Nervenschmerzen im Bein: Ursachen, Symptome und Behandlungsmethoden

Nervenschmerzen im Bein sind ein weit verbreitetes Problem, das die Lebensqualität stark beeinträchtigen kann. Sie werden oft als brennend, kribbelnd oder stechend beschrieben und sind in der Regel die Folge einer Schädigung oder Reizung der Nerven. Die medizinische Bezeichnung für Nervenschmerzen lautet Neuralgie oder neuropathische Schmerzen.

Ursachen von Nervenschmerzen im Bein

Die Ursachen für Nervenschmerzen im Bein sind vielfältig. Eine Hauptursache ist mechanischer Druck auf den Nerv, wodurch sich dieser entzündet. Dies geschieht vor allem bei einem Bandscheibenvorfall, Tumoren oder dem Karpaltunnelsyndrom.

Weitere mögliche Ursachen sind:

  • Infektionen: Erreger wie Viren oder Bakterien können für die Entzündung der Nerven verantwortlich sein, etwa bei einer Gehirnentzündung (Enzephalitis), Masern und Mumps oder Borreliose.
  • Medikamente: Einige Medikamente können als potenzielle Nebenwirkung zu Nervenschädigungen führen.
  • Erkrankungen: Diabetes mellitus, Multiple Sklerose oder Autoimmunerkrankungen wie Lupus oder rheumatoide Arthritis können ebenfalls die Nerven schädigen und zu Nervenschmerzen führen.
  • Übermäßiger Alkoholkonsum: Alkohol und dessen Abbauprodukte sind Gift für die Nervenzellen und stören die Neurotransmitter.
  • Verletzungen: Mechanische Verletzungen wie Quetschungen oder Knochenbrüche können Nerven verletzen, was zu akuten oder chronischen Schmerzen führt.
  • Neurotoxine: Die Einwirkung von Neurotoxinen (Nervengifte) kann ebenfalls zu Nervenschmerzen führen. Neurotoxine können tierische, chemische oder pflanzliche Gifte sein, wie sie zum Beispiel in einem giftigen Pilz oder beim Kugelfisch zu finden sind.
  • Psychische Faktoren: Eine Angststörung, eine Depression oder ständiger Stress kann körperliche Symptome zur Folge haben. Dann ist die Spannung im Körper erhöht, die Schmerzempfindlichkeit steigt. Man nennt diese Form von Schmerzsyndromen somatoforme Störung beziehungsweise somatoforme Schmerzstörung oder auch psychosomatische Erkrankung.

Symptome von Nervenschmerzen im Bein

Die Symptome von Nervenschmerzen im Bein können vielfältig sein und sich von Person zu Person unterscheiden. Typische Symptome sind:

  • Schmerzen: Stechende, brennende oder kribbelnde Schmerzen, die oft in den Rücken oder das Bein ausstrahlen. Die Schmerzen können plötzlich auftreten und als brennend, schneidend oder sogar bohrend beschrieben werden.
  • Taubheitsgefühle: Ein Gefühl von Taubheit oder Kribbeln im Bein.
  • Missempfindungen: Missempfindungen wie das unangenehme Gefühl von "Ameisenlaufen".
  • Muskelschwäche: Eine Schwäche in den Oberschenkeln oder Waden.
  • Schmerzempfindlichkeit: Eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Berührung oder Druck im betroffenen Bereich (Allodynie). Schon harmlose Reize wie leichte Berührung, Wärme, Kälte oder Druck auf der Haut können bei Betroffenen Schmerzen auslösen.
  • Bewegungseinschränkungen: Die Beweglichkeit des Beines ist häufig eingeschränkt und die Patienten nehmen eine Schonhaltung ein, bei der das Bein leicht angewinkelt und nach außen gedreht ist.
  • Verstärkter Schmerz bei Bewegungen: Oftmals werden die Schmerzen durch Bewegung oder bestimmte Körperhaltungen verstärkt.
  • Nächtliche Schmerzen: Viele Patienten berichten, dass die Schmerzen häufig nachts intensiver werden, was den Schlaf erheblich stören kann.

Diagnose von Nervenschmerzen im Bein

Wenn Sie unter Missempfindungen, Taubheitsgefühlen und Nervenschmerzen leiden, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen. Bei einem solchen Anliegen ist der Allgemeinarzt eine gute erste Anlaufstelle. Er kann Sie dann - etwa bei Verdacht auf eine entzündliche Nervenschädigung - an einen Neurologen verweisen.

