Die Meralgia paraesthetica, auch bekannt als Leistentunnelsyndrom, ist eine Erkrankung, die durch die Kompression des Nervus cutaneus femoris lateralis (NCFL) verursacht wird. Dieser Nerv versorgt die Haut des seitlichen Oberschenkels mit sensorischen Informationen. Die Kompression führt zu brennenden Schmerzen, Taubheitsgefühlen und Kribbeln im betroffenen Bereich.
Was ist Meralgia Paraesthetica?
Meralgia paraesthetica ist ein Nervenkompressionssyndrom, bei dem der Nervus cutaneus femoris lateralis (NCFL) eingeklemmt wird. Nerven sind anfällig für Verletzungen und haben eine begrenzte Regenerationsfähigkeit. Bei Kompressionssyndromen werden Nerven durch Muskeln, Knochen oder anderes Gewebe abgedrückt, wodurch ihre Fähigkeit, Signale zu verarbeiten, beeinträchtigt wird.
Der NCFL entspringt im unteren Rückenmark und verläuft durch das Becken unterhalb des Leistenkanals zum äußeren Oberschenkel. Er ist ein rein sensibler Nerv, der Informationen über Berührung, Temperatur und Druck an das Gehirn weiterleitet, ohne Muskeln oder andere Strukturen zu innervieren.
Ursachen der Meralgia Paraesthetica
Die Ursache der Meralgia paraesthetica liegt in der Kompression des NCFL entlang seines Verlaufs. Dies kann an verschiedenen Stellen geschehen:
- Musculus Psoas Major: Der Nerv durchdringt diesen großen Muskel, und eine ungünstige anatomische Position oder Veränderung des Muskels kann zu einer Einklemmung führen.
- Leistentunnel: Der NCFL verläuft unterhalb des Leistenbandes, das vom Beckenkamm zum Schambein verläuft. Beim Austritt aus dem Becken knickt der Nerv um fast 90 Grad ab, um den seitlichen Oberschenkel zu erreichen, was ihn anfällig für Kompression macht.
Bestimmte Umstände erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Nervenkompression:
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- Erhöhter Druck von außen: Enge Kleidung, Übergewicht oder Schwangerschaft können den Druck auf den Nerv erhöhen.
- Äußere Einwirkungen: Ein plötzlicher Schlag, sportliche Aktivitäten oder Operationen mit Narbenbildung können den Nerv einklemmen.
- Weitere Risikofaktoren: Übergewicht (Adipositas), Diabetes mellitus, Schwangerschaft, enge Kleidung im Taillenbereich ("Jeanskrankheit"). Auch Bettlägerigkeit und Erkrankungen im Bauchraum sowie Fahrradfahren, langes Laufen oder ähnliche körperliche Anstrengung können Risikofaktoren sein.
Symptome der Meralgia Paraesthetica
Die Kompression des NCFL kann verschiedene Symptome im Bereich des äußeren Oberschenkels verursachen:
- Brennender Schmerz: Das Hauptsymptom ist ein brennender Schmerz, der sich über die Vorder- und Außenseite des Oberschenkels ausbreitet.
- Taubheitsgefühle: Taubheitsgefühle im betroffenen Bereich sind häufig.
- Kribbeln und Ameisenlaufen: Ähnlich wie bei einem eingeschlafenen Nerv können Kribbeln und Ameisenlaufen auftreten.
- Berührungsempfindlichkeit: Erhöhte Empfindlichkeit bei Berührung des betroffenen Bereichs.
- Schmerzen beim Gehen oder Stehen: Die Symptome können sich beim Gehen oder Stehen verschlimmern.
- Linderung beim Beugen der Hüfte: Das Beugen der Hüfte kann den Druck auf den Nerv reduzieren und die Symptome lindern.
Da der NCFL ein rein sensibler Nerv ist, kommt es nicht zu motorischen Ausfällen.
Diagnose der Meralgia Paraesthetica
Die Diagnose der Meralgia paraesthetica basiert in der Regel auf einer körperlichen Untersuchung und der Anamnese des Patienten. Der Arzt wird den Oberschenkel abtasten, um druckempfindliche Punkte zu identifizieren. Spezielle Tests wie der umgekehrte Lasègue-Test (Strecken des Beins nach hinten) oder das Hoffmann-Tinel-Zeichen (Beklopfen des Nervs im Leistenbereich) können durchgeführt werden, um die Diagnose zu unterstützen.
Weitere diagnostische Maßnahmen können sein:
- Lokalanästhetika-Injektion: Injektion eines Lokalanästhetikums in den Bereich des Nervs zur vorübergehenden Schmerzlinderung.
- Nervenleitgeschwindigkeitsmessung (Neurografie): Messung der Geschwindigkeit, mit der elektrische Signale entlang des Nervs übertragen werden.
- Ultraschall: Bildgebung zur Darstellung des Nervs undIdentifizierung möglicher Kompressionsstellen.
- Magnetresonanztomographie (MRT): Bildgebung zur detaillierten Darstellung des Nervs und der umliegenden Strukturen.
- Elektromyogramm (EMG): Untersuchung der elektrischen Aktivität der Muskeln, um andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen.
Es ist wichtig, andere Ursachen für ähnliche Symptome auszuschließen, wie z.B. Bandscheibenvorfälle, Hüftarthrose oder andere Nervenkompressionssyndrome.
