellen sind also nicht mehr lebensfähig. Das aber ist nicht sehr verwunderlich, denn es handelt sich um eine Protease, also ein Enzym, das Proteine abbaut. Somit konnte sie auch das Spikeprotein auflösen (42). Die Studie zeigt somit, wie hochkonzentrierte Nattokinase wirkt, wenn man sie direkt mit dem Spikeprotein in einem Gefäß zusammenbringt und dort einwirken lässt.

Nattokinase erregt in der Post-Covid-Ära zunehmend Aufmerksamkeit wegen ihres potenziellen Nutzens bei Long-COVID und der Interaktion mit Spikeproteinen von SARS-CoV-2.

Eine In-vitro-Studie aus 2022, durchgeführt von japanischen Forschern, zeigte, dass Nattokinase das Spike-Protein von SARS-CoV-2 dosis- und zeitabhängig abbauen kann, indem es die Protease-Aktivität nutzt, was darauf hindeutet, dass sie die Virusinfektion potenziell hemmen könnte[15]. Diese Befunde wurden durch eine Studie aus 2023 untermauert, die feststellte, dass Spikeproteine sich nach einer SARS-CoV-2-Infektion lange in den Hirnhäuten und im Schädelknochen ansammeln können, was neurologische Long-COVID-Symptome wie Fatigue und Gedächtnisnebel erklären könnte[20]. Der Mechanismus könnte auf die Fähigkeit von Nattokinase zurückzuführen sein, Fibrin und andere Proteine abzubauen, was auch Mikrothrombosen - ein häufiger Befund bei Long-COVID-Patienten - reduzieren könnte. Angesichts der in-vitro-Ergebnisse, einschließlich eines 40 %igen Spike-Protein-Abbaus, und der globalen Bedeutung von Long-COVID, das Millionen Betroffene weltweit betrifft, ist es überraschend, dass bislang keine Pilotstudien am Menschen initiiert wurden, obwohl Nattokinase als sicher gilt (Dosen bis 10.800 FU ohne Nebenwirkungen)[8].

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