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Zunächst beginnt der behandelnde Arzt mit einer ausführlichen Befragung (Anamnese) des Patienten. Der Mediziner möchte hier vor allem wissen, wann und wo genau die Beschwerden auftreten, wie lange diese schon bestehen (hier ist zum Beispiel ein zuvor erstelltes „Schmerztagebuch“ hilfreich) und ob es Vorerkrankung bei dem Betroffenen selbst oder in der Familie gab.

Sobald diese Fragen geklärt sind, beginnt die neurologische Untersuchung. Dabei werden verschiedene Überprüfungstests durchgeführt:

  • Sinneswahrnehmungen: Dazu zählen beispielsweise Tast-, Hör-, Seh-, Riech- und Geschmackstests.
  • Mimik und Augenbewegung: Der Patient soll bestimmte Bewegungen ausführen.
  • Motorische Fähigkeiten: Der Mediziner prüft die Motorik, Koordination und Reflexe. Beispiel: Er schlägt mit einem kleinen Reflexhammer vorsichtig auf eine Sehne, woraufhin eine Reaktion in Form einer Muskelkontraktion folgen sollte.
  • Sonstige Körperfunktionen: Hier untersucht der Arzt den Herzschlag, die Atmung, Schweißproduktion und Verdauung.

Bei Verdacht auf eine Nervenentzündung mit Nervenschmerzen besteht des Weiteren die Option, das Blut auf Erreger einer Infektion zu untersuchen. In eher seltenen Fällen wird Liquor (Gehirn- beziehungsweise Rückenmarksflüssigkeit) über eine Lumbalpunktion im Lendenbereich entnommen und im Labor überprüft.

Bildgebende Verfahren wie eine Magnetresonanztomographie (MRT) können Entzündungsherde im zentralen Nervensystem zeigen. Die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit via Elektroneurographie gehört ebenfalls zu den Untersuchungsmöglichkeiten eines Neurologen.

Behandlung von Nervenschmerzen im Bein

Wenn der Arzt eine Nervenentzündung beziehungsweise Nervenschmerzen diagnostiziert, wird er mit Ihnen die Möglichkeiten der Behandlung besprechen. Um sich ausreichend auskurieren zu können, stellt der Mediziner üblicherweise eine Krankschreibung aus. Die Frage, wie lange man bei Nervenentzündungen daheimbleiben sollte, lässt sich jedoch pauschal nicht beantworten, da die Zeit abhängig von der Ursache und der Stärke der Beschwerden ist.

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Die Therapie von Nervenschmerzen ist oft schwierig, denn rezeptfreie Schmerzmittel wirken in der Regel nicht bei den Patienten.

Die Behandlung von Nervenschmerzen im Bein zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern, die Ursache zu behandeln und die Lebensqualität des Patienten zu verbessern. Die Behandlung kann verschiedene Ansätze umfassen:

  • Medikamentöse Therapie:
    • Schmerzmittel: Bei der Behandlung kommen zum Beispiel schmerzlindernde Medikamente wie Antidepressiva oder Opioide zum Einsatz. Unter Ersteren versteht man „einfache“ Schmerzmittel mit Wirkstoffen wie Acetylsalicylsäure (ASS), Paracetamol oder Ibuprofen. Bei schweren und akuten Schmerzen kommen rezeptpflichtige Opioide zum Einsatz, die im zentralen Nervensystem wirken. Sie docken an sogenannte Opioid-Rezeptoren an und hindern so die Nervenzellen an der Schmerzweiterleitung. Alternative Schmerzmedikamente kommen oftmals auch aus der Epilepsie- oder Depressions-Therapie. Dazu zählen beispielsweise Antikonvulsiva oder Antidepressiva.
    • Antibiotika oder Virostatika: Auch die Therapie einer zugrundeliegenden Infektion mittels Antibiotika oder Virostatika ist möglich. Gegen bakterielle Infektionen verschreiben Mediziner oftmals Antibiotika. Bei einem Virenbefall ist dieses Medikament jedoch wirkungslos, hier kommen antivirale Arzneien (Virostatika) zum Einsatz.
    • Lokalanästhetika: Von außen können Pflaster oder Salben mit einem Lokalanästhetikum (lokal betäubend wirkendes Mittel) vor allem Schmerzen unmittelbar unter der Haut lindern. Ein häufig enthaltener Wirkstoff ist beispielswiese Lidocain.
  • Chirurgische Eingriffe: Im Falle einer verletzungs- oder druckbedingten Nervenentzündung, beispielsweise nach einem Unfall oder bei einem Karpaltunnelsyndrom, kann der Mediziner einen chirurgischen Eingriff in Betracht ziehen. Bei einer Operation beseitigt der Arzt die Verengung beziehungsweise die reizende Stelle und schafft Platz für den Nerv, damit dieser nicht weiter belastet wird.
  • Physiotherapie: Sie nutzt Verfahren aus der Chiropraktik, Osteopathie, Akupunktur und Akupressur sowie medizinische Massagen, um verklebte Faszien zu lockern und Gelenke sowie Wirbel zu korrigieren. Ist der Ischias eingeklemmt, kann er sich damit lösen.
  • Alternative Heilmethoden: Ergänzend zur schulmedizinischen Behandlung und nach Absprache mit dem Arzt, können auch alternative Heilmethoden wie homöopathische Mittel angewendet werden.
  • Hausmittel: Hausmittel können Nervenschmerzen nicht beseitigen, aber tun bisweilen gut. Dazu zählen kühle Kompressen, warme Auflagen oder Bäder.

