Nerven Becken Frau Anatomie: Ein umfassender Überblick

Das Becken der Frau ist eine komplexe anatomische Region, die eine entscheidende Rolle für Stabilität, Fortpflanzung und die Funktion verschiedener Organe spielt. Dieser Artikel bietet einen detaillierten Einblick in die Anatomie des weiblichen Beckens, einschließlich Knochen, Bänder, Muskeln, Nerven und Gefäße, sowie eine Diskussion der Pudendusneuralgie, einer schmerzhaften Erkrankung, die diese Region betreffen kann.

Einführung in das weibliche Becken

Das Becken (Pelvis) befindet sich beim stehenden Menschen unterhalb des Abdomens und oberhalb der Beine. Es dient als stützende Grundlage und schützt wichtige Organe wie den Enddarm, die Harnorgane und die Fortpflanzungsorgane. Das knöcherne Becken besteht aus den Hüftknochen (Ossae coxae), dem Kreuzbein (Os sacrum) und dem Steißbein (Os coccygis).

Knöcherner Aufbau des Beckens

Die Hüftknochen bilden den Hauptteil des Beckenskeletts. Jeder Hüftknochen setzt sich aus drei Knochen zusammen, die bei Kindern durch Knorpel verbunden sind und im Erwachsenenalter zu einem einzigen Knochen verschmelzen:

  • Darmbein (Os ilium): Bildet den oberen, flügelartigen Teil des Beckens. Die Beckenschaufeln (Alae ossis ilii) sind bei den meisten Menschen gut tastbar.
  • Sitzbein (Os ischii): Bildet den unteren, hinteren Teil des Beckens. Auf dem Sitzbein lastet das Körpergewicht im Sitzen.
  • Schambein (Os pubis): Bildet den vorderen Teil des Beckens und schließt den Beckenring im Bereich der Symphysis pubica (Schambeinfuge).

Das Kreuzbein (Os sacrum) ist ein keilförmiger Knochen, der aus fünf miteinander verschmolzenen Sakralwirbeln besteht. Es bildet die hintere Wand des Beckens und artikuliert mit den Hüftknochen an den Iliosakralgelenken. Das Steißbein (Os coccygis) ist ein kleines, dreieckiges Knochenstück, das aus vier bis fünf miteinander verschmolzenen Steißbeinwirbeln besteht und das untere Ende der Wirbelsäule bildet.

Geschlechtsunterschiede im Becken

Das weibliche Becken unterscheidet sich in einigen wesentlichen Punkten vom männlichen Becken, um die Geburt eines Kindes zu ermöglichen:

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  • Breiteres Becken: Frauen haben im Allgemeinen ein breiteres und ausladenderes Becken als Männer.
  • Größerer Beckeneingang: Der Beckeneingang (Apertura pelvis superior) ist bei Frauen breiter und queroval geformt, während er bei Männern eher herzförmig und schmaler ist.
  • Größerer Schambeinwinkel: Der Winkel zwischen den beiden Schambeinästen (Angulus subpubicus) ist bei Frauen (90-100 Grad) größer als bei Männern (70 Grad).

Beckenhöhle und Beckenboden

Die Beckenhöhle (Cavitas pelvis) ist der Raum, der von den Beckenknochen umschlossen wird. Sie wird durch die Linea terminalis in das Große Becken (Pelvis major) und das Kleine Becken (Pelvis minor) unterteilt. Das Große Becken liegt oberhalb der Linea terminalis und enthält Teile des Darms. Das Kleine Becken liegt unterhalb der Linea terminalis und enthält die Harnblase, die Fortpflanzungsorgane und den Enddarm.

Der Beckenboden ist eine Muskel- und Bindegewebsplatte, die den unteren Abschluss der Beckenhöhle bildet. Er stützt die Beckenorgane und spielt eine wichtige Rolle bei der Kontinenz von Harn und Stuhl sowie bei der Sexualfunktion. Zu den wichtigsten Muskeln des Beckenbodens gehören:

  • Musculus levator ani: Ein Muskelkomplex, der aus dem Musculus pubococcygeus, Musculus iliococcygeus und Musculus puborectalis besteht. Er bildet den Hauptteil des Beckenbodens und unterstützt die Beckenorgane.
  • Musculus coccygeus: Ein kleiner Muskel, der sich vom Sitzbeinstachel zum Kreuzbein und Steißbein erstreckt.
  • Musculus obturatorius internus und Musculus piriformis: Muskeln, die seitlich an der Beckenwand verlaufen und zur Stabilisierung des Hüftgelenks beitragen.

Bänder des Beckens

Verschiedene Bänder stabilisieren die Beckenknochen und verbinden sie miteinander. Zu den wichtigsten Bändern gehören:

  • Ligamenta sacroiliaca: Verbinden das Kreuzbein mit den Hüftknochen an den Iliosakralgelenken.
  • Ligamentum sacrotuberale und Ligamentum sacrospinale: Verbinden das Kreuzbein mit dem Sitzbeinhöcker bzw. dem Sitzbeinstachel.
  • Membrana obturatoria: Verschließt das Foramen obturatorium (eine große Öffnung im Hüftknochen).
  • Ligamentum pubicum superius und Ligamentum arcuatum pubis: Verstärken die Symphysis pubica.

Gefäße und Nerven des Beckens

Die Blutversorgung des Beckens erfolgt hauptsächlich durch die Arteria iliaca interna und ihre Äste. Die Arteria iliaca communis teilt sich am Iliosakralgelenk in die Arteria iliaca interna und die Arteria iliaca externa auf. Die Arteria iliaca externa versorgt das Bein, während die Arteria iliaca interna die Beckenorgane, den Beckenboden und die Gesäßregion versorgt. Das venöse Blut aus dem Becken wird über die Vena iliaca interna und die Vena iliaca communis in die Vena cava inferior abgeleitet.

