Viele Menschen kennen das Gefühl von Verspannungen im oberen Rücken, das mit einer eingeschränkten Beweglichkeit einhergeht. Oftmals wird versucht, diese Blockaden durch "Einrenken" zu lösen, jedoch ohne langfristigen Erfolg. Dieser Artikel erklärt, was eine BWS-Blockade ist, wie sie entsteht, warum Einrenken nur kurzfristig hilft und wie du deine BWS-Blockade selbst lösen kannst.
Was ist eine BWS-Blockade?
Eine BWS-Blockade (Brustwirbelsäulen-Blockade) kann plötzlich auftreten und die Beweglichkeit deiner Wirbelsäule einschränken. Typisch ist ein starkes Spannungsgefühl in der Brustwirbelsäule, oft verbunden mit Schmerzen bei bestimmten Bewegungen. Interessanterweise ist die Beweglichkeit der Brustwirbelsäule nie vollständig eingeschränkt, sondern du kannst dich in mindestens eine Richtung schmerzfrei bewegen.
Wie entsteht eine BWS-Blockade?
Früher dachte man, eine Blockade im oberen Rücken wird durch eine Einschränkung im oberen Rücken verursacht. Heute weiß man, dass das Nervensystem eine wichtige Rolle spielt. In unseren Gelenken befinden sich viele Rezeptoren, die permanent Informationen über die Gelenkstellung übermitteln. Einige dieser Rezeptoren sind an der Schmerzentstehung beteiligt und werden vor allem bei ungewohnten Bewegungen aktiviert.
Die Rezeptoren geben diese Informationen an das Gehirn weiter, welches daraufhin ein Schmerzsignal sendet. Dieses Signal geht oft mit einer muskulären Schutzspannung einher, wodurch sich die tiefliegenden Rückenmuskeln verkrampfen. Diese muskuläre Schutzspannung kann als verspannter Muskel wahrgenommen werden, der empfindlich auf Druck reagiert.
Warum die Rezeptoren manchmal so empfindlich reagieren, ist noch nicht vollständig geklärt. Es ist aber bekannt, dass BWS-Blockaden oft durch Bewegungsmangel, einseitige Belastungen oder Überlastungen verursacht werden, beispielsweise durch langes Sitzen am Schreibtisch oder unvorbereitetes Heben schwerer Gegenstände. Manchmal entstehen Blockaden auch ohne klare Ursache. Wichtig ist zu verstehen, dass eine BWS-Blockade nicht durch ausgerenkte Wirbel entsteht, die Wirbel sitzen bombenfest und verrutschen nicht einfach so.
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BWS-Blockade erkennen
Eine Blockade der Brustwirbelsäule geht mit typischen Beschwerden einher. Obwohl sich eine BWS-Blockade nicht direkt nachweisen lässt, kann man durch die typischen Beschwerden auf sie schließen. Zu den typischen Merkmalen einer BWS-Blockade zählen:
- Einseitig stark verspannte Muskeln
- Einseitig eingeschränkte Beweglichkeit
- Manchmal auch Rippenschmerzen beim Atmen
- Verspannungen im Nacken oder zwischen den Schulterblättern
Darüber hinaus lassen sich manchmal scheinbar eigenartige Symptome auf eine BWS-Blockade zurückführen:
- Kreislaufprobleme
- Magenbeschwerden
- Herz-Rhythmus-Störungen
- Schwierigkeiten beim Atmen oder
- Probleme mit anderen Organen.
Der Grund dafür: Die zuständigen Nerven für die inneren Organe entspringen fast alle der Brustwirbelsäule. Darum können Organbeschwerden ihren Ursprung in einer Wirbelblockade in der Brustwirbelsäule haben. Wenn das bei dir vorkommt, lass dich bitte von einem Arzt untersuchen!
Warum sich Einrenken gut anfühlt, aber selten hilft
Viele Menschen mit einer blockierten Wirbelsäule versuchen, diese durch schnelles "Knacksen" oder Einrenken zu lösen, was sich oft gut anfühlt. Allerdings ist die Blockade oft schnell wieder da. Der Grund dafür ist, dass Gelenke nicht einfach aus ihrer Position verrutschen und daher nicht eingerenkt werden müssen. Studien zeigen, dass manuelle Manipulationen wie Chiropraktik vor allem einen Effekt auf das zentrale Nervensystem haben, der schmerzlindernd wirken kann.