Vorbeugung von Nervenschmerzen im Bein

Natürlich lässt sich eine Nervenentzündung nicht mit Sicherheit verhindern. Es ist jedoch möglich, die Gefahr von Nervenschmerzen durch eine gesunde Lebensweise zu reduzieren. Hierzu gehört unter anderem, den täglichen Alkoholkonsum einzuschränken. Solange Erwachsene eine bestimmte Menge an Alkohol nicht überschreiten, gilt dieser Konsum als risikoarm. Als Orientierung steht dafür das sogenannte Standardglas. Dieses enthält 10 bis 12 Gramm Alkohol.

Ihre Nerven freuen sich zudem besonders über eine Ernährung mit vielen Vitaminen. Rohkost, Obst sowie Milchprodukte und wenig Fleisch gelten als besonders gut, um einen Vitaminmangel vorzubeugen. Achten Sie zudem darauf, Stress - ob im Job oder in der Freizeit - zu vermeiden und gönnen Sie Ihren Nerven ausreichend Erholung, Ruhe und Schlaf. Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, autogenes Training oder Yoga helfen Ihnen dabei. Regelmäßiger Sport dient ebenfalls dazu, Stress abzubauen.

Ischiasbeschwerden: Wenn der Schmerz bis in die Beine zieht

Wenn die Beine kribbeln oder taub sind, dann liegt der Ursprung dieser Symptome oftmals ganz woanders. Haben Patienten Schmerzen in den Beinen, kommt es nicht selten vor, dass Ärzte sagen: „Lassen Sie mich mal Ihren Rücken anschauen.“ Denn: Die Beschwerden können durch bestimmte Nerven im Rücken ausgelöst werden. Dazu gehört auch der sogenannte Ischias-Nerv.

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Was ist der Ischias?

„Ich habe Probleme mit dem Ischias“, sagen Menschen häufig. Und tatsächlich gibt es diesen einen großen Nerv wirklich, den Nervus Ischiadicus. Ischialgie bezeichnet die Erkrankung dieses Nervs. Ist der untere Rücken - der Lumbalbereich - ebenfalls schmerzbelastet, so wird dies als Lumbo-Ischialgie beschrieben. „Wenn man von Ischiasbeschwerden spricht, meint man gemeinhin die schmerzhaften Beschwerden, die vom Rücken ins Bein ziehen“, sagt Mirko Kuhn, Orthopäde aus Gelsenkirchen.

Welche Symptome treten bei Ischiasbeschwerden auf?

In diesem Fall schildern Betroffene Ischiasschmerzen häufig wie einen elektrischen Schlag. Die Rückenschmerzen ziehen ins Bein, eingeschränkte Bewegungen, Gangstörungen, Taubheitsgefühl im Bein bei Ischias und Kribbeln im Bein einseitig oder beidseitig können weitere Ischiassymptome sein.

Wo strahlt der Ischias überall aus? Kann Ischias in beide Beine ausstrahlen?

Einseitig, einschießend und stechend - meistens ziehen die Schmerzen über das Gesäß bis ins Bein, manchmal merkt man den Ischiasnerv bis in die Fußsohle. „Wie die Schmerzen aussehen, liegt dann daran, wo und wie stark diese Nerven gereizt werden“, sagt Mirko Kuhn.

