Eingeklemmter Nerv an der Wirbelsäule: Symptome, Ursachen und Behandlung

Ein eingeklemmter Nerv an der Wirbelsäule kann eine Vielzahl von unangenehmen Symptomen verursachen und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten eines eingeklemmten Nervs im Bereich der Wirbelsäule, um Betroffenen ein umfassendes Verständnis dieser Erkrankung zu ermöglichen.

Einführung

Ein eingeklemmter Nerv, medizinisch als Nervenkompression bezeichnet, entsteht, wenn Druck auf einen Nerv ausgeübt wird. Dies kann durch umliegende Strukturen wie Muskeln, Sehnen, Bandscheiben oder Knochen geschehen. Die Wirbelsäule, als zentrale Stütze des Körpers, ist besonders anfällig für Nervenkompressionen, da hier zahlreiche Nerven verlaufen, die wichtige Funktionen im Körper steuern.

Anatomie der Wirbelsäule und Nervenbahnen

Um die Entstehung und Auswirkungen eines eingeklemmten Nervs an der Wirbelsäule zu verstehen, ist ein grundlegendes Wissen über die Anatomie der Wirbelsäule und die Nervenbahnen erforderlich.

Die Wirbelsäule besteht aus 33 Wirbelkörpern, die durch Bandscheiben miteinander verbunden sind. Diese Bandscheiben dienen als Puffer und ermöglichen die Beweglichkeit der Wirbelsäule. Innerhalb des Wirbelkanals verläuft das Rückenmark, eine zentrale Nervenbahn, die Informationen zwischen Gehirn und Körper überträgt. Vom Rückenmark zweigen sich Spinalnerven ab, die paarweise durch die Zwischenwirbellöcher den Wirbelkanal verlassen und für die Versorgung verschiedener Körperregionen zuständig sind.

Ursachen eines eingeklemmten Nervs an der Wirbelsäule

Ein eingeklemmter Nerv an der Wirbelsäule kann verschiedene Ursachen haben. Zu den häufigsten gehören:

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  • Bandscheibenvorfälle: Bandscheibenvorfälle sind eine häufige Ursache für eingeklemmte Nerven an der Wirbelsäule. Zwischen den einzelnen Wirbeln der Wirbelsäule befinden sich Bandscheiben, die wie ein Puffer wirken und die Bewegungen der Wirbelsäule abfedern. Eine Bandscheibe besteht aus einem inneren gallertartigen Kern (Nucleus pulposus) und einer Hülle aus Faserknorpel (Anulus fibrosus). Im Alter lässt die Elastizität der Bandscheibenhülle nach und sie kann Risse bekommen. Man spricht dann von einer degenerierten Bandscheibe. Bei einer Bandscheibenprotrusion wölbt sich der Gallertkern der Bandscheibe in den Wirbelkanal vor. Der feste Faserring ist noch intakt, aber aufgrund von Verschleißprozessen geschädigt. Bei einem Bandscheibenvorfall (Diskusprolaps) durchbricht der Gallertkern den Faserring und tritt nach außen. Durch das Bandscheibenmaterial kann ein Spinalnerv oder das Rückenmark eingeengt werden. Am häufigsten von einem HWS-Bandscheibenvorfall sind die Halswirbelkörper C5 und C6 bzw. C6 und C7 betroffen.

  • Spondylarthrose (Facettengelenksarthrose): Zwischen den einzelnen Halswirbeln liegen die Facettengelenke. Bei einer Spondylarthrose verschleißt die dünne Knorpelschicht der Gelenkflächen. Bei Spondylarthrose verschleißen die Zwischenwirbelgelenke, die die einzelnen Wirbel miteinander verbinden. Es handelt sich bei der Spondyl- oder Facettengelenksarthrose um eine der häufigsten Erkrankungen der menschlichen Wirbelsäule. Jeder Zweite leidet irgendwann in seinem Leben an dieser Wirbelsäulenerkrankung. Die Ursache liegt in einer verminderten Höhe eines Wirbelsäulenabschnittes aufgrund einer degenerierten Bandscheibe.

  • Spinalkanalstenose: Bei beiden Stenosen handelt es sich um degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule, bei denen der zentrale Spinalkanal bzw. das Zwischenwirbelloch verengt ist. Für den verringerten Durchmesser können ein Bandscheibenvorfall oder knöcherne Anbauten (Spondylophyten) verantwortlich sein. Die Verengung sorgt für eine Kompression des Rückenmarks oder des Spinalnerven, letztere meist einseitig.

  • Wirbelbrüche: Bei einem instabilen Wirbelkörper aufgrund von Osteoporose können harmlose Alltagssituationen zu einem Wirbelkörperbruch führen. Brüche (Frakturen) im Bereich der Halswirbel entstehen entweder durch Unfälle, Gewalteinwirkung oder durch eine Erkrankung, die die Knochensubstanz schädigt. Dazu zählen Knochenschwund (Osteoporose), Knochentumore und -metastasen.

