Nerv hinterer Oberschenkel Anatomie: Ursachen, Symptome und Behandlungen

Dieser Artikel wurde zuletzt von Dr. Dr. Bela Braag aktualisiert.

Schmerzen im hinteren Oberschenkel können verschiedene Ursachen haben, von Muskelverletzungen bis hin zu Nervenreizungen. Es ist wichtig, die genaue Ursache der Schmerzen zu ermitteln, um eine angemessene Behandlung einzuleiten.

Was sind Schmerzen im Oberschenkel hinten?

Schmerzen im hinteren Oberschenkel können vielfältige Ursachen haben. Häufige Auslöser sind Muskelzerrungen oder Verletzungen der ischiocruralen Muskulatur, auch Hamstrings genannt. Die Hamstrings bestehen aus drei Muskeln:

  1. Musculus biceps femoris (Bizepsmuskel)
  2. Musculus semitendinosus (Halbsehnenmuskel)
  3. Musculus semimembranosus (Halbmembranmuskel)

Diese Muskeln entspringen am Sitzbeinhöcker (Tuber ischiadicum) und sind für die Streckung im Hüftgelenk sowie die Beugung und Drehung des Knies zuständig.

Muskelverletzungen im hinteren Oberschenkel

Eine häufige Ursache für Schmerzen im hinteren Oberschenkel ist eine Muskelzerrung oder ein Muskel(faser)riss, insbesondere des M. biceps femoris. Solche Verletzungen entstehen oft durch Fehlbelastungen beim Sport, Stürze oder andere Unfallmechanismen. Je nach Schweregrad können die Schmerzen stechend sein und bis in die Kniekehle ziehen.

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Bei einem Muskelfaserriss oder Muskelriss können Dellen und Beulen im Verlauf des M. biceps femoris sichtbar sein. In solchen Fällen ist orthopädischer Rat dringend erforderlich.

Thrombose als Ursache für Schmerzen im hinteren Oberschenkel

Eine Thrombose kann ebenfalls Schmerzen im hinteren Oberschenkel verursachen. Dabei handelt es sich um die Verlegung eines Blutgefäßes durch ein Blutgerinnsel. Risikofaktoren für eine Thrombose sind Veränderungen des Blutflusses, der Blutzusammensetzung oder Schädigungen am Gefäß selbst.

Symptome einer Thrombose können sein:

  • Schwellung im betroffenen Bein
  • Schmerz oder Krämpfe, oft beginnend in der Wade
  • Rötung oder Verfärbung der Haut
  • Erhöhte Wärme im betroffenen Bein

Bei Verdacht auf eine Thrombose sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden, da es sich um einen medizinischen Notfall handelt. Eine tiefe Venenthrombose birgt das Risiko einer Lungenembolie, wenn sich das Blutgerinnsel löst und in die Lunge wandert.

Ursachen von Schmerzen im Ruhezustand im hinteren Oberschenkel

Schmerzen im Ruhezustand im hinteren Oberschenkel können verschiedene Ursachen haben, sowohl muskulärer als auch nervlicher Natur.

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Muskelverspannungen

Chronische Überlastung oder Fehlbelastung kann zu Muskelverspannungen führen, die auch in Ruhe Schmerzen verursachen können.

Ischialgie

Eine Reizung oder Kompression des Ischiasnervs, oft durch einen Bandscheibenvorfall oder degenerative Veränderungen der Wirbelsäule, kann Schmerzen im hinteren Oberschenkel verursachen. Der Ischiasnerv ist der dickste und längste Nerv im menschlichen Körper und verläuft vom unteren Rücken über das Gesäß bis in die Beine.

Piriformis-Syndrom

Ein enger Zusammenhang besteht auch mit dem Piriformis-Syndrom, bei dem der Piriformis-Muskel den Ischiasnerv komprimiert. Der Piriformis-Muskel ist ein birnenförmiger Muskel in der tiefen Hüftmuskulatur.

Gefäßbedingte Ursachen

Eine tiefe Venenthrombose (TVT) im Bein kann zu Schmerzen im hinteren Oberschenkel führen, die oft mit Schwellungen und einem Schweregefühl einhergehen.

Fibromyalgie

Fibromyalgie ist eine Erkrankung, die durch weit verbreitete Schmerzen und Empfindlichkeit in den Muskeln und Sehnen gekennzeichnet ist.