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Behandlung der Meralgia Paraesthetica
Die Behandlung der Meralgia paraesthetica zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Ursache der Nervenkompression zu beheben. Die Behandlungsmethoden umfassen:
Konservative Behandlung
- Entlastung: Vermeidung enger Kleidung, Gürtel und anderer Faktoren, die Druck auf die Leistengegend ausüben.
- Gewichtsreduktion: Bei Übergewicht kann eine Gewichtsreduktion helfen, den Druck auf den Nerv zu verringern.
- Physiotherapie: Gezielte Übungen zur Stärkung und Dehnung der Muskeln im Bereich der Hüfte, des Oberschenkels und des Beckens können helfen, den Nerv zu entlasten und eine bessere Körperhaltung zu fördern.
- Ergonomische Anpassungen: Anpassung des Arbeitsplatzes, insbesondere für Menschen, die viel sitzen, um eine gesunde Körperhaltung zu fördern.
- Schmerzmittel: Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac können zur Schmerzlinderung eingesetzt werden. In einigen Fällen können stärkere Schmerzmittel erforderlich sein.
- Nervengleitübungen: Übungen, die darauf abzielen, die Beweglichkeit des Nervs zu verbessern und Verklebungen zu lösen.
- Kühlende Umschläge: Kühlende Umschläge können helfen, die Symptome zu lindern.
Hydrodissektion
Bei der Hydrodissektion wird das Gewebe um den Nerv mit einer Zuckerlösung gespült, um mehr Platz für den Nerv zu schaffen und die Kompression zu verringern.
Injektionen
- Lokalanästhetika: Injektion von Lokalanästhetika in den Bereich des Nervs zur Schmerzlinderung.
- Kortikosteroide: Injektion von Kortikosteroiden zur Reduzierung von Entzündungen und Schwellungen um den Nerv.
Radiofrequenztherapie
Bei der Radiofrequenztherapie wird ein Katheter in die Nähe des Nervs platziert und hochfrequenter Strom angelegt, um das umliegende Gewebe zu erwärmen und die Schmerzen zu reduzieren.
Operative Behandlung
Eine Operation ist selten erforderlich und wird nur in schweren Fällen in Betracht gezogen, wenn die konservativen Behandlungen nicht erfolgreich sind. Die operativen Möglichkeiten umfassen:
- Dekompression: Operative Freilegung des Nervs und Beseitigung einengender Strukturen.
- Neurektomie: Durchtrennung des Nervs, um die Schmerzen zu beseitigen. Dies führt jedoch zu einem dauerhaften Verlust des Empfindungsvermögens im betroffenen Hautbereich.
Übungen bei Meralgia Paraesthetica
Gezielte Übungen können helfen, die Symptome der Meralgia paraesthetica zu lindern, indem sie die Muskeln dehnen und stärken, die den Nerv komprimieren könnten. Es ist wichtig, die Übungen korrekt auszuführen und bei Schmerzen sofort abzubrechen.
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- Dehnübungen:
- Hüftbeuger-Dehnung: Ausfallschritt nach vorne, wobei das hintere Bein gestreckt bleibt.
- Oberschenkeldehnung: Den Fuß des betroffenen Beins zum Gesäß ziehen, um eine Dehnung im Oberschenkel zu spüren.
- Seitliche Oberkörperdehnung: Stehend seitlich mit dem Oberkörper nach unten beugen und die Hand am Oberschenkel entlang nach unten tasten.
- Kräftigungsübungen:
- Hüftabduktion: Seitliches Anheben des Beins im Stehen oder Liegen.
- Gesäßmuskelübungen: Übungen zur Stärkung der Gesäßmuskulatur, wie z.B. Brücken oder Kniebeugen.
- Faszienrolle:
- Seitliches Ausrollen des Oberschenkels: Mit einer Faszienrolle die Außenseite des Oberschenkels von der Hüfte bis zum Knie ausrollen, um Verklebungen zu lösen.
- Übungen in der Schwangerschaft:
- Seitliche Dehnung: Seitlich auf die schmerzende Stelle legen und eine Faszienrolle unter die Stelle legen. Mit dem Körper über die Rolle gleiten.
- Bein nach hinten führen: Stehend das Bein der schmerzenden Seite langsam hinter das Bein der gesunden Seite führen.
Da jeder Fall einzigartig ist, sollten die Übungen individuell auf den Patienten abgestimmt sein. Ein Physiotherapeut oder Arzt kann einen geeigneten Trainingsplan erstellen.
Vorbeugung der Meralgia Paraesthetica
Viele der Maßnahmen, die zur Behandlung der Meralgia paraesthetica eingesetzt werden, eignen sich auch zur Vorbeugung:
- Vermeidung enger Kleidung: Tragen Sie lockere Kleidung, die die Leistengegend nicht einengt.
- Gewichtsreduktion: Halten Sie ein gesundes Gewicht, um den Druck auf den Nerv zu reduzieren.
- Regelmäßige Bewegung: Treiben Sie Sport und bewegen Sie sich regelmäßig, um die Muskeln zu stärken und die Durchblutung zu fördern.
- Ergonomische Anpassungen: Achten Sie auf eine gute Körperhaltung und ergonomische Arbeitsbedingungen, insbesondere wenn Sie viel sitzen.
Prognose
Die Prognose für die Meralgia paraesthetica ist in den meisten Fällen gut. Viele Betroffene erholen sich innerhalb weniger Wochen oder Monate, insbesondere wenn die Behandlung frühzeitig begonnen wird. In einigen Fällen können die Symptome jedoch chronisch werden und eine langfristige Behandlung erfordern.
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