Nerv eingeklemmt: Was hilft wirklich?

Nackenschmerzen, die bis in Schulter und Arm ausstrahlen, Kribbeln, Taubheitsgefühle und eingeschränkte Bewegungsfähigkeit - das sind typische Anzeichen dafür, dass ein Nerv eingeklemmt sein könnte. Doch was steckt wirklich dahinter und was kann man dagegen tun? Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick über Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten.

Was versteht man unter einem eingeklemmten Nerv?

Der Begriff "eingeklemmter Nerv" ist eigentlich ein umgangssprachlicher Ausdruck. Medizinisch gesehen handelt es sich meist um eine Nervenkompression oder -reizung. Dabei wird Nervengewebe durch umliegende Strukturen wie Muskeln, Knochen, Sehnen oder Gewebe eingeengt oder unter Druck gesetzt. Dies kann sowohl periphere Nerven betreffen, also Nerven außerhalb von Gehirn und Rückenmark, als auch Nervenwurzeln, die zum Rückenmark gehören und durch die Wirbel geschützt sind.

Ursachen: Vielfältige Auslöser für Nervenkompression

Die Ursachen für einen eingeklemmten Nerv können vielfältig sein. Häufig sind Muskelverspannungen die Übeltäter, die auf den Nerv drücken oder ihn reizen. Diese Verspannungen können durch Fehlhaltungen, Überlastung, Stress oder mangelnde Bewegung entstehen.

Weitere mögliche Ursachen sind:

  • Degenerative Veränderungen: Verschleißprozesse wie Bandscheibenvorfälle, Bandscheibenprotrusionen, Spondylarthrose oder Spinalkanalstenose können zu einer Einengung der Nerven führen.
    • Bandscheibenvorfall (Diskusprolaps): Hierbei durchbricht der Gallertkern der Bandscheibe den Faserring und tritt nach außen, wodurch er auf Nervenwurzeln oder das Rückenmark drücken kann. Am häufigsten sind die Halswirbelkörper C5/C6 bzw. C6/C7 betroffen.
    • Bandscheibenprotrusion: Der Gallertkern wölbt sich in den Wirbelkanal vor, der Faserring ist jedoch noch intakt.
    • Spondylarthrose (Facettengelenksarthrose): Verschleiß der Zwischenwirbelgelenke, die die einzelnen Wirbel miteinander verbinden.
    • Spinalkanalstenose: Verengung des Wirbelkanals, die Druck auf das Rückenmark oder die Spinalnerven ausübt. Verantwortlich dafür können ein Bandscheibenvorfall oder knöcherne Anbauten (Spondylophyten) sein.
  • Verletzungen: Brüche (Frakturen) im Bereich der Halswirbel, beispielsweise durch Unfälle, Gewalteinwirkung oder Erkrankungen wie Osteoporose, Knochentumore oder -metastasen, können ebenfalls Nerven schädigen.
  • Engpasssyndrome: Beispielsweise das Karpaltunnelsyndrom, bei dem ein Nerv im Handgelenk eingeklemmt wird.
  • Instabile Wirbelkörper: Bei Osteoporose können bereits harmlose Alltagssituationen zu einem Wirbelkörperbruch führen.
  • Gekrümmte Haltung: beim Sitzen oder Stehen. Wirbelkörper können sich minimal verschieben und Nerven in diesem Bereich einklemmen.
  • Überlastete Muskeln: zum Beispiel durch schweres Heben oder repetitive Bewegungen. Die verkrampfte Muskulatur drückt auf die Nerven.
  • Verletzungen im Bereich der Wirbel: durch Stürze oder Unfälle.
  • Schlechte Schlafhaltung oder seelischer Stress: (vertebrale Subluxation).
  • Degenerative Veränderungen: wie Arthrose oder Osteoporose.

Symptome: So äußert sich ein eingeklemmter Nerv

Die Symptome eines eingeklemmten Nervs können vielfältig sein und hängen stark davon ab, welcher Nerv betroffen ist und wo er sich befindet. Typische Anzeichen sind:

