Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die vor allem das zentrale Nervensystem betrifft. Nach Alzheimer ist Parkinson die zweithäufigste dieser Art in Deutschland. Die Erkrankung ist durch eine Vielzahl von Symptomen gekennzeichnet, darunter Bewegungssteifigkeit, Zittern (Tremor) und Haltungsinstabilität. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte von Morbus Parkinson, von den frühen Anzeichen bis hin zu den verfügbaren Therapieoptionen und der Lebenserwartung.
Was ist Morbus Parkinson?
Morbus Parkinson ist eine Erkrankung, bei der bestimmte Nervenzellen im Gehirn, insbesondere in der Substantia nigra im Hirnstamm, betroffen sind. In diesen Zellen kommt es zu Störungen der Energiesysteme der Mitochondrien, oxidativem Stress und Ablagerungen von fehlgefalteten Proteinen (alpha-Synuklein). Dies führt dazu, dass die Nervenzellen ihre Funktion verlieren und absterben, was zu einem Mangel an Botenstoffen wie Dopamin führt. Dopamin ist jedoch essenziell für die Steuerung von Bewegungen.
Symptome von Morbus Parkinson
Die Symptome von Parkinson sind vielfältig und können sich im Laufe der Zeit verändern. Zu den typischen Symptomen gehören:
- Zittern (Tremor): Oftmals das bekannteste Symptom, das sich in Ruhe zeigt.
- Verlangsamte und verminderte Bewegungen (Bradykinese): Betroffene haben Schwierigkeiten, Bewegungen auszuführen, und diese werden langsamer.
- Haltungsinstabilität: Dies führt zu Gleichgewichtsproblemen und erhöhter Sturzgefahr.
Frühsymptome
Die Parkinson-Krankheit bleibt häufig über Jahrzehnte unbemerkt, während im Gehirn immer mehr Zellen untergehen. Das liegt auch daran, dass die Frühsymptome der Erkrankung eher unspezifisch sind:
- Schlafstörungen: Unruhiger Schlaf oder REM-Schlafverhaltensstörung, bei der Betroffene im Schlaf sprechen, schreien oder sich ruckartig bewegen.
- Verstopfungen: Verdauungsprobleme können ein frühes Anzeichen sein.
- Geruchsstörungen: Ein verminderter oder fehlender Geruchssinn kann auftreten.
- Weitere unspezifische Symptome: Fehlendes Mitschwingen des Armes beim Gehen, leisere und monotonere Stimme, Depressionen.
Als erstes spezifisches Symptom der Parkinson-Krankheit gilt eine REM-Schlafverhaltensstörung. Bei dieser Schlafstörung sprechen beziehungsweise schreien Betroffene oder bewegen sich ruckartig im Traum. Sie können sich oder andere sogar verletzen. Die Symptome der Schlafstörung lassen sich mit Medikamenten lindern.
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Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen von Morbus Parkinson sind noch nicht vollständig geklärt. Es gibt verschiedene Formen der Parkinson-Erkrankung. Nur bei etwa fünf bis zehn Prozent der Fälle liegen einzelne schädliche Genmutationen vor, die vererbt werden können. Dann spricht man von familiären Parkinson-Formen. Dabei führen einige - aber nicht alle - vererbten monogenen Mutationen zwingend zu einer Parkinson-Erkrankung. Ob darüber hinaus polygenetische Varianten (mehrere Gene betreffend) im Genom auch das allgemeine Risiko für Parkinson erhöhen können, ist Gegenstand der Forschung. Es wird angenommen, dass sowohl genetische als auch Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Zu den Risikofaktoren gehören:
- Genetische Veranlagung: Familiäre Formen der Parkinson-Krankheit sind selten, aber vorhanden.
- Umweltgifte: Pestizide, Schwermetalle, Lösungsmittel und Feinstaub können das Risiko erhöhen.
- Veränderungen im Darm-Mikrobiom: Eine ungünstige Zusammensetzung der Mikroorganismen im Darm kann eine Rolle spielen.