Eine chiropraktische Manipulation der Wirbelsäule kann die Körperwahrnehmung verbessern, was wiederum die Ansteuerung verbessert und verschiedene Muskeln entspannt. Gleichzeitig schüttet der Körper schmerzstillende Botenstoffe aus. Kurzfristig kann das "Einrenken" also helfen, eine BWS-Blockade zu lösen. Langfristig ist es jedoch sinnvoller, den oberen Rücken gezielt zu trainieren, um eine stabile und bewegliche Wirbelsäule zu bekommen. Der kurzfristige Effekt kann genutzt werden, um sich überhaupt erst einmal wieder normal bewegen zu können. Aber nur mit Hilfe eines gezielten Trainings kann man einer erneuten BWS-Blockade vorbeugen und so das Risiko für weitere Blockaden minimieren.
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BWS-Blockade selbst lösen mit 5 einfachen Übungen
Bei einer BWS-Blockade verrutscht nichts und muss entsprechend auch nichts eingerenkt werden. Dennoch kann es kurzfristig helfen, um schnelle Linderung zu bekommen und mehr Bewegung zu ermöglichen. Eine blockierte Brustwirbelsäule entsteht vor allem durch einseitige Bewegungen und Bewegungsmangel. Entsprechend ist es eine gute Idee, die Wirbelsäule vielseitig zu mobilisieren und zu belasten.
Hier sind 5 einfache Übungen, mit denen du eine BWS-Blockade selbst lösen und langfristig vorbeugen kannst:
Übung #1: BWS-Blockade selbst lösen mit Faszienrolle
Um die Beschwerden loszuwerden, kannst du eine Faszienrolle oder ein zusammengerolltes Handtuch nutzen. Lege dich mit dem oberen Rücken auf die Rolle und überkreuze die Hände vor der Brust. Versuche, das Becken auf dem Boden zu halten und strecke dich dann mit der Brustwirbelsäule auf der Rolle. Bewege dich hier, als würdest du einen Mini-Sit-Up machen. Anschließend kannst du die Rolle auf eine andere Stelle in der Brustwirbelsäule legen, sodass du auch andere Segmente mobilisieren kannst.
Übung #2: BWS-Mobilisation mit Widerstandsband
Mobilisiere die Brustwirbelsäule mit Hilfe eines Widerstandbandes. Das Band hilft dabei, die Bewegung noch besser zu spüren und tatsächlich die Wirbelkörper zu bewegen, die wir auch mobilisieren wollen. Gehe dazu in den Fersensitz. Halte das Band mit beiden Händen fest, während du es um die Brustwirbelsäule legst. Setze die Hände vor den Knien auf dem Boden ab. Lass dich nun von dem Band nach vorn ziehen, atme tief ein und halte die Position kurz. Anschließend schiebst du das Band mit Hilfe der Brustwirbelsäule nach hinten, bis du einen starken Rundrücken machst. Wenn du in der Endposition bist, atmest du wieder tief ein und möchtest damit den hinteren Brustkorb weit machen. Wiederhole die Bewegung 10 Mal.
Übung #3: BWS-Rotation in Seitlage
Die Brustwirbelsäule kann sich nicht nur strecken und beugen, sondern auch rotieren. Auch diese Fähigkeit ist häufig eingeschränkt. Gehe dazu in die Seitlage. Die Knie liegen übereinander und bleiben auch so! In der Ausgangsposition liegen die Hände auch übereinander. Löse nun die obere Hand und male mit ihr einen Halbkreis, indem du dich aus der Brustwirbelsäule zur anderen Seite drehst. Der Blick folgt der Hand. Halte die Endposition kurz und kehre danach in die Ausgangsposition zurück. Wiederhole die Bewegung 10 bis 15 Mal pro Seite.
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Übung #4: Rotation der BWS mit Band
Die Muskulatur zwischen den Schulterblättern ist maßgeblich an der Stabilität der Brustwirbelsäule beteiligt. Indem wir diese trainieren und die Kräftigung mit einer Rotation der Brustwirbelsäule kombinieren, können wir Problemen vorbeugen und eine BWS-Blockade selbst lösen. Gehe in einen Ausfallschritt. Klemme zwischen dem aufgestellten Bein und einer Wand eine Faszienrolle. Nimm nun ein Widerstandsband und halte es mit beiden Händen fest. Während ein Arm an der Wand bleibt, ziehst du mit dem anderen Arm das Band auseinander und rotierst gleichzeitig aus der Brustwirbelsäule. Dabei solltest du die Arbeit vor allem zwischen den Schulterblättern und in der Brustwirbelsäule spüren. Halte die Endposition kurz und kehre dann kontrolliert in die Ausgangsposition zurück.