  • Muskelverspannungen: Muskelverspannungen können ebenfalls zu einem eingeklemmten Nerv führen, indem sie Druck auf die Nerven ausüben. Die Beschwerden entstehen oft durch wiederholte Bewegungen, einseitige Belastungen oder langanhaltende Fehlhaltungen. Arbeiten mit ständig gebeugtem Handgelenk (z. B.

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  • Fehlhaltungen: Durch zum Beispiel eine Fehlhaltung im Alltag oder eine falsche Bewegung kann ein Nerv sich einklemmen. Dies kann zum Beispiel eine falsche Schlafposition oder eine fehlerhafte Ausführung beim Sport oder bei der Gartenarbeit sein.

  • Weitere Ursachen: Auch unbewusster Druck, z. B.

Symptome eines eingeklemmten Nervs an der Wirbelsäule

Die Symptome eines eingeklemmten Nervs an der Wirbelsäule können vielfältig sein und hängen von der Lokalisation und dem Ausmaß der Nervenkompression ab. Typische Anzeichen sind:

  • Schmerzen: Meist macht sich ein eingeklemmter Nerv durch Schmerzen oder ein Kribbeln bemerkbar. Typische Anzeichen sind Schmerzen, Kribbeln, Taubheit oder Schwäche - meist in Rücken, Arm oder Bein.

  • Empfindungsstörungen: Kribbeln, Taubheitsgefühle oder das Gefühl, dass ein Arm oder Bein „eingeschlafen“ ist, sind häufige Begleiterscheinungen.

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  • Muskelschwäche: Bleibt ein Nerv über längere Zeit unter Druck, kann die Signalübertragung zur Muskulatur gestört sein, was zu Muskelschwäche oder Lähmungserscheinungen führen kann.

  • Funktionsausfälle: Sogenannte Funktionsausfälle können durch anhaltende Reizung entstehen. Diese bilden sich zum Beispiel durch einen dauerhaften Druck oder eine Überbelastung.

  • Weitere Symptome: In einigen Fällen können auch Schwindel oder Erbrechen auftreten, insbesondere wenn empfindliche Nerven im Bereich der Halswirbelsäule betroffen sind.

Diagnose eines eingeklemmten Nervs an der Wirbelsäule

Die Diagnose eines eingeklemmten Nervs an der Wirbelsäule umfasst in der Regel eine gründliche Anamnese, eine körperliche Untersuchung und bildgebende Verfahren.

Zunächst erfolgt eine gründliche Anamnese und körperliche Untersuchung durch einen Neurologen oder Orthopäden. Der Arzt wird nach der Art und Lokalisation der Beschwerden, möglichen Auslösern und Vorerkrankungen fragen.

Bei der körperlichen Untersuchung werden die Reflexe, die Muskelkraft und die Sensibilität überprüft. Provokationstests, wie das Hoffmann-Tinel-Zeichen oder der Phalen-Test, können eingesetzt werden, um die Symptome zu provozieren und die Diagnose zu bestätigen.

Zur weiteren Abklärung können bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) eingesetzt werden. Eine Röntgenuntersuchung kann bei einem Verdacht auf Wirbelgleiten sinnvoll sein, weil das in einer Röntgenaufnahme in der Regel gut sichtbar ist. Sie machen die Spinalkanalstenose, die Bandscheiben und die Nervenwurzeln direkt sichtbar. Eine wichtige Methode ist auch zu messen, wie leitfähig der betroffene Nerv ist.

Behandlung eines eingeklemmten Nervs an der Wirbelsäule

Die Behandlung eines eingeklemmten Nervs an der Wirbelsäule richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad der Symptome. In den meisten Fällen kommen konservative Behandlungsmethoden zum Einsatz.

Konservative Behandlungsmethoden

  • Schmerztherapie: Schmerzstillende oder entzündungshemmende Medikamente können helfen, die Schmerzen zu lindern und die Entzündung zu reduzieren.

  • Physiotherapie: Mit gezielter Bewegung, Schmerztherapie, Entlastung und mitunter einer OP sind die Beschwerden in vielen Fällen gut behandelbar, vor allem wenn man früh reagiert. Physiotherapie, bei der gezielte Übungen und Haltungen zur Entlastung der Wirbelsäule erlernt werden, die man dann selbstständig durchführen kann. Ziel der Physiotherapie ist es, die Rücken- und Bauchmuskulatur zu trainieren, denn starke Muskeln stabilisieren den Rücken und können die Lendenwirbelsäule entlasten. Das soll die Hohlkreuz-Position der Lendenwirbelsäule minimieren, damit sich der Spinalkanal weitet und die Nerven nicht mehr eingeklemmt werden. Besonders wichtig ist es, die Tiefenmuskulatur anzusprechen: Die sogenannten Musculi multifidii sind winzige Muskeln, die der Wirbelsäule Stabilität geben und dafür sorgen, dass der Spinalkanal sowie Knochen, Bandscheiben und Nerven an ihrer richtigen Position bleiben und den Kanal nicht weiter einengen. Auch ein Gleitwirbel rutscht dadurch weniger hin und her. Auch einen leichten Bandscheibenvorfall können Sie mit vorsichtiger Bewegung lindern. Eine schonende Physiotherapie kann helfen, die Symptome zu lindern und eine OP zu verhindern.