Dass Umweltgifte wie Pestizide und organische Lösungsmittel schädlich für die Nerven sein können, ist mittlerweile nicht nur wissenschaftlich, sondern auch behördlich anerkannt: Seit dem Frühjahr 2024 ist Parkinson für Pestizid-Einsetzende Personen in Deutschland auch als Berufserkrankung anerkannt. Besonders gefährdet sind Landwirte, Winzer und andere Anwender. Wer unzureichend geschützt mindestens 100 Anwendungstage mit einem dieser Pestizide im Berufsleben hatte, kann die Parkinson-Erkrankung als Berufskrankheit anerkennen lassen.
Diagnose
Die Diagnose von Morbus Parkinson basiert hauptsächlich auf den klinischen Symptomen. Es gibt keinen spezifischen Test, der die Krankheit eindeutig nachweisen kann. Die Diagnose wird in der Regel von einem Neurologen gestellt, der die Symptome beurteilt und andere mögliche Ursachen ausschließt. Das falsch gefaltete alpha-Synuklein lässt sich sowohl in der Haut als auch im Nervenwasser bereits im frühen Stadium der Erkrankung nachweisen.
Therapie
Die Therapie der Parkinson-Krankheit zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Da die Erkrankung fortschreitend ist, ist eine frühzeitige und umfassende Behandlung wichtig. Die Therapie sollte früh beginnen. Sie besteht immer aus mehreren Bausteinen, um die Mobilität zu erhalten und die Symptome zu lindern.
Medikamentöse Therapie
Bei Morbus Parkinson mangelt es im Gehirn am Botenstoff Dopamin, der für flüssige Bewegungen gebraucht wird. Medikamente können diesen Mangel ausgleichen. Zur Therapie der Parkinson-Krankheit stehen mehrere Gruppen von Medikamenten zur Verfügung. Ihnen gemeinsam ist, dass sie über unterschiedliche Mechanismen den Spiegel des Botenstoffs Dopamin im Gehirn wieder erhöhen und so vor allem die motorischen Symptome der Erkrankung - allen voran das Zittern - reduzieren sollen. Die medikamentöse Therapie kann die Bewegung verbessern, die Erkrankung aber nicht heilen. Zudem lässt die Wirksamkeit der Medikamente mit der Dauer der Einnahme oft nach, sodass es zu Schwankungen im Tagesverlauf kommt. Auswahl und Dosierung der Präparate erfolgen individuell.
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- Levodopa (L-Dopa): Das am stärksten wirksame Medikament mit vergleichsweise geringen Nebenwirkungen. Dabei handelt es sich um eine Dopaminvorstufe.
- Dopaminagonisten: Sie wirken ähnlich wie Dopamin und stimulieren die Dopaminrezeptoren im Gehirn.
- MAO-Hemmer: Sie hemmen den Abbau des körpereigenen Dopamins und sorgen so für einen höheren Spiegel des Neurotransmitters.
- Pumpentherapie: Medikamente können auch über eine durch die Bauchdecke geführte PEG-Sonde verabreicht werden.
Tiefe Hirnstimulation
Das deutliche Zittern (Tremor) entsteht, wenn Nervenzellen im Gehirn zugrunde gehen und das neuronale Netzwerk gestört ist, das für ruhige Hände sorgt. Tiefe Hirnstimulation und Ultraschall-Therapie wirken hier gegen das Zittern. Bei der tiefen Hirnstimulation setzen Neurochirurgen dünne Stimulationselektroden (Hirnschrittmacher) in bestimmte Hirnareale ein. Die elektrischen Impulse sollen insbesondere das Zittern lindern. Unter Vollnarkose wird zunächst eine Kernspintomografie (MRT) durchgeführt. Während der Operation müssen die Betroffenen dann zeitweise wach sein, um die Besserung der Symptome während der Stimulation genau austesten zu können. Im Anschluss werden die Elektroden mit einem Steuergerät - dem Hirnschrittmacher - verbunden, der unterhalb des Schlüsselbeins implantiert wird. Einige Tage nach der OP wird das Gerät erstmals eingeschaltet und nachjustiert.