Die Rückenschmerzen mit Ausstrahlung ins linke Bein oder ins rechte Bein können sowohl ein- als auch wechselseitig auftreten. Eine weitere Möglichkeit: Die Rückenschmerzen ziehen in beide Beine.

Welche Ursachen und Auslöser gibt es für Ischiasbeschwerden?

Die Nervenstränge, die vom Rücken in die Beine ziehen, sind vielfältig und geben ihre Impulse an die Beine weiter. Kein Wunder also, dass es unangenehm werden kann, sollten diese Nerven beeinträchtigt sein. Ursache dafür können Veränderungen der Bandscheibe oder Entzündungen an der Wirbelsäule sein, die Druck auslösen und den Ischias reizen.

Wird ein Nerv dauerhaft irritiert, dann könne es passieren, dass er sich nicht regeneriert und der Ischias Schmerzen im Bein auslöst. Von einer radikulären Symptomatik spreche man, wenn der Schmerz ins Bein durch Kompression der Nervenwurzel ausgelöst wird, so Mirko Kuhn. Bekommt der Nerv keinen Druck, aber die Schmerzen strahlen dennoch in die Beine aus, handle es sich um pseudoradikulären Schmerz. Dies könne etwa bei muskulären Problemen der Fall sein.

Durch Verspannungen könne es zu muskulären Dysbalancen und Schonhaltungen kommen, die dann an der Wirbelsäule einseitige Belastungen verursachen und dadurch für Ischiasschmerzen Ursache sind.

Auch rheumatische Erkrankungen oder in seltenen Fällen gar Abszesse oder Tumore in der Tiefe könnten für Ischiasschmerzen Ursache sein. „In der Regel sind Ischiasschmerzen im Bein aber nicht bösartig, sie müssen nur eben behandelt werden“, sagt Mirko Kuhn.

Wie kann ich zwischen Ischias und Rückenschmerzen unterscheiden?

Mit Rückenschmerzen haben viele zu kämpfen, die Ursachen aber können unterschiedlich ausfallen. Ob es sich um Ischialgie handelt, ist anhand der Ischialgie-Symptome festzustellen. Klassische Rückenschmerzen im Alltag sind oft auf Verspannungen zurückzuführen. Anders als beim Ischias werden diese aber nicht als einschießend oder elektrisierend beschrieben.

Beim Hexenschuss - auch Lumbago genannt - begrenzen sich die Rückenschmerzen auf den Bereich der Lendenwirbelsäule, die Schmerzen des Ischias strahlen weiter aus. „Kritisch wird es, wenn die Kraft in den Beinen oder den Füßen abnimmt“, warnt Mirko Kuhn. Dann müsse man umgehend handeln.

Was tun bei Ischias? Wie löse ich den Ischiasnerv?

Verursacht der Ischias Beschwerden, ist Handlung gefragt. Die Behandlung der Ischiasschmerzen aber hängt von den Ursachen ab. Liegen den Ischiasbeschwerden Verspannungen zugrunde, kann Wärme als Ischiasnerv-Behandlung helfen. Ist der Ischiasnerv entzündet oder sind die Ischiasschmerzen auf eine Verletzung des Nervs zurückzuführen, kann Kälte unterstützen.

Auch entzündungshemmende beziehungsweise schmerzstillende Medikamente können zur Linderung beitragen, wenn der Ischiasnerv entzündet ist. Darüber hinaus können Physiotherapeuten weitere Maßnahmen ergreifen, um Ischiasschmerzen zu behandeln. Sie nutzen Verfahren aus der Chiropraktik, Osteopathie, Akupunktur und Akupressur sowie medizinische Massagen, um verklebte Faszien zu lockern und Gelenke sowie Wirbel zu korrigieren. Ist der Ischias eingeklemmt, kann er sich damit lösen.

Welche Hausmittel helfen bei Beschwerden des Ischias?

Aber was hilft gegen Ischiasschmerzen? Bleibt der Schmerz vorerst im Rücken und moderat in der Intensität, dann können Omas Hausmittel gegen Ischias wie lokale Wärme mittels Rotlichts bei Ischias, Körnerkissen, Wärmepflaster, Wärmeflaschen oder Saunagänge Abhilfe leisten. Zu den wirksamen Hausmitteln in puncto Kälte zählen Coolpads, Eiskompressen, Kältesprays, Eisbäder und kühlende Schmerzgele, die Schwellungen, Schmerzen und die Durchblutung potenziell verringern.

