Nerve: Ein rasanter Teenie-Thriller mit bissigem Kommentar zur digitalen Gesellschaft

"Nerve" ist ein US-amerikanischer Teenie-Thriller aus dem Jahr 2016 unter der Regie von Henry Joost und Ariel Schulman. Der Film basiert auf dem Roman von Jeanne Ryan und bietet eine spannende Geschichte über ein Online-Spiel, das die Grenzen zwischen Realität und Virtualität verschwimmen lässt. Mit Emma Roberts und Dave Franco in den Hauptrollen entführt "Nerve" den Zuschauer in eine Welt voller Adrenalin, Nervenkitzel und moralischer Fragen.

Einführung in die Welt von Nerve

In New York ist "Nerve" das angesagteste Spiel. Es teilt die Teilnehmer in zwei Gruppen ein: Watcher und Player. Player müssen Herausforderungen meistern, um Geld zu verdienen, während Watcher zusehen und ihre Helden anfeuern. Vee (Emma Roberts), eigentlich nicht der Typ für solche Spiele, meldet sich aus Frust an und lernt bei ihrer ersten Herausforderung Ian (Dave Franco) kennen. Gemeinsam erleben sie eine Nacht voller Abenteuer, in der die Herausforderungen immer gefährlicher werden.

Handlung: Von harmlosen Aufgaben zu lebensgefährlichen Herausforderungen

Die 18-jährige Vee, die sich erst kurz zuvor bei "Nerve" angemeldet hat, erhält zunächst harmlose Aufgaben. Sie soll in einem Luxusgeschäft ein teures Kleid anprobieren und sich dabei filmen. Dort trifft sie auf Ian, den sie zuvor bei ihrer ersten Aufgabe, dem Küssen eines Fremden, kennengelernt hat. Doch die Vorkommnisse in dem Nobelgeschäft sind erst der Anfang einer Reihe von Eskapaden, die Vee und Ian immer tiefer in die Schattenwelt von "Nerve" ziehen.

Die Aufgaben werden immer gewagter und gefährlicher. Vee und Ian verlieren in Manhattan ihre Kleider und fliehen in Unterwäsche, bekommen dafür schicke Fummel geschenkt. Es folgen Aufgaben zum gegenseitigen Vertrauen, die die Erotik zelebrieren. Doch die sich anbahnende Liebe wird durch Verrat torpediert, und die Mutproben verändern sich. Die Sensationslust des Publikums steigert die Bedrohung für die Spieler, bis am Ende der reine Blutdurst übernimmt.

Die dunkle Seite der digitalen Gesellschaft

"Nerve" ist nicht nur ein spannender Thriller, sondern auch ein bissiger Kommentar auf die digitale Gesellschaft. Der Film zeigt, wie harmlos die digitale Welt sein kann, wie beim Pokémon-Go-Hype, aber auch wie gnadenlos, wenn Menschen einen Baby-Delfin töten, nur um ein Selfie mit ihm zu machen. Solche Menschen werden zu Watchern, die sich immer perversere Herausforderungen ausdenken und in ihrem Voyeurismus immer entmenschlichter werden.

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Der Film warnt vor den Gefahren eines Lebens, das fortwährend im Netz beobachtet werden kann. Er inszeniert aber auch den Rausch, den ein Spiel wie "Nerve" auslösen kann. New York wirkt in diesem Film verführerisch, mit seinen Farbexplosionen von Neonlichtern. Ständig wechselt die Perspektive, mal blickt man auf einen Bildschirm, mal blickt der Bildschirm eines Telefons zurück, während die Kamera Vees Mutproben für die Netz-Community dokumentiert.

Die Rolle der Teenager und des Darknets

Die Teenager in "Nerve" verfügen über unerwartete digitale Gerissenheit. Der Film zeigt, wie das Darknet in tragender Rolle vorkommt. Ohne Zuweisung ans Böse wird gezeigt, dass Darknet-Nutzer nicht bloß Waffenschieber sind, sondern manchmal eben Profis unter Zwanzig mit einem Hang zum ungestörten Experiment.

Bei der Umsetzung der digitalen Parts auf die Leinwand gelingt es den Regisseuren, die digitale und die reale Welt über langen, glitzernden New-York-Totalen zu verweben. Die Stadt nimmt großartig am Spiel teil, nicht nur Manhattan, sondern vor allem Staten Island.

Kritik und Schwächen des Films

Obwohl "Nerve" spannend und unterhaltsam ist, gibt es auch einige Kritikpunkte. So wird die Logistik des Spiels nicht ausreichend erklärt. Es wird etabliert, dass es ein Open-Source-Game ohne festen Server und ohne Betreiber ist, bei dem jeder Watcher oder Player zugleich auch das Spiel betreibt. Aber der Schwarm kann keine Einzelentscheidungen treffen, und irgendwo muss das eingenommene Geld auch zusammenlaufen.

Ein weiterer Kritikpunkt ist das Ende des Films, das einige Zuschauer als "too-much" empfunden haben. Es wirke etwas dick aufgetragen und komisch, weil die Handlung dadurch recht schnell endet. Auch der erhobene moralische Zeigefinger kommt plötzlich und unerwartet, was irritierend wirken kann.

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Fazit: Ein sehenswerter Thriller mit Denkanstößen

Trotz seiner Schwächen ist "Nerve" ein sehenswerter Thriller, der zum Nachdenken anregt. Der Film zeigt, wie schnell sich das Leben von Vee ändert, als sie die App eines gefährlichen Online-Spiels herunterlädt. Geleitet von Neugier und etwas Enttäuschung gegenüber ihrem unscheinbaren Alltag, entscheidet sie sich, als „Player“ teilzunehmen. Die Aufgabe, die sie beim ersten Spielversuch erhält, scheint harmlos, doch schnell steigt der Einsatz. An der Seite von Ian, einem anderen Spieler, stürzt sie sich in immer riskantere Aufgaben.

"Nerve" begeistert mit einer intensiven Story, die das Thema Social Media und Gruppenzwang aufgreift. Die Regie von Henry Joost und Ariel Schulman verleiht dem Film eine schnelle, packende Dynamik, die das Publikum von Anfang an fesselt. Der Wechsel zwischen Hochspannung und moralischer Reflexion überzeugt und lässt kaum Luft zum Durchatmen. Emma Roberts und Dave Franco spielen ihre Rollen mit starker Präsenz und verleihen ihren Charakteren eine glaubwürdige Tiefe.

Der Film zwingt die Zuschauer, über den eigenen Umgang mit digitalen Plattformen nachzudenken. Er zeigt, wie wichtig es ist, sich der Gefahren des Internets bewusst zu sein und sich davor zu schützen. "Nerve" ist ein rasanter, unterhaltsamer und zugleich erschreckend realistischer Thriller, der noch lange nach dem Abspann im Gedächtnis bleibt.

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