Taubheitsgefühl nach Neck Dissection: Ursachen, Behandlung und Perspektiven

Eine Neck Dissection, auch Halsausräumung genannt, ist ein umfassender chirurgischer Eingriff, der zur Entfernung von Halslymphknoten und umliegenden Strukturen bei Tumorerkrankungen durchgeführt wird. Ziel ist es, befallene oder potenziell befallene Lymphknoten zu entfernen, um die Ausbreitung der Krebserkrankung einzudämmen. Es gibt zwei Haupttypen: die elektive Neck Dissection, bei der Lymphknoten vorsorglich entfernt werden, um eine Streuung zu verhindern, und die therapeutische Neck Dissection, bei der bereits befallene Lymphknoten reseziert werden.

Gründe für eine Neck Dissection

Tumorzellen können sich von ihrem Ursprungsort lösen und über das Lymphsystem in die Lymphknoten gelangen, wo sie sich ansiedeln und vermehren können. Dies führt zur Bildung von Lymphknotenmetastasen. Um diesen Prozess zu unterbinden und die Ausbreitung der Krebserkrankung zu stoppen, ist eine Neck Dissection oft notwendig. Tumore, die häufig zu Metastasen in den Halslymphknoten führen, sind vor allem Krebserkrankungen im Kopf- und Halsbereich, wie Kehlkopfkrebs, Rachenkrebs, Speicheldrüsenkrebs, Mundhöhlenkrebs, Schilddrüsenkrebs sowie Nasen- und Nasennebenhöhlenkrebs.

Durchführung und Varianten

Die Neck Dissection kann je nach Art und Stadium der Krebserkrankung unterschiedlich umfangreich sein. Die Radikalität des Eingriffs beeinflusst das Risiko von Komplikationen und Nebenwirkungen. Die Entscheidung, ob eine elektive oder therapeutische Dissektion durchgeführt wird, bestimmt maßgeblich den Umfang der Operation.

Während des Eingriffs werden zunächst wichtige anatomische Strukturen identifiziert, um Verletzungen zu vermeiden. Anschließend werden die Lymphknoten, die dem Tumor am nächsten liegen, entfernt und zur Untersuchung an die Pathologie geschickt (Schnellschnitt). Die Pathologen prüfen, ob Tumorzellen vorhanden sind und wie weit sie sich am Schnittrand befinden. Dieses Verfahren dient sowohl der Diagnostik als auch der Entscheidung über den weiteren Operationsverlauf.

Die Lymphknoten im Hals werden nach ihrer Lage in sechs Level und Sublevel unterteilt, da bestimmte Tumore bevorzugt in bestimmte Lymphknotengruppen streuen. Diese Einteilung ermöglicht eine selektive Neck Dissection, bei der nur die am stärksten gefährdeten Lymphknoten entfernt werden, um den Eingriff zu minimieren und Komplikationen zu reduzieren.

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Mögliche Komplikationen und Folgen

Eine Neck Dissection birgt sowohl allgemeine Operationsrisiken als auch spezifische Komplikationen, die von der Radikalität des Eingriffs abhängen. Zu den allgemeinen Risiken gehören die Vollnarkose sowie die Gefahr von Verletzungen wichtiger Organe, Nerven und Gefäße, Blutungen, Entzündungen, übermäßige Narbenbildung und Wundheilungsstörungen.

Spezifische Komplikationen können Bewegungseinschränkungen, Lähmungen, Gefühlsstörungen (wie Taubheitsgefühle und Kribbeln) sowie Schwellungen (Lymphödeme) sein. Die Entfernung der Vena jugularis interna (große Halsvene) kann insbesondere bei beidseitiger Resektion zu Abflussstörungen und Schwellungen führen. Auch die Resektion von Lymphknoten und Lymphgefäßen kann das Immunsystem beeinträchtigen.

Taubheitsgefühl nach Neck Dissection

Ein häufiges Problem nach einer Neck Dissection ist das Auftreten von Taubheitsgefühlen im Halsbereich, im Gesicht, im Ohr oder im Bereich des Kinns. Dies wird durch die Entfernung oder Schädigung von Nerven während der Operation verursacht. Die Nerven können durchtrennt oder gequetscht sein.

Ursachen für Taubheitsgefühle

  • Nervenverletzungen: Während der Neck Dissection können Nerven, die für die Sensibilität verantwortlich sind, verletzt oder durchtrennt werden. Dies führt zu einem Verlust oder einer Veränderung der Empfindung in den betroffenen Bereichen.
  • Entfernung von Gewebe: Die Entfernung von Lymphknoten und umliegendem Gewebe kann die Nervenbahnen beeinträchtigen und zu Taubheitsgefühlen führen.
  • Narbenbildung: Narbengewebe kann auf Nerven drücken und deren Funktion beeinträchtigen.

Umgang mit Taubheitsgefühlen

  • Geduld: In vielen Fällen bilden sich die Taubheitsgefühle im Laufe der Zeit zurück, da sich die Nerven regenerieren können. Dies kann jedoch Monate oder sogar Jahre dauern.
  • Physiotherapie: Physiotherapeutische Übungen können helfen, die Durchblutung zu verbessern und die Nervenregeneration zu fördern.
  • Medikamente: In einigen Fällen können Medikamente zur Schmerzlinderung oder zur Verbesserung der Nervenfunktion eingesetzt werden.
  • Psychologische Unterstützung: Das Taubheitsgefühl und andere Folgen der Neck Dissection können psychisch belastend sein. Eine psychologische Betreuung kann helfen, mit den Veränderungen umzugehen und die Lebensqualität zu verbessern.

Weitere Informationen und Unterstützung

Es ist wichtig, offen mit dem behandelnden Arzt über die Beschwerden und Sorgen zu sprechen. Er kann die Ursache des Taubheitsgefühls genauer bestimmen und geeignete Behandlungsmaßnahmen empfehlen. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen kann hilfreich sein.

Narbenbildung und Ästhetik

Die Schnittführung bei einer Neck Dissection wird sorgfältig geplant, um ein gutes kosmetisches Ergebnis zu erzielen. Der Chirurg orientiert sich dabei an anatomischen Strukturen und Hautfalten. Oft wird eine spezielle Nahttechnik (Intrakutannaht) verwendet, um die Narbe möglichst unauffällig zu gestalten. Nach der Ausheilung sollte die Narbe durch Cremes gepflegt werden.

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Lymphödeme

Die Entfernung von Lymphknoten und Lymphgefäßen kann zu Lymphödemen führen, da der Abtransport der Lymphflüssigkeit beeinträchtigt ist. Therapeutische Maßnahmen wie manuelle Lymphdrainage können helfen, den Abtransport zu fördern und Schwellungen zu reduzieren.

Bedeutung der Nachsorge

Nach einer Neck Dissection ist eine engmaschige Nachsorge wichtig, um mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Dazu gehören regelmäßige Kontrolluntersuchungen, um das Ergebnis der Operation zu überprüfen und ein Rezidiv (Wiederauftreten) der Krebserkrankung auszuschließen. Auch die Behandlung von Begleiterscheinungen und Nebenwirkungen der Therapie, wie beispielsweise Taubheitsgefühle oder Lymphödeme, ist ein wichtiger Bestandteil der Nachsorge.

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