  • Manuelle Therapie: Manuelle Therapie, bei der der betroffene Wirbelsäulenabschnitt und die Nervenwurzeln am Übergang zum Kreuzbein gezielt mobilisiert werden. Auch eine Dehnung und Mobilisierung der Gelenke im Hüft-, Becken- und Wirbelsäulenbereich sowie Rumpfübungen gehören dazu.

  • Wärme- und Kälteanwendungen: Wärme kann helfen, verspannte Muskeln zu lockern, während KälteEntzündungen reduzieren kann. Bei stark verspannter Muskulatur hilft häufig eine sanfte Gymnastik, Yoga oder eine Massage. Darüber hinaus kann auch schonende Wärme helfen, die Verspannung zu lösen und den eingeklemmten Nerv im Nacken oder den Schultern zu entlasten.

  • Entlastung und Ruhigstellung: Schonung und Ruhigstellung (z. B.

Operative Behandlungsmethoden

Operative Maßnahmen kommen infrage, wenn die Beschwerden trotz konservativer Behandlung bestehen bleiben oder neurologische Ausfälle auftreten. In diesen Fällen ist oft eine operative Entlastung erforderlich, um eine Verschlechterung zu verhindern.

Die operative Therapie besteht in einer Erweiterung (Dekompression) des Spinalkanals. Dabei sollte der Arzt nicht allein nach Röntgenaufnahmen entscheiden, sondern nach den tatsächlichen Beschwerden. Nicht selten sehen die Röntgenbilder schlimm aus, aber die Betroffenen haben kaum Beschwerden. Bei einem Bandscheibenvorfall kann beispielsweise ein minimalinvasiver Eingriff durchgeführt werden, um den Druck auf den betroffenen Nerv zu verringern und die Nervenwurzeln zu entlasten. Ist der Bandscheibenvorfall bereits schwerer, kann eine OP beispielsweise durch minimalinvasive Verfahren erfolgen.

Alternative Behandlungsmethoden

Neben den konventionellen Behandlungsmethoden gibt es auch alternative Ansätze, die bei einem eingeklemmten Nerv an der Wirbelsäule eingesetzt werden können. Dazu gehören:

  • Akupunktur: Darüber hinaus werden Akupunkturbehandlungen sowie schmerz- und entzündungshemmende Medikamente eingesetzt.

  • Chiropraktik: Die Chirotherapie nutzt Praktiken aus der Osteopathie und Chiropraktik, die zur manuellen Therapie bzw. alternativen und komplementären Medizin gehören. Ihr Ziel ist es, eine Wirbelblockade mit sanften Bewegungen und kurzen, ruckartigen Manipulationen zu lösen. Bei Entzündungen, psychischen Erkrankungen oder einer schweren Osteoporose sollte von einer Chirotherapie abgesehen werden. Darüber hinaus erkennen die Landesärztekammern die Ausbildungen im Bereich der Osteopathie und Chiropraktik zwar an, dennoch bleiben deren Methoden in der Wissenschaft umstritten.

  • Osteopathie:

Es ist wichtig zu beachten, dass die Wirksamkeit dieser alternativen Behandlungsmethoden wissenschaftlich nicht immer ausreichend belegt ist.

Vorbeugung eines eingeklemmten Nervs an der Wirbelsäule

Einem eingeklemmten Nerv an der Wirbelsäule lässt sich durch verschiedene Maßnahmen vorbeugen:

  • Ergonomie am Arbeitsplatz: Eine ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes hilft, eingeklemmten Nerven vorzubeugen. Bei sitzenden Tätigkeiten im Büro sind eine aufrechte Haltung, passende Stühle und Tische sowie Hilfsmittel wie Handauflagen sinnvoll.

  • Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität beugt Verspannungen vor und stärkt die Muskulatur. Sportlich aktiv bleiben, denn die Bauch- und Rückenmuskeln stützen Ihre Wirbelsäule. Täglich einige Minuten trainieren, am besten auch mit Wackelbrett und Schwingstab.

  • Rückenschule: Viele Krankenkassen bietet zudem Rückenschulen an, die ganz oder teilweise von diesen finanziert werden.

  • Stressmanagement: Muskelverspannungen können durch Stress begünstigt werden.

  • Übergewicht reduzieren: Ein gesundes Körpergewicht entlastet die Wirbelsäule und verhindert zusätzlichen Druck auf Nerven. Übergewicht vermeiden beziehungsweise Normalgewicht halten.

  • Auf eine rückenschonende Haltung im Alltag achten. Dabei ist es besonders wichtig, sich am Arbeitsplatz auf eine korrekte Körperhaltung zu konzentrieren.

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