Die Innervation des Beckens erfolgt durch Äste des Plexus sacralis und des Plexus hypogastricus inferior. Der Plexus sacralis entspringt aus den Spinalnerven L4-S4 und versorgt die unteren Extremitäten, den Beckenboden und die Genitalregion. Der Nervus pudendus, ein wichtiger Nerv des Beckenbodens, entspringt aus den Spinalnerven S2-S4 und versorgt die äußeren Genitalien, den Damm und den After.

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Pudendusneuralgie: Eine spezielle Betrachtung

Die Pudendusneuralgie ist eine chronische Schmerzerkrankung, die durch eine Schädigung oder Reizung des Nervus pudendus verursacht wird. Dieser Nerv versorgt den Dammbereich, die äußeren Genitalien und den After mit sensorischen und motorischen Fasern.

Ursachen und Risikofaktoren

Mehrere Faktoren können zu einer Pudendusneuralgie führen, darunter:

  • Einklemmung des Nervs: Der Nervus pudendus kann im Alcock-Kanal (Canalis pudendalis) eingeklemmt werden, einer engen Passage im Becken.
  • Trauma: Verletzungen des Beckens, wie z. B. Beckenfrakturen oder Stürze, können den Nerv schädigen.
  • Operationen: Operationen im Beckenbereich, insbesondere solche, bei denen der Nervus pudendus manipuliert wird, können zu einer Neuralgie führen.
  • Geburt: Eine schwierige oder verlängerte Geburt kann den Nervus pudendus schädigen.
  • Wiederholte Belastung: Aktivitäten, die den Dammbereich belasten, wie z. B. Radfahren oder langes Sitzen, können zu einer Reizung des Nervs führen.
  • Andere Erkrankungen: In seltenen Fällen kann die Pudendusneuralgie durch Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Herpes zoster oder Tumoren verursacht werden.

Symptome

Die Symptome der Pudendusneuralgie können vielfältig sein und variieren von Person zu Person. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Schmerzen: Die Schmerzen werden oft als brennend, stechend, einschießend oder drückend beschrieben. Sie können im Dammbereich, in den äußeren Genitalien, im After oder im Gesäß auftreten. Die Schmerzen können sich beim Sitzen verschlimmern und beim Stehen oder Liegen bessern.
  • Taubheitsgefühl und Kribbeln: Einige Patienten berichten über Taubheitsgefühl oder Kribbeln im Bereich des Nervus pudendus.
  • Erhöhte Empfindlichkeit: Der Bereich des Nervus pudendus kann sehr empfindlich auf Berührungen oder Druck sein.
  • Schmerzen beim Stuhlgang oder Wasserlassen: Einige Patienten haben Schmerzen beim Stuhlgang oder Wasserlassen.
  • Sexuelle Dysfunktion: Die Pudendusneuralgie kann zu sexueller Dysfunktion führen, wie z. B. Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder Erektionsstörungen.

Diagnose

Die Diagnose der Pudendusneuralgie kann schwierig sein, da die Symptome unspezifisch sind und andere Erkrankungen ähnliche Beschwerden verursachen können. Der Arzt wird in der Regel eine gründliche Anamnese erheben und eine körperliche Untersuchung durchführen. Zu den diagnostischen Maßnahmen können gehören:

  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt wird den Dammbereich abtasten, um festzustellen, ob Druck auf den Nervus pudendus Schmerzen auslöst.
  • Nervenblockade: Eine Pudendusnerv-Blockade, bei der ein Lokalanästhetikum in die Nähe des Nervus pudendus injiziert wird, kann helfen, die Diagnose zu bestätigen. Wenn die Blockade die Schmerzen lindert, ist dies ein starker Hinweis auf eine Pudendusneuralgie.
  • Elektrophysiologische Tests: Elektrophysiologische Tests, wie z. B. die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (NLG), können helfen, eine Schädigung des Nervus pudendus nachzuweisen.
  • Bildgebende Verfahren: Bildgebende Verfahren, wie z. B. die Magnetresonanztomographie (MRT), können eingesetzt werden, um andere Ursachen der Schmerzen auszuschließen, wie z. B. Tumoren oder Bandscheibenvorfälle.

Behandlung

Die Behandlung der Pudendusneuralgie zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität des Patienten zu verbessern. Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die je nach Ursache und Schweregrad der Symptome eingesetzt werden können:

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  • Konservative Behandlung:
    • Schmerzmittel: Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR), Antidepressiva und Antikonvulsiva können zur Schmerzlinderung eingesetzt werden.
    • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Beckenbodenmuskulatur zu entspannen und die Nervenfunktion zu verbessern.
    • Nervenblockaden: Wiederholte Nervenblockaden mit Lokalanästhetika und Kortikosteroiden können die Schmerzen lindern.
    • TENS (Transkutane Elektrische Nervenstimulation): TENS kann helfen, die Schmerzwahrnehmung zu reduzieren.
    • Beckenboden-Triggerpunkttherapie: Geräte wie der TMX® Beckenbodentrigger können helfen, Verspannungen im Beckenboden zu lösen.
  • Operative Behandlung: In einigen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um den Nervus pudendus zu dekomprimieren oder zu reparieren.

Prognose

Die Prognose der Pudendusneuralgie ist variabel und hängt von der Ursache und dem Schweregrad der Erkrankung ab. Bei frühzeitiger Diagnose und Behandlung können viele Patienten eine deutliche Besserung ihrer Symptome erfahren. In einigen Fällen kann die Pudendusneuralgie jedoch chronisch werden und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.

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