Magnetresonanz-gestützte fokussierte Ultraschallbehandlung (MRgFUS)
Ein recht neues Therapieverfahren bei der Behandlung der Parkinson-Krankheit ist die Magnetresonanz-gestützte fokussierte Ultraschallbehandlung (MRgFUS). Dabei werden Ultraschallwellen im Zielgewebe so stark gebündelt, dass sie es erhitzen und gezielt zerstören. Durch die Behandlung entstehen winzige Narben in den Faserbahnen des Gehirns, im sogenannten Tremornetzwerk. Das soll das Zittern verringern. Über einen Spezialhelm werden mehr als tausend Ultraschallwellen aus vielen Richtungen ins Gehirn geleitet und exakt auf das Tremornetzwerk fokussiert. Die Patientin oder der Patient wird dann durch Aufgaben und Übungen dazu gebracht, maximal zu zittern. Mehrere Erwärmungsphasen sind nötig, um die Narben im Gehirn zu setzen. Jedes Mal wird die Temperatur um Nuancen erhöht, danach erfolgt eine Kontrolle des Behandlungseffekts, aber auch möglicher Nebenwirkungen wie Sprachstörungen, Schwäche oder Taubheit. Bei der Therapie geht es nicht darum, das Zittern komplett auszuschalten. Auch wenn das Verfahren ohne Skalpell, Sonden und Bohrer auskommt, ist es keinesfalls ohne Risiko, denn der Eingriff lässt sich nicht rückgängig machen: Einmal zerstörte Zellen im Gehirn kommen nicht zurück.
Weitere Therapieansätze
- Physiotherapie: Hilft, die Beweglichkeit zu erhalten und Muskelsteifheit zu reduzieren. Im Einsatz sind Medikamente und Physiotherapie für Mobilität, dazu Hirnschrittmacher-OPs gegen starkes Zittern.
- Ergotherapie: Unterstützt bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben.
- Logopädie: Verbessert die Sprach- und Schluckfunktion.
- Sport und Bewegung: Zahlreiche Studien belegen, dass Sport sehr wirkungsvoll gegen Parkinson ist: Mit ihm ist der Verlauf der Erkrankung oft günstiger zu beeinflussen als mit Medikamenten allein. Bereits im Anfangsstadium lassen sich die Symptome der Parkinson-Erkrankung durch intensives Training verbessern und im weiteren Verlauf der Krankheit können Betroffene durch gezieltes Training sogar bereits verlorene Fähigkeiten wiedererlangen. Für Parkinson-Erkrankte sind Sportarten mit fließenden Bewegungen wie Schwimmen, Radfahren und Joggen besonders geeignet, bewährt hat sich auch Tischtennis. Wichtig ist, dass Parkinson-Erkrankte jede Gelegenheit zur Bewegung nutzen, denn das Gehirn verlernt die neu erworbenen Fähigkeiten schnell wieder. In den ersten Stadien der Parkinson-Krankheit kann die Bewegungstherapie BIG zum Einsatz kommen. Die Übungen mit großen, fließenden Bewegungen stimulieren ungenutzte Bereiche des Gehirns. Durch intensives Wiederholen und eine ständige Erfolgskontrolle lernen Betroffene, Bewegungen wieder bewusst im Alltag einzusetzen. Durch die Therapie werden Bewegungen schneller und präziser, auch das Gleichgewicht und die Körperwahrnehmung werden gefördert.
- Ernährung: Körperliche Aktivität, regelmäßiger Kaffeekonsum und eine gesunde mediterrane Ernährung mit vielen Ballaststoffen und Polyphenolen können das Risiko für die Entstehung und das Fortschreiten von Parkinson senken.
Lebenserwartung
Parkinson ist keine akut lebensbedrohliche Erkrankung. Unter guter medikamentöser Therapie haben Betroffene eine in etwa normale Lebenserwartung. Viele werden allerdings innerhalb von 20 Jahren pflegebedürftig. Im Einzelfall können Schluckstörungen oder Stürze auch zu lebensverkürzenden Komplikationen führen. Manchmal kommt es zu einem kognitiven Abbau bis hin zur Demenz. Die Prognosen für den Verlauf unterscheiden sich je nach Unterform der Parkinson-Erkrankung.
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