Übung #5: Kontrollierte Rotation der Brustwirbelsäule
Diese Übung mobilisiert nicht nur die Brustwirbelsäule, sondern verbessert auch die Körperwahrnehmung und kräftigt den oberen Rücken in allen möglichen Positionen. Starte dazu im Sitzen und spanne deine Beine sowie das Becken an. Verschränke die Arme vor der Brust. Starte nun, indem du die Brustwirbelsäule beugst. Rotiere dann langsam zu einer Seite und lehne dich danach zur Seite. Anschließend lehnst du dich nach hinten und rotierst zur anderen Seite. Dort kehrst du die Bewegung auf der anderen Seite um.
Weitere Übungen und Tipps
Neben den oben genannten Übungen gibt es noch viele weitere Möglichkeiten, die Brustwirbelsäule zu mobilisieren und zu kräftigen. Hier sind einige zusätzliche Anregungen:
- Katze-Kuh-Übung: Diese Übung aus dem Yoga mobilisiert die gesamte Wirbelsäule. Beginne im Vierfüßlerstand und wechsle ab zwischen einem Katzenbuckel (Rücken nach oben wölben, Kinn zur Brust) und einem Pferderücken (Rücken nach unten durchhängen, Kopf anheben).
- Seitliche Dehnung: Stelle dich hüftbreit auf und drehe den Oberkörper abwechselnd von einer Seite zur anderen. Achte darauf, dass das Becken geradeaus gerichtet bleibt.
- Drehung im Vierfüßlerstand: Im Vierfüßlerstand den rechten Arm unter dem Körper hindurchführen und Oberarm und Kopf auf der Matte ablegen. Die Position einige Sekunden halten und die Dehnung spüren.
- Brücke: In Rückenlage die Beine anwinkeln und das Becken Wirbel für Wirbel vom Boden abheben, bis Knie, Hüfte und Schultern eine Linie bilden.
- Superman-Übung: In Bauchlage Arme und Beine ausstrecken und dann jeweils ein Bein und den entgegengesetzten Arm abwechselnd heben und senken.
- Stufenlagerung: In Rückenlage die Beine auf einem Stuhl oder Kissen ablegen, so dass Unter- und Oberschenkel einen rechten Winkel bilden. Diese Position entlastet die Bandscheiben.
- Dehnung mit Faszienrolle: Die Faszienrolle längs unter die Wirbelsäule legen und die Arme seitlich ausstrecken.
Was du sonst noch tun kannst
- Regelmäßige Bewegung: Integriere regelmäßige Bewegung in deinen Alltag. Gehen, Treppensteigen, Radfahren oder Schwimmen sind gute Möglichkeiten, um die Wirbelsäule zu mobilisieren und die Muskulatur zu kräftigen.
- Ergonomischer Arbeitsplatz: Achte auf eine gute Haltung am Arbeitsplatz. Stelle sicher, dass dein Stuhl und dein Schreibtisch richtig eingestellt sind, damit du aufrecht sitzen kannst.
- Dehnübungen: Führe regelmäßig Dehnübungen durch, um die Muskulatur auf der Körpervorderseite zu flexibilisieren.
- Vermeide langes Sitzen: Stehe regelmäßig auf und bewege dich, wenn du lange sitzen musst.
- Wärme und Massagen: Wärme und Massagen können helfen, verspannte Muskeln zu lockern.
- Rückenschule: Besuche einen Rückenschulkurs, um zu lernen, wie du deinen Rücken richtig belastest und Fehlhaltungen vermeidest.
- Sportarten: Wähle rückenfreundliche Sportarten wie Rückenschwimmen, Walken, Radfahren oder Yoga.
Wann zum Arzt?
In den meisten Fällen sind BWS-Blockaden harmlos und können mit den oben genannten Übungen und Tipps selbst behandelt werden. Es gibt aber auch Situationen, in denen du einen Arzt aufsuchen solltest:
- Wenn die Schmerzen sehr stark sind oder plötzlich auftreten.
- Wenn die Schmerzen länger als drei Tage anhalten.
- Wenn du zusätzliche Symptome wie Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Lähmungen hast.
- Wenn du unter organischen Beschwerden wie Herzproblemen, Atembeschwerden oder Magenbeschwerden leidest.
Ein Arzt kann die Ursache deiner Beschwerden abklären und eine geeignete Behandlung empfehlen. In manchen Fällen kann eine manuelle Therapie, eine Schmerztherapie oder auch eine Operation notwendig sein.
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