Welche Ischiasnerv-Übungen gegen Schmerzen helfen? Was kann man machen, damit sich der Ischias wieder beruhigt?

Ischiasschmerzen lindern können neben Omas Hausmitteln gegen Ischias ebenfalls Übungen bei Ischias in Form von Physiotherapie, krankengymnastischen Ischiasübungen, Dehnübungen für Ischias sowie Entspannungsübungen.

Folgende Ischiasübungen sind nach dem Aufwärmen möglich:

  • Piriformis-Dehnung: Bei dieser Ischialgie-Übung legen Patienten im Sitzen das Bein der betroffenen Seite über den Oberschenkel des gegenseitigen Beins. Anschließend wird der Oberkörper langsam nach vorne gebeugt. Diese Position sollte nun für einige Minuten eingenommen werden, um den Ischias zu dehnen.
  • Dehnung des Hüftbeugers: Ausgehend vom einbeinigen Kniestand wird das Gewicht bei dieser Übung für Ischiasbeschwerden langsam auf das vordere Bein verlagert. Dabei wird das Becken nach vorne und unten geschoben, während das hintere Bein im Hüftgelenk gestreckt wird. Die Bauchmuskulatur muss angespannt sein, um ein Hohlkreuz zu vermeiden. Anschließend erfolgt die Dehnung der anderen Hüftvorderseite.

Was verschlimmert den Ischias?

Bei den Ischiasübungen für Senioren, Erwachsene und andere Betroffene ist es wichtig, auf die richtige Ausführung zu achten. Bewegungsmangel, eine falsche Körperhaltung, das Heben von schweren Gegenständen, Stress oder eine ungeeignete Ischiasnerv-Behandlung können den Schmerz begünstigen.

Wann und von welchen Ärzten sollte eine Ischialgie abgeklärt werden?

„Die Ausstrahlung ins Bein ist ein neurologisches Symptom, bei dem ein Arzt aufgesucht werden sollte“, erklärt Mirko Kuhn. Bei auftretenden Schmerzen ist zunächst der Hausarzt der richtige Ansprechpartner. Nach einer ausführlichen Anamnese folgt der Besuch bei einem Facharzt wie dem Neurologen oder Orthopäden. Je nach Diagnostik, etwa ein Bandscheibenvorfall, können dann in Abhängigkeit der Befunde weitere Maßnahmen wie zum Beispiel Akupunktur und Spritzen angewandt werden. „Wenn die Therapien nicht anschlagen, aber die Symptome und die Bildgebung passen, ist eine Operation eine Überlegung.“ Auch hier entscheide die Diagnostik. „Ist der Nervenkanal knöchern verengt, kommt manchmal eine Erweiterung oder Versteifung der Wirbelsäule infrage.“ Eine reine Bandscheiben-OP, so Mirko Kuhn, sei hingegen vielfach endoskopisch möglich.

Wie kann ich Ischiasschmerzen vorbeugen?

Um solchen sicherlich letzten Maßnahmen nach Möglichkeit zu entgehen, kann jeder für sich Ischialgie vorbeugen. Gerade Vielsitzer seien angehalten, Monotonie zu vermeiden und immer mal wieder wechselnde Positionen einzunehmen, zwischendurch aufzustehen und die Wirbelsäule aufzurichten. Auch über Wirbelsäulengymnastik könne man einen guten Ausgleich schaffen, sagt Mirko Kuhn. „Man kann jeden Muskel trainieren, auch an der Wirbelsäule. Und je besser die Muskeln ausgebildet sind, desto weniger anfällig ist man für Symptome.“

Der Nervus cutaneus femoris lateralis

Der Nervus cutaneus femoris lateralis kann durch Druck und Verletzungen geschädigt werden. Der Name dieses Nervs bedeutet so viel wie "seitlicher Hautnerv des Oberschenkels". Er vermittelt die Empfindung von Berührung, Schmerz und Temperatur am seitlichen und vorderen Oberschenkel. Zu einer Schädigung kommt es meist durch Druck.

Symptome

Patientinnen haben Beschwerden an der Vorder- bzw. Außenseite des Oberschenkels. Charakteristisch sind ein Kribbeln, brennende Schmerzen, Missempfindungen und Taubheit. Meistens ist nur eine Seite betroffen. Die Symptome treten vor allem dann auf, wenn der Druck auf den Nerv steigt - etwa beim Tragen enger Hosen ("Jeanskrankheit") und in der Schwangerschaft. Die Symptome werden bei vielen Patientinnen stärker, wenn sie das Hüftgelenk strecken, also das Bein nach hinten führen. Provozieren lassen sich die Beschwerden häufig auch durch langes Stehen bzw. Gehen sowie durch ein langes Liegen mit gestrecktem Bein.