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Tumore

Selten können Tumoren im Beckenbereich oder in den Knochen Schmerzen im hinteren Oberschenkel verursachen.

Begleitende Symptome bei Schmerzen im Oberschenkel hinten

Zusätzlich zu den Schmerzen im hinteren Oberschenkel können weitere Symptome auftreten:

  • Schmerzen in der Kniekehle
  • Schmerzen oberhalb des Knies hinten
  • Sehnenentzündung des M. biceps femoris, die Schmerzen in der Kniekehle verursacht
  • Sehnenentzündung der Pes anserinus Gruppe, die Schmerzen eher in der inneren Kniekehle verursacht

Diagnosestellung bei Schmerzen im hinteren Oberschenkel

Die Diagnosestellung beginnt mit einem ausführlichen Anamnesegespräch, bei dem die Symptome, Beschwerden, Vorerkrankungen und Risikofaktoren des Patienten abgeklärt werden. Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der das betroffene Bein im Vergleich zum nicht betroffenen Bein untersucht wird, um mögliche Blaufärbungen, Überwärmung oder Schwellungen auszuschließen. Des Weiteren werden die Bewegungsfähigkeit und die genaue Schmerzlokalisation beurteilt.

Wann ist ein MRT vom Oberschenkel notwendig?

Mittels MRT (Magnetresonanztomographie) lassen sich Weichteilgewebe sehr gut bildlich darstellen. Ein MRT ist gut geeignet, um unklare Befunde im Weichteilgewebe, wie Tumore, Hämatome oder Verletzungen in der Muskulatur oder am Bandapparat, auszuschließen. Für die Beurteilung von knöchernen Strukturen ist ein MRT jedoch nur bedingt geeignet.

Laufbandanalyse zur Ursachenfindung

Eine Laufbandanalyse kann helfen, die Ursache von Schmerzen im hinteren Oberschenkel zu finden. Dabei wird mittels Videoaufnahme und Druckmessplatte das genaue Gangbild aufgezeichnet. Die Belastung der Füße, Beine und Hüfte im Gehen und Laufen wird analysiert und mögliche Fehlhaltungen oder Fehlstellungen werden festgestellt. Auch intramuskuläre Dysbalancen können aufgedeckt werden.

Behandlung von Schmerzen im hinteren Oberschenkel

Die Behandlung von Schmerzen im hinteren Oberschenkel ist stark von der Intensität der Schmerzen sowie der auslösenden Ursache abhängig.

Konservative Behandlung

  • Muskuläre Verletzungen: Konservative Behandlung mit Schonung, Kühlung, Kompression und Hochlagerung. Physiotherapeutische Maßnahmen zur Rehabilitation.
  • Bandscheibenvorfall: Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente.
  • Osteopathie: Behandlung durch Osteopathie, um die Selbstheilungsprozesse des Körpers zu unterstützen und chronische (Muskel-)Schmerzen zu lindern.
  • Triggerakupunktur: Bei Schmerzen aufgrund von funktionell-muskulären Ursachen.

Operative Behandlung

  • Muskuläre Verletzungen: Bei schweren Verletzungen, bei denen eine normale Heilung ohne Operation nicht möglich ist.
  • Bandscheibenvorfall: In einigen Fällen ist eine Operation notwendig, um die Symptomatik sowie die Heilung zu verbessern.
  • Außenbandriss am Knie: Die Behandlung erfolgt in der Regel operativ. Nur inkomplette Bänderrisse oder Bandzerrungen, bei denen die Kontinuität des Bandes bestehen bleibt, lassen sich konservativ behandeln.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

  • Laufbandanalyse und EMG: Auf Basis der Kraftmessung der Muskulatur des Oberschenkels, der Daten der Gang- und Laufbandanalyse und der Elektromyographie (Muskelfunktionsdiagnostik) kann ein individuelles Trainingsprogramm mit gezielten Übungen zusammengestellt werden.
  • Dehnübungen und Triggerpunktmassagen: Bei Schmerzen aufgrund von verspannter oder verhärteter Muskulatur im Bereich des Gesäßes (z. B. beim Piriformis-Syndrom).