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  • Schmerzen: Plötzliche, stechende, ziehende oder brennende Schmerzen, die sich bei Bewegung oft verstärken. Die Schmerzen können lokal begrenzt sein oder in andere Körperteile ausstrahlen (z.B. Ischiasnerv: Schmerzen vom unteren Rücken über das Gesäß bis in den Fuß).
  • Empfindungsstörungen (Parästhesien): Kribbeln, Taubheitsgefühle, Ameisenlaufen oder ein Gefühl des "Einschlafens" in den betroffenen Gliedmaßen.
  • Funktionsausfälle: Muskelschwäche oder Lähmungserscheinungen, die jedoch oft vorübergehend sind.
  • Sensibilitätsstörungen: Vermindertes oder verstärktes Berührungsempfinden im betroffenen Bereich.
  • Bewegungseinschränkungen: Bestimmte Bewegungen oder Körperhaltungen sind unangenehm oder schmerzhaft, was zu einer Schonhaltung führen kann.
  • Schlechtere Beweglichkeit oder Positionierung von Knochen oder Gelenken: Wirbel sind über- oder unterbeweglich und fühlen sich blockiert an.
  • Veränderte Nervensystem-Funktion: Die Nervenimpulse werden unterbrochen oder verändert. Der Nährstofftransport in den Nervenfasern ist beeinträchtigt.
  • Verspannungen: Verkrampfungen der Muskeln, diese verstärken Blockierungen.
  • Veränderte Organfunktion: Organe werden durch eine veränderte Umgebung gestört.
  • Veränderte Funktion von Wirbelsäule und Körper: Die Balance und Haltung der Wirbelsäule geht verloren, der Körper funktioniert nicht mehr harmonisch als Einheit.
  • Bei Beteiligung der Halswirbelsäule: können zusätzliche Symptome wie Schwindel oder Erbrechen auftreten.

Spezifische Symptome je nach betroffener Region:

  • Nacken: Nackenschmerzen, die in Schulter und Arm ausstrahlen können.
  • Rücken: Schmerzen im Rücken, die in Po und Beine ausstrahlen können, Taubheitsgefühle bis hin zu Lähmungserscheinungen in den Beinen.
  • Brust: Stechender Schmerz im Brustkorb, der nur an einer Stelle oder gürtelförmig um den Brustkorb herum auftritt.
  • Po und Hüfte: Schmerzen in Gesäß, Hüfte und Bein, die sich beim Sitzen verstärken (Piriformis-Syndrom).
  • Schulter, Arm und Hand: Kribbeln und Taubheitsgefühle in den Händen, Schmerzen, Verlust des Tastsinns, Probleme beim Greifen (Karpaltunnelsyndrom, Sulcus-ulnaris-Syndrom).

Diagnose: Den Ursachen auf den Grund gehen

Um die Ursache eines eingeklemmten Nervs zu finden, ist eine sorgfältige Diagnose wichtig. Diese umfasst in der Regel:

  • Anamnese: Der Arzt befragt den Patienten ausführlich zu seinen Beschwerden, Vorerkrankungen und Lebensumständen.
  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht die Beweglichkeit, Haltung und Reflexe des Patienten. Durch Abtasten und gezielte Tests (z.B. Hoffmann-Tinel-Zeichen, Phalen-Test) kann er den betroffenen Nerv lokalisieren und die Ursache eingrenzen.
  • Bildgebende Verfahren: In manchen Fällen sind weitere Untersuchungen wie Röntgenaufnahmen, MRT (Magnetresonanztomographie) oder CT (Computertomographie) notwendig, um die Ursache der Nervenkompression zu erkennen (z.B. Bandscheibenvorfall, Spinalkanalstenose, Frakturen).
  • Neurologische Untersuchung: Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, um die Funktion des Nervs zu überprüfen.

Behandlung: Was hilft wirklich bei einem eingeklemmten Nerv?

Die Behandlung eines eingeklemmten Nervs richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad der Beschwerden. Ziel ist es, den Druck auf den Nerv zu reduzieren, die Schmerzen zu lindern und die Funktion wiederherzustellen.

Konservative Behandlung:

In den meisten Fällen können die Beschwerden mit konservativen Maßnahmen gelindert werden:

  • Schonung und Entlastung: Der betroffene Bereich sollte zunächst geschont werden, um weitere Reizungen zu vermeiden. Unnatürliche Schonhaltungen sollten jedoch vermieden werden. Starke Belastung vermeiden.
  • Bewegung: Leichte, vorsichtige Bewegungen sind wichtig, um die Muskulatur zu lockern und Verspannungen zu lösen. Ruckartige Bewegungen sollten vermieden werden.
  • Wärme: Wärmeanwendungen (z.B. warmes Bad, Rotlicht, Wärmeauflagen) fördern die Durchblutung und entspannen die Muskulatur.
  • Kälte: Bei akuten Entzündungen kann Kälte (z.B. Kühlpack) helfen, die Schwellung zu reduzieren und die Schmerzen zu lindern.
  • Schmerzmittel: Schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente (z.B. Ibuprofen, Diclofenac) können kurzfristig helfen, die Schmerzen zu lindern. Die Einnahme sollte jedoch mit dem Arzt abgesprochen werden.
  • Muskelrelaxantien: Medikamente zur Entspannung der Muskulatur.
  • Physiotherapie: Gezielte Übungen und manuelle Techniken helfen, Verspannungen zu lösen, die Muskulatur zu stärken und die Beweglichkeit zu verbessern.
  • Massage: Eine professionelle Massage kann die verspannte Muskulatur lockern und die Durchblutung fördern.
  • Manuelle Therapie/Osteopathie: Bei Blockaden der Wirbelsäule können manuelle Therapie oder osteopathische Behandlungen helfen, die Blockaden zu lösen und die Beweglichkeit wiederherzustellen.
  • Kinesio-Taping: Kann helfen, die betroffene Muskelpartie zu entspannen.
  • Chiropraktik: Durch gezielte chiropraktische Manipulationen kann die Wirbelsäule wieder richtig ausgerichtet und so die Kompression auf den eingeklemmten Nerv reduziert werden.
  • Injektionen: In manchen Fällen können Kortisonspritzen in die Nähe des betroffenen Nervs verabreicht werden, um Entzündungen zu reduzieren und die Schmerzen zu lindern.
  • Amerikanische Chiropraktik: löst Subluxationen und stellt somit die volle Funktionalität der Nerven wieder her. Dies geschieht mit milden und zielgenauen Justierungen der Wirbelsäule.