Ursachen

Der Nerv versorgt die Haut des vorderen und seitlichen Oberschenkels. Es handelt sich um einen sensiblen Nerv. Das heißt, er vermittelt Informationen über Berührung, Temperatur und Schmerzen. Er setzt sich am Oberschenkel aus 2 Ästen zusammen, läuft dann entlang des Leistenbandes und führt schließlich zum Rückenmark. Von dort gelangen die Informationen zum Gehirn. Die häufigste Ursache der Nervenschädigung ist eine Einklemmung (Kompression) im Bereich des Leistenbandes; dies wird Meralgia paraesthetica genannt. Eine wichtige Rolle spielt dabei oft eine ungünstige Anatomie. Seltene Ursachen sind Knochenwucherungen und weitere krankhafte Veränderungen.

Nur selten handelt es sich um andere Auslöser, etwa einen wachsenden Tumor oder eine Verletzung. Manchmal liegt eine Nervenschädigung durch Diabetes vor; Nervenschäden durch Diabetes betreffen jedoch meist mehrere Nerven zugleich.

Folgende Dinge erhöhen das Erkrankungsrisiko:

  • Enge Hosen ("Jeanskrankheit")
  • Schwangerschaft
  • Übergewicht
  • Fahrradfahren, langes Laufen oder ähnliche körperliche Anstrengung
  • Bettlägerigkeit
  • Diabetische Polyneuropathie
  • Erkrankungen im Bauchraum

Diagnose

Zur Diagnose genügt oft ein Arztgespräch in Verbindung mit einer gezielten Untersuchung. Taubheit und Schmerzen im betroffenen Hautbereich sind wegweisend. Ein Beklopfen bestimmter Hautbereiche kann Schmerzen hervorrufen (Hoffmann-Tinel-Zeichen). Die Funktion der Muskeln ist nicht beeinträchtigt.

Eine spezielle Untersuchung ist meist nicht erforderlich; falls nötig, können folgende Untersuchungsmethoden eingesetzt werden:

  • Spritzen eines Medikaments zur örtlichen Betäubung an der Durchtrittsstelle des Nervs (eine Schmerzlinderung spricht für eine Meralgia paraesthetica)
  • Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (Neurografie)
  • Ultraschall
  • MRT
  • Spezielle Hirnstrommessung (evozierte Potenziale)

Behandlung

Nicht immer ist eine Behandlung notwendig. Bei einem Viertel der Betroffenen bessern sich die Beschwerden spontan. Eine Physiotherapie kann die Beschwerden lindern. Ein durch die Nervenschädigung bedingter Schmerz (neuropathischer Schmerz) sollte frühzeitig mit einer Schmerztherapie behandelt werden. Es kann vorteilhaft sein, mehrere Behandlungsmethoden zu kombinieren. Außerdem kann ein Medikament zur örtlichen Betäubung in das Gewebe gespritzt werden (Infiltration). Auch Kortison kommt hier manchmal in Betracht.

Operiert wird nur selten, wenn die Beschwerden sehr stark sind bzw. nicht auf andere Behandlungsversuche ansprechen. Eine Möglichkeit besteht in der operativen Beseitigung aller einengenden Strukturen (Dekompression) und Freilegung des Nerven (Neurolyse). Eine zweite Möglichkeit ist es, den Nerv zu durchtrennen (Neurektomie) und gezielt Nervengewebe abzutragen. Diese Methode gilt als letzter Ausweg: Sie ist sehr wirksam gegen Schmerzen; sie führt jedoch auch zu einem dauerhaften Verlust des Empfindungsvermögens im betroffenen Hautbereich.

Vorbeugung

  • Vermeiden Sie das Tragen enger Hosen.
  • Vermeiden Sie Streckbewegungen im Hüftgelenk.
  • Gegebenenfalls kann eine Gewichtsreduktion hilfreich sein.

Prognose

In 25 % der Fälle klingen die Schmerzen von selbst ab. Die konservative Behandlung ist meistens erfolgreich. Eine Neurektomie führt am ehesten zu dauerhafter Schmerzfreiheit. In manchen Fällen bleiben die Schmerzen dauerhaft bestehen. Eine Neurektomie kann als Komplikation Schmerzen auslösen.

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