Dauer von Schmerzen am hinteren Oberschenkel

Die Dauer von Schmerzen am hinteren Oberschenkel ist stark von der auslösenden Ursache und dem Ausmaß der Verletzung abhängig. Leichte Muskelfaserrisse heilen in der Regel innerhalb kurzer Zeit ab, während starke Verletzungen eine Heilungszeit von mehreren Wochen oder Monaten in Anspruch nehmen können. Im Falle eines Bandscheibenvorfalls bestimmt ebenfalls das Ausmaß die Heilungszeit. Eine Thrombose wird sofort therapiert, und in vielen Fällen sind die Betroffenen relativ schnell wieder schmerzfrei.

Der Nervus femoralis: Ein wichtiger Akteur im Oberschenkel

Der Nervus femoralis ist der größte und stärkste Nerv des Plexus lumbalis und versorgt die Vorderseite des Oberschenkels. Er ist für die motorische und sensorische Versorgung des Oberschenkels zuständig und spielt eine entscheidende Rolle bei Bewegungen wie Gehen, Treppensteigen und Aufstehen.

Verlauf des Nervus femoralis

Der Nervus femoralis entspringt im Lendenbereich (Plexus lumbalis) und verläuft zunächst im Becken zwischen dem Musculus psoas major und dem Musculus iliacus. Anschließend tritt er unter dem Leistenband (Ligamentum inguinale) in den Oberschenkel ein. Unmittelbar nach dem Durchtritt unter dem Leistenband fächert sich der Nervus femoralis in vordere und hintere Äste auf.

  • Vordere Äste (Rami anteriores): Versorgen die Haut an der Vorder- und Innenseite des Oberschenkels.
  • Hintere Äste (Rami posteriores): Versorgen den Musculus quadriceps femoris, den Hauptverantwortlichen für die Streckung des Kniegelenks.

Ein besonderer Ast ist der Nervus saphenus, der längste rein sensible Ast des Nervus femoralis. Er verläuft an der Innenseite des Oberschenkels und Unterschenkels und ist anfällig für Verletzungen, insbesondere bei Knie-OPs.

Funktion des Nervus femoralis im Alltag

Der Nervus femoralis ist für zahlreiche Alltagsaktivitäten unerlässlich:

  • Aufstehen: Der Nervus femoralis steuert den Quadrizeps-Muskel, der das Knie streckt und das Aufstehen ermöglicht.
  • Treppensteigen: Der Quadrizeps muss das Körpergewicht gegen die Schwerkraft stemmen.
  • Gehen und Laufen: Der Nerv sorgt dafür, dass das Knie im passenden Moment gestreckt wird.

Schädigung des Nervus femoralis

Eine Schädigung des Nervus femoralis kann verschiedene Ursachen haben, wie z. B.:

  • Druckschäden bei Operationen (z. B. Hüft-OPs)
  • Diabetes mellitus (diabetische Neuropathie)
  • Direkter Druck, Verletzungen oder Erkrankungen in unmittelbarer Nähe des Nervs

Symptome einer Schädigung des Nervus femoralis können sein:

  • Schwäche des Musculus quadriceps femoris (Schwierigkeiten, das Knie zu strecken)
  • Unsicherer Gang und „Giving-way-Phänomen“ (plötzliches Wegknicken des Knies)
  • Gefühlsstörungen (Taubheitsgefühl oder Kribbeln) an der Vorder- und Innenseite des Oberschenkels
  • Schmerzen, oft brennend oder stechend

Diagnose und Behandlung einer Schädigung des Nervus femoralis

Die Diagnose erfolgt durch eine klinische Untersuchung, bei der die Muskelkraft und der Patellarsehnenreflex geprüft werden. Eine Elektroneurographie (NLG) kann die Nervenleitgeschwindigkeit bestimmen.

Die Therapie hängt von der Ursache der Schädigung ab. Mögliche Behandlungen sind:

  • Physiotherapie
  • Orthesen zur Stabilisierung des Kniegelenks
  • Operative Entfernung von Druck auf den Nerv (z. B. bei einem Bluterguss)

Der Nervus cutaneus femoris lateralis

Der Nervus cutaneus femoris lateralis ist ein sensibler Nerv, der die Haut des vorderen und seitlichen Oberschenkels versorgt. Eine Schädigung dieses Nervs, oft durch Druck oder Einklemmung im Bereich des Leistenbandes (Meralgia paraesthetica), kann zu Kribbeln, brennenden Schmerzen, Missempfindungen und Taubheit führen.

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