Operative Behandlung:

In seltenen Fällen, wenn die konservativen Maßnahmen nicht ausreichend helfen oder neurologische Ausfälle auftreten, kann eine Operation notwendig sein. Ziel des Eingriffs ist es, den Druck auf den Nerv zu beseitigen und die Nervenfunktion wiederherzustellen. Mögliche operative Verfahren sind:

  • Minimalinvasive Verfahren: Z.B. bei einem Bandscheibenvorfall, um den Druck auf den Nerv zu verringern und die Nervenwurzeln zu entlasten.
  • Dekompression: Bei einer Spinalkanalstenose, um den Wirbelkanal zu erweitern und das Rückenmark oder die Nervenwurzeln zu entlasten.
  • Entlastung des Karpaltunnels: Beim Karpaltunnelsyndrom, um den Nerv im Handgelenk zu entlasten.

Wichtig: Die Behandlung eines eingeklemmten Nervs sollte immer individuell auf den Patienten und seine spezifische Situation abgestimmt sein. Es ist ratsam, einen Arzt oder Therapeuten aufzusuchen, um die Ursache der Beschwerden abzuklären und die geeignete Behandlung zu wählen.

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Was kann man selbst tun? Tipps zur Vorbeugung und Linderung

Neben den ärztlichen und therapeutischen Maßnahmen gibt es einiges, was man selbst tun kann, um einem eingeklemmten Nerv vorzubeugen oder die Beschwerden zu lindern:

  • Ergonomie am Arbeitsplatz: Achten Sie auf eine ergonomische Gestaltung Ihres Arbeitsplatzes, um Fehlhaltungen und Verspannungen zu vermeiden.
  • Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität stärkt die Muskulatur, fördert die Durchblutung und beugt Verspannungen vor.
  • Stressmanagement: Stress kann zu Muskelverspannungen führen. Entspannungsübungen wie Yoga, Meditation oder autogenes Training können helfen, Stress abzubauen.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten versorgt den Körper mit wichtigen Nährstoffen und unterstützt die Gesundheit der Nerven.
  • Übergewicht reduzieren: Ein gesundes Körpergewicht entlastet die Wirbelsäule und verhindert zusätzlichen Druck auf Nerven.
  • Fehlhaltungen vermeiden: Achten Sie auf eine aufrechte Haltung beim Sitzen, Stehen und Gehen.
  • Regelmäßige Pausen: Bei sitzenden Tätigkeiten sollten Sie regelmäßig Pausen einlegen, um sich zu bewegen und die Muskulatur zu lockern.
  • Sanfte Gymnastik, Yoga oder Massage: Bei stark verspannter Muskulatur kann sanfte Gymnastik, Yoga oder eine Massage helfen, die Verspannung zu lösen und den eingeklemmten Nerv im Nacken oder den Schultern zu entlasten.
  • Langsame und tiefe Bauchatmung: Hilft, den Parasympathikus zu aktivieren, also den Teil des autonomen Nervensystems, der für Ruhe und Entspannung sorgt.

Dauer: Wie lange dauert es, bis ein eingeklemmter Nerv wieder heilt?

Die Dauer der Beschwerden hängt von der Ursache und dem Schweregrad der Nervenkompression ab. Bei leichten Verspannungen können die Beschwerden innerhalb weniger Tage oder Wochen von selbst verschwinden. Bei schwereren Fällen, beispielsweise bei einem Bandscheibenvorfall, kann die Heilung mehrere Wochen oder Monate dauern. In manchen Fällen können die Beschwerden auch chronisch werden.

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